Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglücklich?

Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Hat schon jemand das Paradox of Choice in den Raum geworfen? Ganz knapp zusammengefasst: Mit steigender Auswahl sinkt die Fähigkeit eine für sich zufriedenstellende Entscheidung zu treffen. Bis hin dazu, dass man eigentlich gar nicht mehr weiß, wofür man sich entscheiden soll (Lähmung).

Falls jemand Interesse hat: https://www.ted.com/talks/barry_schwart ... anguage=de

Und damit möchte ich nicht in den Raum werfen, dass jeder, der viel besitzt gleichzeitig unglücklich ist ;-)
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

rktic schrieb:
Und damit möchte ich nicht in den Raum werfen, dass jeder, der viel besitzt gleichzeitig unglücklich ist ;-)
Ne unglücklich nicht.. Schliesslich ist das alles ja auch was wert :mrgreen:
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

rktic schrieb:
Hat schon jemand das Paradox of Choice in den Raum geworfen? Ganz knapp zusammengefasst: Mit steigender Auswahl sinkt die Fähigkeit eine für sich zufriedenstellende Entscheidung zu treffen. Bis hin dazu, dass man eigentlich gar nicht mehr weiß, wofür man sich entscheiden soll (Lähmung).
Nach meiner Erfahrung verhält sich das eher anders herum.
Die Situation, das ich völlig hilflos im Studio stehe und nicht weiß mit welchem Synthie ich meinen neuen Song beginnen soll, ist mir völlig unbekannt, das hatte ich noch nie.
Ich habe ja schon eine gewisse Vorstellung davon, wie das klingen soll, und dem entsprechend gehe ich dann an die Produktion heran.
Es gibt gewisse Arbeitstiere, wie den Kronos oder das modularsystem, die sehr häufig für das Grundgerüst eingesetzt werden.
Die Maschinen, mit sehr eigenem Charakter, werden dann nach Bedarf eingesetzt, da blubbert mal ein MS-20, ein Solopart kommt vom Minimoog, in einem anderen Stück nutze ich vielleicht einen Korg mit Travellerfilter oder einen ARP Oddyssey.
Ein analoges Noisepad aus dem VCS-3 hat eben einen völlig eigenständigen Sound, dazu läuft vielleicht eine glockige Sequenz aus dem System 100.

Es gibt für mich keinen einzigen Grund, warum ich mich bei der Klangvielfalt einschränken sollte.
Heute würde ich mir so einen großen Fuhrpark sicher auch nicht mehr anschaffen, man kann auch mit weniger arbeiten.
Das wäre mir auch viel zu teuer und würde meine heutigen finanziellen Möglichkeiten übersteigen.
Aber der ganze Krempel steht ja nun mal schon seit zig Jahren hier und da genieße ich natürlich diese unendlichen Möglichkeiten.

Ich denke mal, das viele, die solche Behauptungen aufstellen, ganz andere Probleme haben, sicherlich spielt da bei dem ein oder anderen auch ein Mangel an Ideen und Kreativität eine Rolle.
Ich arbeite ja öfter hier im Studio auch mit anderen Musikern zusammen und bisher waren alle immer super happy, da man keine Kompromisse eingehen muss.
Noch nie hat sich einer je darüber beschwert, das hier zu viel Equipment herumsteht.

Fast jeder Maler wäre doch glücklich, wenn er mit möglichst vielen schönen Farben und verschiedenen Pinseln arbeiten könnte.
Aber ein weißes Blatt Papier bleibt ein weißes Blatt Papier, auch wenn es handgeschöpftes Bütten wäre.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Bernie schrieb:
Nach meiner Erfahrung verhält sich das eher anders herum.
Sorry aber ich behaupte du stehst mit deiner Erfahrung eher auf verlorenem Posten.

Hast du überhaupt mal die Erfahrung gemacht länger mit wenigen Mitteln arbeiten zu müssen ?
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Und ist hier jemand der die gleiche Erfahrung gemacht hat wie Bernie ?

Wo ich hinschaue specken (minimalisieren) die Musiker im Studio ihr Equipment ab um wirklich produktiver und kreativer zu werden.
Tontechniker vielleicht ausgenommen.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Zolo schrieb:
Bernie schrieb:
Nach meiner Erfahrung verhält sich das eher anders herum.
Sorry aber ich behaupte du stehst mit deiner Erfahrung eher auf verlorenem Posten.

