Modularsysteme in den 70ern

Okay, zu sehr aufgedreht. Sorry. Ich halt mich jetzt raus.

In Vintage Synthesizers stand was von die Stones seien nicht in der Lage gewesen, den Moog einzusetzen und haben ihn deshalb abgegeben.
 
MOOG3.jpg


http://60x50.blogspot.com/2008/05/man-from-moog.html
 
Markus Berzborn schrieb:
Habe auch mal irgendwo gelesen, dass Hans Zimmer diesen Sequencer später übernommen hat.
Stimmt. Und ich habe Hans Zimmer den PE Sequenzer samt Quantizer wieder aus dem Kreuz geleiert. Er bekam dafür einen PPG-300 Sequenzer mit Sequential Switch zum Tausch. Mein italienischer Freund Fabio ist total scharf auf Projekt Elektronik, da hab ich ihm den Gefallen getan.
 
Nikolausi schrieb:
Musikalische und künstlerische Kompetenz definiert sich nun mal nicht durch den Besitz, was dem Simpel in diversen Fachforen jedoch oft vorgemacht wird. Da lässt sich dann gut schwadronieren.
Richtig. Viele haben Kraftwerk damals nur bewundert, weil sie so wahnsinnig geiles Equipment auf der Bühne hatten, die Musik war da oft Nebensache. Ich bin früher mit zwei Kumpels auch nur wegen dem riesigen Moog zu Klaus Schulze ins Konzert, wir kannten weder diesen Typ, noch seine Musik. Aber den Synthie wollten wir mal sehen.
Wie sagst du immer? Ach ja, gekaufte Kompetenz, oder so. Das gabs also auch schon vor 30 Jahren...
 
Ohne Zweifel hatte diese ganze EM-Szene in den 70ern zu einem großen Teil nur den Erfolg beim Publikum, weil es neue und exotische Technik war.
Nur kann man das den Musikern nicht anlasten. Denn Klaus Schulze zog seine Musik durch, bevor er den Moog hatte und auch nachdem er ihn nicht mehr benutzte.
Man kann also sagen, dass man die Musik nicht gut findet und damit nichts anfangen kann. Aber sicher nicht, dass Schulze es nötig hätte, irgend jemanden mit seinen Instrumenten zu beeindrucken, bzw. dass das für ihn ein Beweggrund gewesen ist.

Gruß,
Markus
 
Bernie schrieb:
Wie sagst du immer? Ach ja, gekaufte Kompetenz, oder so. Das gabs also auch schon vor 30 Jahren...

Ich denke nicht, dass die Musiker mit ihrem Instrumentarium so herumgestrunzt haben. Froese, Schulze und Co. haben damit ihren Lebensunterhalt bestritten und waren schon darauf angewiesen, die Technik zu verstehen und einzusetzen. Als sie damit angefangen haben, sind sie neue und mutige Wege gegangen.
Ich bin damals wegen der Musik zu den Konzerten gegangen, das Instrumentarium sah gut aus, war aber in diesen Stunden nur Mittel zum Zweck und damit sekundär. Nach dem Konzert bin ich dann auch zum Staunen gegangen.
Leute, die damals schlechte Musik mit Synthesizern gemacht haben, habe ich mir auch nicht angeschaut.
 
Bernie schrieb:
Richtig. Viele haben Kraftwerk damals nur bewundert, weil sie so wahnsinnig geiles Equipment auf der Bühne hatten, die Musik war da oft Nebensache. Ich bin früher mit zwei Kumpels auch nur wegen dem riesigen Moog zu Klaus Schulze ins Konzert, wir kannten weder diesen Typ, noch seine Musik. Aber den Synthie wollten wir mal sehen.
Wie sagst du immer? Ach ja, gekaufte Kompetenz, oder so. Das gabs also auch schon vor 30 Jahren...
Kraftwerk haben sich nie durch den reinen Besitz der Instrumente definiert, das ist es ja, was ich unter "gekaufter Kompetenz" verstanden wissen möchte. Jeder Blödmann kann sich heutzutage kiloweise Ölfarbe und Leinwände kaufen, ist aber deshalb noch kein Polke, Baselitz oder Richter, und das kunstinteressierte Publikum wäre auch saudämlich, würde sie sich Tuben und Pinsel statt der Bilder ansehen. Hastes?
 
