Re: Sampling: gut oder böse? (Juristische Sicht)
Ein anderes Beispiel:
Bitter Sweet Symphony ist eine Britpop-Produktion. Der Song beruht im Wesentlichen auf einer instrumentalen Version des Songs der Rolling Stones The Last Time des Andrew Loog Oldham Orchestras, die bereits ihrerseits eine recht monotone und sehr vage formulierte Bearbeitung des Stones-Songs ist (kaum mehr als eine Fortschreibung). The Verve nehmen diese Bearbeitung als Hintergrund (wie einen Loop) für eigene, ihrerseits nur vage formulierte Gesangsphrasen, reduzieren also die ohnehin schon dünne Struktur der Easy-Listening-Vorlage. Es lässt sich argumentieren, dass The Verve außer durch die visuelle Präsentation und die Lyrics sonst kein Anteil an dem unproportionalen Verkaufserfolg der Einspielung zusteht. Die wesentliche Ideenleistung, die relativ unvariierte Wiederholung einer Fortschreitung, stammt von Oldham.
Der Refrain hebt sich nicht wesentlich von den Strophen ab - das Lied endet, wie es beginnt. Komposition, Text und auch das Musikvideo bilden dabei eine in sich geschlossene Einheit.
Lizenzstreit
The Verve erhielten von der Plattenfirma Decca Records die Erlaubnis zur Verwendung des Samples. Nachdem The Verve den Song als Single veröffentlichten, wurde Bitter Sweet Symphony ihr größter Erfolg und der Sommerhit des Jahres 1997. Er erreichte in England auf Anhieb Platz 2 der Charts. Durch die Verwendung für den Film Eiskalte Engel und in einem (nicht mit The Verve abgesprochenen) Nike-Werbespot erreichte der Song auch in den USA große Erfolge. Jedoch beachteten The Verve und das Management von Hut Recordings nicht, dass die Verwertungsrechte aller Stones-Songs zusätzlich bei dem Musikverlag Abkco lagen. Allen Klein, der Manager von Abkco zog schließlich wegen angeblicher Lizenzverletzungen erfolgreich vor Gericht – mit der Folge, dass die Rechte und alle Einnahmen vom Lied Abkco und den Rolling Stones zugesprochen wurden.[3]
Dies bedeutet schließlich, dass alle Veröffentlichungen von Bitter Sweet Symphony und Verwendungen in Filmen, Werbespots, auf Samplern und in sonstigen öffentlichen Medien zwar The Verve als Interpreten, aber als Urheber Mick Jagger und Keith Richards führen müssen. Jegliche Verwertung benötigt sowohl die Zustimmung durch The Verve, als auch durch die Rolling Stones. Während des Verfahrens waren die Verwendungsrechte ungeklärt, weshalb Nike den Song als Werbejingle ohne jegliche Zustimmung und Gebühren benutzen konnte. Alle Einnahmen aus dem Verkauf der Singles und sämtlicher Verwendungen fallen an das Management der Rolling Stones. Auch mussten The Verve einen nicht unerheblichen Anteil des Verkaufserlöses der Urban Hymns und des Best-Ofs an eben jene abführen.
Quelle
https://de.wikipedia.org/wiki/Bitter_Sweet_Symphony