kernelkid
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"Warum immer nur ADSR" ? Steile These, gefällt mir aber:
Wir hatten mal ne Türe, die hatte je nach Jahreszeit Dauer und Tempo der Bewegung ne andere Art von Knarren, Knarzen und Quietschen drauf. In Summe waren da alle Rises, Falls, Curves und Pegelchen mit dabei, die man sich vorstellen kann und das von tiefen harten Attacks und Pitchdrift über atemberaubend dynamische Releases (Türe Anschubsen) bis hin zu komplexen weichen Hüllkurvenverläufen beim Öffnen und Schließen in einem statischen Tempo. Filtermod war nicht so sehr dabei, da hätte man wohl mit Bettdecken arbeiten müssen, die man auf die Türe legt. Was Obertonverläufe angeht, klang das eher nach zwei drei harmonisch-verzerrten FM- oder Crossmod-Wavetables, die unter den Envelopes von den Scharnieren sanft interpoliert wurden. Das Spannende dabei war die Mischung aus Varianz, Zufall und Interaktion.
Ergo: Wir haben wohl auch deswegen am Synthesizer traditionell A, D, S und R Knöbbe, weil die Türe kein klassisches Musikinstrument ist. Sonst hätte es wohl schon viel früher einen oder mehrere "Morph"-Hebelchen am Synthesizer gegeben, die "DM" heißen: "Door Movement" und was Komplexeres abfeuern, als zwei lineare ADSRs.
Eines Tages hat leider die schwäbische Schwiegermutter mit dem Ölkännchen in einem unbeachteten Moment unserem wundervollen Tür-Hüllkurvenmonster den Garaus gemacht. Ignorierte, lieblos behandelte Envelopes sind also definitiv ein kulturelles Phänomen.
Wir hatten mal ne Türe, die hatte je nach Jahreszeit Dauer und Tempo der Bewegung ne andere Art von Knarren, Knarzen und Quietschen drauf. In Summe waren da alle Rises, Falls, Curves und Pegelchen mit dabei, die man sich vorstellen kann und das von tiefen harten Attacks und Pitchdrift über atemberaubend dynamische Releases (Türe Anschubsen) bis hin zu komplexen weichen Hüllkurvenverläufen beim Öffnen und Schließen in einem statischen Tempo. Filtermod war nicht so sehr dabei, da hätte man wohl mit Bettdecken arbeiten müssen, die man auf die Türe legt. Was Obertonverläufe angeht, klang das eher nach zwei drei harmonisch-verzerrten FM- oder Crossmod-Wavetables, die unter den Envelopes von den Scharnieren sanft interpoliert wurden. Das Spannende dabei war die Mischung aus Varianz, Zufall und Interaktion.
Ergo: Wir haben wohl auch deswegen am Synthesizer traditionell A, D, S und R Knöbbe, weil die Türe kein klassisches Musikinstrument ist. Sonst hätte es wohl schon viel früher einen oder mehrere "Morph"-Hebelchen am Synthesizer gegeben, die "DM" heißen: "Door Movement" und was Komplexeres abfeuern, als zwei lineare ADSRs.
Irgendwann fingen mein Sohn und ich an, mit der Türbewegung Musik-Battles zu machen. Also das diffuse ADSR-Geräusch "Tür" in organisierte und sich wiederholende Amplituden- und Zeitverläufe zu komponieren/improvisieren. Was darauf hindeutet, dass die Grenzen zwischen "Micro-Geräusche + kurze Hüllkurven" zu "Komposition" fließend sind. Ich nenn das hier mal mutig: Noise-Music-Hear-Drift (NMHC). Zumindest solange, bis sich die Wissenschaft diese Idee einverleibt und umbenennt
Apropos: "Abfeuern", also Automatisch-ablaufen-lassen: Das hat ja eine ganz spezielle Ästhetik. Und die ist wiederum eng an unsere Wahrnehmung von Wiederholungen geknüpft (Sequencing) – womit wir zu einer speziellen Form des NMHC kommen: Ab wann ist Wiederholung Musik? Also auch die von Hüllkurvenverläufen? Nennen wir es übermütig mal Subjektiv-Erlebte-Wiederholungs-Automatisierungs-Ästhetik (SEWAÄ).
Scheinbar kann die Dominanz von ADSR-EGs auch darauf zurückzuführen sein, dass die so erzeugten SWAÄs und NMCHs uns Musikern viele Jahrzehnte lang einfach ausreichten. Konservativ, wie wir sind. Zumindest denken die Hersteller das. Der Erfolg scheint ihnen recht zu geben. Euroräcker (vielleicht) mal ausgenommen.
Apropos: "Abfeuern", also Automatisch-ablaufen-lassen: Das hat ja eine ganz spezielle Ästhetik. Und die ist wiederum eng an unsere Wahrnehmung von Wiederholungen geknüpft (Sequencing) – womit wir zu einer speziellen Form des NMHC kommen: Ab wann ist Wiederholung Musik? Also auch die von Hüllkurvenverläufen? Nennen wir es übermütig mal Subjektiv-Erlebte-Wiederholungs-Automatisierungs-Ästhetik (SEWAÄ).
Scheinbar kann die Dominanz von ADSR-EGs auch darauf zurückzuführen sein, dass die so erzeugten SWAÄs und NMCHs uns Musikern viele Jahrzehnte lang einfach ausreichten. Konservativ, wie wir sind. Zumindest denken die Hersteller das. Der Erfolg scheint ihnen recht zu geben. Euroräcker (vielleicht) mal ausgenommen.
Eines Tages hat leider die schwäbische Schwiegermutter mit dem Ölkännchen in einem unbeachteten Moment unserem wundervollen Tür-Hüllkurvenmonster den Garaus gemacht. Ignorierte, lieblos behandelte Envelopes sind also definitiv ein kulturelles Phänomen.