Ein Update meinerseits, leider kein gutes. Der EMV und ESD Test waren nicht wie erwartet und wurde teils knapp verfehlt. Das bedeutet nochmals eine kostspielige und zeitintensive Entwicklungsrunde oder im schlimmsten Fall das Verwerfen des kompletten Designs.
Zur Erläuterung: Um ein Produkt auf den Markt zu bringen, benötigt man für Europa die CE Kennzeichnung, für USA FCC usw. Diese sollen sicherstellen, dass von dem Gerät keine Gefahr oder Schädigungen ausgehen. Also, die Materialen den Anforderungen entsprechen (RoHS und Reach), man keinen Stromschlag bekommt und dass das Gerät keine anderen Geräte stören darf. Soweit so einleuchtend und sinnvoll. Allerdings gehört auch dazu, dass das Gerät selbst bei externer Strahlung betriebssicher bleibt (letzteres hat das MAT auch bestanden) aber auch Blitzschläge von 8.000V aushält (Eletrostatische Entladung, der ESD Test).
Die Abstrahlung ist nur in einigen kleinen Bereichen über dem Grenzwert sowie unterhalb 1GHz und das ist wahrscheinlich konstruktiv in den Griff zu bekommen. Was die ESD Prüfung angeht, wird es komplizierter, denn das MAT hat ja kein Gehäuse, was zum Grundkonzept der modularen Erweiterbarkeit gehört und das Gerät klein, leicht und vor allem auch bezahlbar macht. Ein ESD Test wird extrem schwierig zu bestehen sein, wenn man kein (Metall-)Gehäuse darum macht, was das ganze Konzept in Frage stellen würde.
Nun, warum gibt es dann Geräte wie die Korg NTS Serie, die Teenage Engineering POs usw. die auch ohne ein Bausatz zu sein (POs) ein CE Zeichen tragen und verkauft werden? Die halten niemals einem ESD Test stand, was TE auch offen in der Anleitung schreibt und Korg weist darauf hin, dass schon bei Berührung der Kontakte Fehlfunktionen auftreten können. Wie kann das sein? Ist das Betrug?
Das MAT ist nun seit einem Jahr bei verschiedenen Leuten völlig problemlos im Testeinsatz und läuft fehlerfrei und robust, noch gab es irgendein Anzeichen, dass es Störungen verursacht. Dass es nicht abstrahlen darf, sehe ich ein und das ist ok, ebenso, dass die Materialen passen. Aber warum der ESD Test hier für die CE Kennzeichnung relevant sein soll, leuchtet mir nicht ein. Das ist ja kein Sicherheitsthema, welches andere schädigt sondern nur im schlimmsten Fall das Gerät selbst und wäre eine Gewährleistungsfrage für den Hersteller (welche er mit entsprechendem Hinweis, siehe Korg und TE) auch klar ausschließen kann. Wäre interessant ob jemals jemand einen PO oder NTS mit statischer Entladung zerstört hätte...
Ich bin jetzt ordentlich frustriert und muss mir wirklich genau überlegen, wie viel Zeit und Geld ich da noch reinstecken will oder ob ich das nun abschreibe. Wer weiß auch, was da noch alles kommt. Knapp vor einem Jahr hatte ich bereits funktionierende Prototypen, welche sich nicht viel vom jetzigen Stand unterscheiden. Dass das "Drumherum" dermaßen viel Zeit und Geld kostet um das überhaupt vermarktbar zu bekommen, hatte ich dann doch nicht erwartet. Das es nicht einfach wird, war klar. Aber das nervt mich schon sehr, da augenscheinlich andere das einfach ignorieren, ein (oft abgewandeltes) CE Zeichen draufdrucken und auf den Markt werfen. Scheinbar nehmen die Klagen und Strafzahlungen einfach in Kauf. Sorry, so bin ich nicht und könnte mir das auch nicht leisten.
Nun warte ich noch auf den detaillierten Prüfbericht aus dem Labor. Das wird sich dann noch ein anderer EMV Spezialist bei meinem PCB Designer ansehen und beurteilen, ob er eine machbare Lösung sieht.
Eventuell hat jemand von euch (oder kennt jemanden) juristische Erfahrung mit CE und Möglichkeiten bestimmte Aspekte wie den ESD Test unter bestimmten Bedingungen (z.B. Bausatz oder eben deutlicher Hinweis) tatsächlich rechtskonform auszuschließen.
Frustrierte Grüße ...