Klangfarbenkomposition

Stammtisch schrieb:
Schönberg verwendete den Begriff Logik; eine "Art Logik".
Sozusagen die Kunst (Gesetz? Komposition?) die richtigen Klänge richtig "anzuordnen",
zu verbinden.
Vielleicht kann man ja mit ganz banalen Ideen anfangen, die bereits bei musikalischen Formen brauchbar sind:
Wiederholung, Variation, Kontrast/Gegensätzlichkeit, Beziehungslosigkeit, usw. und deren Anordnung zueinander. Bei Klangfarben kann man damit netterweise nicht nur zeitlich hintereinander, sondern auch gleichzeitig - als Schichtung von Klängen hantieren. Das ist erstmal gar nicht so weit weg vom herkömmlichen Instrumentieren/Arrangieren.
Andreas
 
leedoeslala schrieb:
"I
dazu versteh' ich zuwenig von musiktheorie
logik ist ein sehr dehnbarer begriff,
kann auch heißen "feels right"

"Feels right" sollte man nicht ignorieren. Manchmal weiß man
dass etwas richtig ist, richtig klingt etc., kann es aber nicht
erklären.
Sollte jeder mit sich selbst abmachen.
 
AndreasKrebs schrieb:
Vielleicht kann man ja mit ganz banalen Ideen anfangen,...

Schon die Geisteshaltung mit der man sich an die Musik macht, kann ein Ansatz sein.

Bei Klangfarben kann man damit netterweise nicht nur zeitlich hintereinander, sondern auch gleichzeitig - als Schichtung von Klängen hantieren. Das ist erstmal gar nicht so weit weg vom herkömmlichen Instrumentieren/Arrangieren.

Vielleicht eine kleine virtuelle Tabelle im Kopf einsetzen:
Melodie => Klangfarbe
hohe Frequenzen => ersetzen durch Klänge mit offenem Filter
tiefere Frequenzen => ersetzen durch Klänge mit gedämpften Filter
Einzelton => relativ einfacher Klang
Akkord => ersetzen durch komplexeren Klang
Akkordfolge => ersetzen durch Klangfolge
usw. usf.

Das ist natürlich nur ein einfaches Beispiel oder auch Selbstüber-
rumpelungstaktik um mal "reinzukommen".
 
Stammtisch schrieb:
leedoeslala schrieb:
"I
dazu versteh' ich zuwenig von musiktheorie
logik ist ein sehr dehnbarer begriff,
kann auch heißen "feels right"

"Feels right" sollte man nicht ignorieren. Manchmal weiß man
dass etwas richtig ist, richtig klingt etc., kann es aber nicht
erklären.
Sollte jeder mit sich selbst abmachen.

"Feels right" ist doch n tolles konzept :D
ich bin eh mehr für hören als theoretisieren ;-)
 
Elektrokamerad schrieb:
Es gibt zur Zeit technische Schwierigkeiten, eine Transposition in der Zeit zu machen, ohne automatisch auch die Tonhöhen zu transponieren; aber im Prinzip geht das.

Das ist falsch. Eine Zeitveränderung, ohne die Tonhöhe zu verändern, geht nur mit heuristischen Verfahren, die sich an der Erwartungshaltung und psychoakustischen Gegenbenheiten orientieren.

Eine Kontinuität zwischen Struktur, Rhythmus und Ton ist, nur weil es Bereiche des Übergangs gibt, doch keinesfalls zwingend, eine - letztlich eben willkürliche- Transformation von dem einen in den anderen Bereich mag spannende Resultate liefern, ist aber doch weit weniger dem Material innewohnend als gedacht. Letztlich ein gut zu verkaufender Gedanke, der dem Künstler Material liefert, das er selber nicht mehr definieren muss. Mithin also ein Lösungsversuch für oben genanntes Dilemma der Parameterüberflutung.

Allerdings sollte man das *künstlerische* Vorhaben "ich möchte die Idee einer Zeittransformation musikalisch umsetzen" natürlich am Resultat messen, nicht daran, dass der Realitätsabgleich der "Theorie dahinter" recht ernüchternd ausfällt. Kunst kann ja nicht nur fiktiv sein, es ist sogar eine ihrer herausragenden Qualitäten, dass ihr das möglich ist.
Aber: diese Fiktion hilft in der Diskussion um das Wesen der Klangkompositon nicht *direkt* weiter, es ist Stockhausens THEMA (Thema im Sinne wie "Die vier Jahreszeiten"), kein grundsätzliches Prinzip.

