Aufsätze hab ich schon in der Schule gerne geschrieben und Zeit habe ich gerade mehr als genug!
Also:
Wie zufrieden bin ich mit meinem Mac?
Ich benutze seit rund 35 Jahren bewusst Computer. Am Anfang waren es diverse Commodores, ZXs und Amstrads von Kumpels, dann ein Atari ST für die Mucke und zu Haus Muttis 286er Büro PC, der aber echt dröge war. Danach (ATARI) blieb ich irgendwie bei PCs, weil man damit ja günstig irgendwie alles machen kann… Dazwischen beruflich, alles, was der Zweck so heiligte, auch Mac, in dem ich für “normale“ Anwendungen eigentlich immer keinen Vorteil gesehen habe.
Irgendwann war Musik leider auch kein Thema mehr und meine Computer waren Jahrelang refurbished Thinkpads X, T und HP-Workstations, die immer noch absolut zuverlässige Tools zum Broterwerb sind. Wenn man kreativ ist, wenig IT-Budget hat und trotzdem wie ein Profi arbeiten will, ist das auch immer noch meine Empfehlung! Meine 2010er HPz600-Workstation mit 2xXeon wird hier später noch gegen einen neuen MacMini M1 antreten!
2020 hatte ich in Folge einer einschneidenden Lebenserfahrung viel Zeit und fing an, wieder über ein Setup für elektronische Musik nachzudenken. Ich begann, mich bei amazona.de und hier im Forum zu informieren und landete rasch bei YouTube. Von vornherein war mir klar, dass es ein Mac sein müsste, der das ganze steuert. Aber so genau wusste ich noch gar nicht warum!
Ich wusste rein gar nichts über Macs. Und weil ich es konnte, kaufte ich mir ein MBP16 mit 16 GB und 1TB SSD. Mein Sohn hatte sich kurz zuvor eins gekauft und das Gerät gefiel mir auf den ersten Blick sehr gut. In meiner ältlichen Naivität, ging ich davon aus, dass dies der perfekte Musikrechner sein müsse, da es sich um das teure Spitzenmodell handelte. Was sollte ich das schon verkehrt machen?
Am Anfang war ich schwer begeistert und gab das Teil nicht mehr her! Irgendwann fiel mir auf, dass die Akkus schnell leer waren und der Rechner die ganze Zeit heizte und lüftete, obwohl ich ihm nichts befohlen hatte, außer einen Text zu schreiben oder ein Video abzuspielen! Ich fand das beunruhigend, zumal dann noch die Touchbar anfing zu spinnen. Da ging er das erste Mal zur Reparatur.
Ich bekam ihn mit neuer Touchbar und neuem Akku zurück und war erst mal wieder zufrieden. Als dann noch ein Interface dazu kam und ich meinen FullHD-Eizo-Monitor zur Erweiterung der Bildfläche anschloss, begann der endgültige Wahnsinn. Krach und Hitze ohne Ende! Das MBP war nur am Glühen und düste wie ein A380, obwohl da noch nicht mal Ableton lief. Ansonsten fand ich Mac aber richtig gut! Irgendwie erholsam gegenüber Windows und angenehm unkompliziert. Das mit dem Core-Audio ist ein Traum!
Also ein zweites Mal eingeschickt. Weil ich auf mein schwer erkämpftes neues Hobby nicht verzichten wollte, bestellte ich mir zur Überbrückung einen MacMini M1, 16GB, 512GB SSD auf den ich einfach mein TimeMachine Backup aufspielte. SO konnte ich direkt dort in Live! weitermachen, wo ich auf dem anderen Rechner aufgehört hatte.
Ich zunächst verhalten optimistisch, wegen des neuen Prozessors und Big Sur. Ich machte mich schon darauf gefasst, dass nichts richtig funktionieren würde. Aber im Gegenteil: Die Kiste läuft permanent, weil ich schlecht an den Schalter komme und bislang gab sie noch keinen Mucks von sich. Warm wird der Mini auch nicht. An oder aus? Weiß man nicht.
Ableton, Arturia, TAL, D16 und so manch anderes lief völlig problemlos. Hänger gab es nur mit externem USB-Kram, wie WLAN Antennen, für die es einfach noch keine aktuellen Mac-Treiber gab. Dafür war ich überrascht von der Performance. Während mir Catalina auf dem MBP immer etwas zäh und schwerfällig vorkam, fluppt bei Big Sur direkt alles auf, kaum hat man es angeklickt. Das mag ich bei Computern!
