"Kraftwerk" Gesamtwerk

Dieser Argumentation zufolge wäre der Beruf des Kritikers oder Kurators ja ein zumindest fragwürdiger Broterwerb.
Zum einen würde ich Kritiker (als Berufsbezeichnung recht ungeeignet... oft als Musikjournalisten bezeichnet) nicht mit den vielfältigen und durchaus komplexen Aufgaben eines Kurators in einen Topf werfen und zum anderen: Ja, der Großteil des musikjournalistischen Outputs eines "Musikkritikers" ist fragwürdig - ebenso möchte ich in den heutigen Zeiten bezweifeln, dass man damit genug Geld verdient, um den Kühlschrank voll zu bekommen. In diesem Sinne zumindest kein zu empfehlender Broterwerb meiner Meinung nach. Soll aber bitte jeder für sich entscheiden...
 
Für mich gibt es nur 2 Kraftwerkbücher! Das von Karl Bartos und das von Wolfgang Flür. Zum angeblichen Rauswurf von Bartos kann ich nur sagen; lest mal seine AutoBiografie.
Bartos hatte nämlich sowieso keine Lust mehr bei Kraftwerk weiterzumachen -wie er schreibt-weil die anderen beiden verbliebenen -als Flür schon weg war- nur noch mit Fahrradfahren anstatt Musikvisionen beschäftigt waren.
Bartos war noch Visionsgeladen. Meiner Meinung nach ist -wie im Thread schon gesagt wurde- sehr viel durch Karls Einfluss entstanden. Man hört das auch als einigermassen-Kenner genau heraus welche Moves von
Bartos kamen. den Numbers Beat haben wir dem Karl zu verdanken nur mal als ein Perkussives Beispiel. Bartos ist ausgebildeter "Beatprofessor".
Das gleiche gilt meiner Meinung nach auch für Flür. Er scheint mir eine ebenso Innovative und treibende Kraft gewesen zu sein. Und zur Show hat er mit seinem "Sensorschlagzeug" auch gut beigetragen.
Alle 4 hatten wohl im Zusammenspiel jeweils ihren Charakterlich-Musikalischen Beitrag geleistet, was dann diese Wunderbaren Alben hervorbrachte.
Ich persönlich bin trotz allem nicht nur Freund der "Hütter-Schneider-Flür-Bartos" Ära, sondern ich mag auch z.B. die Ralf & Florian LP sehr, also die Sachen vor der Zeit von Computerwelt.

Um auf den "Rauswurf" zurückzukommen; also ich glaube nicht dass Bartos so eine Zwangsmassnahme in seinem Buch nicht erwähnt hätte. Hatte er sich doch auch nichts vorzuwerfen was ihn Begründen könnte.
Falls doch, dann würde ich ja gerne mal die Begründung wissen und trotzdem glaube ich nicht dass Bartos so eine Aktion dann nicht offen beschrieben hätte. Sein Buch erscheint mir ,genauso wie er als Grundehrlich.
Ich werde mir das hier besprochene Buch nicht kaufen weil ich gar nicht wüsste was es mir noch grossartig vermitteln könnte. Flür und besonders Bartos haben so viel erzählt und beschrieben in ihren Büchern
so dass für mich kaum noch Fragen offen sind, nach diesen Einblicken in das Leben der Elektro Band. Klar wären die Autobiografien von Schneider und Hütter auch interessant gewesen, aber ist halt nicht.
Ich denke übrigens dass Autobiografien immer realistischer als Biografien sind. Und sie sind interessanter, stammen sie doch aus direkter Quelle. Also für mich sind beide Bücher Gold und wer sie nicht hat ist selber Schuld.
Ich lese keine Bücher über Kraftwerk. Die Herren aus Düsseldorf hatten in meinem Leben ihre Zeit, ist aber lange her... es gibt noch so viel anderes zu entdecken, mir läuft die Zeit davon :sad:
 
