Scaramouchè schrieb:
Das kann ich verstehen! Aber die Unmittelbarkeit des "Studios f. E. M." wäre heute doch auch anders möglich/denkbar. Nur gibt es keine Geldgeber mehr, die so etwas finanzieren. Ist die Sinnlichkeit des Studios nicht auch mit der heutigen Technik möglich/umsetzbar? Also eine Art "sinnliches" Studio, wo man die Rechner oder was auch immer nicht sieht, aber einen direkten Zugang zum arbeiten mir ihnen hat.
Zu meinen Bemühungen in der Richtung - der wichtige Satz in diesem Zusammenhang ist unterstrichen.
Quelle: Gästebuch meiner Homepage.
Stephan Schmitt
Das Synthesizerstudio Bonn war mit seinen genialen, schrägen Anzeigen und seinem Angebot von damaligen Traum-Instrumenten eine absolute Institution für alle, die mit Synthesizern zu tun hatten. Ich habe es (leider nur) zweimal besucht, aber mit bleibenden Erinnerungen:
Das 1. Mal:
Vor ca. 18 Jahren - ich war Student der Elektrotechnik in Braunschweig, der seine geringen Ersparnisse bereits in Synthesizern u. ä. angelegt hatte, d. h. ohne jede Kaufkraft - entschied ich mich bei einem Aufenthalt in Köln, endlich einmal das legendäre Synthesizerstudio Bonn aufzusuchen, wo wahrscheinlich die Geräte standen, die man in Braunschweig nie zu sehen oder hören bekam.
Ich nahm einen Zug nach Bonn und war ziemlich irritiert, an der Adresse so etwas wie ein Einfamilienhaus zu finden, wo man klingeln musste und dann nach oben ins Studio geführt wurde. Dieser persönliche Empfang war mir nicht gerade angenehm, da ich ja nichts kaufen konnte und nur einmal (quasi anonym) ein paar Synths von nahem sehen oder, besser noch, ausprobieren wollte.
Ich wurde gefragt, was man mir vorführen könne und damit wurde es mir natürlich noch peinlicher. Ich glaube, ich fragte nach dem damals im untersten Preissegment angesiedelten Matrix 6 oder Matrix 1000, und verabschiedete mich dann recht bald, ärgerlich darüber, dass ich so wenig Talent zum Hochstapeln habe.
Das 2. Mal:
1996 gründete ich zusammen mit Volker Hinz in Berlin die Firma Native Instruments und wir stellten eine frühe Version unseres modularen Software-Synthesizers Generator (der Vorläufer des heutigen Reaktor) der Öffentlichkeit vor. Zu unserem grossen Glück fanden wir bei Jan-Hinnerk Helms, Uwe G. Hoenig und Wieland Samolak, die damals für die Musik-Fachpresse schrieben, eine intensive Resonanz. In dieser Zeit kam Wieland mit Gerhard Behles, ehemals auch beim SSB und inzwischen einer der Gründer von Ableton, bei uns vorbei. Daraus entstand eine intensive Zusammenarbeit mit Gerhard.
Und Wieland war bald jede Woche am Telefon, mit vielen Fragen und Anregungen. Man kann sagen, er kümmerte sich sehr fürsorglich um das Produkt und die Leute dahinter. Und schliesslich wurde Wieland auch unser erster zahlender Kunde (und damit finanzieller Förderer).
Da es Generator anfangs nur für Windows gab, er aber Mac-User war, liess er sich von uns einen PC konfigurieren. Ich mietete ein Auto, um ihm das fertige System zu bringen. Treffpunkt war das Synthesizerstudio Bonn. Dort gab ich Wieland eine Einweisung und Dirk Matten und Stefan Lindlahr eine Vorführung.
Ich war gespannt, wie der berühmte Herr Matten auf unser Produkt reagiert. Ich muss sagen, ich wurde nicht ganz schlau aus ihm. Jedenfalls schien er keine Lust zu haben, es zu verkaufen. Wir hatten eine lebhafte Diskussion darüber, ob Software-Synthesizern die Zukunft gehört, wie sie aussehen müssten und welchen Preis man verlangen könnte oder sollte.
Am Abend waren wir noch einem Bonner Lokal, wo Dirk aus seiner langjährigen Erfahrung weitere provozierende Thesen und Vorschläge zu Generator entwickelte. An dieses Gespräch habe ich mich später noch oft erinnert.
Wir haben dann lange nicht voneinander gehört, aber in letzter Zeit sind wir wieder in Kontakt, und bleiben es hoffentlich.