ach, noch was: ich kann mit dem ganzen Dark Ambinent Gedrone nix anfangen - falls das jemanden interessiert, vermutlich nicht
Ich denk dann immer, ja, nee, ist klar, kann ich mit Paulstretch auch innerhalb von ner Stunde mein neues Album produzieren und auf Bandcamp hochladen.
Welche Samples nehme ich denn mal heute? Der Zufall entscheidet, Kaffeetasse und Klospülung klingt vielversprechend.
Die
Aufgabenstellung dieses Threads war ja, den Versuch zu unternehmen, einer Person die Musik nahezubringen, die diese Person eben nicht mag. So reizvoll ich das als Aufgabe finde, setzt es doch voraus, dass diese Person überhaupt
möchte, dass jemand anders diesen Versuch unternimmt, ihr die abgelehnte Musik nahezubringen. Ich bin mir nach Deinen Worten zu "Dark Ambient Gedrone" nicht sicher, ob Du das möchtest, oder einfach nur Deine Ablehnung kundtun möchtest, aber ich versuche es mal.
Das für mich Interessante an Deiner Ablehnung sind Deine (vielleicht überspitzt formulierten) Annahmen über den Produktionsprozess dieser Musik, bei dem Du jegliches handwerkliches Geschick ebenso zu vermissen scheinst wie ein erkennbares Bemühen des Produzenten, und stattdessen eine belanglose Beliebigkeit im Herstellungsprozess dieser Musik, ja geradezu ein Verarschen der Hörer zu erkennen glaubst.
Daher nachfolgend mein (nicht ganz uneigennütziger) Versuch, Dir dieses Genre mit
einem Stück näher zu bringen, dessen Produktionsprozess aufwändiger war als der von Dir beschriebene, bei dem keine Samples verwendet worden sind, sondern live ein Synthesizer gespielt worden ist, und bei dem der improvisierende Musiker tatsächlich die Hoffnung hatte, die Hörer auf eine akustische Reise mitnehmen zu können. Ob Du die dafür notwendigen 50 Minuten aufzubringen bereit bist, steht auf einem ganz anderen Blatt, und falls es Dir nicht gefallen sollte, lehne ich Schadensersatzansprüche aufgrund verschwendeter Lebenszeit von vornherein ab.
Machen diese "Änderungen der Rahmenbedingungen" für Dich in Deiner Wahrnehmung der Musik einen Unterschied?
Ich kriege immer eine große Abneigung wenn ich das Gefühl habe eine Band hat sich die Weinerlichen als Zielgruppe ausgesucht, um sie noch weinerlicher zu machen. Kommt mir wie Brainwashing vor.
Ich glaube nicht, dass das die einzig denkbare Motivation ist, traurige Musik zu machen (um einen etwas neutraleren Ausdruck als "weinerlich" zu gebrauchen).
Zum einen glaube ich nicht, dass man sich beim Schreiben von Musik eine Zielgruppe aussucht, um speziell für diese dann Musik zu schreiben – außer man ist Gebrauchs-, also speziell Werbemusikkomponist, dann mag das gehen, aber bis jetzt habe ich noch keine Werbemusik gehört, die tatsächlich in mir eine im weitesten Sinne tief empfundene Emotion ausgelöst hätte (Brechreiz ist keine Emotion).
Zum anderen glaube ich nicht, dass es sich um "Brainwashing" handeln muss, wenn ein Komponist ein trauriges Stück schreibt, das sich dann traurige Menschen anhören. Es gibt in der Theater/Literatur-Theorie den Begriff der "Katharsis", bei der der Zuschauer einer Tragödie durch "das Durchleben von Jammer/Rührung und Schrecken/Schauder…eine Läuterung seiner Seele von diesen Erregungszuständen" erfährt (
Quelle).
Oder schlicht: Es tut gut, zu weinen, sich dem Schmerz zu stellen, ihn zu durchleben und dadurch rauszulassen.
Daher glaube ich nicht, dass "weinerliche" Musik die "Weinerlichen" noch "weinerlicher" macht, sondern dass diese sie vielleicht fröhlicher macht, weniger einsam in ihrem Schmerz, indem sie diesem ein gemeinsames, öffentliches Ventil gibt.
Nicht?
Na gut, war nun 'n Versuch.