Autobiografien müssen aber auch nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Es gibt nichts, was einen selbst so betrügen kann, wie die eigene Erinnerung.
Also zumindest bei Bartos meine ich gelesen zu haben dass er Tagebuch geführt hat wenn meine Erinnerung mich nicht belügt. Kann bei Flür eigentlich nicht anders sein, denn so Detailreich
und viel, was geschrieben wurde.. ich weiss nicht ob man sich das alles merken kann.
Ich lese keine Bücher über Kraftwerk. Die Herren aus Düsseldorf hatten in meinem Leben ihre Zeit, ist aber lange her... es gibt noch so viel anderes zu entdecken, mir läuft die Zeit davon :sad:
Also für mich hallt die Begeisterung für die alten Kraftwerksachen seit den frühen 80er Jahren als ich das erste mal drauf aufmerksam wurde bis heute nach. Für mich waren die beiden Bücher der Künstler ein Muss gewesen
und ich habe vor die auch nochmal durchzulesen irgendwann wenn die Zeit (vieleicht) kommt. Ich lasse die Bücher bis dahin gut verpackt unter dem Bett erstmal ruhen.
 
Dieser Argumentation zufolge wäre der Beruf des Kritikers oder Kurators ja ein zumindest fragwürdiger Broterwerb.

Ist er auch -- ich denke, nicht umsonst wird einem jeden Kritiker nachgesagt, in seiner Arbeit als Kritiker seine eigene Unzulänglichkeit als Kreativer zu kompensieren oder einfach nur seinen Frust darüber abzubauen, daß er die Aufnahmeprüfung zur Kunstakademie oder zum Konservatorium nicht geschafft hat.

Das musikwissenschaftliche Seminar in Bochum war voll von diesen Existenzen.

Allerdings finde ich den Kurator an dieser Stelle nicht passend, denn die Aufgabe eines Kurators ist es nicht, die Qualität eines Kunstwerks zu bewerten, sondern für die Einordnung in eine Sammlung zu sorgen, um welche er sich wiederum kümmern muß -- curare, (Für-)Sorge tragen, sorgen für.

Ein Kurator würde vielleicht sagen Dieses Werk paßt nicht in den Fokus der Sammlung, der Ausstellung, des Museums, aber er würde nicht sagen, dieses Werk ist kacke, weil... ich es kacke finde. Ein Kurator ist wie der Küster in der Kirche -- der bewertet nicht die Lieder, die der Pastor am Sonntag singen lassen will, sondern er hängt ordentlich die Nummern an die Tafel. Und arrangiert die Blumen.

[...] Aber wer weiß, vielleicht kaufe ich es trotzdem, und sei es als Buchstütze für Wolfgang Flürs peinliche Pimmel-Prosa, die hier in der unzensierten Erstauflage vorliegt.

Ich kann mich erinnern, daß Wolfgang Flür seinerzeit (1994?) erzählte, als ich ihn daheim besuchte, daß er an einem Buch arbeite, in welchem er mit Ralf und Florian abrechnen werde, und man werde sich ganz schön umschauen, wenn dieses Buch erscheint. Ich riet ihm davon ab und gab zu bedenken, daß dieser Schuß ganz gehörig nach hinten losgehen könnte für ihn.

Er wußte es besser.

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist er auch -- ich denke, nicht umsonst wird einem jeden Kritiker nachgesagt, in seiner Arbeit als Kritiker seine eigene Unzulänglichkeit als Kreativer zu kompensieren oder einfach nur seinen Frust darüber abzubauen, daß er die Aufnahmeprüfung zur Kunstakademie oder zum Konservatorium nicht geschafft hat.
Gewiß, und wenn wir uns noch weiter in derlei Klischees verlieren wollen, können wir noch den Psychiater erwähnen, der selbst verrückt ist, und am Ende Anästhesisten für drogensüchtig halten.

Zurück zum Ausgangspunkt: Ich glaube nach wie vor nicht, dass ich ein Buch erst gelesen haben muss, um zu entscheiden, ob ich es lesen möchte, sondern diese meine Entscheidung stattdessen aufgrund der Aussagen einer erwiesenermaßen fachkundigen Person treffen darf.

Ein Kurator ist wie der Küster in der Kirche -- der bewertet nicht die Lieder, die der Pastor am Sonntag singen lassen will, sondern er hängt ordentlich die Nummern an die Tafel. Und arrangiert die Blumen.
Nein, der Kurator handelt eigenverantwortlich, oder um in Deinem Gleichnis zu bleiben: Der Pastor sucht den Küster aus, dann sucht der Küster eigenverantwortlich die Lieder aus, und der Pastor freut sich über dessen Auswahl.