Hast du überhaupt mal die Erfahrung gemacht länger mit wenigen Mitteln arbeiten zu müssen ?

wer ihn halbwegs kennt weis : ja das hat er....jeder fängt bei null an und ich habe mal ein altes interview gelesen anfangstage Bernie...


Bei mir: ich habe mal viel mal weniger...weil mir das viel auf den Sack geht und dann gehen muss und wenn ich wenig habe bin ich auf der suche nach dem was mir eventuell fehlen könnte- auch doof....
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Zolo schrieb:
Sorry aber ich behaupte du stehst mit deiner Erfahrung eher auf verlorenem Posten.
weil die wenigsten Musiker hier so viel Zeugs haben wie ich, von ein paar Sammlern mal abgesehen.

Zolo schrieb:
Hast du überhaupt mal die Erfahrung gemacht länger mit wenigen Mitteln arbeiten zu müssen ?
Natürlich habe ich auch schon mit recht wenig Zeugs Musik gemacht, live gehts ja auch garnicht anders.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

ich rede nicht davon mal mit weniger gearbeitet zu haben. Das ist klar, dass nicht jeder gleich viel Zeugs hat.

Ich rede von dem Effekt, dass man auf einmal kreativer und produktiver wird, wenn man sich an den Möglichkeiten zurücknimmt bzw. beschränkt.
Bernie du hast diesen Effekt also noch nicht erlebt wenn ich dich richtig verstanden habe ?
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Hi Bernie,

ja - wenn man weiß, was man will und dementsprechend die Auswahl trifft kommt man nicht in die Situation. Vor allem, wenn man seine Geräte gut kennt.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Bernie schrieb:
Zolo schrieb:
Sorry aber ich behaupte du stehst mit deiner Erfahrung eher auf verlorenem Posten.
weil die wenigsten Musiker hier so viel Zeugs haben wie ich, von ein paar Sammlern mal abgesehen

Ich spreche von Kreativität. Nach deiner Logik müsstest du ja kreativer sein als wir alle, weil du mehr Equipment hast.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Zolo schrieb:
Wo ich hinschaue specken (minimalisieren) die Musiker im Studio ihr Equipment ab um wirklich produktiver und kreativer zu werden.
Das hat aber meist andere Gründe. Zum einen kann man heute recht viel sehr gut mit Software realisieren, so das man auf so manches verzichten kann. Vielen reicht im Studio ja die Emulation auch dicke aus, dazu das Platzproblem.
Aber mancher verkauft sicherlich auch nur deshalb, weil die Preise für die Vintagekisten einfach exorbitant hoch sind, da fällt die Entscheidung natürlich leichter.
Wenn morgen irgend so ein Bekloppter Sammler an meine Tür klingelt und mir 14.000 Euro für den EMS VCS-3 auf den Tisch blättert, dann überlege ich wahrscheinlich auch nicht mehr all zu lange, auch wenn ich das Maschinchen lieber in den Händen eines Musikers sehen würde.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Zolo,

oder mehr Erfahrung.

Woran misst du bzw man eigentlich Kreativität?
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Zolo schrieb:
ich rede nicht davon mal mit weniger gearbeitet zu haben. Das ist klar, dass nicht jeder gleich viel Zeugs hat.

