
Night Machines
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EDIT: Das Modul ist nun erhältlich und hier gibt es ein erstes Demo Video:
https://www.youtube.com/watch?v=X_sisnhd-nA
... und noch ein Video zum Patchen von nonlinearen Hüllkurven:
https://www.youtube.com/watch?v=6wLe4Otk-5E
... und noch ein Video, wie man den Hüllkurven Generator als Ratcheting Sequenzer verwenden kann:
https://www.youtube.com/watch?v=qviNAWCBdf4
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Hallo!
Ich möchte hier einmal über das bald erhältliche, neue Hüllkurvengeneratormodul von Marienberg Devices aus Hettstedt sprechen. Ich bin seit einem Jahr regelmäßig in Kontakt mit den Brüdern und Steffen hat mir zum Test letzte Woche einen Prototypen des VC Envelope Generator B (ab hier einfach ADSR B) geschickt.
Zu allererst: Ja, das Modul soll es auch im 5HE Moog Format (MU / dotcom) geben. Bisher konnten Module im Marienberg Format auch einfach in MU Gehäuse eingebaut werden, es brauchte aber ein Stromadapterkabel und man musste evtl. die Löcher der Frontplatten erweitern, wenn man keinen Holzrahmen im Gehäuse hatte.
Ein kurze Hintergrundgeschichte zum ADSR B Modul, aus Erzählungen von Steffen:
Die Marienberg Brüder und ihre Mitstreiter haben sich seit jeher mit der Analyse von klassischen Synthesizern beschäftigt und unter anderem auch dahingehend geforscht, wie Hüllkurvenformen und Filter- oder VCA-Charakteristiken klanglich zusammenhängen. Das Resultat war, dass der Klang eines Filters, oder gar eines Synths, extrem von dessen Hüllkurvenmodulation abhängt. Man spricht bei Hüllkurven z.B. oft von „Snap“, einem Gefühl von hartem Anschlag und dann weichem Ausklingen. Dieses Klangerlebnis hängt aber oftmals auch genauso viel von der Ansprache des Filters oder VCAs ab, der durch die Hüllkurve moduliert wird. Das heißt das Ergebnis kann mit derselben Hüllkurve ein Anderes sein, sobald man andere Module damit moduliert. Eigentlich logisch, aber Hüllkurven sind trotzdem oft eher statisch in ihren Formen, genauso wie Filter und VCAs ebenfalls meist nur in einer oder zwei festen Arten auf Modulation ansprechen (Stichwort: linear oder exponentiell). Die Idee war also einen Hüllkurvengenerator für 5HE Modularsysteme zu bauen, der es einem erlaubt Steuerspannungen flexibel zu erschaffen, sodass man z.B. entweder gegen eine feste Filtercharakteristik arbeiten, oder diese auch verstärken kann. Einen Hüllkurvengenerator der sich quasi auf alle Modulationsziele präzise einstellen lässt, sodass man den Klang erzeugen kann den man möchte. Der neue Marienberg ADSR B ist nun dieser Hüllkurvengenerator, zu dem es in Zukunft sogar auch noch eine Erweiterung geben wird.
Aber jetzt Butter bei die Fische! Hier ein Foto des Prototyps (Frontplatte ist nur ein blankes Alublech mit Aufkleber, also nicht wundern):

Sieht jetzt erstmal komplizierter aus als es eigentlich ist. Ich werde in Zukunft aber auch Demovideos produzieren.
Generell handelt es sich hierbei um einen vollanalogen ADSR, dessen Attack, Decay und Release Stufen aus jeweils zwei Teilen mit individuellen Anstiegs-/Abfallzeiten bestehen. Der Trennungspunkt beider Teile wird durch einen Thresholdwert definiert. Simples Beispiel: Man stellt den Attack Threshold auf 5V und schickt ein Gate in die Hüllkurve. Attack 1 steigt nun bis 5V und dann übernimmt Attack 2 bis zum Maximalwert 10V. Von dort fällt die Kurve in Decay 1 bis zum Decay Threshold, nachdem dann Decay 2 kommt, etc.

