Der Minimoog ist ersetzbar und auch nicht. Das kommt einfach drauf an.
Das Schönste aber an ihm ist, dass er keinen Presets Speicher hat. Man ist auf Gedeih und Verderb sich und seiner aktuellen Tagesform ausgeliefert, es kann also jede Menge schiefgehen. Stets am Risiko zu operieren beeinflusst die Körperchemie und damit das Handeln. Man hat also die Chance, die Bassline oder das Leadsynth-Solo seines Lebens zu spielen und hat hoffentlich auch den Record Button gedrückt. Oder man vergeigt es, dann hat man es wenigstens aufgenommen, als Mahnung. Die großflächigen Regler mit viel Abstand voneinander sowie die grobschlächtigen Schalter machen einen treffsicher auch nach dem vierten Pils. Man trifft niemals den gleichen Sound wieder, die Reglerwege sind viel feingerasteter als man so meinen mag. Ein Minimoog, der 20 Jahre lang oft gespielt wurde, klingt wegen der dauernden Stromverarbeitung anders als einer, der nur im Showroom steht. Weil man ihn alle paar Jahre zum Onkel Synthdoktor bringen muss, der dafür auch echtes Geld nimmt, behandelt man ihn vielleicht etwas umsichtiger als das Konfektionsmodell aus Hamamatsu. All die Jahre haben ihn, wie eine gut bespielte Strat, in Würde altern und Patina entwickeln lassen. Da er kaum Sounds von sich gibt, die von alleine spielen und lediglich den Musiker davor bespaßen, wenn er mal keine Einfälle hat, ist er eine glatte Herausforderung. Allerdings eine angenehme, denn derart wuchtige Bässe, wo jeder Tastenanschlag eine Puperze anders ausfällt, ranschmeißerischen Sweetspot bei Leadvoices - sowas findet man bei all der Vielfalt an Synthesizern dann doch nicht so oft. Eine derartig rustikale und gleichzeitig liebenswerte Art an Identität liefert auch nicht gerade jedes Instrument.
Soviel zur Ersetzbarkeit eines Unikums