Patches von Devine‘schen Ausmaßen, der Versuch, riesige Netzwerke noch zu erdenken, Knotenpunkte, Kreisläufe, auf den Knien vor Millimeterpapier. Mit den Ohren im Dreieck noch in die kleinste Nuance kriechen, Aufnahme, Stopp, Aufnahme, Dateiberge, Schnitt, Schnitt, Schnitt.
In eine technische Welt hineingeboren, erste Erinnerung, the rumble in the jungle, Fernsehen
(bilde mir auch ein, mich an die Mondlandung zu erinnern). Monitorwände, was haben 200.000
LEDs aus mir gemacht? Twin Towers, Kernschmelze im Newsroom.
Produzieren, produzieren, 24h. Lebt Bana Alabed noch? Der Versuch, eine Festung gegen die Bilderfluten zu bauen, ein akustisches Kettenhemd auf dem Webstuhl weben.
Die Synapsen glühen, an Schlaf nicht zu denken. Sackgasse. Lachen, alles dasselbe Benthamsche Panoptikum.
Ohne Musizieren wäre ich nicht mehr hier, Stärke im Slum der Realität, in der Realität des Slums, Shoppen in der Schönstedtstraße. Das ist weit gefasst. Da beginnt es, die Stimme. Orte können ein Brummen, ein Summen, Singen und Schreien in mir auslösen, das Pfeifen im Walde.
Akustische Erinnerungsschätze, auf zahllosen ziellosen Wanderungen durch die Stadt erbeutet,
in der Schatztruhe meines Lebens. Die Kornmühle an der Oberbaumbrücke, der metallene Getreidespeicher, den Kopf in der kleinen Luke, das Summen im Hall. Wie ich tagelang keine Lösung gefunden habe, ein Loch zu finden, um ein Seil herunter zu lassen, auf dem Grund im Hall zu sitzen. Kabelwerke Oberspree, die tote Enge der oberen Büros, die pochenden Töne der
Gusseisenleichen in der Maschinenhalle.
Die elementare Körperlichkeit des Musizierens. Beim Kehlkopfgesang, wenn genau die Frequenz da ist, obere und untere Schädeldecke geraten in Vibration und bilden einen ganz eigenen Resonanzraum, eine Art Hall im eigenen Kopf. Im Drone, am Didge, wenn der Punkt erreicht ist, das die Bauchmuskeln diese konditionell so anspruchsvolle Spannung halten können, Lunge und Gesichtsmuskeln dagegen entspannt, die Kreisatmung in vollkommenen Fluss, wenn der lange unendliche Ton entsteht, und dann, in diesem so seltenen Moment, die silbernen Schlangen am Boden aus allen Richtungen Dir die Beine hinaufsteigen, vom Rückenmark in den Kopf in reines Licht explodieren.
Wie ich mich freue, wenn ich Shabaka Hutchins, Brighde Chaimbeul oder Angel Bat David sehe und höre, was für schöne Sonnengeflechte. Wie viel Frieden die von einer Gruppe gesungenen gemeinsamen Obertöne geben können, das haben wir zusammen geschafft, der Ton schwebt über uns allen.
Wenn ich Didgeridoo auf einem Soldatenfriedhof spiele und versuche, die so sinnlos Gestorbenen zu trösten. Überhaupt, der Trost, Musik als Beginn und Ende des Lebens, als Übergangsritual.
Die Menschen, die in meinen Armen gestorben sind, spontan entstand ein Mantra, eine kleine Melodie, um den Übergang zu erleichtern, hey, ich bin da, meine Stimme ist bei Dir. Diese Mantren und Melodien kommen immer wieder und verbinden mich mit den schon Gestorbenen, alle haben hier ihre einzigartige Linie der Erinnerung in mir gezogen.
Das alles ist Musizieren, vielleicht sind das auch mehr Aspekte, die grundsätzlich in unserer Gesellschaftsform verloren gegangen sind. Ich bewundere Menschen, die versuchen, Kindern genau dieses Gefühl zu vermitteln: Da ist mehr in der Musik als Spotify und Produzieren.
Aber sicher, ich würde nicht in einem Synthesizer-Forum schreiben, wenn nicht beides da wäre,
auch ich kann nicht ganz aus der technischen und ökonomischen Haut, kenne ja seit meiner Geburt nichts Anderes.
Doch mir ist klar, wenn ich genau jetzt wegen eines Brandes das Haus verlassen müsste,
würden Computer und Modularsystem hierbleiben, ein Arm voll Blasinstrumente kämen mit.