Planung/Aufbau 3-stimmig polyphones, MPE-fähiges Modularsystem

Die ersten Schritte der Inbetriebnahme:

Da ich vorerst mit 2 statt 3 Skiffs auskommen muss, habe ich erst einmal geschaut, wie ich alle bisher gelieferten Module unterbringen kann, ohne mit der geringen Tiefe über den Power-Platinen und über Schalter/Stromversorgungsbuchse Probleme zu bekommen.

Hierzu alle bisher vorhandenen Module einmal ausgelegt:

20240630_Von-Oben.jpg

Das ist in dieser Form ein Provisorium, die Aufteilung wird mit dem 3. Skiff (sobald duch ein intaktes ersetzt) und den 3 Neptune-Filtern am Ende anders aussehen.
Aber vorher muss es so gehen.
Mit den verfügbaren Stromanschlüssen komme ich leider, wie bereits beschrieben, beim Quetschen aller Module auf 2 Skiffs nicht hin.
Ich kann also vorerst nicht alles gleichzeitig anschließen und testen.

Eine meiner ersten Aktionen wird es sein, die von Make Noise verwendeten Gleitmuttern durch M2.5 Gewindestreifen zu ersetzen.
Die entsprechenden Streifen habe ich auch bei Reichelt schon beschafft.
Bevor ich das mache, möchte ich aber wissen, dass zumindest die Basics funktionieren.

Hierfür habe ich quasi "von außen" mit der Prüfung der Eingangs- und Ausgangsseite angefangen.

D.h. zuerst geschaut, dass ich das Transmit 2-Modul (für den symmetrischen Line-Output und Kopfhörer) und den Add 2 Summierer davor zum Laufen kriege.
Getestet mit dem HSO (Harmonic Shift Oscillator) und dem Pony VCO als Input (mit Permament-Output ohne Nutzung von CV und Gate).
Das hat auch soweit schon funktioniert.

Der Kopfhörer-Ausgang am Transmit 2 ist für meinen Geschmack sofort sehr laut, als hätte man ein lineares statt logarithmisches Poti verbaut.
Aber es wird gehen.

Den Add 2-Summierer habe ich per Jumper als Dual-Averager konfiguriert, so dass er je 3 L- und 3 R-Signale zu einem gemeinsamen Stereo-Signal mischen kann.

Der Pony VCO funktioniert anstandslos - ich muss nur beim Timbre-Slider noch die Neutralposition (unten oder Mitte?) klären.

Beim HSO fällt auf, dass die Stride-Einstellung ein kritischer Punkt ist.
Der Oszillator erlaubt es ja, den Abstand zwischen benachbarten Harmonischen einzustellen.
Im Spektrum einer Sägezahn-Wellenform sind alle ganzahligen Vielfachen der Grundfrequenz f vorhanden, also 1*f, 2*f, 3*f, 4*f usw.
Der Abstand benachbarter Teiltöne ist damit gerade 1*f, was einem Stride von 1 entspricht.
Im Spektrum einer Rechteck-Wellenform dagegen sind nur ungeradzahlige Vielfache der Grundfrequenz f vorhanden, also 1*f, 3*f, 5*f, 7*f usw.
Der Abstand benachbarter Teiltöne ist hier 2*f entsprechend einem Stride von 2.
Stellt man nun beim HSO den Stride mit dem Poti ein und trifft den Zielwert 1 oder 2 nicht genau, so gibt es hörbare Schwebungen.
Das ist auch ganz normal bei einem Ton mit leicht gestauchten oder gestreckten Harmonischen und macht den Reiz aus.
Schnelle Schwebungen klingen aber tendenziell unschön.
Leider hat das Stride-Poti einen so großen Regelbereich, dass es schwer ist, die "guten" Werte manuell genau genug einzustellen.
Damit kann ich jetzt schon sagen, dass in den meisten Patches mit HSO wohl der Stride CV-Eingang für die Feineinstellung genutzt werden muss.

