Ich habe am Wochenende versucht, die Empfindlichkeit der Pads des QuNexus einzustellen, hier der Bericht.
Voraussetzung dafür ist die Möglichkeit, auf jedes Pad den immer gleichen Druck ausüben zu können. Dazu habe ich aus Lego Technic ein kleines Gestell gebaut, das das Gewicht eines Buches über einen Hebel auf einen Stempel überträgt, der auf ein Pad drückt. Das Gestell ist so gebaut, dass Buch und Hebel stets die gleiche Entfernung zu einem Pad haben und der Stempel stets die gleiche Fläche eines Pads berührt, damit die ausgeübte Kraft stets gleich ist – unabhängig vom gerade untersuchten Pad. Das Ganze sieht recht schräg aus, erfüllt aber seinen Zweck. Im Video sind QuNexus und Buch noch nicht zu sehen:
Ich habe den QuNexus so eingestellt, dass Druck auf ein Pad MIDI Controller 7 erzeugt, und in Logic einen Fader erzeugt, der auf Controller 7 reagiert, um den gesendeten Wert ablesen zu können. Ein Pad messen, Gestell weiter rücken, nächstes Pad messen und so weiter.
Messung der nicht-kalibrierten Geräte
Zuerst habe ich meine beiden QuNexus (QuNexi?) durchgemessen, so wie sie geliefert wurden. Das Buch lieferte ein Gewicht von 384 gr auf dem Stempel, hier die Ergebnisse:
Man sieht, dass unterschiedliche Pads verschiedener Geräte unterschiedliche Ausgangswerte für den gleichen Druck liefern. Minimum und Maximum liegen bei 21 und 111 für das erste Gerät und bei 49 und 115 für das zweite. Das Ausmaß dieser Unterschiede überraschte mich doch.
Bei den Messungen musste ich zudem feststellen, dass die Ausgangswerte zum einen "zittern" und sich zum anderen im Laufe der Zeit erhöhen: der ausgegebene Wert steigt langsam an, je länger der gleiche Druck auf ein Pad ausgeübt wird. Das Ausmaß dieses Anstiegs und des Zittern sind von Pad zu Pad verschieden, hier ein Video eines Pads:
Kalibrierung
Ich habe dann den Durchschnittswert des Druckes ausgerechnet (Summe der gemessenen Drücke durch Anzahl der Pads): 59 für das eine und 79 für das andere Gerät. Ich habe dann im QuNexus das Fenster zur Einstellung der Pad-Empfindlichkeit aufgerufen (Hardware > Per Key Sensitivities…), wiederum den gleichen Druck auf ein Pad einwirken lassen und dann den Empfindlichkeitsregler dieses Pads so verändert, dass der Ausgangswert dem Durchschnittswert so nahe wie möglich kommt. Glücklicherweise arbeitet die Empfindlichkeitsregelung faktisch in Echtzeit, der eingestellte Wert wird nach Beendigung des Mausklicks sofort an das Gerät übertragen.
Während der Kalibrierung musste ich feststellen, dass die Empfindlichkeitsregelung nur eine begrenzten Umfang hat, es gelang mir daher nicht, die größeren Abweichungen dem Durchschnittswert anzugleichen.
Messungen der kalibrierten Geräte
Ich habe erst ein Gerät kalibriert, hier das Ergebnis:
Wie zu sehen ist, gelang es mir, 19 der 25 Pads in einen Bereich von ±5% um den Durchschnittswert herum zu bringen (die 5% beziehen sich auf den Controller-Wertebereich von 0-127). Bei 6 Pads gelang mir dies nicht. Mit anderen Worten: Im Schnitt liessen sich drei von vier Pads hinreichend gut kalibrieren, eins von vier hingegen nicht.
Ich habe das kalibrierte Gerät dann mit einem schwereren Buch durchgemessen:
Das Ergebnis war leider nicht so ebenmäßig wie das mit dem leichteren Buch. Der Durchschnittsausgabewert lag bei 80, und nur 11 von 25 Pads lagen in einem Bereich von ±5% um diesen Durchschnittswert herum. Oder anders: Trotz Kalibrierung erzeugte nahezu jedes zweite Pad einen zu hohen oder zu niedrigen Wert.
Danach habe ich von der Kalibrierung des zweiten Gerätes Abstand genommen.
Zusammenfassung
(1) QuNexus-Tastaturen werden mit einer unkalibrierten Druckempfindlichkeit ausgeliefert.
(2) Trotz gleichbleibendem Druck schwanken die ausgegebenen Werte und verändern sich über die Zeit.
(3) Der Regelbereich der Empfindlichkeitseinstellung pro Pad im QuNexus-Editor ist nicht groß genug, um alle Pads hinreichend einander anzugleichen.
(4) Eine Empfindlichkeitseinstellung, die für einen Druck hinreichend gut funktioniert, erzeugt bei einem stärkeren Druck weniger gute Ergebnisse.
Kurz: Bei gleichem Druck hängt der für ein Pad gemessene Wert davon ab, welches Pad gedrückt wird, wie lange es gedrückt wird und wie stark gedrückt wird. Das macht es für den Instrumentalisten, der den Druck zur Artikulation nutzen will, nahezu unmöglich, wiederholbare Ergebnisse zu erzielen – was es schwer macht, den QuNexus als ernsthaftes Instrument zu betrachten.
Für eine Spezial-Edition des QuNexus mit selektierten Pads, die ihre Ausgangswerte bei gleichbleibendem Druck nicht verändern und gleichmäßig auf verschiedene Drücke reagieren, würde ich gerne deutlich mehr bezahlen. Bin ich damit alleine?
Bitte lasst mich wissen, falls ich etwas übersehen haben sollte oder irgendwo einen Fehler gemacht haben sollte. Danke für's Lesen.