phaedra schrieb:
Ich denke nicht, dass die Musiker mit ihrem Instrumentarium so herumgestrunzt haben. Froese, Schulze und Co. haben damit ihren Lebensunterhalt bestritten und waren schon darauf angewiesen, die Technik zu verstehen und einzusetzen. Als sie damit angefangen haben, sind sie neue und mutige Wege gegangen.
Das TD, Schulze oder Kraftwerk gute Musiker sind, habe ich ja auch nie angezweifelt. Sie waren halt auch die ersten Musiker, die das Zeugs einsetzten. Die richtige Musik, der richtige Sound zur richtigen Zeit, das hat eben alles gepaßt.
Ich glaube, das die drei vorgenannten mit elektronischer Musik nicht so erfolgreich werden würden, wenn sie sich erst 2008 gegründet hätten.

Früher waren aber viele Leute eben auch von dieser neuen Technik fasziniert, die Klänge waren ja auch was völlig Neues und da war ich nicht der Einzige, dem das so ging. Damals gingen die Leute eben auch wegen den Synthieburgen ins Konzert und das ist sogar heute noch so.
"Switched on Bach" habe ich mir nur wegen dem dicken Moog auf dem Cover gekauft, mein Interresse zu Bach und zur Klassik überhaupt, kam erst viele Jahre später.
 
Der erste Musiker, den ich nach Tricks gefragt hätte, wäre Florian Fricke gewesen, denn mit Affenstunde hat er ein Album auf den Markt geworfen, dass bis heute seinesgleichen sucht.
Er ist leider schon verstorben!
Aber er hat sich auch zu Lebzeiten nie über die technische Seite der Klänge geäußert, weil er in meinen Ohren auch kein Techniker war, sondern ein Musiker, der auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen war. Trotz seiner Ausbildung hat er nicht an konservativen Dingen geklebt und die Improvisationen/Interaktionen mit seinem Moog haben etwas von Dauer geschaffen, das eher Momentaufnahmen entsprungen zu sein scheint denn einem geplanten Vorgehen.
Ich denke, die Klänge sind im einzelnen nachbildbar, aber das Entstehen derselben hat weniger mit Tricks, aber mehr mit einer bestimmten Geisteshaltung und Kreativität zu tun, denn er hatte nichts zum Nachbauen als Ausgangsbasis, weder in der Musik noch in der Technik.
Ich denke, der Grundtrick allen damaligen Schaffens war Try-And-Error!
Die Leute hatten kein Internet, keine Foren und keine Verbindung, nur ihre Maschinen und ihren Intellekt.
Und dafür bewundere ich sie noch heute!
 
phaedra schrieb:
Trotz seiner Ausbildung hat er nicht an konservativen Dingen geklebt und die Improvisationen/Interaktionen mit seinem Moog haben etwas von Dauer geschaffen, das eher Momentaufnahmen entsprungen zu sein scheint denn einem geplanten Vorgehen.

Sehr freundlich ausgedrückt.

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
phaedra schrieb:
Trotz seiner Ausbildung hat er nicht an konservativen Dingen geklebt und die Improvisationen/Interaktionen mit seinem Moog haben etwas von Dauer geschaffen, das eher Momentaufnahmen entsprungen zu sein scheint denn einem geplanten Vorgehen.

Sehr freundlich ausgedrückt.

Gruß,
Markus

DAS IST auch der Punkt dabei. Aber zum Glück nicht Gegenstand der Diskussion.
 
