Hab mir die Fantasie-Single mal vollständig und mehrfach durchgehört. Im sprichwörtlichen Sinne: Fantastisch!
Ein melodisch positiver Grundklang wird in all seinen Facetten des Genres Trance abgebildet, die so damals typisch waren. Es gab ambiente Klänge (Intro/Outro), es gab klassich trancig-tanzbare Stücke (Celestial Harmonies) es gab welche die in die Dance-Richtung gingen (Airplay), natürlich gibt's ne Acid-Variante (Remix II) und was detroitiges (Talking Drums) ebenfalls mit viel Acid.
Es fällt mir wirklich schwer hier einen Favoriten auszumachen. Jeder Track ist individuell und hat seinen ganz eigenen Charme und Charakter. Vor allem das Outro hat es mir angetan mit dem tollen Klavierspiel. Tja - Trance in Perfektion würd' ich mal sagen. 5-Sterne-Deluxe mit Sahnehäubchen wie man es nur selten findet.
Das Cover geht aber mal garnicht! Delfine und so!
Selbstzitat ist zwar immer irgendwie blöde, aber es geht nicht anders.
Ich komme vom Stück Fantasia nicht mehr los.
Sowas hab ich in meiner ganzen Musik-Konsumenten-Ära, die nun schon über 40 Jahre geht, noch nie erlebt!
Normalerweise ist es so, dass IRGENDWANN JEDER Track seinen Glanz verliert. Oft steht es im Zusammenhang wie oft man den Track hört. Drum hab ich es mir zur Angewohnheit gemacht, die wirklich guten Tracks eher selten zu hören. Einfach um dem Abnutzungseffekt entgegenzuwirken. Bei dem Stück komme ich damit aber nicht mehr weiter. Es schafft mich geradezu, auch in der über 7-8 Varianten sich mir darbietenden Vielfalt ein und des selben Stücks.
Bin einfach ratlos, da sich mir hier eine Situation eingestellt hat, die ich so noch nicht kannte und mit der ich nicht so recht weiß umzugehen. Es ist wie eine harte Droge (so stell ich's mir vor). Es ist vor allem das Pianospiel, die Tonlage, der Hintergrund. Wär's in Moll geschrieben, wär es nicht ansatzweise so federleicht und unbeschwert wie hier.
Hattet ihr schonmal das Erlebnis, an etwas quasi Perfektes zu geraten, das euch erstens: nicht mehr loslässt, zweitens: nicht nachlässt und drittens, das Verlangen sogar noch steigert über die Zeit und ein Abnutzungseffekt quasi umgekehrt wird?
Was mache ich nun mit dieser wahrhaften Liebe zur Musik? Was fange ich damit an?
Kuhlman, hat das nur auf der konzepzionellen Ebene gemacht, aber Blüchel hat es auf der produktiven Ebene gemacht! Das ist ein himmelweiter Unterschied. Die Meisten könnten sicher auf irgendeine Art und Weise Kuhlmann beerben, bei Blüchel hingegen seh' ich hingegen keinen vergleichbaren Horizont, selbst bei den besten Profi's nicht. War das wirklich eine einzigartige und auch einmalige Nummer mit dieser Symbiose aus Trance, Techno, Ambient, Klassik und Experimental in den tiefsten 90ern, die mich Gehirn-Rezeptormäßig dermaßen triggert, dass strukturiertes/logisches Denken nicht mehr möglich ist?!
So richtig abfinden will und kann ich mich damit nicht, auch weil ich eben zu der Erkenntnis kam, dass Blüchel bei mir 30 Jahre zu spät an die Tür geklopft hat - musikalisch. Ist das nicht vielleicht auch als ein imaginären Auftrag zu deuten [Abriss: beim Durchhören der Scheibe erkenne ich stilistische Mittel, die ich einst selbst (ohne konkreten Vorbildbezug - nur aus dem Gedanken der Kreativität heraus gewachsen!) in meinen Stücken 'probiert' hab]?
Oder wird am Ende doch ein Abnutzungseffekt eintreten (bedenke, ich kenn das Stück noch nicht soooo lange - ~ 3/4 Jahr)?
Bisher gabs kein Track, der so lange bei mir durchgehalten hat.
Eine Kritik muss ich aber anbringen: Die Single ist in einzelne Tracks strukturiert. Eine Variante (B-Side) in einer Art, in der die Stücke ineinander verwoben sind, wäre der absolute Superkick. Dann hätte man quasi ein durchgehendes Stück, wie wir es aus der traditionellen Klassik kennen. Ein Stück, was mehrere unterschiedliche aber gleichartig oder im Kontra dazu stehend gelagerte Phasen hat, die aber alle miteinander verbunden sind. Hier fällt mir sofort die Overtüre zum Elverhøj von Friedrich Kuhlau ein, was sicher nur ein Beispiel unter Hunderten ist.
PS: die Interpretation hier, hat natürlich viiiieeeel zu wenig Biss, aber trotzdem ein wahnsinnig tolles verzückendes Stück was Kuhlau da geschrieben hat.
Solchen Konzepzionen in Fom elektronsicher Musik hab ich schon vor 20 Jahren micht versucht anzunähern, was gescheitert ist, da es eben Nichts dergleichen am Markt gab, außer Pink Elln und Atom Heart. Dahinter stecken Tobias Freund und Uwe Schmidt, der auch auf Kuhlmann's Label Fax veröffentlicht hat - hier im Fall aber auf RSN. Letzterer übrigens aus Frankfurt - wo ich heute erst wieder auf Wohnungssuche war.