31 Minuten langes Interview mit Marek Lieberberg
"Seine Branche sei "suspendiert" und mit einem "Berufsverbot" belegt worden: Marek Lieberberg, Deutschland-Chef des Konzertveranstalters Live Nation, wählt drastische Worte, um die Situation zu beschreiben. Er spricht von einer Diskriminierung der modernen Kultur und fordert die Politik zum Handeln auf.
Das Konzert mit Brian Adams und Sarah Conner in Düsseldorf hatte Marek Lieberberg als Leuchtturm-Projekt geplant, als Zeichen für einen Neustart für die Festival-Macher und Konzertveranstalter: "Give Live a Chance". Doch daraus wurde nichts. Wegen steigender Infektionszahlen und grundsätzlichen Bedenken im Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalens musste das Konzert erstmal abgesagt werden. Vielleicht klappt es im Spätherbst. Lieberberg empfindet das als Rückschlag und ist bedrückt: "Weil man sich fühlt wie in einem Gefängnis! Um es literarisch zu kleiden: wie der Graf von Monte-Christo. Man versucht, mit einem Esslöffel sich freizugraben, sieht einen Lichtstreifen, dann wird das Ganze entdeckt und wieder zugeschüttet. So komme ich mir vor.
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Um den "Super-Gau" zu verhindern, brauchen die Konzertveranstalter aus Sicht Lieberbergs mehr Unterstützung seitens der Politik, die er klar in der Verantwortung sieht: "Wenn jemand Verbote verfügt, wenn jemand eine normale Situation verbietet, die Normalität verbietet, auch das Recht auf Kultur und Meinungsäußerung einschränkt, dann hat er die verdammte Pflicht, sich zu überlegen, wie er das wieder zurückführt oder zumindest dann den Betroffenen eine entsprechende Kompensation anzubieten."
Einmal mehr sieht der Frankfurter Konzertveranstalter, der seit 50 Jahren im Geschäft ist, dass die Popkultur vernachlässigt und die Klassik privilegiert wird. "Wenn die Elbphilharmonie mit 800 Zuschauern und die Salzburger Festspiele mit 1.000 Besuchern stattfinden können – also mit rund 40 Prozent der Kapazität –, und wir arbeiten nur mit einem Viertel der Kapazität, wieso soll das nicht möglich sein?"
Lieberberg wird nicht aufgeben. Er will, dass es wieder losgeht und er will beweisen, dass auch ein Großkonzert mit einem guten Hygienekonzept machbar ist. Und er will, dass seine Branche, die Events und Festivals, endlich die Wertschätzung bekommen, die sie aus seiner Sicht verdienen: "Das ist im Moment meine größte Aufgabe, das Bewusstsein dafür zu schärfen und die Politik hier endlich zu sensibilisieren für die Not und das Elend dieser Branche. Das ist meine Aufgabe, das habe ich mir zum Ziel gesetzt und dafür werde ich kämpfen!"
Seine Branche sei "suspendiert" und mit einem "Berufsverbot" belegt worden: Marek Lieberberg, Deutschland-Chef des Konzertveranstalters Live Nation, wählt drastische Worte, um die Situation zu beschreiben. Er spricht von einer Diskriminierung der modernen Kultur und fordert die Politik zum...
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