Im Anschluss zur Funktionskontrolle der Ausgangsseite und der Oszillatoren habe ich mit dem Test der Eingangsseite, d.h. des Expert Sleepers FH-2, begonnen.
Diesen habe ich zuerst so gejumpert, dass er die 5V Bus-Power weitergeben kann und nicht den eigenen Spannungsregler dafür nutzt.
Auch habe ich die beiden FHX-8CV-Expansion-Module mit den passenden Kanalnummern konfiguriert, so dass sie die Ausgänge 9..16 bzw. 17..24 übernehmen.
Die weitere Konfiguration sollte dann vom Rechner aus erfolgen.
Zuerst habe ich hier erfreut festgestellt, dass das webbasierte Konfigurationstool für den FH-2 doch nicht nur (wie von Expert Sleepers angegeben) mit Opera und Chrome funktioniert.
Ein moderner Edge-Browser auf Chromium-Basis tut es ebenso.
Die aktuelle Version ders Konfigurationstools (für die Firmware 1.23) passte aber nicht zum FH-2-Exemplar mit der Firmware 1.11.
Also stand erst einmal ein Firmware-Update an.
Dazu kopiert man das Firmware-Image auf einen USB-Stick, steckt diesen an das FH-2 und veranlasst das Update.
Wie ich hierbei feststellen musste, hat das FH-2 ein Problem mit großen modernen USB-Sticks.
Mit einem älteren Stick lief das Update dann aber problemlos.
Im Browser habe ich nun eine Konfiguration für die Nutzung mit MPE erstellt, die für die Ansteuerung durch meinen Joué-Controller geeignet sein sollte.
Leider kommt beim FH-2 nichts an. (Die MIDI-Events vom Joué Controller werden angezeigt, aber die konfigurierten CV- und Gate-Ausgänge liefern noch keine Signale).
Hier ist jetzt noch etwas Herumprobieren angesagt.
 
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Habe nun doch zur Sicherheit noch den Chrome-Browser installiert und dort das Senden von MIDI Sysex für das (als lokale HTML-Datei gesicherte) FH-2 Configuration Tool erlaubt.
Leider immer noch ohne Erfolg.

Entweder meine Konfiguration im Browser kommt nicht im FH-2 an, oder aber er hat ein Problem mit dem Joué (dessen MIDI-Nachrichten aber korrekt im FH-2 angezeigt werden).
Ich tippe auf ersteres, denn wenn ich "Upload from FH-2" klicke, um mir den aktuellen Stand vom FH-2 im Browser anzeigen zu lassen, dann sind dort meine eigenen Änderungen nicht zu sehen und ich erhalte immer nur den Ausgangszustand.
(Und das FH-2 verhält sich ja auch nicht wie von mir im Browser konfiguriert).

Hat jemand eine Idee, was ich falsch mache?

Browser ist wie gesagt Chrome, und ich habe eingestellt: "Diese Website darf meine MIDI-Geräte weiterhin steuern und neu programmieren", d.h. die Ausgabe von Sysex-Nachrichten sollte freigegeben sein.

Ich hole die aktuelle Konfiguration einmal aus dem FH-2 per "Upload from FH-2" und editiere dann im Browser darin herum.
So wie ich die Anleitung verstehe, sollten alle Änderungen, die ich im Browser vornehme, dann unmittelbar auch im FH-2 wirksam werden, d.h. man editiert auf dem Live-Zustand.
Das scheint aber nicht zu passieren, ich sehe keine Reaktion.

Ich kann jetzt testweise versuchen, einen anderen MIDI-Controller (Keyboard ohne MPE) anzuschließen, vielleicht erhalte ich dann CV / Gate-Signale.
Und ich kann versuchen, mit angeschlossenem Joué einmalig die Konfiguration direkt im FH-2 statt vom Browser aus zu editieren, um zu schauen, ob es dann mit dem Joué klappen würde.
So sollte ich zumindest eingrenzen können, an welcher Stelle es hakt.
 
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Hat sich geklärt.

Die Info aus dem Manual, dass man im FH-2 Configuration Tool direkt den Live-Zustand des FH-2 ändert, war so nicht ganz korrekt (oder ich hatte sie falsch verstanden).
Man muss schon noch den Button "Send to FH-2" drücken, wenn ein Sysex-Transfer der Konfiguration ausgeführt werden soll.
Damit übernimmt das FH-2 jetzt meine Konfiguration aus dem Browser und ich kann das Modularsystem per MPE über den Joué-Controller ansprechen.

