READYdot schrieb:
tim schrieb:
Die Rede war von Sounds für Melodien, nicht von Musik die nur von Sounds lebt. Zuerst die letzten paar Threadseiten lesen, dann stänkern.
Das habe ich, und Melodien sind Musik, sowie nur Sounds auch Musik sind, du sagst es ja selbst.
Es ging um Sounds,
die die Melodie transportieren, nicht um Sounds um ihret eigen Willen.
READYdot schrieb:
tim schrieb:
Anstatt uninteressante Melodien mit "interessanten" Sounds aufzupeppen, wäre es klüger, einen Kompositionskurs zu belegen.
Was´n das für ein hochnäsiges Getue... Kompositionskurs, daß ich net lache, nur weil einer Harmonien kennt, und von Intervallen labern kann, heißt daß doch noch lange nicht daß er interessante Melodien hinbekommt.
Es steigert immerhin die Chancen. ;-D Ausserdem geht in einem Kompositionskurs nicht ums "Kennen" oder "Labern", sondern ums Komponieren.
Ich habe auch fünf jahre Musikkonservatorium gemacht...
Na und? Einschreiben kann sich jeder. Ausserdem scheint's ja nicht viel gebracht zu haben. Nach 5 Jahren Musikstudium die Empfehlung für einen Kompositionskurs als "hochnäsiges Getue" abzukanzeln, zeugt doch schon von einer gewissen Lernresistenz.
READYdot schrieb:
Wieder Geschwafels, du vergleichst ja später auch die Musik mit der Kunst, tja und du kannst wohl nicht irgenwelche Farben für eine Bildkomposition benutzen...
Wenn ich ein Gesicht mit roter Farbe male, die Ohren rot, das Haar grün und die Gesichtszüge mit Türkis, erkennt man trotzdem, dass es ein Gesicht ist. Und genau so ist es mit stringenten (sorry
) musikalischen Strukturen.
READYdot schrieb:
...so ist es auch mit der Musik, die Expressivität und die Melodie sind wohl wichtig, kommt es aber vor allem auf den Sound, den Ton an!
Conlon Nancarrow, der Protagonist von Isorhythmen, hat fast sein ganzes Lebenswerk auf einem Ampico-Player-Piano erschaffen. Der RCA-Synthesizer, auf dem Milton Babbitt seine radikalen seriellen Ideen realiserte, klingt für heutige Ohren doch recht "gewöhnungsbedürftig". Oder gehen wir weit zurück: die frühe Polyphonie eines Orlando die Lasso oder Palestrina...
...daher ist neben einem Kompositionskurs auch ein Kurs in Musikgeschichte ganz nützlich. Verhindert das sich verheddern in der eigenen Subjektivität (um solche dann andern vorzuwerfen).
READYdot schrieb:
Die schönste Melodie klingt mit dem falschen Sound auch Scheiße, wieso tragen denn nur die besten Musiker die größten Stücke vor. Weil sie ihr Instrument beherrschen und demnahc den Sound.
Nochmals: Musik ist nicht primär oberflächliche Erscheinung (Sound) sondern in erster Linie formale Struktur (Melodien, Harmonien, Rhythmen etc.) Die klangliche Umsetzung in Sound ändert ja dauernd mit der Qualität der Darbietung, den gesellschaftlichen Umwälzungen, den sich ständig wandelnden Technologien und den damiteinhergehenden schnellebigen Modeerscheinungen.
Und die grössten Werke der Musikgeschichte haben die Zeit eben genau darum gut überstanden, weil sie von diesen Faktoren am wenigsten abhängig sind: weil sie in erster Linie formale Gebilde sind.
Klar ist es zweifellos schöner, wenn die ungarische Rhapsodie von Horowitz auf dem Steinway gespielt wird und nicht vom Rechner auf der GeneralMIDI-Soundkarte. Aber egal wie, es wird immer noch als dieses Stück erkannt werden. Sonst hätten Urheberrechtsgesellschaften nämlich ein ernstes Problem.
Mir ist schon klar dass wir in einem Synthiforum sind und dass das die Soundfrickelabteilung vielleicht nicht hören will. Aber das menschliche Bewusstsein speichert in erster Linie Melodien -egal ob die nun von einem Koloratursopran gesungen oder einem Handy gefiept werden. Nach einem Konzert summen und pfeifen die Leute die Melodien (wenn sie gut waren). Niemand versucht, den Filtersweep im Song XY nachzuäffen (auch wenn der "interessant" klang). Das hat Gründe, die mit der Evolution der Hirnregion des Sprachzentrums zusammenhängen (Sprachmelodie->Musikmelodie), und die auch von Hirnforschern untersucht werden.
Falls sich zu unserer Lebenszeit das Gehirn schlagartig verändern sollten, und der Briefträger beim morgentlichen Postaustragen sich im dann Pfeifen von Sync-Sweeps übt (good luck to him
), können wir diese Diskussion gerne fortführen.
READYdot schrieb:
tim schrieb:
Auch wenn man des guten alten Johann Sebastians Musikalisches Opfer mit den popeligsten General-MIDI-Sounds wiedergibt, ändert das nix die Bohne an dessen musikalischen Gehalt.
