Musik am Ende?

Eine übertrieben reißerische Überschrift ist heutzutage kontraproduktiv. Früher konnte man jemanden mit sowas für seine Sache interessieren, mittlerweile ist das aber Alarmismus, der sowohl inflationär eingesetzt wird als auch als Mogelpackung gilt.

Nichts ist blöder, als erst per Schlagzeile aufgehetzt zu werden und dann zu merken, dass einem die Aufmerksamkeit wegen einer Lapalie gestohlen wurde. Das lässt man sich ein oder zwei Mal gefallen, dann wird dieser Autor oder das Medium als unglaubwürdig weggelegt.

Marktsättigung also auch auf dem Informationssektor.

Selbst festzementierte Marketing-Guru-Bibeln der 90er Jahre sind heute Makulatur. Aus guten Gründen, denn diese Felder sind dynamisch und Betrachtungen der Zukunftsoptionen sind eben doch nichts weiter als Spekulationen. Die Zeit wird es zeigen, und ganz sicher nicht ein Marketing-Guru.

Wer auf eine Mehrheit als Leserschaft zielt, hat schon im Ansatz verloren. Denn darauf kommt es nicht mehr an. Worauf es ankommt ist die Einzelperson. Die hat einen Namen und Wünsche, Hoffnungen, Träume, Vergangenheit und Gegenwart - deren Zukunft ist noch ein weißes Blatt Papier.

Es gibt immer noch Gestrige, die reden von Zielgruppe, Randgruppe, Nischenmarkt und all den Kram. Das ist vorbei. Ich möchte nicht Teil einer Zielgruppe sein, sondern das Individuum mit allem was dazugehört. Und ich bin wahrlich kein Einzelfall.

Dieses Angst erzeugen wollen mit "wenn du nicht jeden Tag ne Message loslässt, nimmt dich keiner zur Kenntnis" usw. ist ebenfalls ein Sekret der Gelddruckmaschine, die eben mit der Kunst nix zu tun hat. Optionslosigkeit ist immer ein Merkmal von autoritären Strukturen. Kunst aber steht für sich, kennt keinen Zeitaspekt und schon gar keine Uhr, nach der man die Promo-Aktivität zu stellen hätte. Diese Drängelei, diese Art Nötigung der Industrie an die Kaufkundschaft ist der erkennbare Teil, dass daran was verdammt nicht stimmt. Was gut ist, braucht diesen Druck nicht.

Diese Sachen werden alle von Menschen gemacht. Man schaue sie sich einfach an. Sie sitzen im Büro auf ihrem Stuhl, haben das Reihenhaus zu bezahlen und ein Schlipsträger ist Chef der Musikvermarktung. Dieses System nagt an der Musikszene und hat selber die Folgen seines Tuns zu tragen. Uns geht das nix an, wir machen unsere Musik unabhängig von denen und es gibt btw auch Publikum, was auf diesen Industriekram keine Böcke hat. Dass es auch andere gibt, denen das egal ist und die sich das wie ein Twix reinziehen, das sollte einen ja nicht wirklich von seinen eigenen Zielsetzungen abbringen, nicht wahr?
 
Eigentlich finde ich die Produkte der Massen(Musik)industrie gar nicht so schlimm. Ist definitiv ganz was anderes als meine eigenen Sachen und ich leg's mir auch nur in besoderen Fällen zu, aber: ich gebe gerne zu, dass da gewaltig viel Handwerk und Erfahrung drin steckt. Ich will auch keine Gräben ziehen zwischen dem bösen, verdummenden Massenmarkt (hey, da gehören ja auch mindestens zwei dazu, oder?) und einer "hochwertigen" Indie-Kunst. Hat schon beides seine Berechtigung und ist beides ein Teil unserer Kultur (am 26.11.2009).
Viel wichtiger finde ich, dass wir einen Wandel durchmachen, der sehr viel Individuelles ermöglicht und meinetwegen auch Leuten Mut macht, Ihren Badewannengesang ins Netz zu stellen. Warum nicht, auch wenn's mir selber nicht gefällt, kann das dennoch sehr authentisch sein und jemandem Freude bringen (und sei es nur dem Badewannensänger). Wenn es dazu beiträgt, dass hier jemand seine/ihre eigene musikalische Sprache findet, dann ist das ein hoher Gewinn. Die große Aufgabe als Hörer ist dabei ganz sicher das Suchen und Finden der passenden Werke, aber für mich überwiegt das Glück, dass auch sehr spezielle Interessen von diesem spannenden Markt bedient werden können.
Die Welt verändert sich (sie hat nie was anderes gemacht), ganz egal ob mir das gefällt oder nicht - also schau ich halt, wie ich damit umgehen kann, damit's mir gefällt...

Viele Grüße,
Andreas
 
@kpr: Weiss nicht, halte ich für zu pauschal.

Bei einigen Filmen oder einigen sehr bohrenden Kampagnen kann das sein, aber die DM Kampagne war auch ziemlich intensiv. Eigentlich auch bei anderen, ggf. hat das auch was mit der ganz oben liegenden Sachen zu tun, also der SEHR lauten. Aber wenn ich das gut finde, wäre mir das wurscht. Hab nur einen Geschmack, der seltener da oben schauen lohnenswert machen. Aber das kann anders sein und/oder gewesen sein.
 
also ich hab keinen Grund zu jammern, es gibt immer noch sehr gute und wertvolle Musik, genauso wie zur guten alten Zeit als alles besser war. Genauso wie es schlechte Musik (für mich ein Großteil des Mainstreams) gibt, genauso wie früher, remember Boney M, Milli Vanilli, Stock, Aitken, Waterman etc. Manche verdienen gut, manche schlecht, mal so mal so, nix neues, same ole´ same ole´
Es ging schon immer um Quantität, denn damit macht man mehr Geld, ein Herr Farian, Moroder, ELO, Madonna genauso wie heutzutage Timbaland, Madonna, Bohlen & co.
 