Die Input-Seite ist somit auch erfolgreich getestet.

Die nächste Aktion wird dann morgen (wie schon angekündigt) sein, die M2.5 Gleitmuttern durch Gewindestreifen auszutauschen.
Dafür muss ich je ein Seitenteil von den Skiffs abschrauben.
Dummerweise habe ich M2.5 Gewindestreifen nur bis 84 TE gefunden. Ich muss also jeweils 2 Streifen zurechtschneiden und aneinander stückeln.
Aber andere haben genau das auch schon geschafft, es sollte also grundsätzlich funktionieren.
 
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Inzwischen habe ich die Gewindestreifen für eines der Skiffs passend zurechtgeschnitten, alle Module an der Stromversorgung angeschlossen und eingebaut.
Das zweite Skiff kommt morgen dran, dann erhalte ich noch benötigte Kabel für die Stromverteilung und nehme noch mal das mühsame Sägen und Stückeln der Gewindestreifen auf mich.

Beim Testen hat sich ein neues Problem aufgetan:

Ich nutze ja den Joué Controller ausschließlich im "absolute Y"-Modus, bei dem der Y-Wert (CC74) jeder Note direkt im Moment des Note-Ons geschickt wird.
Koppelt man z.B. den CC74-Wert an den Cutoff, dann klingt eine im vorderen Bereich der Taste angeschlagene Note dumpf und eine im hinteren Bereich der Taste angeschlagene Note hell.
Ich hatte extra vor dem Kauf bei Expert Sleepers nachgefragt, ob das FH-2 den absoluten Modus beherrscht, und dies war vom Hersteller bejaht worden.
Leider funktioniert er im Zusammenspiel mit dem Joué nicht.

Das FH-2 startet im Moment die Noten nicht mit dem gewünschten Y-Wert (der der Fingerposition auf der Taste beim Triggern entsprechen sollte), sondern ich kann sie erst nachträglich durch Verschieben des Fingers im Timbre ändern.
Die Anschlagsposition selbst hat also keinen Einfluss auf den Klang der gespielten Note, sondern wird ignoriert.
Das ist eine ziemliche Katastrophe!
Denn ich nutze den Joué nur im absoluten Modus und es ist für mich essentiell, dass dieser funktioniert.
(Mit Ableton Live oder Bitwig und mit diversen Standalone Plugins funktioniert der absolute Modus des Joué problemlos).

Die Fehlerursache konnte ich auch schon ermittelt: wenn eine neue Note per MPE angespielt wird, dann startet das FH-2 mit dem letzten Y-Wert der Stimme, der die Note zugewiesen wird, statt mit dem letzten Y-Wert des MIDI-Kanals, auf dem die Note gespielt wird.

Also erst mal den Hersteller kontaktiert, ich hoffe sehr, er kann helfen!
 
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Bin mir nicht sicher ob ich das richtig verstehe (hab mich noch nie mit dem Jouè befasst), aber es erinnert mich an ein Problem was oft bei Modular vorkommt. Wenn Gate und CV wert als "Packet" quasi gleichzeitig aber auf getrennten Leitungen erzeugt werden kommt es vor, dass beim verarbeitenden Modul der cv Wert noch nicht da ist wenn das Gate ankommt. Auch wenn der CV Wert nur 0.000001 ms später da ist als das Gate ändert es nichts an der Tatsache, dass das Gate lediglich den vorherigen Wert zur Verfügung hat and das verarbeitende Modul dann den cv Wert der letzten note verwendet. Gleichzeitigkeit gibt es ja eigentluch nicht. Kann man beim FH-2 ein minimales gate delay einstellen? S&H kann auch helfen, muss aber nicht. Ich glaube es gibt von Ladik ein extra Modul wo man per jumper die (minimale) delayzeit bestimmen kann.
 
Das Problem liegt hier nicht auf der CV-Seite.

Der Y-Wert wird kontinuierlich ausgegeben und wenn er den korrekten Wert erst ein paar ms zu spät hätte, dann wäre das überhaupt kein Problem.
Das Problem ist, dass der erste Y-Wert (der beim Anschlag der Taste) komplett vom FH-2 "verschluckt" wird.