Doch, tut es!
Wenn Du mir eine seriöse Abhandlung über dieses Werk zeigen kannst, in welchem irgendwo das Thema Klangfarbe aufgegriffen wird, können wir auch diese Diskussion gerne fortsetzen.
Subjektive Meinungen sind uninteressant.
READYdot schrieb:
tim schrieb:
Und das Klavier ist ja heutzutage weiss Gott kein "interessanter" Klang mehr. Hunderttausend Mal gehört, Überraschungseffekt Null. Für gute Musik wird es jedoch immer noch gerne verwendet.
Achja, das Klavier gibt es ja auch nicht schon 500 Jahre, der Vergleich hinkt wenn du es mit einem knapp 30-40 Jahre alten Medieum vergleichst.
Ich habe nichts verglichen, sondern am Beispiel Klavier nur aufgezeigt, das "klangliche Interessantheit" für stringente (sorry again
) musikalische Strukturen unerheblich ist.
tim schrieb:
Ich habe zwar noch nie einen Bildhauer gesehen, der mit seinem Meissel prahlt, oder Malerei-Gearporn mit allerlei Fotos von Staffeleien, Pinseln und eingetrockneten Ölfarben
Kunstbegeistert bist du wohl auch nicht... Jeder möchte einen Blick in die Ateliers werfen, sehen wo sie malen, und wie sie das tun, wie riesig das Atelier ist, etc. Das ist GearPorn!
Danke, ich weiss was Gearporn ist. Gearporn ist eben das: "Begeisterung" für's Gear. Nicht für die Kunst. Ich bin sehr wohl kunstbegeistert. Gear ist für mich hingegen lediglich Mittel zum Zweck. Nur um das auseinanderzuhalten.
tim schrieb:
Sinnbildlich, dass Vertreter des modularen Gequietsches objektive musikalische Kriterien wie kompositorische Stringenz ("Tragfähigkeit") als "subjektiv" betiteln, und danach noch andere als "pseudomusikalisch" abkanzeln. Postmoderner Relativismus und Anti-Elitarismus in Reinkultur.
Kein Wunder ist die Welt am verblöden.
Du kannst auch normal mit mir reden. Kompositorische Stringenz IST subjektiv...
http://de.wikipedia.org/wiki/Kontrapunkt
http://de.wikipedia.org/wiki/Dodekaphonie
Regeln und Maße sind kein Garant für objektives Schönfinden, indes schon ein Wiederspruch in sich.
http://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Schnitt
Wieder das selbe in der Malerei, auch wenns du alle Kompositorischen Mittel beherrschst schaffst du immer noch nichts Schönes.
Woher willst Du das wissen? Beherrschst Du sie denn?
"Kein Wunder ist die Wlet am verblöden." du mußt es ja wissen!
Ja. Ich sehe es gerade vor mir.
Und es geht sowieso nicht ums relativieren oder anti-akademisch vorzugehen, es geht darum neue Medien zu erforschen und sie einzubinden.
Das mag für Dich vielleicht zutreffen. Den meisten Musikern (ich zähle mich auch dazu) geht es in erster Linie um
Musik, nicht um "Medien"
zum Selbstzweck (und dazu gehören auch "interessante" Sounds). Ich frage mich manchmal ob dies das richtige Forum ist für mich.
Es kann dann wohl auch sein daß ich jung und offen bin, und nicht verbittert auf das Heute schaue, sondern die Chance sehe und sie austeste, sowohl musikalisch als auch künstlerisch.
Jung und offen -super.
Warum dann nicht gleich auch einen Kompositionskurs belegen?
Auch wenn ich sehr gut im Nacktmodel zeichnen bin, kritzle ich auch öfters und manchmal kommt echt interessantes dabei raus, die Analogie zur Musik ist hier wohl offensichtlich.
Öhm... nein.
Du kannst ja dann in Zukunft stringente Melodien schaffen!
Das werde ich versuchen. So wie die Dinge sich entwickeln, wird die Zukunft sowas bitter nötig haben.
Eine weise Seele hat mal gesagt: Kunst zu machen, heisst sich vom rein Oberflächlichen, Interessanten, Beeindruckenden, Blendenden und Aufmerksamkeit-schindenden abzuwenden, hin zu dem was wahr ist.
Leider hat unser Postmoderner Relativismus genau dieses Konzept von Wahrheit erodiert. "Anything Goes", wie es im gleichnamigen Musical so prophetisch hiess. Kein Wunder gibt es heutzutage sowenig Kunst die
wirklich berührt. Und mit "Berühren" meine ich nicht, von einer Technobassdrum bei 102dB durchgerüttelt, oder von der neusten exhibitionistischen Performance-"Kunst" geschockt zu werden. Es ist genau dieser unterliegende moralische Bankrott welcher den modernen Menschen dazu treibt, sich den reinen Oberflächlichkeiten hinzugeben. Das Empfinden von Glück und Freude wird vom "geflasht werden" und "Spass haben" verdrängt. Schöne neue Welt.
In dem Sinne: Have fun.
(Sorry an den Threadstarter und alle anderen für's Zumüllen dieses Threads. Dies ist mein letzter Beitrag hier.)