punky40 schrieb:
nun, es ging nicht nur um die Grösse,
vor allem interessiert mich auch mit was für Sequenzersetups man so gearbeitet hat.
Überhaupüt wie man modulare eingsetzt hat, die möglichkeiten die man hatte.
ein bisschen sehe ich klarer, merci.
Demnach haben wir eher heute die Blütezeit der modularsynths.
Genial sind ja die heutigen möglichkeiten mit DIY
Hallo,
wie gesagt, es ging nicht um die Größe. Sicher gab es auch Ausnahmen, KS hatte ja z.B. gerne Systeme, von denen er für seine Arbeit kaum mehr als 5% wirklich benutzte. Sowas wie Gigantomanie ist keine neue Erfindung. Tomita gehört z.B. zu denen, die einen fast wahnsinnig zu nennenden Aufwand betrieben um Klänge zu realisieren. Irgendwo las ich mal was von über 800Spuren für eine Aufnahme wobei schon die Strings aus rund hundert Spuren einzelner Violinen-Klänge bestanden. Nix mit Solina String oder Mellotron!
TD stand, 'zeihung saß von Anfang an mit modularen Systemen auf der Bühne. Ich habe die wegen ihres Mutes echt bewundert. In Berlin schickte man sie nach 2 oder 3 saugeilen Blues-Rock Gruppen und vor einem weiteren Knaller auf die Bühne im Sportpalast oder der Deutschlandhalle (weiß ich nicht mehr genau) Man sah auf der Bühne auf die Rückseiten der Modulsysteme und unter den Tischen die Beine der Künstler. Logo, schon nach 20 Sekunden ging ein Pfeifkonzert los, nach 5 Minuten kappte das erste Mal jemand die Stromversorgung. Heftig! Das war damals die Zeit von "Die Zeit", also wirklich Pionoerarbeit.
Vieles von TD wurde in der Folgezeit gebraucht über den Music-Shop (Peter Jahnel) verkauft. Ich hatte dort eine Synthesizer/Elektronik-Abteilung einrichten dürfen und TD's Instrumente (meist die von Edgar) wurden immer von Fans umschwärmt. Ganz schnell gingen die analogn, kompakten PPGs weg und auch der erste digitale Synthesizer stand kaum eine Woche. Etwas länger stand da ein Mellotron mit einem zusätzlichen Rahmen, alles voller ganz spezieller TD-Effektsounds. Eines der Moog-Module kaufe einer unserer Stammkunden, Reinhard Lakomy der, obwohl er DDR-Bürger war, einen Paß hatte und so auch nach Westberlin kommen und dort einkaufen konnte. Das System hatte er, hörte ich von Peter Schwerdfeger, dem "Haustechniker" von TD, nach ein paar Tagen schon geschrottet weil er wohl ein Patchcord statt in eine der Buchsen, in eine Kontrolllampenfassung gesteckt hatte (da war das Lämpchen zerbrochen). Arg, 110V Steuerspannung waren wohl doch zuviel. Das System musste also gleich wieder in die "Klinik".
Mit einem Moog traten auch die TUBES auf und der geniale Keyboarder patchte "blind" hinter dem Rücken 2 Lines um während er vorne irgendwelche Polykeyboards bearbeitete. (die Cords waren genau so zugeschnitten, dass er die richtige Buchse erwischen musste - trickreich!)
Ich war auch auf vielen Synthesizer-Konzerten (in Berlin) bei denen es aber eigentlich immer etliche, kleinere Geräte gab. An große Systeme hat sich kaum jemand live rangetraut und wer sich auskannte, hat sicher einige Musiker beim ganz üblen Betrug ertappt. Ein gewisser J.K. mit Künstlername N.T. glänzte z.B.mit 2-händigen Akkorden auf einem Multimoog
Hinter dem Synthesizerpark und dem unvermeidlichen Flokati (ja, er spielte natürlich im Schneidersitz) lief, wenn ich mich recht erinnere, eine 4-Kanal TEAC Bandmaschine..
Die Zeit damals war aber eine Zeit der Experimente. Ganz grandios war eine Performance in der es thematisch im weitesten Sinn um Naturschutz und um die Rede des Großen Häuptlinge Seattle ging. Da war jemand mit einem Roland Studio-System 100 und ein weiterer spielte sehr(!) einfallsreich mit einem Schlagzeug dazu. Da wurde nicht nur getrommelt, auch gestrichen, Reis auf Becken gestreut usw. Eines der Hilights war die Kombination von einer Sequenz mit recht eindrucksvollen, hölzernen Orgelpfeifen, die die beiden mit dem Mund dazu bliesen. Ein Gesamtkunstwerk, sehr spannend und unvergesslich. (Beweis: das ist jetzt bestimmt 30 Jahre her)
Ich bin froh, dass es sowas wie einen harten Kern gibt, wenn es um Modularsysteme gibt, Eine größere Rolle wie früher spielen diese Geräte heute sicher nicht, dafür gibt es viel zu wenig Hersteller und viel zu wenige, die für solche aufwändigen Kisten das Geld ausgeben können oder wollen.
Gruß Cyborg
(PS. auf meiner Website findet man nun einige einfache Bauanleitungen für DoItYourself-Dilettanten wie ich einer bin
)