Und das darf man hier ruhig mal als beispielhaftes Vorbild nehmen, wie man sich eine Klangkompositionsidee erarbeitet!
 
Vielleicht eine kleine virtuelle Tabelle im Kopf einsetzen:
Melodie => Klangfarbe
hohe Frequenzen => ersetzen durch Klänge mit offenem Filter
tiefere Frequenzen => ersetzen durch Klänge mit gedämpften Filter
Einzelton => relativ einfacher Klang
Akkord => ersetzen durch komplexeren Klang
Akkordfolge => ersetzen durch Klangfolge
usw. usf.

Genau das hast du im Minimal (nicht den amerikanischen), Acid und Abstract House! Aber das sind ja Kompositionsformen, die hier scheinbar nicht geschätzt werden.
Also zurück in das jahr 1954. Ich finde das ärgerlich! ;-)

Weiter machen!
 
Man sollte in dieser Diskussion nicht vergessen, dass Schönbergs Ansichten im Bereich der "ernsten Musik" längst überholt sind. Der von Schönberg angestoßene Weg (atonale Musik - Zwölftonmusik - serielle Musik) hat sich längst als Irrweg herausgestellt. Schönberg ist daher heute keine gute Referenz mehr, um irgendetwas zu rechtfertigen.
 
Markus Horn schrieb:
Man sollte in dieser Diskussion nicht vergessen, dass Schönbergs Ansichten im Bereich der "ernsten Musik" längst überholt sind. Der von Schönberg angestoßene Weg (atonale Musik - Zwölftonmusik - serielle Musik) hat sich längst als Irrweg herausgestellt. Schönberg ist daher heute keine gute Referenz mehr, um irgendetwas zu rechtfertigen.
Inwieweit Irrweg? Was will man rechtfertigen :?:
 
Computerliebe schrieb:
Markus Horn schrieb:
Man sollte in dieser Diskussion nicht vergessen, dass Schönbergs Ansichten im Bereich der "ernsten Musik" längst überholt sind. Der von Schönberg angestoßene Weg (atonale Musik - Zwölftonmusik - serielle Musik) hat sich längst als Irrweg herausgestellt. Schönberg ist daher heute keine gute Referenz mehr, um irgendetwas zu rechtfertigen.
Inwieweit Irrweg? Was will man rechtfertigen :?:
ach da krachen nur wieder die beiden lager aufeinander ein, ignorier's einfach
acid war also ein irrweg :lol: ist mir neu :roll:
hallo realität :idea:
 
Stammtisch schrieb:
Vielleicht eine kleine virtuelle Tabelle im Kopf einsetzen:
Melodie => Klangfarbe
hohe Frequenzen => ersetzen durch Klänge mit offenem Filter
tiefere Frequenzen => ersetzen durch Klänge mit gedämpften Filter
Einzelton => relativ einfacher Klang
Akkord => ersetzen durch komplexeren Klang
Akkordfolge => ersetzen durch Klangfolge
usw. usf.

Je mehr ich darüber nachdenke, dest falscher erscheint mir der Begriff
Klangfarbenmelodie. Es kann keine Klangfarbenmelodie geben, da eine
Melodie monophon ist, eine einzelne Stimme.
Ein Klang aber ist immer polyphon, zusammengesetzt aus mehreren Partialtönen.

Interessant und nicht nur akademisch wichtig, wie vielleicht einige hier denken,
ist also die Tatsache, das wir uns bei Klängen über polyphone Schichtungen
unterhalten. Diese Schichtungen können -wie ich oben bereits einmal angedeutet
habe- in Analogie zu Ton-Akkorden nicht nur mit Begriffen wie absoluter Höhe
(der Frequenz der Partialwelle) sondern auch mit enger/weiter Lage, Dichte etc
versehen werden.

Stockhausen hat in seiner Studie 2 ja keine temperierte Skala verwendet,
sondern seine Tongemische auf ein bestimmtes Intervall aufgebaut.

