Buchla 200e talk

Nun kann man den musikalischen Dilletantismus und die Einfallslosigkeit des Besitzers dem Gerät nicht anlasten, in dem vorgestellen Beispiel erkenne ich aber nicht den so oft gerühmten klanglichen Unterschied zu anderen Gerätschaften, von der Begleitautomatik gar nicht erst zu sprechen. Da Buchla Systeme vom Erfinder und Konstrukteur bekanntlich eher für den musikalischen akademischen Bereich und nicht für die Verwendung in kommerziellen Musikproduktionen gedacht waren bzw. sind, fehlt mir immer noch ein überzeugendes Beispiel, das die theoretische und praktische Beschäftigung mit Buchla aus meiner Sicht rechtfertigt. Vielleicht hat jemand Tipps aus dem angesprochen Genre. Subotnick ist genau so banal wie Sala oder das Zeug aus dem BBC Radiophonic Workshop, also bitte nicht damit ankommen. Die Messlatte liegt durch die bekannten internationalen Studios für Elektronische Musik deutlich höher als 75 cm. Würde mich ja gerne für den Vertrieb bewerben, möchte mich aber bei möglichen Interessenten nicht blamieren.
 
Lauflicht schrieb:
...Ich überlege mir die ganze Zeit ein kleines Haken Continuum mit CVC zu holen um damit z.B. meinen M5N anzusteuern. Gerade das ziehen von Noten / Klängen wie bei Streichern und Blasinstrumenten finde ich reizvoll und da komme ich mit einer herkömmlichen Tastatur plus Wheels nicht mit klar. Gerade beim zitierten Lainhart ist das für mich ein wesentliches Merkmal seines Sounds. Eigentlich sogar wesentlicher als das Buchla-System an sich. Vielleicht sollte ich doch erst diesen Weg gehen...?!
Ich habe mir vor 3 Monaten ein kleines Continuum gekauft und für mich ist das mit Abstand das ausdrückstärkste Instrument. Es mach mir einen unglaublichen Spaß damit zu spielen. Mit der Version 5.x hat man zudem noch die Möglichkeit der Erstellung eigener Sound dazu bekommen. Seit dem ist der Controller-Aspekt bei mir etwas in den Hintergrund gerückt. Es mach mir einfach unendlich viel Freude mit der internen Soundengine zu spielen. Ein Ziel ist es meinen Buchla in Richtung 4-facher Polyphony zu entwickeln und ihn dann mit dem Continuum zu spielen. Damit lasse ich mir aber noch Zeit, da ich erstmal die verschiednen Module kennenlernen möchte, um später dann entscheiden zu können, was ich für den Buchla-Continuum-Setup wirklich brauche.
 
Beim Thema "Musik mit Buchla" darf meiner Meinung nach Alessandro Cortini nicht fehlen. Der Ex-Keyboarder von NIN macht bei seinem aktuellen Projekt SONOIO sehr viel mit Buchla 200/200e.
Die beiden Alben "Blue" und "Red" gehören seit langem zu meinen meinst gehörten Scheiben.
 
Lauflicht schrieb:
weinglas schrieb:
Das Skylab ist schon ganz gut zusammengesetzt. Allerdings glaube ich, dass jeder Nutzer eine etwas andere Konfiguration wählen würde. So würde ich einen 210e an Stelle des 285e nehmen, bzw. wenn Du kein MIDI brauchst, einen 210e und einen 206e anstatt des 225e.
....

In diesem Zusammenhang
Beide sind am besten laut, mit einem Glas Wein in der Hand (!) und mit Kopfhörer zu geniessen.

....

