Spekulation Was benutzen junge Leute zum Musikmachen?

Hier darf und soll wild spekuliert werden, vorrangig…
Das geht mir nicht um Lehrer oder Schulbashing - eher Vote für individuell.
Ja, da sind wir uns ja einig. Ich versuche ja genau das auch - nicht nur hier zu vertreten, sondern auch bei den Jugendlichen zu fördern - die Kids sind Individuen. Sie sind eben nicht "tik-tok-geschädigt" oder "doof".

Immer wieder kamen bei uns sehr talentierte junge Menschen nach, für die ich immer eine Lanze brechen würde - und oft aus Hintergründen, die nicht auf Rosen gebettet waren - oft sind unsere talentiertesten Kinder zum Beispiel auch Kinder von Einwanderern und Flüchtlingen.
 
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Vorweg. Zu der Threadfrage kann man ohne seriöse Erkenntnisse nur mutmaßen. Deswegen nur meine eigene bescheidene Meinung.

Ich glaube, dass das Musizieren von Jugendlichen (bis 20 Jahre) mit Instrumenten im Vergleich zu früher nachgelassen hat. Unter „ein Instrument spielen“ verstehe ich nicht das drücken auf den Startknopf eines Sequenzers oder eine Lauflichteingabe, sondern richtiges erlernen eines Tasten- Blas- oder Saiteninstruments.
Zwei Sachen fallen mir dazu ein.
Erstens:
Nachdem vor über 20 Jahren die Medienkonzerne ihren großen Coup durchgezogen haben, zwecks größtmöglichem Profit nur noch Billigware zu produzieren, sind Musikinstrumente fast aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden, da fast nur noch Gesang eine Rolle spielt.
Es gibt keine echte Stars mehr, die ihre Instrumente beherrschen, die den Jugendlichen gerade in der Zeit der Prägung als Ansporn dienen könnten ein Instrument zu erlernen.
Zudem gibt es noch Fernsehshows, die einem das Pseudowissen vermitteln, dass man schon ein Superstar ist, wenn man als Lippenakrobat im Takt der Musik den Mund auf und zumachen kann.

Zweitens: Überfütterung.
Durch die kostenlose oder kostengünstige ständige Verfügbarkeit jeglicher Musik aus dem Netz, verliert Musik an Wert. Warum selbst spielen, wenn es eh wenig Wert hat.
Früher hat eine LP etwa 22 DM gekostet. Da die von meinem Taschengeld abgingen, war das für mich viel Geld. Also habe ich mit Bedacht gekauft und die Musik andächtig gehört. Wobei die Betonung auf hören, zuhören liegt.
So wurde ich neugierig wie eine E-Gitarre überhaupt funktioniert. Sind da Mikrofone drin? Wie entsteht dieser verzerrte Klang?
Wie zur Hölle hatten Hawkwind das Intro zu dem Stück Silver Machine gemacht? Auf dem Cover stand Synthesizer. Aber wie funktioniert so ein Ding?
Internet und Smartphone gab es ja nicht. Also habe mich durchgefragt, in Musikläden geschaut, das Fachblatt gelesen u.s.w.
Dieses Interesse an Musikinstrumente hat mich dazu gebracht Gitarre spielen zu lernen.
Etwa ein Jahr hatte ich Unterricht bei einem Lehrer, der in einer Rockband spielte. Hab dann selbst mal in einer Band gespielt. Nichts besonderes, aber hat verdammt viel spaß gemacht.
Später waren dann Synthesizer dran. War ja damals auch cool damit etwas anzugeben.
Dieses Interesse an Musik und Musikinstrumente habe ich mir bis heute bewahrt.
Diese Wertschätzung von Musik und der Anreiz zum Musikmachen ist, glaube ich, heute bei vielen im Gegensatz zu früher (so 70er bis 90er Jahre), nicht mehr vorhanden.
B. hat einen neuen Clone? Auf YT gibt’s 30 Videos. Wie der kann nicht singen? Interessiert nicht.

Natürlich gibt es auch heutzutage viele begabte, gute junge Musiker. Was die allerdings zum Musikmachen benutzen? Ich würde sagen, die einen dies, die anderen das.


Die Kommafehler u.s.w. könnt ihr behalten.
 
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Es gibt sicherlich einen Unterschied zwischen den Jugendlichen, die nur mal nebenbei rumdudeln und denen, die sich ernsthaft mit der Musik beschäftigen wollen oder müssen, weil es die Eltern so wollen .

Damals habe ich auch mit Rave eJay Musik gemacht. Stelle mir grad vor wie zeitgleich paar alte Säcke darüber diskutieren, dass meinetwegen ihre ganze Hardware überflüssig wird.

Dort wo das Interesse und der Ehrgeiz* da sind, wird noch richtig gelernt und nicht rumgedudelt.

Wenn wir annehmen, dass 90% der Jugendlichen, die Musik machen, das mit Apps oder anderen Gadgets bewerkstelligen, sollten wir in Betracht ziehen, dass 90% von diesen 90% das nicht wirklich ernst meinen und eh nur Mist produzieren.


