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Die Synthesestruktur mit den vielen Feedbackschleifen erscheint mir ja schon ziemlich komplex.
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Berechtigte Frage. Aber Stephan Schmitt gibt ja gerne einen halben Tag _kostenlose_Einweisung, wenn du das Instrument bei ihm in Berlin abholst. Zur Not macht er die Einweisung auch per Skype.
Ich kann keinen Yamaha FM Synth editieren. Die 4 oder 6 Operatoren sind einfach zu komplex. Beim C15 hat man zwei. Und die müssen nicht sich gegenseitig modulieren. Der Resonator ist deutlich einfacher zu bedienen als einen FM Klang zu editieren. Der Resonator macht meist die weichen bis drahtigen Zupf- und Schlagwerkklänge. Aber man hat auch einen Multimodefilter den man parallel oder seriel zum Resonator benutzen kann. Überhaupt: es gibt keine on/off Schalter. Alles wird überblendet.
Bei den Oszillatoren kann man die mit sich selbst modulieren. Oder mit einem Sinus-Shaper bearbeiten. Oder die Tonhöhe leicht nur leicht zufällig verstimmen lassen oder es bis ins rauschartige verändern. Ein Feedback aus der globalen FX-Sektion zurück in die Oszillatoren ist naturgemäß weil die Effekte für alle Stimmen gleichzeitig arbeiten, immer monophon. Und dadurch ergeben sich interessante Feedbackmöglichkeiten, die durchaus auch an E-Gitarre erinnern. Ebenso interessant sind die verschiedenen Stellen im Klang, an denen man eine Verzerrung mit einem Parameter erzeugen kann.
In den Tutorials vom C15 wird auch erklärt, wie man eine Rechteckwelle und einen sägezahnartigen Klang einfach erstellen kann. Dafür braucht man nur 2-3 Parameter.
Insgesamt den C15 als ein FM Synth darzustellen wäre ungefähr so passend, wie einen Waldorf Quantum als Wavetable Synth zu verkaufen. Viele Sachen (Resonator, Filter, Sin-Shaper) gibt es nicht bei traditionellen FM Synths. Natürlich gibt es viele FM-artige Klänge in den meist etwas jazzartigen Demos.
Bei der Bedienung war ich auch sehr skeptisch. Aber es geht schneller als ich anfangs dachte. Dadurch das die beiden Oszillatoren und deren beiden Envelopes horizonal gespiegelt angeordnet sind, komme ich mit meinem eher grafischen Gedächtnis damit gut zurecht und finde fast im Blindflug seit der zweiten Woche die Parameter. Das Web UI benutze ich nur um Klänge drahtlos zu exportieren oder um Bänke von Klängen zu organisieren. Es braucht dafür schon ein sehr Leistungsfähiges Pad oder PC. Mein iPad 4 (5 Jahre alt) war dafür zu langsam.
Ich benutze hier bei mir kein MIDI, außer für gelegendliche SysEx Transfers. Sofern war das Fehlen des MIDI Buchsen Trios auch nie ein Problem.
Was mich als erstes beim selber Spielen vor 1 ½ Jahren auf der Superbooth begeisterte, war die unglaubliche direkte Reaktion des Instruments. Ich spüre da nie eine Latenz beim Spielen. Da machen barocke Triller viel mehr Spaß. In Sachen Latenz schlägt der C15 nach meinem Gefühl (ich kann das schlecht messen) z.B. Die Modals und einen Waldorf Xtk und Q. Und den Waldorf WAVE sowieso.
Vielleicht ist es diese Spielfreudigkeit und das anmutige, Instrumenten artige Gehäuse aus Holz, was mich beim Spielen die Zeit vergessen lässt. Eigentlich bin ich mehr Klangschrauber als Spieler. Aber hier bei diesem Instrument werde ich zum Spielen irgendwie verführt. Und ich versinke in für mich neue Klänge beim Klangschrauben an dem Instrument. Immer nur vorgefertigte Wellenformen durch ein Tiefpass zu jagen ist irgendwann langweilig. Wavetables helfen da etwa. Aber so perkussive Klänge, Klänge die je nach Anzahl der erklingenden Noten oder Spieldynamik am Rand zu einem Feedbackjaulen bewegen können, kenne ich nur von diesem Instrumen. Wenn man das auch am Computer als Hardware bekommen kann, so ist mir das egal. Ich mag nicht an einem Rechner ein virtuelles Instrument spielen. Ist nicht mein Ding und meinem Geschmack und Vorlieben geschuldet.
Beim Kauf hat man durch das großzügige Rücknahmeangebot auch noch mehr als 3 Montaten kein finanzielles Risiko. Der Mietkauf ist auch ein sehr entgegenkommendes Angebot. Aber mein C15 bleibt hier bei mir. Er ist trotz der anderen guten polyphonen im Haus seit 1 ½ Jahren mein liebster
Andere haben andere persönliche Vorlieben und werden lieber was anderes als einen C15 spielen wollen. Das ist natürlich ganz gut, dass wir verschiedene Vorlieben haben. Stephan Schmitt war sehr mutig, dieses Instrument zu entwickeln und so schön zu verpacken. Und es gibt, mich eingeschlossen, einige, die genau auf so was gewartet haben. MIDI und PC-Software die Gleiches kann hin oder her, der C15 ist für manche richtig, für andere nicht.
Meine Beziehung zum C15 würde ich als Liebe auf dem ersten Spielen nennen. Und es ist keine Affäre, sondern eine leidenschaftliche Beziehung geworden, die die Flitterwochen bei Weitem überdauert hat.