Außer im Falle der documenta 15, da musste der Pastor einschreiten, weil das Küster-Kollektiv "Highway to Hell" für den Gottesdienst ausgesucht hat.
 
Gewiß, und wenn wir uns noch weiter in derlei Klischees verlieren wollen, können wir noch den Psychiater erwähnen, der selbst verrückt ist, und am Ende Anästhesisten für drogensüchtig halten. [...]

Da ich mal mit einer Psychotherapeutin liiert war, kann ich Dir aus erster Hand versichern, daß an diesen Klischees mehr dran ist als nur... Klischees.

Es gibt einen guten Grund für die Verwendung des Präteritums in meiner Antwort.

Stephen
 
Ist zwar vollkommen OT, aber meine Erfahrung mit einem Kind mit Asperger-Syndrom entspricht eben genau diesem Klischee. Unsympathischere oder seltsamere Menschen sind mir in meinem Leben selten untergekommen.

Wenn ich mit Leuten dieses Berufsstandes zu tun habe, ist es, als bewegte ich mich über ein Minenfeld -- von der ständigen Taxierung meiner Person mal abgesehen, weiß ich, daß aus dieser Ecke sehr viele Schrullen kommen, die u. U. für mächtig Ärger sorgen können.

Dieser Berufsstand weiß viel über Projektionen, kann sich aber selbst nicht davon freimachen -- das habe ich nicht nur einmal erlebt.

Stephen
 
Ist zwar vollkommen OT, aber meine Erfahrung mit einem Kind mit Asperger-Syndrom entspricht eben genau diesem Klischee.
Das tut mir wirklich leid.

Unsympathischere oder seltsamere Menschen sind mir in meinem Leben selten untergekommen.
Mein Stiefvater war Psychiater, meine Erfahrung ist – glücklicherweise! – eine gänzlich andere.

Da ich mal mit einer Psychotherapeutin liiert war, kann ich Dir aus erster Hand versichern, daß an diesen Klischees mehr dran ist als nur... Klischees.
Ohne diese Einzelerfahrungen abwerten zu wollen, gebe ich zu bedenken, dass sich Einzelerfahrungen nicht eignen, Klischees zu bestätigen. Wieviele Menschen gibt es, die in Behandlung sind oder Angehörige haben, die in Behandlung sind, die positive Erfahrungen gemacht haben?

Ich bin selbst wegen verschiedener Synapsenknabbereien in psychotherapeutischer Behandlung und fühle mich – wieder glücklicherweise! – sehr gut aufgehoben. Für mich ist es jedenfalls eine Erleichterung, mich alle sechs Wochen vor jemandem auskotzen zu können, der mein Erbrochenes freudig sortiert, mir darin Muster aufzeigt und hilft, wie ich diese beeinflussen kann.

Abschließend: Mich stört an diesem Klischee des "verrückten Psychiaters", dass es nicht dazu beträgt, die leider immer noch vorhandene Ächtung psychischer Erkrankungen und deren Behandlungen weiter abzubauen.
 
Das tut mir wirklich leid.


Mein Stiefvater war Psychiater, meine Erfahrung ist – glücklicherweise! – eine gänzlich andere.


Ohne diese Einzelerfahrungen abwerten zu wollen, gebe ich zu bedenken, dass sich Einzelerfahrungen nicht eignen, Klischees zu bestätigen. Wieviele Menschen gibt es, die in Behandlung sind oder Angehörige haben, die in Behandlung sind, die positive Erfahrungen gemacht haben?

Ich bin selbst wegen verschiedener Synapsenknabbereien in psychotherapeutischer Behandlung und fühle mich – wieder glücklicherweise! – sehr gut aufgehoben. Für mich ist es jedenfalls eine Erleichterung, mich alle sechs Wochen vor jemandem auskotzen zu können, der mein Erbrochenes freudig sortiert, mir darin Muster aufzeigt und hilft, wie ich diese beeinflussen kann.

