Welche Bücher lest ihr gerade...

In Sachen Politik bin ich (hoffentlich) halbwegs entspannt.
Falls Du meinen Beitrag meinst: Nochmal sorry. Ich verfolge gerade den respektlosen Wahlkampf der Republikaner in den USA und habe wohl etwas hochtourig auf das Buch von “Shady” Vance reagiert. Aber ich denke auch, meine Hintergrundinfo zu dem Buch ist noch im erträglichen Rahmen. Der Lach-Smiley galt dem seltsamen Statement von JD Vance und nicht der Buchvorstellung.
@AndreasKrebs hat vorbildlich entspannt auf mein Pamphlet geantwortet und es war erledigt. Daher: Alles gut, oder?

Ja, in den USA geht es gerade heiß her, auch die Berichterstattung bei uns ist ja durchaus "emotional". Für mich ist alles fein, jeder darf irgendeinen Politiker blöd oder toll finden, Hauptsache, wir können miteinander reden. Ich finde tatsächlich für mich sehr spannende Erkenntnisse in dem Buch, wie eine bestimmte Gruppe von Amerikanern tickt, die ich vorher überhaupt nicht wahrgenommen hatte.

LOL, Andreas hat selbst einen Lachsmiley gesetzt, auf meine Verlinkung zweier weiterer Rezensionen. Scharf war in keinem Statement irgendwas, man wird ja wohl über die Sache, nämlich den Buchautor und das, was er sagt und schreibt, reden dürfen. Genau genommen könnte man sagen, dass *Du* den Boden einer gepflegten Diskussion verlassen hast, indem Du einfach mal so mit mit Lachsmileys*, Schärfe die persönliche Ebene anheizt. :sowhat:

BTW, ich habe inzwischen das Buch gelesen, jetzt weiß ich mehr.

* Die Smileys, die Lumm im Text gesetzt hat, sind übrigens klassische entschärfende Zwinker-etc.-Smileys...

Ja, hüstel, ich hab tatsächlich einen Lachsmiley gesetzt. Weil? Ja, weil ich die taz sehr oft recht polemisch und politisch einseitig finde, aber in diesem Fall fand ich es tatsächlich ziemlich lustig, dass der Autor zuerst einigermaßen wohlwollend über das Buch geschrieben hatte und dann, nachdem der Autor plötzlich Kandidat für die Vizepräsidentschaft unter Trump war, einen (wie ich finde) bösen Verriss nachgereicht hatte. Das finde ich lustig, macht mich aber noch nicht zu einem Trump-Fan oder sowas. Trump als Person finde ich nach wie vor ähm, *etwas* problematisch, muss ihm aber zähneknirschend zugestehen, dass er politisch die eine oder andere richtige Entscheidung getroffen hatte (z.B. die von der Hamas unterwanderte UNRWA nicht mehr zu finanzieren oder keine weiteren neuen Kriege der USA anzuzetteln). Für mich ein unsympathisches Großmaul, dass aber dann doch die eine oder andere vernünftige Entscheidung trifft.

So, zurück zu den Büchern!
Ich versuche seit einiger Zeit in "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" von Karl Popper einzudringen, das zweibändige Werk ist aber ein echtes Trumm (nicht nur von der Seitenzahl) und wird noch etwas Geduld meinerseits erfordern...
:peace:
Andreas
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: Cee
Leichtes OT: "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" ist ein Buch, das zu lesen auf alle Fälle lohnt.

Als bekennender Popper-Fan (allerdings eher die Wissenschaftstheorie) glaube ich aber, dass er sich in einem Punkt gewaltig verrannt hat:
Popper drischt ja ordentlich auf Platon, Hegel und Marx ein. Wer die "Politeia" Platons gelesen hat, und bei Hegel (von dem ich komplett unbegeistert bin) und Marx ("Das Kapital" ist in seinen deskriptiven Teilen ein herausragendes Beispiel messerscharfer Analyse (Mehrwertmodell), aber die daraus gezogenen Konsequenzen sind befragbar) rumstöbert, kann Poppers Standpunkt durchaus mitgehen.
Inwieweit Historizismus aber den Nährboden für Bestrebungen gegen offene Gesellschaften legt, halte ich für sehr zweifelhaft. Ich glaube, dass Popper den Philosophen hier mehr Macht zubilligt, als sie wirklich haben. Auf Deutsch: das Gefasel von Platon und Hegel interessiert doch niemanden wirklich, der an die Macht will oder an ihr bleiben will. Ein paar plakative, i.d.R. aus dem Zusammenhang gerissene Zitate vielleicht, aber das wars dann auch. Marx ist hier tatsächlich eine andere Baustelle, im Kern gilt meine Kritik an Popper aber auch hier.