*falls es sowas überhaupt noch gibt.
 
Damals habe ich auch mit Rave eJay Musik gemacht. Stelle mir grad vor wie zeitgleich paar alte Säcke darüber diskutieren, dass meinetwegen ihre ganze Hardware überflüssig wird.
Wie es die Zeit gezeigt hat, gibt es ja Leute, denen es mehr gibt wenn es ein Hardware Synthesizer ist, der die Klänge synthetisiert. Und das zum Glück für viele Hersteller.
 
Wenn wir annehmen, dass 90% der Jugendlichen, die Musik machen, das mit Apps oder anderen Gadgets bewerkstelligen, sollten wir in Betracht ziehen, dass 90% von diesen 90% das nicht wirklich ernst meinen und eh nur Mist produzieren.

War das mit "richtigen" Instrumenten damals anders? Wie viele Schülerbands haben die Schule überlebt, wie viele Leute, die auf der Skaterampe auf Ghettoblasterbeats gefreestylet haben, rappen heute noch? Wer ist in der Pubertät an der Blockflöte drangeblieben?

Und vor allem, was ist verwerflich dran, einfach rumzuspielen? Hab regelmässig den Eindruck, manche hier nehmen auch eher Konsum und Optimierung ernst als dass sie musikalisch auf was hinarbeiten... glücklich sind sie trotzdem.

Muss an die Kiddies denken, die ich im Jugendzentrum in der Vocalkabine dann und wann mal zum Spass was auf Beats rumschreien lasse. "Kann man da einen Stimmverzerrer drauftun wenn das auf YouTube kommt?" - "Das kommt sicher nicht auf YouTube" - "Waaas, warum nicht?".
 
War das mit "richtigen" Instrumenten damals anders? Wie viele Schülerbands haben die Schule überlebt, wie viele Leute, die auf der Skaterampe auf Ghettoblasterbeats gefreestylet haben, rappen heute noch? Wer ist in der Pubertät an der Blockflöte drangeblieben?
Ja, das wird ähnlich sein, der Unterschied liegt aber darin, dass jemand der ein "richtiges Instrument" erlernt oder es zumindest anfängt, sich anders mit der Musik beschäftigt, als jemand der in der App Balken hier und her schiebt. Da bleibt zumindest etwas von der Theorie hängen, was Einem irgendwann später, beim eventuellen Wiedereinstieg, nützt. Egal ob man mit dem Piano oder einer App erneut anfängt Musik zu machen.

Und nein, Theorie ist nicht alles, aber schon sehr nützlich.

Und vor allem, was ist verwerflich dran, einfach rumzuspielen?
Nichts. Ich klimpere überwiegend auch nur rum. So mache ich bei der Gitarre über Jahre hinweg keine nennenswerten Fortschritte, aber die Hände synchronisieren sich, Tempo halten wird ein Bisschen besser und der Fingerdruck auch. Also bringt es doch was. Vom Spaß an der Freude mal abgesehen.
 
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  • Daumen hoch
M.i.a.u.: Cee
Ja, da sind wir uns ja einig. Ich versuche ja genau das auch - nicht nur hier zu vertreten, sondern auch bei den Jugendlichen zu fördern - die Kids sind Individuen. Sie sind eben nicht "tik-tok-geschädigt" oder "doof".

Immer wieder kamen bei uns sehr talentierte junge Menschen nach, für die ich immer eine Lanze brechen würde - und oft aus Hintergründen, die nicht auf Rosen gebettet waren - oft sind unsere talentiertesten Kinder zum Beispiel auch Kinder von Einwanderern und Flüchtlingen.
Danke - das ist mir einfach wichtig - das ist sonst wie "das Forum ist doof" oder alle die hier posten mal wieder alle hier statt Musik zu machen etc.
Und wenn man nicht mehr jung ist ist das auch egal. Schön ist nur, dass es möglich ist irgendwie dran zu kommen - bei mir war's eben der Raum voll mit Instrumenten und bei Elektrokram - gegenüber war der Laden - also die kannten mich dann und haben mich NICHT weggeschickt - obwohl ich nur an allem rumgestanden hab bis ich das kapiert hatte und so, hätten die ja nicht machen können. Gekauft hab ich dann später jede Menge
aber so wie ich halt konnte. Was hat man schon mit 14 an Geld.
Das ist einfach offen und jeder kann sich entwickeln. Die Wege sind andere und die braucht man auch - diese Wege, dann passt das schon.
Da mache ich mir echt keine Sorgen. Ich geh oft zu Konzerten wo die Musiker jünger sind als ich (nicht deshalb aber) - da passiert was.