Danke für die Info. Deine Tracks gehen durchaus in die Richtung die mir vorschwebt. Schöne Soundscapes auf dem Kopfhörer! Ich würde es halt mit vorhandenem Equipment kombinieren wollen (also Techno-Mensch fällt es mir z.B. echt schwer ganz ohne Beat auszukommen ;-) ). In diesem Zusammenhang stellt sich wirklich die Frage, ob der "irrsinnig" kompliziert erscheinende 250e wesentlicher Bestandteil eines Skylab sein müsste oder nicht. Leider ist die Buchla Seite in ihren Beschreibungen echt zu sparsam. Man kann die Featuredichte wirklich z.T. nur erahnen. Eigentlich tun die sich damit keinen Gefallen. Wenn wirklich alle Möglichkeiten aufgelistet werden würden (so erscheint mir das zumindest), dann wäre ja die leidige Diskussion "Buchla ist zu teuer" doch schnell beendet. Deine Tipps zur Minimal-Ausstattung nehme ich daher dankend zu Kenntnis.

Wenn Du das Buchla sowieso mit externen Geräten nützen würdest, sollten halt ein 225e für Midi in und/oder ein Pendulum/Ratchet nicht fehlen. Mit einem Kilpatrik Pattern Generator K4816 (gibt es nur noch gebraucht) kriegst Du sogar Midi Clock Out!

Ansonsten akzeptiert z.B. mein 250e nicht direkt den Trigger Out meiner CR78! Über den Umweg des 281e oder des P/R funktioniert es aber!

Nebenbei bemerkt der 250e muss nicht kompliziert sein. Du kannst ihn wie jeden anderen Sequencer wunderbar einfach nutzen. Nur wenn Du all seine Features nutzen willst, wird es sehr schwer ;-)

Und freut mich, dass Dir meine Soundscapes mit kleinem Gepäck gefallen haben! :nihao:
 
nanotone schrieb:
Beim Thema "Musik mit Buchla" darf meiner Meinung nach Alessandro Cortini nicht fehlen. Der Ex-Keyboarder von NIN macht bei seinem aktuellen Projekt SONOIO sehr viel mit Buchla 200/200e.
Die beiden Alben "Blue" und "Red" gehören seit langem zu meinen meinst gehörten Scheiben.

Definiv :adore:
 
Lauflicht schrieb:
Extern mischen klingt für mich auch sinnvoll, gerade auch im Verbund mit anderen Instrumenten.
Der Vorteil der kleinen Buchla-Mischer (206e/207e) liegt in der Möglichkeit, die Panoramaposition von zweien der sechs Signale modulieren. Aber das lässt sich auch extern lösen. Schwieriger wird es einzig, wenn Du in Quad mischen möchtest, dann ist der 227e wohl wirklich die beste Wahl.

Klangforscher finde ich eine gute Bezeichnung.
Vorweg: Jetzt wird es drei Absätze lang off-topic, das Folgende ist ausschließlich mein Problem, Eintritt auf eigene Gefahr. In meinen Ohren klingen Begriffe wie "Klangforscher" immer etwas hochtrabend und anmaßend, so als würde sich ein Kaninchenzüchter als "Biologe" ausgeben, ein Modellbahner als "Lokomotivführer", oder Erich von Däniken als "Privatgelehrter". "Forschen" ist die Suche nach neuen Erkenntnissen, die Dokumentation der gewonnenen Erkenntnisse und deren Veröffentlichung. Vom "Forschen" abzugrenzen ist die zufällige Entdeckung und das Lernen. Und wenn ich mal kurz ganz anmaßend-unverschämt eine Behauptung aufstellen darf: Was wir hier betreiben, hat doch eher mit dem Entdecken und Erlernen unserer zahlreichen Instrumenten zu tun als mit "Forschung" im eigentlichen Sinne des Wortes. Anders gesagt: Nur weil man lernt, wie man freihändig Fahrrad fahren kann, betreibt man doch noch keine physikalische Grundlagenforschung.

Der Gebrauch solcher Worte legt bei mir immer den Vermutung nahe, als sei es irgendwie schlimm, peinlich oder auf andere Art anrüchig, dass man auch als Erwachsener als Hobby eben gern mit Synthesizern spielt und dafür nicht unbeträchtliche Summen seines Einkommens aufwendet – was man dann durch den Gebrauch solch eher hochtrabender Begriffe zu kaschieren sucht. Warum nur? Ist doch nichts dabei, macht doch einen Riesenspaß, mit den Dingern rumzumachen!