Ich rede von dem Effekt, dass man auf einmal kreativer und produktiver wird, wenn man sich an den Möglichkeiten zurücknimmt bzw. beschränkt.
Bernie du hast diesen Effekt also noch nicht erlebt wenn ich dich richtig verstanden habe ?
Für mich macht das keinen Unterschied, ich kann auch mit sehr wenig Geräten gut arbeiten.
Beim Electronic BeatboxSlam, gerade erst auf der Musikmesse, kann ich auch mal nur eine olle Groovebox auf die Bühne mitnehmen, es kommt ja schließlich immer darauf an, was man damit macht.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Zolo schrieb:
Ich spreche von Kreativität. Nach deiner Logik müsstest du ja kreativer sein als wir alle, weil du mehr Equipment hast.
Das ist natürlich quatsch.
Ich meinte das eher so, das wenn die Leute mit vielen Geräten überfordert sind und nichts gebacken bekommen, das sie dann mit weniger Geräten auch nicht kreativer werden. Das hat nämlich nichts damit zu tun.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Achtung, blöder Vergleich:
Wenn du bei einem Scheich in Dubai eingeladen bist, er dir den Garagenschlüssel in die Hand drückt und du plötzlich unter 100 obergeilen Fahrzeugen eine Woche lang alles fahren darfst was du willst, vom Lamborghini über den Maybach bis hin zum Super Wüsten SUV, würdest du dich dann heulend vor die Garage stellen und sagen "So viele Autos, ach wie schrecklich, ich weiß nicht wo ich hinfahren soll". Oder: "Jetzt gehe ich zu Fuß, denn ich habe das Autofahren verlernt".
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Bernie schrieb:
Ich meinte das eher so, das wenn die Leute mit vielen Geräten überfordert sind und nichts gebacken bekommen, das sie dann mit weniger Geräten auch nicht kreativer werden. Das hat nämlich nichts damit zu tun.

Ich finde das zu vermischt. Ja, einer der nix gebacken bekommt, bekommt halt nix gebacken. Viel oder wenig - wurscht.

Für Leute die was gebacken bekommen können Limitationen aber Herausforderungen darstellen, die das ganze noch anfeuern. Die Not zwingt einen zu anderen Lösungsansätzen. Ist eine der Sachen, die mich am Amiga 500 total angefixt haben.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Denke ob man nun viel oder wenig an Equipment hat wirkt sich nicht wirklich aus. Ich hatte früher nur eine Handvoll Instrumente und hatte keine Probleme damit etwas zu machen. Es ging aber auch nicht anders, denn den ganzen Computerkram den man heute so hat, gab es ja noch nicht. Bin eigentlich immer gut mit meinem Zeug zurecht gekommen.

Nachtrag: Ich habe zu Zeiten des Amiga 500 nur mit dem Musik gemacht, also mit dem Oktalyzer (Tracker). Hatte da nie das Gefühl mir würde etwas fehlen.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

rktic schrieb:
Für Leute die was gebacken bekommen können Limitationen aber Herausforderungen darstellen, die das ganze noch anfeuern. Die Not zwingt einen zu anderen Lösungsansätzen. Ist eine der Sachen, die mich am Amiga 500 total angefixt haben.
Ich weiß ja vorher, was ich wirklich will und versuche es dann umzusetzen.
Das soll dabei möglichst optimal vom Aufwand machbar sein, wie auch vom klanglichen Ergebnis überzeugen.
Ich sehe alle Begrenzungen daher eher als unnötiges Limit, denn wenn ich beispielsweise eine verschachtelte Sequenz (Beispiel 4er/5er Polyrhythmik) erstellen möchte und es wegen der technischen Möglichkeiten einfach nicht klappt.
Klar gibt es immer einen Weg, durchs Knie ins Auge zum Ziel zu kommen und wenn man dann 10 Stunden damit vergeudet hat und es dann funktioniert, dann kann das vielleicht auch glücklich machen.
Aber wo soll da der Sinn drin liegen?
Ich habe nicht unendlich Zeit, um hier ewig lange an sowas herumzuspielen. Der Einsatz von Moduarsystemen ist eh schon zeitintensiv, aber das muss sich ja auch irgendwie alles noch bischen rechnen.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Bernie schrieb:
Ich weiß ja vorher, was ich wirklich will und versuche es dann umzusetzen.
Das soll dabei möglichst optimal vom Aufwand machbar sein, wie auch vom klanglichen Ergebnis überzeugen.
Ich sehe alle Begrenzungen daher eher als unnötiges Limit, denn wenn ich beispielsweise eine verschachtelte Sequenz (Beispiel 4er/5er Polyrhythmik) erstellen möchte und es wegen der technischen Möglichkeiten einfach nicht klappt.
Klar gibt es immer einen Weg, durchs Knie ins Auge zum Ziel zu kommen und wenn man dann 10 Stunden damit vergeudet hat und es dann funktioniert, dann kann das vielleicht auch glücklich machen.
Aber wo soll da der Sinn drin liegen?
Ich habe nicht unendlich Zeit, um hier ewig lange an sowas herumzuspielen. Der Einsatz von Moduarsystemen ist eh schon zeitintensiv, aber das muss sich ja auch irgendwie alles noch bischen rechnen.