Abschließend: Mich stört an diesem Klischee des "verrückten Psychiaters", dass es nicht dazu beträgt, die leider immer noch vorhandene Ächtung psychischer Erkrankungen und deren Behandlungen weiter abzubauen.

Du brauchst mich weder zu belehren, noch zu bekehren.

Weder das Eine, noch das Andere werden Dir gelingen.

Stephen
 
Meine Kritik zum Buch von Bartos af Amazon

Dirk Matten
1,0 von 5 Sternen Wer mehr über Kraftwerk erfahren möchte, wird mit Belanglosigkeiten abgespeist
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 5. Februar 2018
Verifizierter Kauf
Wer etwas über die Person Karl Bartos erfahren möchte, mag sich das Buch zulegen. Wer mehr über Kraftwerk erfahren möchte - und ich vermute einmal, dass das der Großteil der Leser ist - wird eher mit Belanglosigkeiten abgespeist. Interessent wäre vor allen Dingen gewesen, mehr über den tatsächlichen Trennungsgrund zu lesen, aber das passt dann wohl nicht in die Schönfärberei rein und das juristische Lektorat hat offenbar ein Veto eingelegt. Dass er, so wie mir von beteiligten Personen unanhängig von einander mitgeteilt wurde, Ralf Hütter vorschlug, dessen langjährigen Partner Florian Schneider rauszuwerfen, um seinen Platz einzunehmen, ist sicherlich nichts, womit man beim Leser groß punkten kann. Wie das genau mit dem von ihm eingebrachten Hindemith Thema für Tour de France war, was Hütter und Schneider nachträglich einen beträchtlichen finanziellen Schaden einbrachte, wäre sicherlich auch einen Abschnitt wert gewesen. Ich vermute, obwohl er bei Kraftwerk war, das künstlerische Konzept jedoch nie verstanden hat, so ist ja auch sein Buch zu bewerten. Eben ein Buch voller Belanglosigkeiten.
15 Personen fanden diese Informationen hilfreich
 
Ich habe Hütter und Schneider nahezu wörtlich zitiert, das sollte man zur Kenntnis nehmen. Bin ja nicht irgendwer. Ich werde in dem Buch mehrfach zitiert, aber wenn es dem Autor offensichtlich nicht in den Kram passt, gibt es in einer Fußnote noch einen unverschämten Kommentar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was den Rauswurf betrifft, werden wir wohl nie die Wahrheit erfahren. Es gibt die Version von Bartos und die Version, die Hütter und Schneider angeblich Dirk Matten erzählt haben. Vermutlich sind die Erinnerungen inzwischen weit von der Realität entfernt. Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass Situationen oft unterschiedlich interpretiert werden, Streitigkeiten oft auf Missverständnissen beruhen und Dinge oft anderes aufgenommen werden als sie gemeint waren. Hinzu kommt, dass man evtl. auch mal ausflippt, sich anderes verhält als man will und außerdem darf jeder auch mal Scheiße bauen. (finde ich)
Warum Bartos angeblich dafür war, Schneider rauszuwerfen, kann ich mir nicht erklären. Was wäre der Sinn davon gewesen? was hätte er davon gehabt?
Bartos fand ich in seiner Biographie sehr sympathisch und über Hütter/Schneider weiß ich wenig, weil die ja nix sagen.
Allerdings scheint Hütter ja recht klagefreudig zu sein. Hab mal gelesen, der hat einen Club in Düsseldorf (?) verklagt, weil er sich "Kraftwerk" nannte.
Und zwei Mitmusiker, mit denen man jahrelang Platten produziert hat, auf Tour war, das ganze Kraftwerk-Konzept erarbeitet hat und Bandfotos gemacht hat, plötzlich zu "Honorarmusikern" zu degradieren, deren Mitwirkung nicht mehr gebraucht wird, finde ich so rein menschlich schon.....naja....
Ich finde Kraftwerk immer noch geil und die Konzerte ein absolutes Erlebnis, aber der musikalische Höhepunkt waren sicher die Mensch-Maschine und Computerwelt. Die Besetzung damals ist für mich, was ich unter Kraftwerk verstehe und Bartos/Flür können verdammt stolz sein ein Teil davon zu sein.

tr
 
Warum Bartos angeblich dafür war, Schneider rauszuwerfen, kann ich mir nicht erklären. Was wäre der Sinn davon gewesen? was hätte er davon gehabt?

