Eindrücke von der Musikmesse 2016
Hallo zusammen,
in Kürze ein Paar Eindrücke, die natürlich subjektiv sind (was auch sonst):
1. Das neue Konzept
Hat mich und meinen gitarrespielenden Kumpel nicht wirklich überzeugt. Alles "meets" alles,
d.h. jeder Instrumentengruppe wird völlig klischeemäßig eine Musikrichtung zugeordnet.
Dass E-Gitarren und- Bässe mit Rock assoziiert werden, mag ja noch angehen. Aber die Bläser
landen automatisch bei "Jazz" und die Tasteninstrumente, auch Synthesizer, ganz selbstverständlich
bei "Classic". So ein Käse.
Vor allem hatte das zur Folge, dass viele Synth-Hersteller (aber eben nicht alle!) sich lieber einen
Stock höher in der Abteilung Studio/Recording etc angesiedelt haben. Totales Chaos.
Auch waren wichtige Hersteller entweder gar nicht (wie DSI) oder nur in der Business-to-Business
Halle zu finden (wie Waldorf). Das macht folglich DREI Möglichkeiten pro Hersteller.
2. Einzelne Messestände und Synths:
- Clavia (angespielt: Nord Lead 4): Es kann an allem Möglichen gelegen haben, dem lauten Umgebungslärm,
dem vielleicht zu schlechten Kopfhörer oder auch der Auswahl der getesteten Presets. Jedenfalls wurde ich klanglich sprichwörtlich nicht "warm" mit der Kiste. Es klang mir durchweg zu kühl und auch irgendwie zu clean.
- Roland (angespielt: System 1m): Da kam erstmals richtig Freude auf. Nebendran machte jemand Beats aus einer Drummachine, und dazu liefen mir die Bassfiguren, handgespielten Arpeggios und pitchbend-verbogenenen Schnipsel nur so raus. Das klang richtig warm, voll und teils schön schmutzig.
-Yamaha (angespielt: Montage und Reface DX): Ein Muss für FM-Fans, logisch. Beide haben mich- jeder auf seine Weise- voll überzeugt. Beim Montage hab ich zielstrebig nur die FM-Sektion ausgewählt und vielleicht 20-30 Presets angespielt.
Gegenüber meinem DX7s waren die Klänge ebenso dynamisch spielbar, aber durch die 8 Operatoren noch deutlich ausgefeilter. Eine ordentliche Auswahl an FM-Standards, aber auch Synthesizersounds, die wirklich frisch und bei Bedarf angenehm warm klingen. Plötzlich kamen mir all die VAs nur noch langweilig vor. Die Bedienung wirkte logisch und die Anfass-Qualität war auch in Ordnung.
Und der Reface DX: Saucool. Natürlich sind die Klänge wegen der 4 OPs weniger komplex, aber der Sound ist hervorragend. Dynamik-Explosionen wie beim DX7 - kein Problem. Wirklich klasse ist, dass es eine Feedbackschleife für jeden einzelnen Operator gibt und das Feedback sogar negative Polarität haben kann (!). Das, sagte der Yamaha-Mann, gibts nicht mal beim Montage.
- KeyB: Wie letztes Jahr - ein sehr kleiner Stand mit zwei Orgeln, herrlich authentische und erdig-warme Hammondsounds sowie ein Vorführer, der auch wirklich mit den Dingern umgehen kann
.
So, vermutlich fehlt wichtiges, aber jetzt bin ich müde. Clavia sollten jedenfalls lieber in eine ruhigere Ecke umziehen und sich vernünftige Kopfhörer leisten. Falls es das denn gewesen ist...