Kennt jemand eine Komposition, welche mit ähnlichem Ansatz die natürliche
Obertonreihe verwendet? Ich suche ja immer auch Mittel, die nicht ganz
so abschreckend klingen. ;-)
 
Computerliebe schrieb:
Markus Horn schrieb:
Man sollte in dieser Diskussion nicht vergessen, dass Schönbergs Ansichten im Bereich der "ernsten Musik" längst überholt sind. Der von Schönberg angestoßene Weg (atonale Musik - Zwölftonmusik - serielle Musik) hat sich längst als Irrweg herausgestellt. Schönberg ist daher heute keine gute Referenz mehr, um irgendetwas zu rechtfertigen.
Inwieweit Irrweg? Was will man rechtfertigen :?:
Ich hab nicht gesehen, dass diese Diskussion schon 8 Seiten gelaufen ist, sorry, meine Antwort bezog sich auf den letzten Post von Seite 1. Innerhalb der sogenannten "ernsten Musik" oder akademischen Musik oder wie auch immer man das nennen will, gilt die Entwicklung, die Schönberg angestoßen hat und die letztendlich in den 50ern und 60ern zur seriellen Musik führte, heute als Sackgasse. Der ganze Kram ist aus dem allgemeinen Konzertrepertoire weitgehend verschwunden. Man spielt Britten, Strawinsky und Shostakovich, man spielt Reich, Glass und Ligeti, aber nicht Schönberg.
 
hallo? acid war massenkompatibel,
da haben mehr leute geld für bezahlt um das im dunklen kellerloch zu hören,
als operntickets verkauft wurden.
Kommt mir jetzt nicht mit der blöden E/U aufteilung.
von wegen Schönberg überholt(atonale musik)
 
leedoeslala schrieb:
Welcher logik unterliegt den eine melodie, bis auf wiederholung :?:
mc4 schrieb:
Welcher Logik unterliegt denn ein Pinselstrich auf einem Gemälde, bis auf Wiederholung? ;-)
leedoeslala schrieb:

Schade, dass du das Gleichnis nicht verstanden hast.

Der Künstler hat sich also einen Pinsel gekauft und das Gemälde ist
dann ganz von allein entstanden,
ohne das sich der Maler Gedanken gemacht hat, über Auswahl des Motivs,
Blickwinkel, Farbmischungen, Pinselstärken, Licht und Schatten,
Reihenfolge der Schichtungen und und und.
 
mc4 schrieb:
leedoeslala schrieb:
Welcher logik unterliegt den eine melodie, bis auf wiederholung :?:
mc4 schrieb:
Welcher Logik unterliegt denn ein Pinselstrich auf einem Gemälde, bis auf Wiederholung? ;-)
leedoeslala schrieb:

Schade, dass du das Gleichnis nicht verstanden hast.

Der Künstler hat sich also einen Pinsel gekauft und das Gemälde ist
dann ganz von allein entstanden,
ohne das sich der Maler Gedanken gemacht hat, über Auswahl des Motivs,
Blickwinkel, Farbmischungen, Pinselstärken, Licht und Schatten,
Reihenfolge der Schichtungen und und und.


mit folgt keiner logik meinte ich es gibt keine alchemistische formel für kunst
der rest ist handwerk
 
leedoeslala schrieb:
mit folgt keiner logik meinte ich es gibt keine alchemistische formel für kunst
der rest ist handwerk

Nun, ich denke wir reden hier nicht über geheime Formeln der Musik,
sondern versuchen herauszufinden, welche wichtigen klanglichen
Elemente der Musik in Zukunft eine höhere Beachtung verdienen.
Und das sollte über das blosse Drehen an der Cutoff-Frequency
hinausgehen. Eine Klangfarbenkomposition, die neue Einsichten
in das Material aufzeigt ist mehr als nur das Weglassen harmonischer
und melodischer Strukturen.

Ich bin übrigens durchaus aufgeschlossen, wenn mir jemand den Zusammenhang von Acid
mit diesem Thema näher bringen kann. Aber bitte nicht nur in einem
als Behauptung aufgestellten Satz, sonder mit etwas Liebe zum Detail.
 
mc4 schrieb:
welche wichtigen klanglichen
Elemente der Musik in Zukunft eine höhere Beachtung verdienen.
Und das sollte über das blosse Drehen an der Cutoff-Frequency
hinausgehen. Eine Klangfarbenkomposition, die neue Einsichten
in das Material aufzeigt ist mehr als nur das Weglassen harmonischer
und melodischer Strukturen.

och, mir fällt da schon mehr ein als wavetables & filter
mit traditionellen synths geht das allerdings nicht ...

mc4 schrieb:
Ich bin übrigens durchaus aufgeschlossen, wenn mir jemand den Zusammenhang von Acid
mit diesem Thema näher bringen kann. Aber bitte nicht nur in einem
als Behauptung aufgestellten Satz, sonder mit etwas Liebe zum Detail.
da gings um die behauptung das sich atonale musik nie durchsetzten konnte,
(die oper um die ecke spielt kein schönberg)
das klassische 3 step 303 pattern kennst du mit sicherheit...
im simpelsten fall c-c-c



keine formel für neue musik = musiktheorie (ist nur der schlechte erklärungsversuch nachdem du etwas gefunden hast was dich wow sagen lässt; daher der name theorie)
 
Ich bin übrigens durchaus aufgeschlossen, wenn mir jemand den Zusammenhang von Acid
mit diesem Thema näher bringen kann. Aber bitte nicht nur in einem
als Behauptung aufgestellten Satz, sonder mit etwas Liebe zum Detail.

