Re: Akai MPC Renaissance
Michael Burman schrieb:
@microbug:
Danke für die Info über die MPC-Prozessoren!
Kennst Du das hier?:
viewtopic.php?p=795943#p795943
Kannte ich nicht nicht, danke. Habe ich gerade mit großem Interesse gelesen und bestätigt letztlich genau das, was ich über die aktuellen (Singleprozessor-)MPCs schrieb: die sind nicht tight.
Bei den aktuellen MPCs hat man das gleiche Problem wie bei einem Desktop- oder Notebookrechner der vorletzten Generation, also daß ein einziger Prozessor für alles zuständig ist (und alle Aufgaben als Dienste nacheinander abgearbeitet werden). Ein aktueller OS-basierter Rechner hat ja immerhin zumindest noch einen Grafikprozessor an der Hand, und zudem kann er die abzuarbeitenden Dienste auf die vorhandenen Prozessorkerne aufteilen, dies ist aber ein dynamischer Prozess und kein statischer - kostet nämlich auch wieder Rechenzeit.
Bei der Renaissance als Controller hat man zudem noch das USB-Nadelöhr dazwischen, welches sich ebenfalls in Dienste- und Treiberarchitekur einfügen muß, was es keinen Deut besser macht, vor allem, wenn Audiodaten UND kontinuierliche Controller zusammen übertragen werden. USB braucht immer den Prozessor, während FireWire und Thunderbolt DMA-fähig sind, also direkt den Speicher adressieren können.
Es gibt noch genug Musikhardware auf dem Markt, die als Multiprozessorsystem aufgebaut ist. Beispiel Kurzweil PC3-Serie: Tastatur, Bedienfeld und Anschlüsse wie Pedale laufen über einen eigenen Prozessor, dann gibt's 2 Custom-DSPs (bei den LEs nur einen) und einen Hauptprozessor, der neben Display und MIDI die Klangerzeugung steuert sowie die Daten aus den anderen Einheiten verwaltet. Schon der K2000 war so aufgebaut (da gibt's sogar noch einen extra-Prozessor für den Digitech-Effektchip), der Yamaha SY99 erst recht (da gibt's einen Hauptprozessor, einen für den Sequenzer, einen FM-Chip, einen für AWM und einen für die Hüllkurven.
Die polyphonen DSIs und der Ambika sind ebenfalls Multiprozessorsysteme. Bei DSI haben immer 2 stimmen einen eigenen Prozessor, beim Ambika hat gar jede Stimme einen Eigenen.
Schon alte Polysynths wie Polysix, JX-8P/10, Jupiter-6 etc waren ebenfalls so aufgebaut. Damals machte man das, weil die Prozessoren nicht so leistungsfähig waren wie heute, aber auch heute gibt es noch gute Gründe: Spezialisierung und Aufteilung der Arbeitslast für besseere Qualität der Einzelleistung bzw. besseres Timimg. Statt ein einziges Universalgenie alles nacheinander abarbeiten zu lassen, ist bei einer solchen Aufteilung eine wirkliche parallele Verarbeitung von Daten möglich und die einzelprozessoren müssen nicht so leistungsfähig sein wie wenn nur eine CPU zum Einsatz kommt.
Ist ja im täglichen Arbeitsleben auch nicht anders. Eine aktuelle MPC ist eine One-man-Show, eine alte MPC dagegen ein Klein- bzw. Familienbetrieb.
Gut ausgeführte Mehrprozessorsysteme sind natürlich mehr Aufwand als so ein Single-CPU-Ding, es kommt aber der Gesamtqualität zugute, und Geräte wie der Ambika zeigen deutlich, daß sowas auch keinen immensen Kostenaufwand bedeutet, sondern mehr Hirnschmalz bei der Konzeption. Gut, Olivier hat auch den Vorteil, daß ihm kein BWLer reinredet