Neo schrieb:
Nun sagte man mir, das hätte sich geändert und die Module wären besser und vor allem spielbar geworden. Stimmt das ?
Nachdem ich schon relativ oft hier im thread zitiert worden bin, sag ich auch mal was. (Ich antworte auf die Ursprungsanfrage).
1.) Bauqualität: Das einzige was qualitativ bei der ersten ModulSerie (1996) nicht gut war, sind die Buchsen; die sind bei der intensiven Nutzung, wie sie nunmal an einem ModularSystem passiert, zum Teil ausgeleiert. Das war vorher nicht zuerkennen, weil die gleiche Bauform bei 6.3mm Buchsen super zuverlässig ist. Seit m.W. 1998 werden andere Buchsen verbaut (bzw der Hersteller hat auch die Bauform leicht geändert).
2.) Zum Test von Lutz Bojasch (alias cyborg) auf seiner Seite. Lutzens Geschmack was seine Anforderungen an Parameterdimensionierungen angeht, kann man durchaus in Frage stellen, aber genau das ist es was er am meisten kritisiert (lustigerweise würde das von ihm so hoch gelobte Roland System 100 seiner Anforderung auch nicht standhalten).
3.) Allgemeiner Sound. Das allererste Ursprungssystem konnte lasch klingen, weil die ersten Filter damals immer unterhalb der Sättigung angesteuert wurden. Das hat sich bei den neueren Filtern geändert, für die alten Filter gibts Modifikationshinweise.
Doepfer hat auch lange gezögert Module mit einer Verstärkung größer 1 herauszubringen, weil die ja Eingänge überfahren könnten (was elektrisch keinen Schaden anrichtet, aber halt nicht "lehrbuchmäßig" ist).
Man kann aus dieser Sicht schon anmerken, dass Dieters Grundheransgehensweise weniger "Rock'n'Roll" und dafür eben mehr vom Labormantel hat. Aber mittlerweile hat er gelernt, dass ein Großteil von interessanten Sounds durch die willentliche(!) Fehlbenutzung von Modulen stattfindet.
4.) Zuverlässigkeit: Ich habe mittlerweil 9 Reihen Doepfermodule. Ich glaube, ich habe das dritte oder vierte jemals ausgelieferte System überhaupt (also seit ca dreizehneinhalb Jahren). Außer drei oder vier Buchsen an multiples und einem Oktav-Wahlschalter an einem A110, den ich mal zu brutal bedient habe, ist noch nie was an dem Ding kaputt gegangen. Module verkehrt an die Stromversorgung angeschlossen, zu hohe Spannung in Inputs (immerhin 18V bei 12V Versorgung!), alles kein Problem. Auch mechanisch hält das Zeugs was aus (und ich benutze es auch live).
5.) Meine Meinung überhaupt:
Für das Geld bekommt man bei Doepfer einen unglaublich hohen Gegenwert, wenn man ein analoges Modularsystem will. Mir persönlich wäre eine großzügigere Bedienoberfläche der Module auch lieber; ich habe einen Formant, da hat man dann halt Platz (siehe Bilder auf meiner Gear-Seite).
Fürs gleiche Geld bekommt man einen Nord Modular G2, für mittlerweile deutlich weniger Geld einen Nord Modular 1. Damit kann man unglaublich (sorry) geile sounds machen. Aber irgendwie komme ich mit einem NM nicht auf den Soundspaß, den mir ein hardware-kabel-knöppe-System vermittelt.
Und letzlich zur Frage "ist XYZ Murks?": Wirklicher Murks wird heutzutage nur noch extrem selten verkauft.
Es gibt letzlich keine Geräte mehr, deren Preis ungerechtfertigt hoch ist (Wer mal ein MM-Pult in den siebziger Jahren gesehen hat, der weiss, dass Behringer - verglichen damit - ziemlich geile Pulte baut).
Es mag Leute geben, die bereit sind viel Geld für hochwertigste Geräte auszugeben, weil sie sich nicht mehr über Kompromisse ärgern wollen; die warten dann auf ClubofKnobs-Lieferungen oder kaufen MOTM.
Und es gibt Leute, die sich das alles nicht leisten können, und die kaufen MFB.
Und dann gibts ist halt Doepfer, der irgendwo in der Mitte ist. That's live.
Florian