Man hat also als Basis einen siebenstufigen, linearen ADSR Hüllkurvengenerator. Das alleine ermöglicht schon viele spannende Hüllkurvenformen. So richtig toll wird es aber, sobald man Rückkopplungen des ADSR Signals in seinen Patch einbaut, die einen die einzelnen Stufen verbiegen lassen. Geschieht die Rückkopplung durch einen Abschwächer (Attenuator oder Attenuverter), kann man den Steigungsverlauf präzise in exponentielle oder logarithmische Richtungen formen.
Zum Beispiel so:

Gelb: Hüllkurve
Blau: Gate
Lila: Amplitude einer Sägezahnwelle durch ein moduliertes Marienberg VC Multimode Filter Modul (nur zum Spaß
hab ein neues Oszilloskop, hihi)
Es ist wirklich faszinierend! Ich muss gestehen dass ich anfangs gar nicht so scharf auf dieses Modul war, als mir Steffen davon das erste Mal erzählte. Dachte mir dass ich ADSRs schon kenne und diese einfach immer eher langweilig in Bedienung und Anwendung sind ... aber weit gefehlt! Seitdem ich das Modul hier im Rack habe, will ich die ganze Zeit nur noch Hüllkurven und deren klangliche Auswirkungen erforschen. Die Möglichkeiten sind verblüffend.
Folgend noch ein paar Beispiele was mit dem Modul als Basis möglich ist.
Klassiche analog-ADSR Form:

... und andersherum:

Einfach ein exponentieller Spike für einen kurzen Anschlag:

... oder eine bauchige Kurve für viel Sustain, aber ohne allzu harte Ecken und Kanten:

Diese vier Kurven sind ganz einfach nur mit dem ADSR B in Rückkopplung durch Attenuatoren erstellt. Geht aber auch komplexer, in dem man externe Modulationsquellen mit den ADSR B Gate Ausgängen synchronisiert und dazu mischt
Wie wär‘s mal mit einem Dreiecks-LFO als Releasephase? Klingt tatsächlich ziemlich cool.

... oder einem Pulswellen-LFO, der durch eine AD Hüllkurve amplitudenmoduliert wird und dann in der Sustainphase sitzt? Alles natürlich synchronisiert und reproduzierbar.

Diese hier nenne ich „Marienburg auf ... äh ... Marienberg“

Ihr seht, es gibt noch eine Menge zu erforschen auf dem Hüllkurvengebiet. Wie gesagt, Videos werde ich auch noch produzieren.
Wer bis dahin schon etwas mehr in die Marienberg Welt eintauchen möchte, findet in der aktuellen KEYS Ausgabe 4/2020 ein ausführliches Interview. Außerdem habe ich Holger letztes Jahr auf deutsch für meinen YouTube Kanal interviewt -> Hier geht’s zum Video
https://www.youtube.com/watch?v=X_sisnhd-nA
... und noch ein Video zum Patchen von nonlinearen Hüllkurven:
https://www.youtube.com/watch?v=6wLe4Otk-5E
... und noch ein Video, wie man den Hüllkurven Generator als Ratcheting Sequenzer verwenden kann:
https://www.youtube.com/watch?v=qviNAWCBdf4
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Hallo!
Ich möchte hier einmal über das bald erhältliche, neue Hüllkurvengeneratormodul von Marienberg Devices aus Hettstedt sprechen. Ich bin seit einem Jahr regelmäßig in Kontakt mit den Brüdern und Steffen hat mir zum Test letzte Woche einen Prototypen des VC Envelope Generator B (ab hier einfach ADSR B) geschickt.
Zu allererst: Ja, das Modul soll es auch im 5HE Moog Format (MU / dotcom) geben. Bisher konnten Module im Marienberg Format auch einfach in MU Gehäuse eingebaut werden, es brauchte aber ein Stromadapterkabel und man musste evtl. die Löcher der Frontplatten erweitern, wenn man keinen Holzrahmen im Gehäuse hatte.
Ein kurze Hintergrundgeschichte zum ADSR B Modul, aus Erzählungen von Steffen:
Die Marienberg Brüder und ihre Mitstreiter haben sich seit jeher mit der Analyse von klassischen Synthesizern beschäftigt und unter anderem auch dahingehend geforscht, wie Hüllkurvenformen und Filter- oder VCA-Charakteristiken klanglich zusammenhängen. Das Resultat war, dass der Klang eines Filters, oder gar eines Synths, extrem von dessen Hüllkurvenmodulation abhängt. Man spricht bei Hüllkurven z.B. oft von „Snap“, einem Gefühl von hartem Anschlag und dann weichem Ausklingen. Dieses Klangerlebnis hängt aber oftmals auch genauso viel von der Ansprache des Filters oder VCAs ab, der durch die Hüllkurve moduliert wird. Das heißt das Ergebnis kann mit derselben Hüllkurve ein Anderes sein, sobald man andere Module damit moduliert. Eigentlich logisch, aber Hüllkurven sind trotzdem oft eher statisch in ihren Formen, genauso wie Filter und VCAs ebenfalls meist nur in einer oder zwei festen Arten auf Modulation ansprechen (Stichwort: linear oder exponentiell). Die Idee war also einen Hüllkurvengenerator für 5HE Modularsysteme zu bauen, der es einem erlaubt Steuerspannungen flexibel zu erschaffen, sodass man z.B. entweder gegen eine feste Filtercharakteristik arbeiten, oder diese auch verstärken kann. Einen Hüllkurvengenerator der sich quasi auf alle Modulationsziele präzise einstellen lässt, sodass man den Klang erzeugen kann den man möchte. Der neue Marienberg ADSR B ist nun dieser Hüllkurvengenerator, zu dem es in Zukunft sogar auch noch eine Erweiterung geben wird.
Aber jetzt Butter bei die Fische! Hier ein Foto des Prototyps (Frontplatte ist nur ein blankes Alublech mit Aufkleber, also nicht wundern):