Für mich ist "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" immer noch ein Buch, dessen (manchmal wirklich anstrengende) Lektüre lohnt. "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" war für mich im Studium der Anstoß, mich mit politischer Philosophie zu befassen. Dass ich dabei zu der Auffassung gekommen bin, dass sich Philosophen besser nicht in das Politische einmischen sollten, steht auf einem anderen Blatt :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Man muss doch in die Köpfe sehen...
Krah fand ich in dem Interview mit Jung sehr breit gebildet und eloquent, gegen den würde ich persönlich keine Diskussion gewinnen (auch wenn es aus meiner Sicht mit ihm sehr viel zu diskutieren gäbe). Und dann haut er wieder so total schräge Klöpse mit "rechten Männern" und deren Wirkung auf Frauen oder gar zur SS raus, wo ich denke, hat den niemand mal so ganz grundsätzlich beraten oder so?
Mohammed als Person ist sicher auch ein Thema unserer Zeit. Ich fürchte, die Revolution im Iran hat damals abrupt das Endes einer langsamen Modernisierungs- und Säkularisierungsphase des Islams in sehr vielen Ländern eingeläutet und jetzt ist man dort wieder mit allen Konsequenzen ins 7. Jahrhundert zurückgekehrt. Stark simplifiziert ausgedrückt. Ich hoffe, dass es irgendwann wieder einen Weg zurück zur Säkularisierung gibt.

Gibt es schon erste Eindrücke?

Andreas
 
Gibt es schon erste Eindrücke?

Andreas

Gedanken beim lesen...

Ich bin Münchner und wohne seit über zehn Jahren in Niederbayern. Krahs Manifest ist hier Common sense.

Die Menschen sind gut, freundlich, wohlhabend, hilfsbereit. (Ich spüre den Juli Zeh Effekt. ) CSU-Land. BMW-Land. Noch.
Sehr heimatverbunden alle, die Jungen in der Landjugend, später in der Freiwilligen Feuerwehr, im Schützenverein, Waldbesitzer, Hausbesitzer, 2 Kinder, 2 Autos, große Garage. Am Sonntag in die Kirche. Es wird stolz Dialekt gesprochen, wer Dialekt spricht, ist im Vorteil. Man ist nicht unzufrieden, will, das es so bleibt. So auch Krah. Bin auch nicht unzufrieden hier. Bin ich, alter SPD- und Linke-Wähler, rechts?

München ist bunt. Ich bin gerne da, in meiner Stadt. Eine Stadt der Zugezogenen jetzt. Leben auf Abruf. Heimat ist der Laptop, der dauert: wenn der Job verloren geht oder die Wohnung zu teuer wird. Heimat? Man ist Engländer, wenn Adele kommt, bei Taylor Swift Amerikaner und zur WM deutsch. Bayerisch spricht kaum jemand mehr. Nur die Oberen very rich und die Unteren very poor. Der staatstragende Mittelstand spricht Hochdeutsch, am liebsten aber Englisch. Finde ich schade. Bin ich rechts?
Dennoch: alles dreht sich, alles bewegt sich. Dromologie. Auch schön.
Den Niederbayern geht das zu schnell; kein Wunder, dass sie froh sind, wenn sie aus München weg nach Hause kommen. In die Krah-Welt. Sind sie rechts?

Relevante Unterschiede, die politisches Handeln formen und Wahlverhalten: Stadt und Land. Ost und West. Berlin und der Rest.

Einzig das ganz Großflächige wird in Stadt und Land, in Ost und West, nicht wahrgenommen: die Veränderung der Welt in Richtung Multipolarität. Krah hat das im Blick und will seine Politik darauf einstellen. Ist das vor-sichtig? Ist das rechts?
 