Moogulator schrieb:
DAS IST auch der Punkt dabei. Aber zum Glück nicht Gegenstand der Diskussion.

Wieso nicht? Es geht u.a. um Arbeitsweisen und viele dieser erwarteten "Tricks" entsprangen nun einmal keiner Arbeitsweise. Florian Fricke ist/war da kein Einzelfall. Gerade in die klanglichen Ergebnisse der Anfangszeit der "Arbeit" mit Modularsystemen wird m.E. sehr viel hineininterpretiert und damit werden vielleicht Überbewertungen vorgenommen.
Im Booklet zu Tangents 1973 - 1983 von TD stand zu lesen, dass für die rund 35 Minuten Rubycon 80 Stunden Material aufgenommen wurde, aus denen das Album dann zusammengeschnitten wurde.
Das Album klingt wie aus einem Guss!
Die Arbeitsweise hieß spielen, spielen, spielen! Auch dies ist verbunden mit Try-And-Error/Learning-By-Doing und das nicht zu knapp.
Ich denke von daher, dass viele trotz des erkannten Signalflußes unterschiedliche Wege gegangen sind, um ihre Systeme zu erforschen.
Also muss man sie, eben bis auf Florian Fricke, besser selbst fragen.
Bleibt jetzt nur noch der Punkt, die Art und die Größe der Systeme von bestimmten Musikern festzuhalten und auch da kann viel spekuliert werden ;-)
 
Das habe ich auch nicht ange2felt. Lediglich ist hier kein allzugroßer Abstand zu dem, wie viele heute auf welche Weise Musik machen.

Dazu siehe den "Spatz -> Kanonenthread".

Wieso aber immer wieder "Arbeit" und "Musik" und nicht Musik und Arbeit geschrieben wird wäre zu diskutieren.
 
Moogulator schrieb:
Wieso aber immer wieder "Arbeit" und "Musik" und nicht Musik und Arbeit geschrieben wird wäre zu diskutieren.
Das erste, was mir dazu einfällt, ist die Fragerei (es möge sich jetzt niemand angegriffen fühlen, es ist keine Wertung) "Wie mache ich dies?", "Wie bekomme ich den Sound von XY hin?", "Welcher Synth kann das?".
Das hat es früher nicht gegeben!
Die Leute hatten gar keine Chance zur Reproduktion, weil das ein weißer Fleck in der musikalischen Landschaft war. Also mussten sie unbedarft an die Technik heran und haben versucht und es teilweise sogar geschafft, damit Musik oder zumindest interessante Klangcollagen zu erstellen.
Heutigen Produktionen hört man mehr die Arbeit denn das Spiel an, vieles klingt fliessbandtechnisch und wirkt dadurch oftmals nur laut und langweilig und überhaupt nicht musikalisch geschweige denn mit Emotion und Atmosphäre behaftet.
Der Abstand zu heute ist einfach der, dass es damals keine Möglichkeit gab, Plagiate zu er"arbeiten", weil dazu die Basis fehlte.
 
Ich kann Bernies Schilderung sehr wohl bestätigen. Damals ging eine ungeheure Faszination von der neuen und undurchschaubaren Technik aus, und man wollte diese auch erforschen und eine ganz andere, eigene Musik machen, die es damals nicht zu kaufen gab. Klaus Schulze hat das in dem Fernsehfilm "Kraut und Rüben" sehr schön geschildert. Die großen Modulschränke mit der wilden Verkabelung und die fremdartigen Bezeichnungen auf den Baugruppen suggerierten ja, dass weniger jahreslanger stupider traditioneller Klavierunterricht gefragt war (damals gab es das Musikgenre "Underground"), sondern Sachverstand, Forschergeist und Fantasie. Das war's, das musste her, egal was es koste. Und Bühnenbilder von Tangerine Dream und Klaus Schule mit den Altären und den hypnoisch wirkenden Sequenzerlampen waren einfach nur obergeil. Selbst 30/40 Jahre später scheint es diese Begeisterung ungebrochen und frisch noch zu geben, ist doch das Happy Knobbing Meeting ein Zeugnis für die Liebe zur Technik.
 
