Ich seh jetzt schon zwei Punkte, über die sich groß aufgeregt werden wird (abgesehen davon, daß es Behringer ist).
Erstmal:
Das soll ja kein "Inspired by"-Synth werden wie Deckard's Dream, der auch speicherlos ist, sondern ein CS80-Klon. Vielleicht hat man einfach Fracksausen, daß das Ding anders klingt, wenn man zur Klangsteuerung statt analoger Regler und Schalter was Speicherbares macht. Die ganzen 101- und 303-Klone haben auch alle kein Patch Memory (abgesehen davon, daß sie da eingesetzt werden, wo niemand Patch Memory braucht). Die allermeisten Minimoog-Klone haben kein Patch Memory, und beim Ulimoog hat sich kaum einer darüber aufgeregt. ARP-2600-Klone? ARP-Odyssey-Klone? Alle ohne Patch Memory.
Aber kaum daß die Kiste polyphon ist, wird sie in dieselbe Kategorie geschmissen wie der Prophet '08: echtanaloge Universal-Polysynths, deren Haupteinsatzgebiet Coverbands sind, wo sie Sounds von allen möglichen Analogsynths nachmachen sollen, die Montage, Kronos und Nord Stage nicht können – allen voran Moog, Prophet, Oberheim und ein bißchen Jupiter. In dem Bereich wird der DS-80 schon deshalb auf die Schnauze fliegen, weil er klanglich nicht mal in die Nähe von irgendeinem amerikanischen Analogsynth kommen wird – schon gar nicht in die Nähe von Minimoog, Prophet-5 und OB-X.
A propos, die andere Sache, wo sich wahrscheinlich groß drüber aufgeregt werden wird, wird sein, daß das Ding keine Wheels kriegt. Doch, das kommt. Aber mal ernsthaft: Das ist ein verdammter CS80-Klon. Der CS80 wird und wurde schon immer ohne Wheels gespielt. Wer den spielen will wie einen Moog, hat den falschen Synthesizer, der sollte sich lieber einen Rev2 schießen. Den CS80 spielt man nicht mit Wheels, die er nicht hat, sondern mit Poly Pressure und Ribbon. Vangelis braucht auch keine Wheels, und für was anderes wird den kaum einer kaufen.
Ich persönlich halte ja auch Velocity am Minimoog-Reissue für Quatsch – und ein Zugeständnis an die Leute, die schon so lange moogige™ Sounds auf VAs und neuen Echtanalogen mit Velocity spielen, daß sie sich gar nicht mehr vorstellen können, daß der originale Minimoog das nicht hatte. Aber CS80-Klon mit Wheels wäre so unnötig wie Minimoog-Klon mit zwei dedizierten LFOs, Multimode-Filter und drei ADSR-Hüllkurven. Da kann man in den CS80-Klon auch gleich noch beim Tiefpaß einen 24dB-Modus in Form eines wahlweise schaltbaren vierpoligen Transistorkaskadenfilters einbauen. Und pro Tone einen zweiten VCO für die, die keine Sounds bauen können, ohne zwei Sägezähne gegeneinander zu verstimmen.
Und wenn man dann die Kiste funktional auf das Niveau eines Andromeda oder Moog One oder so gehievt hat, damit auch die Coverband-Fraktion zufrieden ist, ist soviel zusätzlicher Klump in der Klangerzeugung drin, daß sich alle wundern, warum das Ding in YouTube-Videos mit Direktvergleichen mit echten CS80 so dermaßen hart abstinkt und überhaupt nicht wie ein CS80 klingt – und schon gar nicht nach "Blade Runner Main Titles".
An dieser Stelle sei daran erinnert, wie Kleinigkeiten den Sound eines Analogsynthesizers drastisch verändern können. Der Roland JX-10 ist auf dem Papier zwei JX-8P und technisch an sich mit zwei JX-8P identisch. Klingt trotzdem anders, weil die Leitungen natürlich anders ausgeführt sind. Der MKS-70 ist auf dem Papier die Rackversion des JX-10. Der klingt nochmal anders, wieder, weil die Leitungen anders ausgeführt sind.