Es ist Anfang 1983 und der Keyboarder hat die Wahl: ein analoger Synth, vielleicht 6-stimmig und mit ein paar Speicherplätzen wie der Memorymoog für 10.000,- DM? Oder doch ein Yamaha CP70 mit 140 kg für 15.000,- DM, weil man doch lieber Klavier spielt? Oder ein Mellotron, 12.000,- DM mit 24 Sounds? Geht aber auch schnell kaputt, das Ding. Jetzt noch ein Fender Rhodes, eine E-Orgel und ein Solina String Ensemble, dann sind die Brot-und-Butter-Sounds wenigstens schon mal da. Kommunizieren können die Instrumente untereinander natürlich nicht, da wird gespielt, was auf den Tisch kommt bzw. vor wessen Tastatur man gerade steht. Von Ferne läuten zwar schon ein paar andere Glocken, nämlich die digitalen Sampler, aber die stehen noch bei 100.000,- DM, wer soll denn das bezahlen? Und der Computer: Na ja, der kann piepsen, mehr nicht. Die erste große Soundblaster-Karte kam erst 1989 heraus.
Auftritt Yamaha DX7. 16-stimmig, Orgelsounds, zuckersüße E-Piano- und Streichersounds, Glocken, Trompeten, schneidende Leads, fette Bässe, ätherische Flächen, Hüllkurven über 10 Minuten, Klänge, die sich ständig verändern und die sogar Mini-Sequenzen spielen können. Dazu das ganz neue MIDI, 32 Speicherplätze, weitere 32 Sounds zu kaufen oder zum selbst programmieren, einfach einsteckbar in Form einer Cartridge. Vier (!) Pedalanschlüsse, ein LC-Display, eine gute Tastatur mit Anschlagdynamik, Aftertouch und sogar ein Blaswandler. Wow, ein Traum wird wahr. Das Ding kann ja alles! Was soll das bloß kosten?
- "4000,- DM."
- "Wie bitte?"
- "Für viertausend Mark bekommst Du das alles."
- "Ja, äh, gut. Dann nehme ich mal einen. Oder zwei."