Die Begeisterung und Anziehungskraft teile ich auch mit vielen hier, aber ich versuche immer Technik und Musik zu trennen. Als mir der musikalische Output solcher Formationen zum ersten Mal gewahr wurde, wusste ich gar nicht, um welche Gerätschaften es sich dabei handelt. Die Ergebnisse, die aus Emerson's Moog kamen, waren so unvergleichlich mit dem, was Walter Carlos auf Sonic Seasonings produzierte. Und als ich das erste Mal Tangerine Dream live hörte (es war ein Konzert der Reihe "Nachtmusik im WDR" 1972), fing ich an, mich wirklich für die grundlegende Technik zu interessieren, die benutzt wurde, um diese Art von Musik/klängen zu erzeugen.
Es fällt mir heute noch leicht, mich zuerst um die Musik und sekundär um das Instrumentarium zu kümmern, wenn ich bewußt höre.
Aber im Laufe meiner langjährigen Hobbytätigkeit habe ich feststellen dürfen, dass die experimentelle Interaktion zwischen Mensch und Technik die interessantesten Ergebnisse liefert und so lassen sich auch Werke wie "Affenstunde", "Zeit" oder "Irrlicht" nicht erklären, aber man kann zumindest technisch erahnen, wie solche Sachen entstanden sind.
 
Wenn man sich die Tonnen von Synthesizern einmal vorstellt, die seit den 60er Jahren bis heute fabriziert worden sind, so ist es doch bemerkenswert, wie wenig Musik damit gemacht wurde, die in der Öffentlichkeit entsprechende Aufmerksamkeit und Würdigung erfahren hat. Was es auf diversen selbstgebastelten Tonträgern oder bei Selbstdarstellungen in Kitschatmosphäre, beispielsweise eines Planetariums, und bei sogenannten Club-Performances, bei denen die Agierenden mit gesenktem Kopf, gleichsam wie vor einem Urinal zu stehen scheinen, zu hören und zu sehen gibt, hat schon einen sehr hohen Fremdschäm-Faktor. Entschuldigung, aber das mußte mal gesagt werden.
 
phaedra schrieb:
Der erste Musiker, den ich nach Tricks gefragt hätte, wäre Florian Fricke gewesen, denn mit Affenstunde hat er ein Album auf den Markt geworfen, dass bis heute seinesgleichen sucht.
Ein tolles Werk!
phaedra schrieb:
Ich denke, die Klänge sind im einzelnen nachbildbar, aber das Entstehen derselben hat weniger mit Tricks, aber mehr mit einer bestimmten Geisteshaltung und Kreativität zu tun, denn er hatte nichts zum Nachbauen als Ausgangsbasis, weder in der Musik noch in der Technik.
Ich denke, der Grundtrick allen damaligen Schaffens war Try-And-Error!
Eine Produktion ging ja früher garnicht so schnell zu machen. Die Musiker mußten alles selbst erst mühsam heraustüfteln, ausprobieren, zig mal aufnehmen, schneiden. Da waren meist viele Stunden andauernde Vorbereitungen nötig, bis das alles funktioniert.
phaedra schrieb:
Die Leute hatten kein Internet, keine Foren und keine Verbindung, nur ihre Maschinen und ihren Intellekt.
Und dafür bewundere ich sie noch heute!
Das waren alles Einzelkämpfer.
 
Bernie schrieb:
phaedra schrieb:
Der erste Musiker, den ich nach Tricks gefragt hätte, wäre Florian Fricke gewesen, denn mit Affenstunde hat er ein Album auf den Markt geworfen, dass bis heute seinesgleichen sucht.
Ein tolles Werk!
Ist das nicht die Platte mit dem Kirchenchor (uu huu hu) und dem Küster an den Bongos? Wo ist da denn der Synthi?
 