MIDI / MPE ist ja ein serielles Protokoll.
Die Messages gehen nacheinander über die Leitung und es gibt keine "Gleichzeitigkeit".
Bei Joué scheint man sich entschieden zu haben, im "Absolute Y"-Fall zuerst den CC74-Wert und dann das Note on zu senden.
(Diese Vermutung müsste ich noch über einen MIDI Monitor verifizieren, aber das ist im Moment die plausibelste Erklärung).
Das soll dann offenbar sicherstellen, dass der korrekte Timbre-/CC74-Wert bereits "da" ist, wenn das Note on erfolgt.
Dummerweise haben manche DAWs (= Studio One, das ich deshalb leider nicht mehr nutzen kann) und eben auch der FH-2 damit offenbar Probleme.

Beim FH-2 kann ich experimentell nachvollziehen, dass der Y-Wert beim Start einer Note der letzte Y-Wert ist, den die jeweilige Stimme (des FH-2) bei der letzten von ihr gespielten vorigen Note hatte.
Die Y-Werte müssen aber korrekt auf der Ebene der MPE-Kanäle verwaltet werden und nicht auf der Ebene der Stimmen, denn die Y-Werte gehören ja zu den vom Controller verwalteten Noten, während die Zuweisung zu Stimmen nach irgendeiner Strategie erfolgt, von der der MPE-Controller nichts wissen kann.
Der "letzte Y-Wert einer Stimme für die dort zuletzt gespielte Note" ist also ein bedeutungsloser bzw. nutzloser Wert.
Stattdessen ist für eine Note, die per MPE über einen MIDI-Kanal gespielt wird, der letzte CC74 / Y-Wert des MIDI-Kanals relevant.
Eine korrekte Implementierung muss sich für jeden MPE-MIDI-Kanal (außer dem globalen Kanal 1) den letzten Y-Wert merken und diesen beim Note-On an die entsprechende Stimme leiten.
Das erfolgt aber offenbar im FH-2 bisher nicht so (ich hoffe ja auf eine Korrektur).
 
Inzwischen habe ich beide Make Noise Skiffs mit Gewindestreifen ausgestattet und mit allen Modulen bestückt. Als Stromverteiler habe ich doch kein Flying Bus Cable genutzt, sondern 3 Busboard Buddies. Bei diesen ist zwar der untere Anschluss aus Platzgründen nicht nutzbar, aber ich habe die Stromversorgung von oben gesteckt und nutze die Buddies so als 1 : 2 Stromverteiler.
Das Verlegen der Flachbandkabel und der Knäuel mit den Buddies im engen Skiff ist eine perfekte Geduldsübung. Da ist ungefähr so viel Platz drin wie in einer Kasten-Kuchenform, und ich war mir zwischenzeitlich nicht sicher, ob das überhaupt geht.
Aber geschafft. Und die Skiffs hängen jetzt auch schon mit am Furman Power Conditioner, mit allen Kabeln und Netzteilen versteckt unter der Tischplatte.
Jetzt endlich kann ein Funktionstest aller Module erfolgen. Da ich gerade auf Reisen bin, aber erst ab Montag.
Für das Problem, dass der absolute Y Modus des Joué nicht mit dem FH-2 funktioniert, habe ich mir überlegt, nicht auf einen Fix durch Expert Sleepers zu warten. Ich werde mir mit JUCE ein kleines MIDI-Filter implementieren, das die MIDI Nachrichten aus dem Joué so umbiegt, dass der FH-2 damit klarkommt. Das kann dann in der DAW oder als Standalone-App laufen.
Auf die Weise werde ich sehr schnell ein funktionierendes System haben. Nachteil ist, dass ich den Joué Controller nicht mehr direkt am FH-2 anschließen kann, sondern immer über den Rechner gehen muss. Das ist etwas umständlich und bedeutet mehr Latenz.
Ein positiver Nebeneffekt wird aber sein, dass ich den Joué dann endlich mit meiner bevorzugten DAW Studio One einsetzen kann, weil diese nach der MIDI-Korrektur dann auch mit dem Joué im absolute Y Modus zurechtkommen sollte.
 
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