Also ich bitte dich! Diese zurechtweisung lasse ich nicht so stehen. Woher weiß ich, dass dich das interessiert.
Deine anforderungs-liste von eigenschaften, hat mich spontan an Acid und Minimal erinnert.
Das darf ich auch so stehen lassen, ohne mir von dir eine watchen abzuholen! ;-)

Peter
ps: Vielleicht war´s warnicht auf mich bezogen :D
 
@Peter Uertz
Wenn Du die Tabelle meinst, die war von mir:
viewtopic.php?f=31&t=54287&start=175#p560769

@Markus Horn
Schönbergs „Verklärte Nacht“ und auch die bereits genannten 5 Orchesterstücke sind übrigens immer noch im Programm einiger Orchester. Aber das nur nebenbei. Es ist ok, wenn wir 2011 weitermachen.

Das Gleichnis mit der Malerei von MC4 finde ich ganz gut
(viewtopic.php?f=31&t=54287&start=175#p560803)

In der Malerei – oje, ich schweife ab – gibt’s ja auch Extreme: wir haben die ganz alten bräunlichen Schinken, dann die etwas modernere Malerei im letzten Jahrhundert (Kandinsky, Miro, Dali) oder aber auch Action-Painting. Bei letzterem sitzt der Pinselstrich sicherlich nicht so genau, wie bei den zuvor genannten. Ist in der Musik ähnlich. ;-)

Der eine arbeitet wirklich kompositorisch (im klassischen Sinne), der andere arbeitet nach einem Konzept oder eine Idee (John Cage ist für mich eher ein Konzept/Ideenmensch, als Komponist im klassischen Sinne), die weniger klassisches Handwerk voraussetzt. Also eine Verlagerung. Das dürfte wohl das sein, was Peter Uertz meint (?).

Hängt Euch nicht zu sehr an Schönberg auf. Er war Aufhänger der Diskussion, der Starter.
Genauso wie die virtuelle Tabelle im Kopf, oder der aufgedrehte Cutoff-Regler nur ein
Ansatz sein können bzw. Krücken!
 
Peter Uertz schrieb:
Ich bin übrigens durchaus aufgeschlossen, wenn mir jemand den Zusammenhang von Acid
mit diesem Thema näher bringen kann. Aber bitte nicht nur in einem
als Behauptung aufgestellten Satz, sonder mit etwas Liebe zum Detail.

Also ich bitte dich! Diese zurechtweisung lasse ich nicht so stehen.
Woher weiß ich, dass dich das interessiert.
Deine anforderungs-liste von eigenschaften, hat mich spontan an Acid und Minimal erinnert.
Das darf ich auch so stehen lassen, ohne mir von dir eine watchen abzuholen! ;-)

Peter
ps: Vielleicht war´s warnicht auf mich bezogen :D

1.Warum werde ich empört als 'zurechtweisend' bezeichnend, wenn ich freundlich und aufgeschlossen
nach weiterer Information frage?

2. Die Liste stammt nicht von mir, bitte aufmerksamer lesen.

3. Natürlich interessiert mich der Zusammenhang, wenn ich es sage.
warum stellst du, Peter, das mit 'Woher weiß ich, dass dich das interessiert.' in Frage
Ich habe durchaus auch schon professionell und kommerziell erfolgreich Acid Musik gemacht.

Ansonsten bitte bald zurück zum Thema, es verdient einen hohen Stellenwert.
 
mc4 schrieb:
leedoeslala schrieb:
Welcher logik unterliegt den eine melodie, bis auf wiederholung :?:

Welcher Logik unterliegt denn ein Pinselstrich auf einem Gemälde, bis auf Wiederholung? ;-)
Neben Wiederholung: Variation, Kontrast, ggf. Beziehungslosigkeit (im Sinne von: ganz anders, aber nicht als Kontrast geeignet), sowie die räumliche Anordnung / Rhythmik dieser Merkmale. Ist aber noch keine Logik im Sinne "wenn man alles brav befolgt, kommt ein tolles Werk raus", sondern eher die grundsätzlichen Strukturmerkmale.
Andreas
 


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