Synthesizer, Alter, Musik und Veränderung.

Es wurde hier von „neuer“ und „aktueller“ Musik geschrieben, die nicht mehr viel bietet. Was bitte soll das den genau sein? Ich vermute sehr stark, dass so Bands wie Genesis oder Depeche Mode oder sonstige Top-Acts aus den 80ern niemals mit der gleichen Musik heute berühmt werden würden. Die Kultur, der Zeitgeist, die Wahrnehmung, die Gesellschaft aber auch die Technik, das Medium hat sich extrem gewandelt.
Musiker sind Menschen und daher natürlich auch immer ein Spiegel oder eine Reaktion auf ihre Zeit. Genesis entstammt aus der Zeit, als es große Musikfirmen gab, die teilweise Künstler über viele Jahre aufgebaut haben, wenn sie Potential erkannt haben. Du schreibst 80er Jahre, aber Genesis wurde bereits Mitte der 1960er Jahre gegründet. Die Band hat sich viele Jahre aus einer Schülerband heraus geformt, die ersten Alben haben sich nicht gut verkauft, usw. Heutige Firmen hätten die wahrscheinlich ganz schnell wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Die Musik von Genesis, die Du aus den 1980er Jahren kennst, ist ja nicht die, die sie in den 1970er Jahren gespielt haben. Sie haben sich auch der Zeit entsprechend teilweise angepasst.

Bands bzw. Musiker heutzutage müssen andere Dinge erfüllen als Bands der Vergangenheit, damit sie gut vermarketet werden können. Ob eine Band von früher auch den gleichen Erfolg heute haben könnte, lässt sich nicht wirklich beantworten, da ja niemand Menschen aus den 1960er Jahren in die heutige Zeit versetzen kann. Daher macht so ein Gedankenspiel gar keinen Sinn. Aber man kann bestimmt sagen, dass es viele Bands aus der Vergangenheit heute nicht geben würde, wenn die Musiker in der heutigen Zeit aufgewachsen wären. So wie z.B. auch viele Schauspieler aus den 1960er oder 1970er Jahren heute keine Chance hätten, weil man heute ganz andere Charaktäre sucht und manche Typen auch nur zu bestimmten Genres passen, die es heute so im Kino gar nicht mehr gibt.
 
Nochmal, schaut mal in die Vergangenheit. Die Komponisten der Vergangenheit haben Unglaubliches geschaffen. Beethoven, Bach, Wagner, Mozart…
 
Nochmal, schaut mal in die Vergangenheit. Die Komponisten der Vergangenheit haben Unglaubliches geschaffen. Beethoven, Bach, Wagner, Mozart…

Wer weiß, ob die heute mit dem Zeug berühmt geworden wären. Was gut oder schlecht ist, ist immer nur eine kulturelle und soziale Frage. Musik ist da ähnlich wie Ideologien. Wenn ein Mensch einsam und allein auf einer Insel aufwächst, dann wird er nicht singen oder Musik machen, denn das hat gar keinen Sinn.
 
Wenn ein Mensch einsam und allein auf einer Insel aufwächst, dann wird er nicht singen oder Musik machen, denn das hat gar keinen Sinn.
Ich glaube es liegt irgendwo in der Natur des Menschen Musik zu machen oder zu hören, auch wenn man den direkten Nutzen daraus noch nicht gefunden hat. Der Mensch auf der Insel wird spätestens am dritten Tag beim Kokosnuss sammeln ein Liedchen vor sich hin pfeifen.
 
Wer weiß, ob die heute mit dem Zeug berühmt geworden wären. Was gut oder schlecht ist, ist immer nur eine kulturelle und soziale Frage. Musik ist da ähnlich wie Ideologien. Wenn ein Mensch einsam und allein auf einer Insel aufwächst, dann wird er nicht singen oder Musik machen, denn das hat gar keinen Sinn.
Hmm, komischer Vergleich. Auch einneinsamer Mensch auf einer Insel würde sich vielleicht an der Musik der Vögel erfreuen oder an klangerzeugenden Hölzern oder auch sich total im Delay einer tiefen Höhle verlieren 🙂. Wahrscheinlich sind das die Ursprünge der Musikkultur.
 
Wenn mir heute jemand erzählt, er mag auch elektronische Musik und man sich gerade noch freut, kommt es nicht selten vor, dass man kurze Zeit später weiß, dass man null überschneidungsfläche hat. Man kennt die künstler des anderen nicht und die ausgetauschte Musik findet gegenseitig kaum Anklang.

