.... Dann habe ich mit dem Kopf geschüttelt und das klapprige Ding für drölfzig hundert Euro gekauft.
Auf Preset 6 ist Sexual Healing, Preset 9 ist 19 von Paul Hardcastle. Hat sich also gelohnt.
Ob sich so etwas lohnt ist ja auch immer eine sehr subjektive Entscheidung.
Fängt damit an, dass nicht Jeder so einfach drölfzig hundert Euro übrig hat und dafür auch keine sinnvollere Verwendung wüsste.
Ich kann mich z.B. an unzählige Geräte erinnern, die ich mir wegen des Preises nicht gekauft habe und inzwischen eigentlich ganz froh darüber bin, dass ich das Geld (und den Platz) nun für sinnvollere bzw. zeitgemäßere Anschaffungen übrig habe.
Und da ich weiß wie das Zeug funktioniert bekomme ich auch aus moderner Hardware den einen oder anderen Vintage-Sound raus (wenn ich mal einen nostaligeschen Anfall haben sollte).
Funfact am Rande: Letztens meinte meine Freundin in einem ziemlich frustrierten Tonfall:
"
Als du noch E-Piano gespielt hast klang das irgendwie alles viel schöner. Das was du da mit diesem Moog SoundStudio machst, das klingt wie dieser komische Klaus Schulze."
Damit ist ihr ganz versehentlich ein Kompliment rausgerutscht, welches (bis auf Intention und Tonfall) fast nicht schöner hätte sein können.
(Ich weiß, das Moog SoundStudio ist an der Stelle ein schlechtes Beispiel, aber wenn's Akai MPC voll digital mit spielt, dann macht das im Mix auch keinen hörbaren Unterschied.)
Nun bin ich halt Einer, an dem gewisse Formen der Nostalgie komplett vorbei gehen.
Im Gegenteil, wenn ich's schaffe, aus einem modernen und vergleichsweise preiswerten Setup einen Sound zu zaubern, der klingt wie anno dunnemals, dann erfüllt mich das mit mehr Stolz, als wenn ich auf den Besitz von sündenkrachteurer Vintage-Hardware mit hohem Sammlerwert blicken könnte.
In meinen Augen ist es keine Kunst, alte Gurken wie alte Gurken klingen zu lassen.
Wer das anders sieht, dem sei das gegönnt. Als Einer, der ziemlich genau weiß, wo der Klang her kommt und wie er gemacht wird, find ich's halt nur fragwürdig, wenn mir Einer alte Bugs als Feature aufschwatzen will oder jahrzehntealte Vorurteile aufwärmt, um Nostalgie mit technischen Scheinargumenten zu begründen.