Kann ich alles verstehen und macht perfekt Sinn.
Ich sag dir ja lediglich, als jemand der aus dem anderen Extrem - nämlich Mangel kommt - dass das auch durchaus was für sich haben kann. Es gab entweder sich der Situation anpassen oder es lassen. Hätte zur der Zeit auch Bock gehabt an Synths rumzudrehen. Das hat mich aber nicht abgehalten davon irgendwas mit Musik zu machen.

Mir geht's btw nicht darum Recht zu haben oder dich davon überzeugen mal irgendwas auszuprobieren.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Kann es sein, dass es eigentlich um etwas viel Grundsätzlicheres geht?

Ich möchte etwas schaffen, scheitere aber -> unglücklich :heul:

(z.B. Wer Schwierigkeiten hat, ein Musikstück zu komponieren, dem helfen auch Dutzende Synths nicht weiter...)


Ich möchte etwas schaffen, und habe viele verschiedene Möglichkeiten/Fähigkeiten, das zu erreichen-> glücklich :phat:

(z.B. Wer spielen kann, Songstrukturen im Kopf hat, die Bedienung seiner Geräte beherrscht und das jeweils Gewünschte
mit ihnen ausdrücken kann, der ist mit Viel besser bedient...)


Dann wäre auch die Diskussion über Viel/Wenig eigentlich überflüssig, bzw. nur ein Nebenkriegsschauplatz.
Ich weiß, was ich will, und kann es mit dem, was ich habe umsetzen. Egal, wie Viel/Wenig es ist... :opa:
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

rktic schrieb:
Zolo,
oder mehr Erfahrung.
Woran misst du bzw man eigentlich Kreativität?
Vorallem an der eigenen (Un)Zufriedenheit.
Darum gehts ja hier auch... Der Punkt wenn Menschen gefrustet sind.

Und ich wiederhole nochmal meine dutzende Erfahrung als Ableton/Producer Trainer:
Leute die zu mir kommen, sind natürlich per se unzufrieden mit sich und ihrer SChraubrerei.
Sonst wären sie ja nicht da.
Immer wieder erkenne ich dass sehr häufig die Unzufriedenheit mit Zuwachs von Möglichkeiten
versucht wird zu kompensieren. Bei Hardware ist es nicht immer auffällig, weil es teuer ist.
Wenn jemand aber Plugins und Samples illegal saugt, sieht man die Auswirkungen sofort.

Fast immer hab ich erstmal zusammen mit den Leuten ausgemistet. 10 Plugins rausgesucht die
dann erstmal reichen müssen. Bei Hardware noch mehr Begreznen. Das kann Wunder wirken und
hat es eigentlich tatsächlich auch immer !

Das ganze G.E.A.R. Phänomen geht doch meiner Meinung nach auf die Unzufriedenheit der eigenen
Arbeit zurück. Immer auf der Suche nach der Traumfrau (Synth). Immer die Hoffnung dass es dann
besser wird. Dass man dann motivierter ist und mehr schraubt oder es geiler klingt oder oder oder.

Ich kenne aber auch die andere Seite. Leute die Erfolgreich sind. Die mit billigen Monitoren und nem
alten Reason auf Labels releasen, wo ich blass werde vor Neid. Leute die einfach machen und erfolgreich
sind und G.E.A.R. gar nicht verstehen können.

Und deswegen sehe ich das anders als Bernie:
Bernie schrieb:
Ich meinte das eher so, das wenn die Leute mit vielen Geräten überfordert sind und nichts gebacken bekommen, das sie dann mit weniger Geräten auch nicht kreativer werden. Das hat nämlich nichts damit zu tun.

Sehr viele Menschen haben einfach zu viel und wären glücklicher, produktiver und kreativer wenn sie weniger hätten. Davon bin ich durch meiner (oben erwähnten) persönlichen Erfahrung heraus wirklich überzeugt.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Zolo schrieb:
rktic schrieb:
Zolo,
oder mehr Erfahrung.
Woran misst du bzw man eigentlich Kreativität?
Vorallem an der eigenen (Un)Zufriedenheit.
Darum gehts ja hier auch... Der Punkt wenn Menschen gefrustet sind.