KENNT ihr das auch?
Wen wundert's? Hatten wir doch grade einen Thread dazu.

Klaviermusik kann Noise sein, Freejazz, oder Bach. Elektronik kann Stockhausen sein oder Techno. Hauptsache Strom.
 
Ich glaube es liegt irgendwo in der Natur des Menschen Musik zu machen oder zu hören, auch wenn man den direkten Nutzen daraus noch nicht gefunden hat. Der Mensch auf der Insel wird spätestens am dritten Tag beim Kokosnuss sammeln ein Liedchen vor sich hin pfeifen.

Wie Sprache ist Musik ein soziales Kommunikationsmittel. Wenn es keinen Grund gibt zu kommunizieren, dann wird man das auch nicht tun. Natürlich wird man antranierte Muster später nicht verändern, so würden Menschen auf einer einsamen Insel sicherlich auch mit sich selbst reden, wenn sie dieses Muster erlernt haben.
Hmm, komischer Vergleich. Auch einneinsamer Mensch auf einer Insel würde sich vielleicht an der Musik der Vögel erfreuen oder an klangerzeugenden Hölzern oder auch sich total im Delay einer tiefen Höhle verlieren 🙂. Wahrscheinlich sind das die Ursprünge der Musikkultur.

Vögel singen zur Kommunikation und nicht der Schönheit willen und genau da liegt auch der Usprung unserer Musikkultur.
 
Nochmal, schaut mal in die Vergangenheit. Die Komponisten der Vergangenheit haben Unglaubliches geschaffen. Beethoven, Bach, Wagner, Mozart…
Das waren meistens Auftragsarbeiten, die von Kurfürsten oder anderen Geldgebern kamen. Vermutlich am ehesten mit Filmmusikkomponisten heute vergleichbar.
 
Auch damals schon war Essen, Trinken, Kleidung, und warmes Wohnen eine feine Sache.
 
Melodien in "was-weiß-ich" erkennen und versuchen nachzustellen/nachzuahmen, oder
aus regelmäßigen Klängen, Geräuschen, Regentropfen, Klopfgeräusche als Takt zu erkennen und zu kopieren, kann als Kommunikation verwendet werden, die Ursache könnte aber was anderes sein & auf der Insel spontan entstehen, ebenso wie man in allem Möglichen Gesichter erkennt, erkennen vielleicht manche Takte, Melodien... zum Zeitvertreib, zur Eigenunterhaltung, Forschungsprojekt.
Und wenn man dann doch einem Fremden auf der Insel begegnet, könnte man es dann zur Kommunikation nutzen.
 
Vögel singen zur Kommunikation und nicht der Schönheit willen und genau da liegt auch der Usprung unserer Musikkultur.
ich sing die ganze Zeit - etwas lauter in der Dusche, den Rest der Zeit dudel ich zumindest irgendwelche Melodien im Kopf. :dunno:
Das Faible für Musik mag natürlich sozialisiert sein, aber auf einer einsamen Insel würde ich es trotzdem nicht lassen.
 
Was hat sich bei euch so im alter getan, was musik bzw. Synthesizer und geschmack angeht? Was hat sich verändert?
Ist bei mir nix das plötzlich passiert, sondern eher so etwas wie eine Entwicklung, ich hab' Ideen die ich umsetzen möchten und brauch die passenden Instrumente/Geräte/Software. Musikalisch hat sich durch den Konsum sehr viel unterschiedlicher Musik, einfach aus dem Interesse an unterschiedlichen Sounds und Instrumenten - z.B. Ethno etc. - etwickelt.

Das Instrument ist mir als letztes über den Weg gelaufen ;-)


Sasando @ SEA nite 09


Maifalie // Sasando Instrumental
 
Was mir auch aufgefallen ist das ich gar keinen Bock mehr habe was neues zu kaufen und das reduzierte fokussierte auf wenig mag.
Also da muss schon ein funke kommen für ein neuen Synthesizer.
Vorher passiert das nicht mehr!
 
Melodien in "was-weiß-ich" erkennen und versuchen nachzustellen/nachzuahmen, oder
aus regelmäßigen Klängen, Geräuschen, Regentropfen, Klopfgeräusche als Takt zu erkennen und zu kopieren, kann als Kommunikation verwendet werden, die Ursache könnte aber was anderes sein & auf der Insel spontan entstehen, ebenso wie man in allem Möglichen Gesichter erkennt, erkennen vielleicht manche Takte, Melodien... zum Zeitvertreib, zur Eigenunterhaltung, Forschungsprojekt.
Und wenn man dann doch einem Fremden auf der Insel begegnet, könnte man es dann zur Kommunikation nutzen.