Das hatte ich doch geschrieben. Er wollte die Position von Schneider finanziell einnehmen, d. h. gleichberechtigter Partner von Hütter werden und die musikalische Leitung von Kraftwerk übernehmen. Das haben Hütter und Schneider mir nicht angeblich gesagt, Hütter hatte es mir auch schriftlich gegeben und ich hate und habe bis heute keinen Grund, daran zu zweifeln. Die Anwort von Bartos auf meine Frage nach dem Verlassen von Karfwerk lautete ja, dass es bei solchen Dingen immer ums Geld geht.
Bartos und Flür waren Honorarmusiker, das ist die bezeichnung für Musiker, die gegen Honorar eine Leistung erbringen. Flür hat selber mitgeteilt, dass seine Mitwirkung nicht mehr gebraucht wurde und Bartos ... (siehe oben).
Ein Mitarbeiter auf Honorarbusis ist doch nicht Schmlimmes, für seine Leistung wird er bezahlt, muss nicht in die Infrastruktur wie Studio und Ausstattung investieren (ich denke nur an die Anschaffung des Synclaviers) und trägt kein finanzielles Risiko. Nachdem sich Bartos verstärkt kompositorisch eingebacht hatte, wurde er als Co-Autor geführt, weil man ihm gegenüber fair sein wollte, das dann mit den entsprechenden Vergütungen, die bis heute noch von der Rechteverwertungsgesellschaft bezahlt werden. Kann man übrigens noch sehr gut von leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
…dadurch dass man etwas oft sagt oder/und lauter wird es nicht richtiger…

…und die Herren Bartos und Flür als Honorarmusiker zu bezeichnen ist in diesem Zusammenhang offensichtlich als Herabsetzung gedacht und nicht angemessen…
 
[...] Bartos und Flür waren Honorarmusiker, das ist die bezeichnung für Musiker, die gegen Honorar eine Leistung erbringen. [...]

Sowas nennt man landläufig Freiberufler oder freie Mitarbeiter, die in Eigenregie für ihre Steuern, Sozialabgaben und Rentenbeiträge Sorge zu tragen haben. In der Theaterwelt ist das Gang und Gäbe, ebenso in den Medien -- kaum einer ist da noch festangestellter Redakteur, Lektor, Übersetzer, Kabelträger, Tonregisseur oder dergleichen.

Viel zu teuer.

Wenn -- wie bei Flür deutlich herauszulesen -- von der falschen Prämisse einer dicken Freundschaft und Kameraderie ausgegangen wird, die sich am Ende als Trugschluß erweist, dann ist das erstmal das Problem desjenigen, der zu viel projiziert hat, anstatt sich der Realität zu stellen.

Wenn die Enttäuschung über den eigenen Irrtum dann als boshafte Abrechnung und Retourkutsche oder als Schönfärberei zu eigenen Gunsten abgearbeitet wird, kann sich da jeder selbst seinen Reim drauf machen.

Sollte er zumindest.

Stephen
 
Warum Bartos angeblich dafür war, Schneider rauszuwerfen, kann ich mir nicht erklären. Was wäre der Sinn davon gewesen? was hätte er davon gehabt?

Das hatte ich doch geschrieben. Er wollte die Position von Schneider finanziell einnehmen, d. h. gleichberechtigter Partner von Hütter werden und die musikalische Leitung von Kraftwerk übernehmen. Das haben Hütter und Schneider mir nicht angeblich gesagt, Hütter hatte es mir auch schriftlich gegeben und ich hate und habe bis heute keinen Grund, daran zu zweifeln. Die Anwort von Bartos auf meine Frage nach dem Verlassen von Karfwerk lautete ja, dass es bei solchen Dingen immer ums Geld geht.
Bartos und Flür waren Honorarmusiker, das ist die bezeichnung für Musiker, die gegen Honorar eine Leistung erbringen. Flür hat selber mitgeteilt, dass seine Mitwirkung nicht mehr gebraucht wurde und Bartos ... (siehe oben).