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Weil Philosophen dazu neigen, ihre Vorstellung von der Realität (wie sie nach deren Meinung jeweils sein muss) der Realität überzustülpen. Alles, was nicht in das eigene Weltbild passt, wird ausgeblendet oder wegargumentiert. Ich verweise nochmals auf Platon :).
Leider ist genau das ja auch ein Kern der Politik: Realität muss zum jeweiligen Parteiprogramm passen. Wenn nicht -> igno.

Ist jetzt natürlich arg karikiert. Ich glaube aber, dass diese Attitüde im Bereich des Normativen nicht sinnvoll ist.

Und Dank für Deine Ausführungen zu Krah. Ohne das Buch gelesen zu haben: Beschreibst Du nicht ein postmodern-zerrissenes Leben in zwei Welten? Ich habe mich wiedererkannt: Arbeit in der vielfältigen Stadt, und das bunte Angebot gern mitnehmen, aber "zuhause" ist dann doch eher aufm Dorf, wo alles seinen "geregelten Gang" geht? In der Stadt geht die Buntheit/das hektische Getriebe einem dann doch irgendwann auf den Zwirn, und man träumt sich auf den Bierkeller mit einem Liptauer/Obatzten/G'rupften und frischem Brot mit Leuten, die man seit mindestens 100 Jahren kennt.
Sitzt man dann zuhause, und der fetteste Punk des Jahres ist das Stiftungsfest der freiwilligen Feuerwehr ... sehnt man sich doch wieder nach der "großen Stadt"?
 
Ich glaube, jeder Philosoph der was zu sagen hat, mischt sich politisch ein. Ich finde das richtig. Will sagen, er muß es sogar, weil dann sein System zeigen kann, was es praktisch leistet. Ansonsten wäre es ja nur Spiel. Das gilt übrigens nicht nur für Philosophen.

Und zum Krah-Text. Ich mag beide Lebensweisen. Ich fühle mich auch nicht zerrissen. Muß ja nicht so leben. Soviel Freiheit habe ich.
Und plane deshalb mittelfristig wieder in die Stadt zu ziehen. Und dort zu bleiben. Denn da bin ich aufgewachsen, spreche die native language und fühle so etwas wie Heimat.
 
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Sitzt man dann zuhause, und der fetteste Punk des Jahres ist das Stiftungsfest der freiwilligen Feuerwehr ... sehnt man sich doch wieder nach der "großen Stadt"?
OT, aber ist das nicht eine Generationenfrage? Je jünger man ist, desto reizvoller ist der Trubel der großen Stadt und je älter du wirst, desto weniger kann man dem abgewinnen und umso attraktiver wird die Ruhe und Geborgenheit auf dem Land? Geht sicher nicht allen so, aber sicher vielen.
 
... mal abgesehen davon, dass diese 'Land-Idylle' eh nur eine Projektion und Überzeichnung ist. Tote Hose, soziale Kontrolle, jahrzehntealte Feindschaften, Spießigkeit triffts eher...
Nur dass man damit (qua Sozialisation) umgehen kann, machts auch nicht besser.
 
Tote Hose, soziale Kontrolle, jahrzehntealte Feindschaften, Spießigkeit triffts eher...
ich vermute, beides kann eine Überzeichnung sein. Ich bin z.B. in der Stadt aufgewachsen und später aufs Land gezogen. Hier merke ich nichts von Kontrolle, Feindschaften oder Spießigkeit. Über die Hälfte der Bewohner sind im Übrigen junge Familien mit Kindern. Ist allerdings auch nicht Bayern ... ;-)
 
Ja, da hast Du einen Punkt. Meine Kleene muss derzeit wg. altem Vater wieder häufiger in die Dorfheimat. Die beste Hilfe bekommt sie von von einer vor ca. 10J. zugezogenen Nachbarfamilie. Die Alteingesessenen sitzen hinter ihren Gardinen, kucken, ratschen. Und abends führen sie ihre Hunde zum Kacken auf fremdes Land...
 