Und ich wiederhole nochmal meine dutzende Erfahrung als Ableton/Producer Trainer:
Leute die zu mir kommen, sind natürlich per se unzufrieden mit sich und ihrer SChraubrerei.
Sonst wären sie ja nicht da.
Immer wieder erkenne ich dass sehr häufig die Unzufriedenheit mit Zuwachs von Möglichkeiten
versucht wird zu kompensieren. Bei Hardware ist es nicht immer auffällig, weil es teuer ist.
Wenn jemand aber Plugins und Samples illegal saugt, sieht man die Auswirkungen sofort.

Fast immer hab ich erstmal zusammen mit den Leuten ausgemistet. 10 Plugins rausgesucht die
dann erstmal reichen müssen. Bei Hardware noch mehr Begreznen. Das kann Wunder wirken und
hat es eigentlich tatsächlich auch immer !

Das ganze G.E.A.R. Phänomen geht doch meiner Meinung nach auf die Unzufriedenheit der eigenen
Arbeit zurück. Immer auf der Suche nach der Traumfrau (Synth). Immer die Hoffnung dass es dann
besser wird. Dass man dann motivierter ist und mehr schraubt oder es geiler klingt oder oder oder.

Ich kenne aber auch die andere Seite. Leute die Erfolgreich sind. Die mit billigen Monitoren und nem
alten Reason auf Labels releasen, wo ich blass werde vor Neid. Leute die einfach machen und erfolgreich
sind und G.E.A.R. gar nicht verstehen können.

Und deswegen sehe ich das anders als Bernie:
Bernie schrieb:
Ich meinte das eher so, das wenn die Leute mit vielen Geräten überfordert sind und nichts gebacken bekommen, das sie dann mit weniger Geräten auch nicht kreativer werden. Das hat nämlich nichts damit zu tun.

Sehr viele Menschen haben einfach zu viel und wären glücklicher, produktiver und kreativer wenn sie weniger hätten. Davon bin ich durch meiner (oben erwähnten) persönlichen Erfahrung heraus wirklich überzeugt.

Top Antwort! Stimme ich voll und ganz zu.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Rookie2 schrieb:
(...)
Ich weiß, was ich will, und kann es mit dem, was ich habe umsetzen. Egal, wie Viel/Wenig es ist... :opa:
Ich denke das ist der springende Punkt.

Am Anfang ist viel zu lernen und selbst 'simple' freeware plugins bieten viele Moeglichkeiten, was ohne das erforderliche Wissen/Erfahrung zu Enttaeuschung und Frustration fuehrt.

G.A.S. ist dann eine Form einer Arbeitsvermeidugsstrategie.

Einfach zu beherrschende und musikalische (interface) Geraete oder ein vereinfachter workflow ermoeglichen auf der anderen Seite schneller Erfolgserlebnisse.
Bei mir kam das Aha-Erlebns durch einen Yamaha CS01 samt Blaswandler zustande (ein fuer mich als Klavierspieler und ehemaligem Holzblaeser geeignetes interface). Auch mein Moog LP ist relativ simpel aufgebautes aber sehr musikalisches Instrument.

Heute macht mir auch mein erster synthesizer - ein Roland JV1080 - Freude, weil ich die Funktionsweise verstehe und relative zuegig meine Ideen umsetzen kann.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

noodulator schrieb:
Am Anfang ist viel zu lernen und selbst 'simple' freeware plugins bieten viele Moeglichkeiten, was ohne das erforderliche Wissen/Erfahrung zu Enttaeuschung und Frustration fuehrt.

Genau das beobachte ich halt seit Jahren in Foren und Neueinsteigern. Musikproduktion ist halt kein linearer Prozess, es gibt die ganzen Klangquellen, das Abmischen, jetzt will auch noch jeder gleich Mastering betreiben. Und am besten alles sofort. Da wird dann runtergeladen, was die Leitung hergibt, durch Presets geklickt. Frustriert landet man in irgendeinem Forum und fragt sich planlos durch den Wald ohne vorher differenziert zu haben, an welcher Stelle es eigentlich hakt.

