Spass beiseite; klar verwenden Leute Demo Patterns und Presets, bauen die unverändert ein - manch einer spielt vielleicht sogar virtuos mit seinem Lieblings Preset, andere löschen sofort jeglichen Factory Content und werden dann gefragt warum sie es sich so schwer machen - aber ist das nicht eine ganz andere Diskussion?
An der Oberfläche mag es so aussehen, als sei die Verwendung von Presets-Pattern eine andere Diskussion, im Kern ist es meiner Ansicht nach die gleiche: Es gibt ein begehrtes "Original" (das kann ein als besonders wohlklingend empfundener EQ sein oder eine bestimmte musikalische Stilistik aus musikalischen Pattern samt zugehörigen Klängen) und diesem mehr oder weniger nahe kommende "Emulationen" (z.B. ein Plug-in-Emulation einer besonderen Hardware, eine Loop-Library oder – die Älteren werden sich erinnern – General-MIDI-Files der derzeit angesagten Hits und "Evergreens").
Allen diesen Emulationen ist gemeinsam, dass sie versprechen, etwas leicht verfügbar (genauer: käuflich) zu machen, was sonst unerreichbar oder nur unter großem Aufwand erreichbar wäre: Und dieser Aufwand heißt letztlich Erfahrung sammeln, sich "Skills" anzueignen, kurz Lernen. Lernen, die musikalischen Besonderheiten eines Stils heraushören und dann für die eigene Musik nutzbar machen zu können, anstatt die nächste Loop-Library zu kaufen; Lernen, einem besonderen Klang mit den vorhandenen Mitteln hinreichend nahe kommen zu können und dieses Wissen dann auf ähnliche Klangsituationen übertragen zu können, anstatt die nächste Emulation zu kaufen…oder sich zum wiederholten Male mit der Diskussion der Wiedergabetreue von Emulationen und dem Einfluß ihres Äußeren aufzuhalten.
Jaja, das ist das Gesabbel eines alten Sacks, der musikalisch nichts auf die Reihe gekriegt hat und nun meint, mit großer Geste belehrende Reden schwingen zu müssen. Aufgepaßt, hier kommt noch mehr von diesem Zeug: Als ich 1982 meinen ersten richtigen Synthesizer, einen Korg MS-20, in den Händen hielt, hatte ich wirklich von nichts eine Ahnung, aber es hatte sich in meinem Kopf die Vorstellung festgesetzt, dass ich mit einem Synthesizer alle möglichen Klänge erzeugen könne, also auch die, die ich auf den Langspielplatten meiner Helden toll fand. Also versuchte ich wie ein Blödsinniger, beispielsweise den Chor-Sound von Kraftwerks "Europa Endlos" nachzubauen, oder die herrlichen Streicher von Tomitas "Ravel Album" – natürlich ohne Erfolg. Aber dabei lernte ich – neben dem, was der MS-20 eben nicht kann –, was der MS-20 kann, erarbeitete mir gleichsam eine akustische Landkarte der Fähigkeiten dieses Instruments, und wie ich in dieser zielgerichtet unterwegs sein kann, wie auch ein grundsätzliches Verständnis dessen, wie Synthesizer überhaupt funktionieren.
Wie wäre meine Entwicklung verlaufen, hätte es damals schon diese überbordende Vielfalt an Musikproduktionswerkzeugen zu geradezu albern geringen Preisen gegeben wie heute? Hätte ich mich ebenso verbissen am MS-20 abgearbeitet, oder hätte ich nach den ersten frustrierenden Erfahrungen das Ding als "untauglich" abgetan und ganz einfach etwas anderes gekauft, was meinen Vorstellungen besser entsprochen hätte? Wieviel hätte ich dabei gelernt?
Entsprechend kann ich den Einwand von
@Nick Name nur dann nachvollziehen, wenn ich ihn umformuliere: Lernen wird durch Konsum ersetzt.