Es kann natürlich auch in gewissen Aspekten angeboren sein, trotzdem ist der primäre Zweck die soziale Interaktion und Kommunikation. Die nimmt mit dem Alter ab, da man nicht mehr im großen sozialen Status Game ist wie in jungen Jahren.
 
Ich glaub das hat nichts mit dem Alter in Zahlen zu tun, sondern mit der Entwicklung, dem Alter im Kopf, der Erfahrung und vielleicht auch mit Einflüssen wie soziales Umfeld, Stress (Ambient - um Stress abzubauen).

Bei mir hat das schon recht schnell eingesetzt, seit Anfang 30, es gibt zwar immer noch so Musik mit Beat, die ich gern konsumiere aber das Gros der Musikkäufe und der Struktur, in der ich schon seit langem unterwegs bin, ist Ambient, und alle ihre Unterarten und Genreverwandschaften, experimentelles, Drone, New Age, Feldaufnahmen, und alles tiefgründige. Das ist Balsam für die durch den Arbeitsalltag gequälte Seele, und wenn man auch noch eigenen Garten hat, bei dem man sich eh schon gut erdet, liegt es nahe, dass man sich dann ggf. eben auch in solche musikalischen Sphären begibt, weil es ein natürlicher Prozess ist, weil man mehr und mehr von dem hyperaktiven Geschrabbel entwöhnt ist und nicht mehr das Bedürfnis hat. Dabei entstehen auch viele neue Subgenres, die interessant oder einfach nur shit sind. Ist halt subjektiv. Aber vielleicht ist es auch ein Prozess des Alterns, man wird halt ruhiger. Ich höre viel Ambient, Soundtracks, und stillere Sachen in der elektronischen Musik wo viel Fläche mit dabei ist. Was so die Sachen mit Beats angeht, bin ich einfach in einer bestimmten Ära hängengeblieben, halt so das Basic Channel / Chain Reaction / Echospace / Thinner Zeug, alles neue reizt mich nicht mehr, ich skippe da einfach nur noch durch und kann nichts mehr finden was mich triggert und ermutigt zu kaufen oder weiterzuhören. Das Interesse an melodiösen und harmonischen und stillen Anteilen in Stücken überwiegt einfach, vielleicht noch Feldaufnahmen dazu ... bischen lo-fi .. was braucht man mehr ...
 
Ich bin immer so auf Konferenzen, da korrelieren sie immer Schrittlänge und Schrittgeschwindigkeit mit der noch verbleibenden Lebenszeit (no Esoterik, real Science ;-). Jedes mal wenn ich das höre muss ich darüber nachdenken, ob man sowas auch mit Musikgeschmack machen kann.
 
Der Mensch ändert sich nunmal im Lauf der Jahre. Man entdeckt neue Hobbies, der Musikgeschmack ändert sich, genauso wie Essgewohnheiten, äußere Umstände ändern sich und beeinflussen auch unbewußt.

Gerade im Lauf der letzten 4-5 Jahre hat sich bei mir jede Menge geändert. Mochte ich vorher Equipmentschlachten und Synthburgen, wo ich nicht mehr rausschauen konnte, bin ich jetzt mit weniger durchaus zufriedener und komme dadurch auch schneller zum Ziel.
Apropos zum Ziel kommen. Es ist durchaus so, daß ich mich mittlerweile schwerer tue, etwas zu "veröffentlichen", weil mein eigener Anspruch an meine akustischen Ergüsse soweit angestiegen ist, daß ich nur noch mit wenig wirklich zufrieden bin. Mein Output an Ideen ist sogar größer als früher. Trotzdem fällt es mit eher schwer mit meinen Sachen an die Öffentlichkeit zu gehen, weil mir meine "Musik" selbst viel bedeutet und sehr persönlich ist.

Neue Musikveröffentlichungen interessieren mich wenig, weil vieles es mich irgendwie nicht mehr anspricht und oft kommt der Effekt dazu - Irgendwie habe ich das alles schon mal gehört. Neues Gear bereitet mir auch kaum noch feuchte Hände, weil ich schon so viel in meinem Leben in den Fingern hatte. Früher konnten mir die Synths nicht komplex genug sein. Heute mag ich einfachere Strukturen - aber durchaus mit Option auf Vielseitigkeit.
Heute kann ich einfach keine Softsynths/FX mit fotorealistischer Bedienung oder gar virtuellen Patchkabeln mehr sehen, früher war das für mich mal der Grund für die Kaufentscheidung.