Nikolausi schrieb:
Ist das nicht die Platte mit dem Kirchenchor (uu huu hu) und dem Küster an den Bongos? Wo ist da denn der Synthi?

Du meinst bestimmt die zweite LP "In den Gärten Pharaos". Da ist eine Seite Moog und E-Piano und eine Seite Kirchenorgel.

Gruß,
Markus
 
Nikolausi schrieb:
Wenn man sich die Tonnen von Synthesizern einmal vorstellt, die seit den 60er Jahren bis heute fabriziert worden sind, so ist es doch bemerkenswert, wie wenig Musik damit gemacht wurde, die in der Öffentlichkeit entsprechende Aufmerksamkeit und Würdigung erfahren hat.

Das stimmt.

Aber das fällt uns nur besonders auf, weil wir uns halt mit Synthesizern beschäftigen.
Überleg mal, was an Tonnen von Gitarren und akustischen Instrumenten bisher verkauft worden ist. Wenn man den Prozentsatz berechnen würde, was dabei an musikalisch Brauchbarem herausgekommen ist, dürfte der ungefähr gleich sein.

Der Unterschied ist nur, dass ein Stümper, der auf seiner Gitarre herumklampft, das nicht veröffentlicht und auch damit nicht auftritt, weil jedem sofort auffallen würde, dass er nichts kann.
In der Elektronik kann man das besser verdecken, weil die dafür sorgt, dass es sich für Unbedarfte erst mal "professionell" anhört.

Gruß,
Markus
 
Ich glaube, Du bist in das falsche Werk geraten, aber in Sachen Synthesizer gibt es sowieso nur zwei Sachen von Popol Vuh und Du beziehst Dich wahrscheinlich auf das 2.Stück "Vuh" von "In Den Gärten Pharaos" hinsichtlich Kirchenorgel und Percussion (hauptsächlich Becken) von Küster ;-) Trülzsch.
Den Synthesizer hörst Du da nicht gerade vordergründig, aber mit einen Brass-artigen Klang inmitten des Orgelgewitters.
Oder Du meinst die erste Seite mit dem Titelstück, auf der er vocalartige Klänge erzeugt hat!?
 
Die frühen Floyd waren ja auch klasse.

Wenn man sich so einige Live-Bootlegs bis ca. 1972 anhört - da wäre ich gerne dabeigewesen.

Gruß,
Markus
 
punky40 schrieb:
nun, es ging nicht nur um die Grösse,
vor allem interessiert mich auch mit was für Sequenzersetups man so gearbeitet hat.
Überhaupüt wie man modulare eingsetzt hat, die möglichkeiten die man hatte.

ein bisschen sehe ich klarer, merci.
Demnach haben wir eher heute die Blütezeit der modularsynths.
Genial sind ja die heutigen möglichkeiten mit DIY

