Re: Kunst. Warum entwickeln wir uns seit Jahrhunderten zurüc
Zu dem Disput Bauhaus/Gotische Kathedralen , Bach/Guetta:
In der Kunst gibt es kein besser oder schlechter. Es gibt nur "besser / schlechter nach meinem Dafürhalten", oder wenn man ehrlich ist "ist mein Geschmack" / "ist nicht mein Geschmack". Die Bewertung von Kunst ist subjektiv. Selbst wenn es darüber ggf eine vergleichsweise breite Übereinkunft gäbe.
Eine gotische Kirche oder eine Bauhaus-Gebäude sind nur dann schlecht, wenn sie beim ersten Sturm einstürzen. Gut und schlecht gibts nur im (Kunst-)Handwerk, aber nicht in der Kunst.
Zur Ausgangsfragestellung von Zolo ist zu sagen: auch hier fehlt die Berücksichtung des subjektive Aspekts. Man findet einen Aspekt komplexer/besser/anspruchsvolle oder weniger komplex/schlechter/anspruchsloser, der einem in den ersten Erfahrungungen bedeutsam/unbedeutsam war. Das ist eine rein subjektive Wahrnehmung. Im Prinzip sehe ich da ein typisches "Früher war alles Besser"-Getue, das einfach nur auf die Unflexibilität des Bewertenden hinweist.
Man muss sich nur die Reaktionen auf das wirklich gute Beispiel von resurgam mit dem "Yo Motherfucker" ansehen. Die Reaktionen zeigen doch sehr schön, dass da eine Menge Leute gar nicht mehr kapieren, um was es da geht. Das ist viel zu komplex für die.
Das gleiche gilt für Bach: der leistet innerhalb seines Wertekanons äußerst bemerkenswertes Kunsthandwerk. Aus künstlerischem (also nur subjektiv zu bewertenden) Aspekt macht Bach auch Melodien und musikalische Athmosphären, die mir persönlich sehr gut gefallen. Aber Bachs musikalischer Wertekanon war viel zu beschränkt um sich so eine Freiheit wie parallele Sexten zu erlauben. Aus der Rückschau bezeichnen manche die parallelen Sexten bei Haydn und Mozart als eine Simplifizierung. Aus der Sicht von Bach waren sie eine unerträgliche verkomplizierung des harmonisch Erlaubten.
Ich glaube die Welt wird immer komplizierter, aber je älter die Leute sind, um so weniger sind die in der Lage, die Komplexität zu erkennen.