Aber wie gesagt: Das ist ausschließlich mein Problem. Wobei "Problem" nun auch schon wieder viel zu bedeutungsschwanger ist – besser vielleicht: dieser Begriff lässt mich etwas kopfkratzend zurück. Egal, mein Kopfhaut ist hier nicht das Thema, zurück zum eigentlichen.

Als Sequenzer-Mensch habe ich tatsächlich das Bedürfnis nach mehr Expressivität und Echtzeit-Zugriff. (…) Ich überlege mir die ganze Zeit ein kleines Haken Continuum mit CVC zu holen um damit z.B. meinen M5N anzusteuern.
Ich finde das Continuum aus eigener Erfahrung ungleich ausdrucksstärker als einen Serge TKB oder ein Buchla 222e/223e, aber es ist auch ungleich schwieriger zu spielen, was ich in letzter Zeit übrigens sträflich vernachlässigt habe. Es gab mal einen recht ausführlichen Thread zum Continuum, dessen Link ich aber gerade nicht parat habe. Hier nur das, was nicht in dem Thread steht: Seit dem letzte Software-Update, in dem das Continuum praktisch eine Art patch-matrix-basierten virtuell-analogen Synthesizer bekommen hat (siehe http://www.hakenaudio.com/Continuum/eaganmatrixoverv.html, habe ich den CVC nicht mehr benutzt.
 
serge schrieb:
...Begriffe wie "Klangforscher" immer etwas hochtrabend und anmaßend,.
Für die weniger ambitionierten könnte man "Hobby-Klangforscher" einführen.
Für diejenigen, die sich über das normale "Klangmaß" hinaus bewegen, könnte man Klangforscher belassen.
(Ich sehe schon wieder Fragen wie "was ist ein normales Klangmaß" usw.)
 
Elektrokamerad schrieb:
in dem vorgestellen Beispiel erkenne ich aber nicht den so oft gerühmten klanglichen Unterschied zu anderen Gerätschäften

Ich finde schon dass es da einen gewissen Wiedererkennungswert gibt.
Schönes Video.
 
Drehen wir uns allmählich nicht im Kreis? Wenn Du ein speicherbares, nicht rechnergestütztes Modulsystem haben möchtest, kommst Du um ein 200e nicht herum.
 
Alles was mit nicht klare musikalischen Mindestvorstellungencargumentiert wird ewig entgegnet bekommen, dass die noch keine Musik sei. Modwheelmood ist übrigens ein Popprojekt von Herrn Cortini, reicht vielleicht für das Thema aus.

Wie auch immer, die Systeme Buchla, Serge und Wiard sind technisch und klanglich anders konstruiert. jedoch das 200e mit Speichern versehen. Speicher könnten bei einer Performance helfen, die Enstellzeit zu reduzieren bzw. manche Komposition ohne mehrere Aufnahme-Durchgänge oder mit Zeitersparnis durchzuführen. In der Musik ist Timing immer schon wichtig gewesen, daher sehe ich das als beantwortet, wozu so ein Teil gut ist, ein G2 könnte theoretisch viel davon auch tun wäre anzumerken. Aber Strukturen und Konstruktion sind in jedem System etwas anders und haben entsprechend andere Lösungswege und sicher auch ihren eigenen Basischarakter.

Interessant ist auch die direkte Steuerung dieser Speicher, die anderen Systemen nicht möglich sind, außer man baut eine Menge Zeug an in Form von Sequencialspeicher™, Logikbausteine und Co können dann eben auch perfekt für das Patch als Musikstück aka alg. Komposition genutzt werden. Das wird auch nich' billig.
 
Bernie schrieb:
Jo, das klingt wirklich schon ganz prima. Aber muß man für solche, recht einfach gestrickten Klänge, wirklich 15.000 Dollares ausgeben?

Das hab ich mich beim Minimoog für 9500Dollar auch gefragt...
 
Der Talk hier ist ja wie ein Buchla Kanal ...

Mir gefällt auch hier das kurze ...