Hallo,
wie gesagt, es ging nicht um die Größe. Sicher gab es auch Ausnahmen, KS hatte ja z.B. gerne Systeme, von denen er für seine Arbeit kaum mehr als 5% wirklich benutzte. Sowas wie Gigantomanie ist keine neue Erfindung. Tomita gehört z.B. zu denen, die einen fast wahnsinnig zu nennenden Aufwand betrieben um Klänge zu realisieren. Irgendwo las ich mal was von über 800Spuren für eine Aufnahme wobei schon die Strings aus rund hundert Spuren einzelner Violinen-Klänge bestanden. Nix mit Solina String oder Mellotron!
TD stand, 'zeihung saß von Anfang an mit modularen Systemen auf der Bühne. Ich habe die wegen ihres Mutes echt bewundert. In Berlin schickte man sie nach 2 oder 3 saugeilen Blues-Rock Gruppen und vor einem weiteren Knaller auf die Bühne im Sportpalast oder der Deutschlandhalle (weiß ich nicht mehr genau) Man sah auf der Bühne auf die Rückseiten der Modulsysteme und unter den Tischen die Beine der Künstler. Logo, schon nach 20 Sekunden ging ein Pfeifkonzert los, nach 5 Minuten kappte das erste Mal jemand die Stromversorgung. Heftig! Das war damals die Zeit von "Die Zeit", also wirklich Pionoerarbeit.
Vieles von TD wurde in der Folgezeit gebraucht über den Music-Shop (Peter Jahnel) verkauft. Ich hatte dort eine Synthesizer/Elektronik-Abteilung einrichten dürfen und TD's Instrumente (meist die von Edgar) wurden immer von Fans umschwärmt. Ganz schnell gingen die analogn, kompakten PPGs weg und auch der erste digitale Synthesizer stand kaum eine Woche. Etwas länger stand da ein Mellotron mit einem zusätzlichen Rahmen, alles voller ganz spezieller TD-Effektsounds. Eines der Moog-Module kaufe einer unserer Stammkunden, Reinhard Lakomy der, obwohl er DDR-Bürger war, einen Paß hatte und so auch nach Westberlin kommen und dort einkaufen konnte. Das System hatte er, hörte ich von Peter Schwerdfeger, dem "Haustechniker" von TD, nach ein paar Tagen schon geschrottet weil er wohl ein Patchcord statt in eine der Buchsen, in eine Kontrolllampenfassung gesteckt hatte (da war das Lämpchen zerbrochen). Arg, 110V Steuerspannung waren wohl doch zuviel. Das System musste also gleich wieder in die "Klinik".
Mit einem Moog traten auch die TUBES auf und der geniale Keyboarder patchte "blind" hinter dem Rücken 2 Lines um während er vorne irgendwelche Polykeyboards bearbeitete. (die Cords waren genau so zugeschnitten, dass er die richtige Buchse erwischen musste - trickreich!)
Ich war auch auf vielen Synthesizer-Konzerten (in Berlin) bei denen es aber eigentlich immer etliche, kleinere Geräte gab. An große Systeme hat sich kaum jemand live rangetraut und wer sich auskannte, hat sicher einige Musiker beim ganz üblen Betrug ertappt. Ein gewisser J.K. mit Künstlername N.T. glänzte z.B.mit 2-händigen Akkorden auf einem Multimoog ;-) Hinter dem Synthesizerpark und dem unvermeidlichen Flokati (ja, er spielte natürlich im Schneidersitz) lief, wenn ich mich recht erinnere, eine 4-Kanal TEAC Bandmaschine..
Die Zeit damals war aber eine Zeit der Experimente. Ganz grandios war eine Performance in der es thematisch im weitesten Sinn um Naturschutz und um die Rede des Großen Häuptlinge Seattle ging. Da war jemand mit einem Roland Studio-System 100 und ein weiterer spielte sehr(!) einfallsreich mit einem Schlagzeug dazu. Da wurde nicht nur getrommelt, auch gestrichen, Reis auf Becken gestreut usw. Eines der Hilights war die Kombination von einer Sequenz mit recht eindrucksvollen, hölzernen Orgelpfeifen, die die beiden mit dem Mund dazu bliesen. Ein Gesamtkunstwerk, sehr spannend und unvergesslich. (Beweis: das ist jetzt bestimmt 30 Jahre her)


Ich bin froh, dass es sowas wie einen harten Kern gibt, wenn es um Modularsysteme gibt, Eine größere Rolle wie früher spielen diese Geräte heute sicher nicht, dafür gibt es viel zu wenig Hersteller und viel zu wenige, die für solche aufwändigen Kisten das Geld ausgeben können oder wollen.
Gruß Cyborg

(PS. auf meiner Website findet man nun einige einfache Bauanleitungen für DoItYourself-Dilettanten wie ich einer bin ;-) )
 

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