OP-Z für Späteinsteiger
Wie das halt so ist bei Geräten, die man nur vom Hörensagen kennt, hab ich beim OP-Z in allen möglichen Foren meistens nur irgendwelche Nachteile aufgeschnappt, allen voran Verarbeitungs- und Hardwareprobleme. Hochgradig inspiriert vom OP-XY, aber (zumindest noch) nicht willens, so viel Kohle für eine Groovebox auszugeben, ist auf einmal der OP-Z nach jahrelanger Ignoranz in meinen Fokus gerückt. Und wie das GAS so spielt, hab ich mir vor einer Woche einen zugelegt. Mit eher gedämpften Erwartungen, um es mal moderat auszudrücken.
Verarbeitung
Ja, er ist krumm. Aber nur, wenn man es weiß und das Lineal dranhält. Mit bloßen Auge fällt da nix auf, jedenfalls nicht bei meinem Exemplar. Er ist überraschend schwer für seine Größe und wackelt auf dem Tisch keinen Millimeter. Er fühlt sich in echt deutlich wertiger an als er auf den Fotos aussieht. Selbst dieses komische grau melierte Gehäuse sieht im wirklichen Leben gut aus, auch und gerade in Kombination mit den kleinen und sehr hellen RGB-LEDs. Auch die flachen Encoder sind klasse. Zum ersten Mal im Leben macht Kurbeln Spaß. Hätte ich so nicht gedacht.
Ja, seine Taster prellen. Oder besser gesagt: prellten. Direkt nach dem Auspacken hatte ich jede Menge Doppeltrigger. Nach 10 Minuten herumspielen, wurden die immer weniger und mittlerweile sind sie seit drei oder vier Tagen ganz verschwunden. OK, das werde ich weiter beobachten. Tatsächlich finde ich die Taster aber relativ angenehm und sogar einigermaßen flüssig spielbar. Deutlich besser als beim Nanokey Fold mit seinen komischen Membrantastern.
Und dann ist noch dieser komische Pitchbend-Gummibutton. Da kann ich nix dazu sagen, denn bei meinem Exemplar funktioniert er nicht. Drückt man wie Ochse drauf, zeigt ein angeschlossener MIDI Monitor ganz selten mal vereinzelte Pitchbend-Events an
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Sequenzer
Die Offenbarung. Echt. Das Ding ist so dermaßen durchdacht, dass mir als Besitzer einer MC-101 fast die Tränen kommen. Step-Taste gedrückt halten und dann in aller Seelenruhe die Note(n) eintippen, fertig. Ein Lob auf die Trennung von "Klaviatur" und Step Buttons, auch wenn das natürlich kein Alleinstellungsmerkmal des OP-Z ist. Notenlänge ändern oder lange Noten/Akkorde eingeben? Ersten Step gedrückt halten, letzten Step drücken und gut ist (ähnlich wie beim Deluge). Selbst so verkopfte Dinge wie P-Locks, Sample-Locks ... alles geht easy und locker-fluffig von der Hand.
Apropos verkopft: Die Step Components sorgen, hat man den Dreh erst einmal raus, zu einem für effizientes Editieren an den Pattern, zum anderen aber auch für Happy Accidents. Allerdings haben Step Components auch eine gewisse Lernkurve. Ich kratze im Moment bestenfalls an der Oberfläche. Ähnlich spannend sind die Punch-in-Effekte. Schön ist, dass man das alles auch sequenzieren kann. Unterm Strich kommen da wunderbar verfrickelte Sachen raus.
Der große Haken des OP-Z: Man hat (erst einmal) nur einen Takt mit 16 Steps. Die Gefahr, dass man aus einem Loop nicht mehr rauskommt, ist beim OP-Z relativ hoch. Aber auch hier gibt es, ähnlich wie bei Elektron, einige Tricks und Strategien, um seine Tracks auf Länge zu ziehen, z. B. durch Änderung der Stepauflösung oder durch den gezielten Einsatz der Step Components. Das muss ich aber alles noch lernen.
Sound
Der OP-Z ist nix für Soundfrickler, so viel steht schon mal fest. Sein klangliches Repertoire ist (schon allein aufgrund der begrenzten Parameterauswahl) beschränkt, aber trotzdem überraschend vielseitig. Dennoch deckt er vieles nicht ab. Bässe, Leads, E-Pianos, klirrende Digitalklänge und perkussive Frickelsounds kann er ziemlich gut. Wer zartschmelzende Weichspülerflächen oder cineastische (<- was für Kackattribut) Atmos erwartet, wird hingegen enttäuscht sein. Da helfen dann auch die überraschend okayen Effekte nicht. Aber der begrenzten Soundauswahl kann wie folgt abgeholfen werden:
MIDI und Konnektivität
Muss man nicht viel dazu sagen. Aus meiner Sicht hat der OP-Z alles, was man so braucht. Er ist class-compliant, und zwar MIDI und Audio. Die MIDI Settings sind aus meiner Sicht praxisnah, inkl. Kanalwahl und Filter. Mit nur einem Kabel kann man den OP-Z mit dem iPhone oder iPad verbinden. Dann bastelt man sich in AUM ein ergänzendes Setup aus Synth- und Sampler-Apps. Und schon geht die Sonne auf. Man kann die interne Klangerzeugung auch gleich ganz ignorieren und ihn als reinen MIDI-Sequenzer einsetzen. Last but not least, kann man den OP-Z auch als ultramobilen MIDI-Controller zweckentfremden.
Zum Schluss noch ein Foto der vermutlich kleinsten Workstation auf der Welt