Re:
Meines Erachtens sind Erklärungen aller Fachausdrücke in der Zeitschrift Unsinn. Ich meine, die Zielgruppe des SynMag sind doch Leute, die sich ohnehin schon mit Synthesizern beschäftigen und entsprechend Ahnung haben. Die Computer Bild ist schon ein paarmal erwähnt worden, und die ist ja berüchtigt dafür, daß sie den Anfängern jegliche Gehirnmehrarbeit abzunehmen versucht, indem Fachbegriffe auf derselben Seite erklärt werden, auf der sie geschrieben stehen – also auch schon mal 6× "Festplatte" in einem einzigen Heft, damit die Leute auch ja nicht nach einem Glossar blättern müssen. So etwas gibt's in der c't ja auch nicht.
Ich weiß nicht, ob es die Keyboards oder die Keys war, könnte erstere gewesen sein, jedenfalls hatte sie selbst mal ein Glossar im Heft mit Erklärungen für alle Synthesizerfachbegriffe, also Oszillator, Filter, Hüllkurve, Modulation, MIDI usw. Vermutlich hatten sich Einsteiger beschwert, daß sie die vielen Fachausdrücke nicht verstehen. Dieses Glossar hielt sich aber nicht lange, wahrscheinlich weil weit mehr Leute sich darüber beschwert haben, daß in jedem Heft immer wieder die Grundbegriffe erklärt wurden, was irgendwann nervte. Wenn sich das da schon nicht lange gehalten hat, kann ich mir kaum vorstellen, daß es im SynMag (das sowieso schon dünner ist) länger durchhält.
Es ist doch so: Natürlich kann man nicht sofort alles über Synths wissen, wenn man in die Materie gerade eingestiegen ist. Aber es gibt etliche Publikationen in Buchform oder im Web, in denen Synthesizer erklärt werden, besonders "Synthesizer 101", also die Grundlagen der subtraktiven Synthese, die man eigentlich immer braucht. Wenn nun ein Newbie auf Ausdrücke wie Bandpaß, Pulswelle oder Frequenzmodulation stößt und damit nichts anfangen kann, ist das verständlich. Aber diese Wissenslücke kann auf viele Weisen geschlossen werden. Wie gesagt, Fachliteratur oder Websites über Klangsynthese, sogar in der Wikipedia dürfte man darüber was lernen können. Da sehe ich nicht, warum ausgerechnet das SynMag dieses eigentlich essentielle Know-How dem Newbieleser immer wieder mundgerecht zubereitet vor die Nase halten und damit letzten Endes die echten Freaks verprellen soll. Früher oder später wird ein Einsteiger solche Sachen lernen müssen, und das geht meines Erachtens eher in Form von Medien, die genau darauf spezialisiert sind, dieses Wissen zu vermitteln. Wenn er das nicht tut, weil er es nicht kann oder sogar nicht will, sollte er sich fragen, ob
er nicht was falsch macht. Denn wenn er am Gerät sitzt, tauchen auch nicht ständig Augmented-Reality-Popups an allen Bedienelementen und Beschriftungen auf, die ihm sein Gear erklären.
Abgesehen davon haben gerade im SynMag die Gerätetests – letztlich auch die Geräte selbst – meines Erachtens nicht gerade so einen Anfänger-Appeal, will sagen, absolute Newbs werden kaum gezielt die fürs SynMag typischen Artikel lesen, schon gar nicht, wenn sie im Grunde gar nicht raffen, was da drin steht. Wenn, dann könnte vielleicht eine SynMag-Sonderausgabe für Einsteiger die Grundbegriffe elektronischer Klangerzeugung vermitteln. Auch wenn es, wie gesagt, zu dem Thema schon entsetzlich viel Geschriebenes gibt.
Was es im regulären SynMag geben könnte, wären Specials zu bestimmten Technologien aus jeweils gegebenem Anlaß. Z. B. ein Additiv-Special, in dem als Vintage-Gerät der RMI Harmonic gefeaturet wird, die additive Synthese an sich erklärt wird und als Beispiel für einen moderneren Vertreter dann ein Artikel über den K5000 vorkommt. Oder ein FM-Special, wenn etwa Yamaha mal wieder auf die Idee kommt, etwas in der Richtung zu bauen. Oder ein Keyboardburgen-Live-Special.
salz schrieb:
Wir haben eine Dreiklassengesellschaft.
- Oberschicht: jene die spielen können
- Mittelschicht: die mit Sequencer
- Prekariat: Software-Klötzchenschieber
Das würde ich eher so aufteilen:
- Oberschicht: Wird am Modular erst richtig warm und kann einen FS1R am Gerät programmieren
- Mittelschicht: Kann Multimode-Programme umbauen und, wenn's sein muß, auch mal ein Filter oder eine Hüllkurve einstellen
- Prekariat: Programmiert/bastelt nicht nur nichts selbst, sondern ist an Geräten mit mehr als 128 Presets hilflos
Die Sache ist doch die, daß Spieltechnik und Frickelskills nicht miteinander einhergehen. Ich meine, wie oft kommt es vor, daß Oberfrickler ihre Tracks wirklich fast nur mittels Sequencer und LFOs zusammenbauen und nur im Notfall ein Keyboard anfassen? Umgekehrt ist es schon ziemlich normal, daß ein gelernter oder gar studierter Konzertpianist, der in einer Band landet oder aus einem anderen Grunde an ein Gerät gesetzt wird, das erheblich mehr kann als Klaviersounds, ruckzuck überfordert ist? Zum Glück sind diese Fähigkeiten nicht reziprok proportional zueinander, siehe Keith Emerson.