Technische Kreativität wird meistens unterschätzt. Sie kann aber eine wirkungsvolle Unterstützung bei musikalischer Kreativität sein. Um beides miteinander zu verbinden, brauchts eben Erfahrung, Wisssen, Zeit und den Willen. Dann ist Kreativität nämlich auch nur eine Folge.
Das ist eigentlich die Beschreibung eines Studiums.
Man darf meiner Erfahrung nach "Studium" hier nicht zu wörtlich nehmen und nur auf Unis beschränken. Ein Studium kann vieles sein.
Talentiert in einem musikalischen Haushalt aufzuwachsen und von Klein auf mit Musik konfrontiert zu sein, Ein Instrument oder mehrere zu lernen, seine Lieblingskünstler zu "studieren"... bis du da dein Abi durch hast, kann dir ein Musikstudium vielloeicht auch nichts Neues mehr bringen, ausser du willst tatsächlich beruflich in klassische Musik einsteigen. Ein Studium kann vielleicht sogar deine "Originalität" kaputtmachen, weil es dich vielleicht zu sehr eingleist.
Die meisten Biographien der bekanntesten Keyboarder starten genau so, und nicht mit Studium.
Jon Lord (deep purple): Sowohl sein Vater als auch seine Tante waren Performance-Künstler, die ihr Talent als Duo mit einer lokalen Tanzgruppe zur Aufführung brachten. Erste musikalische Aktivitäten entwickelte Lord am Klavier der Familie, an dem er ab dem Alter von fünf Jahren klassischen Unterricht bekam.
Er hat dann zwar studiert, aber nicht Musik sondern Schauspiel.
Rick Wakeman (yes): Wakeman wuchs in einer musikalischen Familie auf, wurde klassisch musikalisch geschult und beherrscht neben zahlreichen Tasteninstrumenten auch Klarinette und Saxophon. Als Schüler spielte er mit seinem Cousin Alan Wakeman Traditional Jazz. Kein Studium
Rick Wright ( Pink Floyd ): Rick Wright brachte sich das Klavierspielen selbst bei. Seine Spielweise war vor allem vom Jazz beeinflusst. Aber auch Bach und Beethoven spielten für ihn eine wichtige Rolle. Seine kompositorischen Ideen waren stark von ungewöhnlichen, farbenreichen und komplexen Harmoniewechseln geprägt, die Einflüsse aus dem modernen Jazz wie aus der Romantik zeigten.
und so weiter.
Schon Musik zu hören wird Teil eines "Studiums" sein, wenn man das nicht einfach nur im Hintergrund tönen lässt sondern wirklich zuhört und analysiert.
Das macht denke ich sogar den grössten Teil des Lernprozesses aus. Hinhören, analysieren ( was man dank des Internets jetzt auch in einer Gruppe tun kann, auch hier ).
Das Elternhaus ist denke ich tatsächlich das wichtigste Element.
Von meinem Urgrossvater ist überliefert dass er eine komplette Oper nach einmaligem Hören auf dem Piano fehlerfrei nachspielen konnte, davon hat er einiges an meine Grossmutter abgegeben die dann versucht hat mir Piano beizubringen, Ohne den erwarteten Erfolg denke ich, weil ich Probleme mit der unabhängigen Koordination habe und nicht fähig bin zwei verschiedene Dinge gleichhzeitig zu tun... das zieht sich durch alles, nicht nur Piano rechte/linke Hand.
Auch Gesang und gleichzitig ein Instrument zu spielen geht deutlich schlechter als einzeln.
So wurde, obwohl wir einen Flügel im Wohnzimmer hatten, entschieden ich sei besser bei "einfachen" Instrumenten aufgehoben... und ich lernte in der Grundschule Trompete, dann Gitarre, Bass...
Tatsächlich jedoch liegen mir Tasteninstrumente am meisten... so bin ich vor etlichen Jahren, mit VST Synths, endlich bei Synthesizern gelandet...
Aber die tollen Ideen die früher hatte sind grösstenteils versiegt. Es kommt nur noch tröpfchenweise, wie vieles im Alter.
Mit manchen Dingen sollte man nicht zu lange warten.