Moogulator schrieb:
@kpr: Weiss nicht, halte ich für zu pauschal.

Na ja, bei der Threadüberschrift "Musik am Ende?". Wenn das mal nicht pauschal ist :D

Wie wäre es dann mal mit einem konkreten Act? Nicht als stellvertretendes Beispiel, sondern als simple Betrachtung.
 
Viel interessanter wäre für mich mal zu erfahren, was "schlechte Musik" denn eigentlich ist. Und wie man daraus den Aufschwung oder Niedergang nicht nur der Musikindustrie, sondern gleich der Kulturform "Musik" als solche ableiten kann.
 
Da gibt es bekanntlich viele Wahrheiten.

Schlecht ist die Musik dann, wenn sie fehlplatziert ist. Oder gemachte Versprechungen nicht einhält.

Im dörflichen Festzelt ist Humtata angesagt und gut, weil die Stimmung des Publikums damit angeheizt wird und die Leute mitklatschen können. Das gilt auch für stampfenden Technoknarz in Clubs oder säuselnden Muzak im Drugstore oder New Age Sound im Räucherstäbchenladen. Wird diese funktionale Musik woanders dargeboten, unterliegt sie einer anderen Perspektive und damit auch Beurteilung.
 
Markus Berzborn schrieb:
Musik gehört zum Menschen. Man kann ja auch nicht sagen, Essen ist am Ende oder Sex ist am Ende.
Es ist nur darauf zu achten, dass bisher erworbene Kenntnisse weiterhin an künftige Generationen weitervermittelt werden.
So wie dies ja in alten Kulturen auch immer der Fall war.


+1.

ansonsten unterscheide ich nur zwischen guter und schlechter musik, also im sinne von : es berührt mich ,oder es berührt mich nicht.
ich mein, ich kann sogar sagen,die und die musik ist handwerklich gut gemacht, super instrumentalisten ,sänger usw. aber gefällt mir trotzdem nicht. genau wie irgendwas diletantisches gefallen findet..

sogar elendige kommerzielle sachen können mich berühren sowie die cooste scheisse mich kalt lassen kann.
dieses elitäre denken hab ich schon seit jahren abgelegt,u-e musik,muzak usw.
" hey techno,das hat doch mit musik garnix zu tun,knöpchedrügge kann doch jeder !!"

von dem abgesehen,ich krieg sogut wie garnix mit von dem kommerzzeug.
ok,mein junge schleppt als songs an,"hey, hör mal,volle kanne geil,oder??"
aber gaga und konsorten hab ich ihm ausreden können,oder so ähnlich. momentan issa aufm beastie boys film.. immerhin.
und auch witzig,festhalten ,er mag old skool funky ass shakers.., ala kool and the gang.. , ganz der alte eben :mrgreen:

und geld verdienen mit musik, naja,mir reicht freibier aufm gig. zugfahrten übernehme ich gern selbst,wenns sich lohnt.

aber was echt nervt(relativ,eher witzig.) sind die kiddies in der sbahn mit handybeschallung auf vollgas, mit schauriger musik. also doch...
wird zeit mein gettoblaster auszugraben und mal den alten hasen raushängen lassen, spass. :mrgreen:
 
monozelle schrieb:
Viel interessanter wäre für mich mal zu erfahren, was "schlechte Musik" denn eigentlich ist.
Ich picke mir den mal ganz dreist raus. :D

Schlechte oder gute Musik ist für jeden etwas anderes, da nicht jeder mit den gleichen Kriterien wertet. Was für den einen schlechte Musik ist, muss es für den anderen eben nicht sein. Ich glaube wir hatten schon mal einen Thread "Was ist Musik" oder "Wo fängt Musik an und wo ist es nur noch Gedängel", irgendwie so halt. Das führt auch nur dazu, das eben für den einen Gedängel Musik ist und für den anderen nicht. Deshalb gibt es kein schlecht oder gut, sondern nur Musik und die Bewertung jedes einzelnen.
Jeder hier findet bestimmt Musik die er früher, weshalb auch immer, nicht mochte und damals als eher als "schlecht" bewertet hat, ihr heute aber den Stempel "gut" verpassen könnte. Eine Bewertung unter Berufung auf irgendwelche Regeln und Definitionen ändert auch nicht im geringesten etwas daran, dass die einen etwas als schlecht einstufen, weil es überhaupt nicht ihr Ding ist, und anderen es eben gut finden weil es ihnen gefällt. Ist doch ganz einfach: Mag ich nicht = schlecht (meistens). Mag ich = gut. Ob das dann so richtig ist, ist eine ganz andere Frage.

-- bearbeitet --
 
Gutes Beispiel:
Also ich mag Coldplay. Hatte mir früher auch mal n Album auf CD gekauft. Jetzt ist es so, daß ich mir vor nem halben Jahr das Album for free von derren Seite runtergeladen habe und seitdem hab ich nichtmal in die Zip File reingeschaut. :roll: Das meine ich mit Wertlosigkeit :nihao:
 
@zolo
so stimmts schon aber da ist dann nicht die Musik sondern das Medium wertlos, deswegen kauf ich nur Schallplatten.
 


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