Vor einigen Tagen bekam ich mein MBP dann von der zweiten Reparatur zurück. Mit Big Sur darauf. Die Story dazu gibts hier:
Link MBP16
Lange Rede kurzer Sinn. Das MBP tut jetzt genau das, was ich von ihm erwarte. Ein gutaussehender Laptop, der flüsterleise ist, jetzt auch mit externen Monitoren keinen Krach mehr hat und ein Display präsentiert, dass annähernd perfekt ist. Und Leistung hat er im Ernstfall mehr als genug. Ich mag das! Und zwar so sehr, dass mein T450s, mit dem ich seit Jahren symbiotisch verbunden war, jetzt ins Kinderzimmer meiner Tochter emigriert.
Das MBP wird jetzt meine neue Rechnerzentrale fürs Büro und die Agentur. Der MacMini bleibt fest im Studio-Setup integriert. Auf beiden ist die gleiche Ableton Installation, sodass ich das Studio auch mal mit auf Sofa nehmen kann, da alles über das Netzwerk verbunden ist. Apple TV und iPhone funken auch mit. Das funktioniert beim Mac einfach viel besser als bei Windows! Mal eben Live! auf den 4K Beamer Airplayen macht schon Spaß!
Aber dennoch mag ich auch Windows und fühle mich da einfach zu Haus. Für einige alte Programme und den Steuer- und Buchhaltungskram für mein Geschäft, muss ich am Mac jetzt nicht das Rad neu erfinden. Und ein zweiter Laptop muss auch nicht sein. Von daher zog Windows 10 Pro neulich via Bootcamp kurzerhand auf dem MBP16 ein. Das ist ziemlich flott und läuft ähnlich zackig wie Big Sur! Und irgendwie schon witzig, dass da meine Filemaker Pro 6.0 Datenbank von 2003 tadellos funktioniert.
Fazit: Wer sich mehr mit Kreativität und Produktion beschäftigen will, als mit sporadisch auftauchenden Computerproblematiken, sollte auf jeden Fall zum Mac greifen! Egal ob Musik oder Grafik. Auch die Kommunikation zwischen den Geräten und das Time Machine Backup über mein NAS sind ein Traum. Für die einen ist es Zeitgewinn für andere Bequemlichkeit. Ich finde nichts daran verkehrt.
Windows ist auf dem gleichen Rechner betrachtet aber auch ein sehr flottes und effizientes Betriebssystem, mit dem der nerdige Bastler und Tweaker sicher etwas mehr Freude hat. Auch hier kommt man problemlos zum Ziel und kann auch noch Uraltsoftware betreiben, die beim Mac schon lange das zeitliche gesegnet hat. Aber wenn ich mich dann stundenlang ergebnislos mit plötzlich neu auftauchenden Features wie Onedrive, die alles kraus machen, beschäftigen muss, dann bin ich froh wieder auf die Mac-Partition zu switchen. In Sachen Zuverlässigkeit kann ich mich an keinen Windows10-Absturz in den letzten Jahren erinnern, an dem ich nicht selbst schuld gewesen wäre. Das geht auf einem Mac aber auch, wie mir Catalina immer wieder bewiesen hat.
Zum Schluss noch ein kleiner laienhafter Geekbench-Schwanzvergleich zwischen mir gerade zur Verfügung stehenden Rechnern. Der Acer war von einem Musik-Freund gerade zur “Wartung” da. Das ist ein i7 4Kern-Prozessor von 2008. Der PC läuft noch tadellos, ist aber etwas langsam und wird wohl bald auch einem Mini weichen. Die HP z600 entspricht von der Hardware, sagt man, dem 2010er MacPro und hat 48 GB RAM. So weit ist die mit der Multicore-Leistung gar nicht weg von den aktuellen Rechnern. Singlecore ist natürlich eher bescheiden. Aber in 10 Jahren hat sich da eigentlich auch nicht so viel getan bei Intel. Auf diesem Rechner kann man immer noch toll arbeiten und zocken. Allerdings ist es ein Stromfresser und laut ist er auch, wenn er arbeitet. Da ist das, was der M1 zu bieten hat schon ein anderes Pfund. Da hängt lediglich die Grafik etwas hinterher. Aber das kommt dann sicher bei der nächsten Generation in beeindruckend für die, welche es benötigen.