Zu hohe Ansprüche, gleich n Hit machen wollen, sich mit Masse überfordern statt in der Tiefe mit Ruhe zu forschen, rumzuspielen, sich ausprobieren. Ganz schwer zu vermitteln.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

rktic schrieb:
Zu hohe Ansprüche, gleich n Hit machen wollen, sich mit Masse überfordern statt in der Tiefe mit Ruhe zu forschen, rumzuspielen, sich ausprobieren. Ganz schwer zu vermitteln.
Und die Industrie suggeriert jedem, das er nur noch dies oder das benötigt, dann wirds mit dem Erfolg schon klappen.
Und wenn ich mir dann noch eine alte 303 besorge, dann bin ich sogar der Technogott.
Vielleicht ticke ich etwas anders, nach 45 Jahren Synthieerfahrung spielt das Equipment nicht mehr so eine große Rolle.
Es ist für mich so normal, wie für andere Leute das Kaffetrinken, das ich alles an Geräten hier zur Verfügung habe.
Ich kenne mein ganzes Zeug und komme flott damit voran.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Bernie schrieb:
Und die Industrie suggeriert jedem, das er nur noch dies oder das benötigt, dann wirds mit dem Erfolg schon klappen.
Ist das wirklich immer noch so? Dachte die Zeiten sind vorbei.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Bernie schrieb:
Und die Industrie suggeriert jedem, das er nur noch dies oder das benötigt, dann wirds mit dem Erfolg schon klappen.
Und wenn ich mir dann noch eine alte 303 besorge, dann bin ich sogar der Technogott.
Vielleicht ticke ich etwas anders, nach 45 Jahren Synthieerfahrung spielt das Equipment nicht mehr so eine große Rolle.
Es ist für mich so normal, wie für andere Leute das Kaffetrinken, das ich alles an Geräten hier zur Verfügung habe.
Ich kenne mein ganzes Zeug und komme flott damit voran.

Das mit der Industrie kommt ja auch noch dazu... Genau das meinte ich mit dem Paradox of Choice.

Und das jemand mit deiner Lebenserfahrung sich darauf ein Ei brät ist für mich absolut nachvollziehbar!
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Rookie2 schrieb:
Ich weiß, was ich will, und kann es mit dem, was ich habe umsetzen. Egal, wie Viel/Wenig es ist... :opa:
Ich würde eher sagen, ich weiß, was ich will, kann es mit dem, was ich habe, umsetzen und weiß daher auch, was ich nicht benötige.

Dinge, die man nicht wirklich braucht, stellen (jedenfalls für mich) unnötigen Ballast dar.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Das kommt eher von Foren und Gruppierungen, es ist eher ein soziales Ding, wie solche Meinungen überhaupt sich formieren und weiter entwickelt werden. Das ist durchaus hochinteressant. Dazu gehören auch die Dinge, die man meint mit diesem oder jenem Konzept abzudecken oder beschreiben zu können.

Bestimmte längerfristige Ansichten gewinnen dabei und haben einen höheren Status.
Beispiel kann sein, dass wenig Equipment gut sei oder es smarter sei, wenn man eine gezielte Auswahl getroffen hat oder nicht und was dann daraus folgt ist ebenso eine Art von sozialem Konsens, der auch hier gebildet wird. Dazu benötigt kaum einer eine "Industrie".
Die ist nicht so stark, dass sie so nennenswert Werte drehen kann.

Viele Ansichten sind übrigens sozial aufgestellt. Sogar welche Musik gemacht wird oder mit welcher Attitüde etc.
Wird also viel mit in die neuerlichen Themen hineinspielen.
 
Re: Machen (zu) viele Möglichkeiten glücklich oder unglückli

Hier im Forum rumzuhängen, anstatt in dieser Zeit Musik zu machen, macht unglücklich.
Und dabei ist es egal ob man viel oder wenig Zeug rumfahren hat. So. :mrgreen:

Wie schon weiter oben gesagt, jeder Jeck tickt anders. Der eine braucht Struktur und Konzentration auf wesentliche Dinge um etwas zu schaffen und ein anderer braucht es eher gemütlich mit viel Zeug um sich rum um sich wohl zu fühlen und so kreativ arbeiten zu können. Jeder hat irgendwie recht, aber eben nur für sich selbst. ;-)
 


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