Und wer weiß, wie ich in 10 Jahren ticke. Vielleicht bin ich da genau anders herum eingestellt. Ist ja auch ganz schön, wenn man die Zukunft noch nicht kennt.
 
Menschen sind auch verschieden.
Es gibt auch Leute weit über sechzig die Rocken richtig ab.
Sieht man ja in Berlin oft so.
Aber die müssen ja auch nicht arbeiten.
Vielleicht ist man ja als Rentner ausgeruhter und legt noch mal los.
Je nach dem halt unterschiedlich.
 
Wie Sprache ist Musik ein soziales Kommunikationsmittel. Wenn es keinen Grund gibt zu kommunizieren, dann wird man das auch nicht tun.
Ein Tagebuch schreibt man nicht, um mit anderen zu kommunizieren, sondern um die eigenen Gedanken festzuhalten und dabei über diese Klarheit zu gewinnen. Und wessen Phantasie um musikalische Strukturen und Klänge kreist, ja wer sich jemals gefragt hat, wie es denn klingen würde, wenn man dieses mit jenem moduliert – der wird dies in hörbare Musik umsetzen, ohne mittels dieser kommunizieren zu wollen.

Zurück zur Ausgangsfrage:
-Mir fällt auf, dass ich weniger Musik höre und mehr Musik mache. Das ist irgendwie trotzdem schade, denn vermutlich bin ich so weniger offen für neues.
Das ist bei mir genau umgekehrt: Die Zeit, die ich für Konzertbesuche mit mir bisher unbekannter Musik aufwände, hat in den letzten fünf Jahren über die Maßen zugenommen, worunter das eigene Musizieren deutlich gelitten hat.

-Je dissonanter, freier und avantgardistischer die Musik, desto eher will ich sie "nur" live hören und sehen
Geht mir ähnlich: Ein Großteil der Musik, der ich mich im Konzertsaal aussetze, würde ich mir nie und nimmer daheim auf dem Sofa anhören – zumindest nicht im Erstkontakt. Aber für Konzertkarten mit zum oft zeitgenössischer orchestraler, nicht-elektronischer Musik gebe ich nicht nur ein Heidengeld aus (übrigens ein wunderbares Gegengift zum G.A.S.!), sondern widme diesen Entdeckungsreisen (die oft genug auch schief gehen) zudem außerordentlich viel Zeit.
 
Ein Tagebuch schreibt man nicht, um mit anderen zu kommunizieren, sondern um die eigenen Gedanken festzuhalten und dabei über diese Klarheit zu gewinnen. Und wessen Phantasie um musikalische Strukturen und Klänge kreist, ja wer sich jemals gefragt hat, wie es denn klingen würde, wenn man dieses mit jenem moduliert – der wird dies in hörbare Musik umsetzen, ohne mittels dieser kommunizieren zu wollen.

Zurück zur Ausgangsfrage:

Das ist bei mir genau umgekehrt: Die Zeit, die ich für Konzertbesuche mit mir bisher unbekannter Musik aufwände, hat in den letzten fünf Jahren über die Maßen zugenommen, worunter das eigene Musizieren deutlich gelitten hat.


Geht mir ähnlich: Ein Großteil der Musik, der ich mich im Konzertsaal aussetze, würde ich mir nie und nimmer daheim auf dem Sofa anhören – zumindest nicht im Erstkontakt. Aber für Konzertkarten mit zum oft zeitgenössischer orchestraler, nicht-elektronischer Musik gebe ich nicht nur ein Heidengeld aus (übrigens ein wunderbares Gegengift zum G.A.S.!), sondern widme diesen Entdeckungsreisen (die oft genug auch schief gehen) zudem außerordentlich viel Zeit.

Es ging mir eher um das große Picture warum man in den jungen Jahren oft mehr nach neuer Musik sucht. Das hat eben einen biologischen Ursprung. Es gibt quasi 2 Hauptaufgabe, Paarung/Erfahrung sammeln, um dann später seine Erfahrungen an die nächste Generation weiter zu geben. Natürlich ist das nicht so eindimensional wie es da steht, aber das ist im Prinzip der Sinn des Lebens. Abweichungen führen zwangsläufig zu mehr oder weniger starken Störungen des Wohlbefindens. Man muss dazu natürlich nicht immer Kinder haben oder einen Partner, der stärkste Glücksvorgaukler ist Erfahrung sammeln und weitergeben. Auch muss man nicht mal für sich kapieren, dass man genau das macht.
 


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