Deshalb hat mich auch einbisschen meine Neugierde zum Octopus getrieben.
Aufjedenfall die zwei zusammen, ich schmelze ... :cry:
 
pulsn schrieb:
Bernie schrieb:
Jo, das klingt wirklich schon ganz prima. Aber muß man für solche, recht einfach gestrickten Klänge, wirklich 15.000 Dollares ausgeben?

Das hab ich mich beim Minimoog für 9500Dollar auch gefragt...

Das kann man nicht vergleichen, denn diesen Minimoog wird niemand für dieses Geld kaufen. Er kostet jetzt auch "nur" noch 5000 Euro.
Ich überlege halt, evtl. andere Kisten zu verkaufen und diese dann zum Teil durch Buchla zu ersetzen.

Zum Bleistift habe ich hier einen EMS VCS3 von 1967 in ziemlich gutem Zustand, den ich kaum benutze, da ich ja noch einen AKS habe. Das Teil wird zur Zeit zu absolut idiotischen Preisen gehandelt, da denkt man schon einmal über eine Trennung nach. Oder ich spare noch etwas bis Sommer nächsten Jahres und hole mir dann ein System 10.
 
Bernie schrieb:
Ich überlege halt, evtl. andere Kisten zu verkaufen und diese dann zum Teil durch Buchla zu ersetzen.

Ich würde sagen, überleg lieber zwei Mal.
Ich kann mich noch sehr gut an Kollege serges Gesichtsausdruck erinnern, als er morgens in den Frühstücksraum bei Anni wankte und von den Resultaten der vortägigen Beschäftigung mit seinem neuen Buchla berichtete.
Ich weiß nicht wie DU in der Beziehung drauf bist, aber ICH hätte das Teil schon längst mit einem Hackebeil in viele kleine Stücke zerhauen.
 
Jörg schrieb:
Ich kann mich noch sehr gut an Kollege serges Gesichtsausdruck erinnern, als er morgens in den Frühstücksraum bei Anni wankte und von den Resultaten der vortägigen Beschäftigung mit seinem neuen Buchla berichtete.
Wie wahr, wie wahr… Ich hatte wirklich Alpträume in der vorhergehenden Nacht, in denen ein Skylab und verstopfte Toiletten die dominierenden Rollen spielten.
 
Haha! :mrgreen:
Meine Frustrationstoleranz wäre dafür viel zu gering.
Eben kam mir der Gedanke dass im Modularbereich die teuersten Sachen am unzuverlässigsten sind. Aber nein, das kann doch gar nicht sein. ;-)
 
Ein Kollege hier hatte die wahl vor einem Jahr entweder ein schönes neues Auto oder ein Buchla zu nehmen.
FirstPatch.jpg

src: http://soundcloud.com/deb76/buchlafirst
Hier das war sein erster Patch und heute geht er immer noch Happy zu Fuss ... :mrgreen:
 
Es ist wirklich interessant welche Diskussion mein Systemwechsel ausgelöst hat. :selfhammer:

Als ich vor ca. einem Jahr von meinem Eurosystem auf den Serge umgestiegen bin, war das beiweitem nicht der Fall.
Obwohl am Ende der Serge ca. 30% teuerer war als mein aktuelles Buchla System. Buchla polarisiert wohl halt mehr.
 
nanotone schrieb:
Obwohl am Ende der Serge ca. 30% teuerer war als mein aktuelles Buchla System. Buchla polarisiert wohl halt mehr.

und polarisation ist gar nicht so verkehrt.
nichts treibt kreativität so an, wie gefühle! und ich habe selten so starke und plötzliche gefühlsänderungen erlebt, wie bei den buchla usern auf dem happy knobbing. wenn man im duden unter "hassliebe" nachschaut, findet man sicherlich einen verweis auf buchla.
 
haesslich schrieb:
...ich habe selten so starke und plötzliche gefühlsänderungen erlebt, wie bei den buchla usern auf dem happy knobbing. wenn man im duden unter "hassliebe" nachschaut, findet man sicherlich einen verweis auf buchla.
Das kann ich nach 14 Tagen Buchla schon 100% bestätigen. :twisted:
 


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