Sieht jetzt erstmal komplizierter aus als es eigentlich ist. Ich werde in Zukunft aber auch Demovideos produzieren.
Generell handelt es sich hierbei um einen vollanalogen ADSR, dessen Attack, Decay und Release Stufen aus jeweils zwei Teilen mit individuellen Anstiegs-/Abfallzeiten bestehen. Der Trennungspunkt beider Teile wird durch einen Thresholdwert definiert. Simples Beispiel: Man stellt den Attack Threshold auf 5V und schickt ein Gate in die Hüllkurve. Attack 1 steigt nun bis 5V und dann übernimmt Attack 2 bis zum Maximalwert 10V. Von dort fällt die Kurve in Decay 1 bis zum Decay Threshold, nachdem dann Decay 2 kommt, etc.

Man hat also als Basis einen siebenstufigen, linearen ADSR Hüllkurvengenerator. Das alleine ermöglicht schon viele spannende Hüllkurvenformen. So richtig toll wird es aber, sobald man Rückkopplungen des ADSR Signals in seinen Patch einbaut, die einen die einzelnen Stufen verbiegen lassen. Geschieht die Rückkopplung durch einen Abschwächer (Attenuator oder Attenuverter), kann man den Steigungsverlauf präzise in exponentielle oder logarithmische Richtungen formen.
Zum Beispiel so:

Gelb: Hüllkurve
Blau: Gate
Lila: Amplitude einer Sägezahnwelle durch ein moduliertes Marienberg VC Multimode Filter Modul (nur zum Spaß

Es ist wirklich faszinierend! Ich muss gestehen dass ich anfangs gar nicht so scharf auf dieses Modul war, als mir Steffen davon das erste Mal erzählte. Dachte mir dass ich ADSRs schon kenne und diese einfach immer eher langweilig in Bedienung und Anwendung sind ... aber weit gefehlt! Seitdem ich das Modul hier im Rack habe, will ich die ganze Zeit nur noch Hüllkurven und deren klangliche Auswirkungen erforschen. Die Möglichkeiten sind verblüffend.
Folgend noch ein paar Beispiele was mit dem Modul als Basis möglich ist.
Klassiche analog-ADSR Form:

... und andersherum:

Einfach ein exponentieller Spike für einen kurzen Anschlag:

... oder eine bauchige Kurve für viel Sustain, aber ohne allzu harte Ecken und Kanten:

Diese vier Kurven sind ganz einfach nur mit dem ADSR B in Rückkopplung durch Attenuatoren erstellt. Geht aber auch komplexer, in dem man externe Modulationsquellen mit den ADSR B Gate Ausgängen synchronisiert und dazu mischt

Wie wär‘s mal mit einem Dreiecks-LFO als Releasephase? Klingt tatsächlich ziemlich cool.

... oder einem Pulswellen-LFO, der durch eine AD Hüllkurve amplitudenmoduliert wird und dann in der Sustainphase sitzt? Alles natürlich synchronisiert und reproduzierbar.

Diese hier nenne ich „Marienburg auf ... äh ... Marienberg“


Ihr seht, es gibt noch eine Menge zu erforschen auf dem Hüllkurvengebiet. Wie gesagt, Videos werde ich auch noch produzieren.
Wer bis dahin schon etwas mehr in die Marienberg Welt eintauchen möchte, findet in der aktuellen KEYS Ausgabe 4/2020 ein ausführliches Interview. Außerdem habe ich Holger letztes Jahr auf deutsch für meinen YouTube Kanal interviewt -> Hier geht’s zum Video
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