Ob man sich selbst "einlädt" oder sie basht ist dann mehr so das was wir hier so sagen können. Ich las hier kürzlich öfter das Wort "die Kiddies" und das ist schon abwertend gemeint. Die sind alle klein und dumm und böse und so weiter. Das ist mir zu simpel, wenn schon dann wenigstens auch dreckig und können nichts weil alle vorm Fernsääh verblödet oder vom Heimcomputer. Eckige Augen, das hätte mich überzeugt. Mit unserem Fax sind wir natürlich bessere Menschen.

Also fahrt minderen, spart Kinderen.
Die sind die Zukunft und werden es auch sein.
 
Also Blüchel beherrscht seinen Flügel perfekt. Zur Jugend durchzudringen vermag er aber nicht (mehr).
In seiner Selbst-Präsentation als Cosmic Baby ging es nie darum, sich als Instrumentenbeherrschender darzustellen. Das Instrumentbeherrschen der Person Harald Blüchel wurde von der Kunstfigur Cosmic Baby für die jugendliche Zielgruppe nie als Eigenschaft darstellt, die nötig gewesen wäre, um so toll wie "Cosmic Baby" zu sein.
 
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Apropos EmersonLakeundPalmer.

Ich habe letztens nach 30 Jahren die Trinity LP von denen gehört und danach dann NonStop immer wieder.
Irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass die damals genau so alt waren, wie ich Jahrzehnte später, als ich für meine ersten Werke die dann abgesampelt hatte.
Bei Taylor Swift bin ich mir sicher, nichts zu finden, was ich sampeln wollte.
Edit: Allerdings das Tarkus Album kenne ich leider nicht

Übrigens muss ich mal Keith Emerson verteidigen (der wurde hier ja schon oft als Fachidiot bezeichnet). Dass er keine Ahnung von seinen Synthesizern gehabt hätte (zB im Gegensatz zu uns hier :sowhat: ) ist doch eine harte Unterstellung. lch kenne mehrere Stücke in denen die Synth sehr wohl äußerst experimentell und vor allem einfach passend eingesetzt wurden. Das eher wenige mit der Virtuosität mithalten können, ist eben so. Wozu soll denn ein Synthesizer als Musikinstrument sonst eingesetzt werden? Wenn ich spielen kann, brauche ich keinen Sequenzer und benutze die Funktionen, die ich für meinen Song benötige.
 
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Übrigens muss ich mal Keith Emerson verteidigen (der wurde hier ja schon oft als Fachidiot bezeichnet). Dass er keine Ahnung von seinen Synthesizern gehabt hätte (zB im Gegensatz zu uns hier :sowhat: ) ist doch eine harte Unterstellung.
Nun ja: Keith Emerson hat einen Techniker namens Will Alexander gehabt, der ihm zur Hand gegangen ist – Keith selbst sagt, er habe das Solo von "Lucky Man" mit "3 sine wave oscillators" gespielt, was Will Alexander damit entschuldigt, dass Keith das Solo so peinlich gewesen sei…
 
Ich las hier kürzlich öfter das Wort "die Kiddies" und das ist schon abwertend gemeint. Die sind alle klein und dumm und böse und so weiter. Das ist mir zu simpel, wenn schon dann wenigstens auch dreckig und können nichts weil alle vorm Fernsääh verblödet oder vom Heimcomputer. Eckige Augen, das hätte mich überzeugt. Mit unserem Fax sind wir natürlich bessere Menschen.
Das hast du wunderbar geschrieben. Ich verstehe auch nicht so recht warum die Jugend so abgewertet wird. Das habe ich in den 80er bei mir nicht verstanden und verstehe es heute auch nicht. Früher war alles besser und wir sowieso...solche Gedanken kann und mag ich nicht teilen.
 
Das ist halt der Fluch alter, verkalkter Gehirne. Wer im Alter Kinder mag, hat entweder selber welche, ist junggeblieben oder gibt aufmerksamen Müttern Anlass genauer hinzuschauen.

Seit hier eine Familie mit zwei Kindern eingezogen ist, sieht das Treppenhaus auch entsprechend aus.
 
Das ist halt der Fluch alter, verkalkter Gehirne. Wer im Alter Kinder mag, hat entweder selber welche, ist junggeblieben oder gibt aufmerksamen Müttern Anlass genauer hinzuschauen.

Seit hier eine Familie mit zwei Kindern eingezogen ist, sieht das Treppenhaus auch entsprechend aus.
Kinder und Jugendliche sind ja auch noch mal verschieden. Wenn Kinder herumschreien oder Jugendliche auf halbstark machen, oder sich einfach komplett neben der Spur benehmen, das finde ich auch nicht super. Wenn ich allerdings meine Kinder sehe oder junge Menschen auf Arbeit, wie gut die das alles meistern und was die alles machen in ihrer Freizeit, bin ich teils tief beeindruckt und wie reflektiert die teilweise sind, Hut ab.

Klar gibt es auch die 24/7 TikTok Swiper, keine Frage, die gab es zu meiner Zeit auch, da waren es dann halt andere, nicht gerade den Geist fördernde, Freizeitaktivitäten.
 


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