Die Alteingesessenen sitzen hinter ihren Gardinen, kucken, ratschen. Und abends führen sie ihre Hunde zum Kacken auf fremdes Land...
sowas kenne ich nur als Filmen (und da eher Kleinstadt, wo die Fenster nahe an der Straße sind). Und hier werden Hinterlassenschaften immer brav weggeräumt (dabei könnte man bei mir prima aufs Grundstück kacken, ich hab nicht mal einen Gartenzaun. :mrgreen: )
 
Ein Tipp von @fanwander, den zu beherzigen mir den Urlaub versüßt hat: "Das Wetter vor 15 Jahren" von Wolf Haas.

Die Kurzbeschreibung des Verlags verschweigt geflissentlich, was den eigentlichen Spaß der Lektüre ausmacht:
"Seit fünfzehn Jahren studiert Vittorio Kowalski wie besessen das Wetter in einem fernen Alpendorf. Er kennt die Hoch- und Tiefwetterlagen eines jeden Datums auswendig, ist mit den täglichen Luftdruckschwankungen, Niederschlagsmengen und Sonnenscheindauern per Du. Eines Tages wird er mit diesem verrückten Spezialwissen sogar Wettkönig bei Wetten, dass ..?. Niemand kann sich diese Leidenschaft erklären. Nur in dem achthundert Kilometer entfernten Urlaubsort seiner Kindheit sitzt eine junge Frau vor dem Fernseher, die den schüchternen Wettkandidaten nach fünfzehn Jahren wiedererkennt. Anni war die Tochter der Zimmervermieter, Vittorio der Sohn der deutschen Urlaubsgäste. Die beiden Kinder verbrachten jeden Sommer gemeinsam - bis sie in ein Jahrhundert-Unwetter gerieten, das sie für immer trennte."

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danke für den tipp. ich mag seinen humor und kann die krimis "Der Knochenmann" und "Das ewige Leben" empfehlen.
beide übrigens auch mit Josef Hader als "Brenner" verfilmt.
 
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So, die Biographie über den wohl merkwürdigsten und allen Schubladen trotzig widerstehenden Deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Schon beim Aufblättern des Buches: Oh. Oh je. Jessas ist das auf DÜNNEM Papier gedruckt. "Biblisch", sozusagen (und das für den erklärten Atheisten Schmidt!). Das sind fast 1.000 Seiten! Die opulente Bildbiograhie (Suhrkamp) hatte etwa 450 Seiten, aber halt auch jede Menge Fotographien, danke dafür. Hier haben wir überwiegend Text, was für eine monumentale Arbeit steckt da dahinter. In dem Ding werde ich monatelang stecken, aber - das weiß ich schon jetzt - es wird sich lohnen. Schmidt war der vielleicht kreativste Deutsche Autor des 20. Jahrhunderts, trotz des ganz fürchterlich verquasten "Zettels Traum" (der trotzdem lesenswert ist, wenn auch unter Schmerzen), politisch nicht "einzuordnen" (schön!), immer irgendwie auf Krawall gebürstet, mit großem Herz und so "eigen" wie kaum ein anderer seiner Generation.

"Ich verlange, gesetzgeberisch festzulegen, daß spätestens 50 Jahre nach dem Tod eines Schriftstellers seine Biographie nicht nur erscheinen darf, sondern muß!" (Arno Schmidt)

Na dann!

Andreas


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Hab am Sonntag auf dem Flohmarkt "White Line Fever", die Autobiographie von Lemmy Kilmister, gekauft.
Da mach ich mich dran, sobald (und das ist bald!) ich mit Peter Grandls "Turmgold" durch bin.
Freu mich drauf.
Und dann wieder Karl May...

Schöne Grüße
Bert
 
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Ein ganz interessanter und bemüht neutraler Blick auf die Rechtspraxis dieser Zeit. Mit der Rekonstruktion von Fällen und einem Schuss Gruselfaktor.
 
Auszug aus der aktuellen Ausgabe..

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die Leute im exmusikpress-forum nörgeln allerdings ziemlich rum, dass das Thema sehr oberflächlich angegangen worden sei.

Habe mir die Ausgabe gekauft und kann nur von abraten. Der ME war und ist einfach mäßiger Musikjournalismus und seine Bestenlisten in jeder Ausgabe nerven. Andererseits hat er alle anderen Magazine überlebt. Also gibt es genügend Leute, die das mögen. Highlight ist das Interview mit der Antilopen Gang und die Erkenntnis, dass LL Cool J ein neues Album rausbringt.
 


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