Also verstehe ich dich richtig, wenn ich das Ganze so zusammenfasse:

Schneider und Hütter gründen die Band. Sie sind alte Freunde und der Kern von Kraftwerk. Später kommen Bartos und Flür dazu. Die sind aber nicht Teil der Band, sondern bezahlte Honorarkräfte, die für die Produktion, Bandfotos und live gebraucht werden. Das ist auch untereinander so besprochen und von Anfang an klar. Plötzlich dreht Bartos durch und schlägt Hütter vor, seinen alten Freund Schneider rauszuwerfen, um seinen Platz einzunehmen. Kraftwerk macht dann zu dritt weiter oder sucht sich einen neuen "Honorarmusiker".
Bartos machte diesen Vorschlag natürlich nur, weil er dachte Hütter lässt sich darauf ein.
Die ganze Sache wäre ja nicht nur unterirdisch mies, sondern auch extrem dumm von Bartos gewesen, oder?
So etwas überlegt man sich doch vorher genau, wenn man nicht vollkommen bescheuert ist.

Hm.... schon irgendwie eine komische Geschichte, finde ich....

Oder hab ich was übersehen/falsch interpretiert?

tr
 
[...] So etwas überlegt man sich doch vorher genau, wenn man nicht vollkommen bescheuert ist [...]

Oder besoffen ist von der Illusion der eigenen Relevanz?

Oder frustriert über die brachliegenden und immer weiter schwindenden Verdienstmöglichkeiten, die von seiten der Direktion nicht aufgegriffen werden, weil dererseits keine zwingende existenzielle Notwendigkeit besteht, während andere Leute ihre Miete bezahlen und den Kühlschrank füllen müssen?

Oder das Gefühl, kreativ im Saft zu stehen und dabei zusehen zu müssen, wie die eigene Kreativität an der kurzen Leine gehalten wird, obwohl man so viel beizutragen hätte?

Oder einem alles nur noch scheißegal ist und man nach einem Ausweg sucht, aus der Nummer herauszukommen -- und es dabei dem Gegenüber überläßt, den ersten Schritt zu tun bzw. den finalen Schnitt?

Was die Motivation war und ist, ist müßig zu spekulieren -- für mich stellt sich das dergestalt dar, daß die Leiharbeiter glaubten, sie dürften auf dem Parkplatz der Direktion stehen: Falsche Prämisse.

Stephen
 
Nein, er wollte, dass Hütter seinen langjährigen Mitstreiter Schneider rauswirft, um dann in allen Belangen dessen Position einzunehmen. Darüber hinaus wollte der die musikalische Leitung von Kraftwerk übernehmen.
 
Also verstehe ich dich richtig, wenn ich das Ganze so zusammenfasse:

Schneider und Hütter gründen die Band. Sie sind alte Freunde und der Kern von Kraftwerk. Später kommen Bartos und Flür dazu. Die sind aber nicht Teil der Band, sondern bezahlte Honorarkräfte, die für die Produktion, Bandfotos und live gebraucht werden. Das ist auch untereinander so besprochen und von Anfang an klar. Plötzlich dreht Bartos durch und schlägt Hütter vor, seinen alten Freund Schneider rauszuwerfen, um seinen Platz einzunehmen. Kraftwerk macht dann zu dritt weiter oder sucht sich einen neuen "Honorarmusiker".
Bartos machte diesen Vorschlag natürlich nur, weil er dachte Hütter lässt sich darauf ein.
Die ganze Sache wäre ja nicht nur unterirdisch mies, sondern auch extrem dumm von Bartos gewesen, oder?
So etwas überlegt man sich doch vorher genau, wenn man nicht vollkommen bescheuert ist.

Hm.... schon irgendwie eine komische Geschichte, finde ich....

Oder hab ich was übersehen/falsch interpretiert?

tr
So war es.
 
Das ist also die wahre Zusammenfassung von 15 Jahren Karl Bartos bei Kraftwerk.

Mal 'ne blöde Frage (kommt von mir, also nicht überraschend):

Bist Du über Deine musikalische Auftragsarbeit für Karl Bartos vor beinahe 25 Jahren irgendwie noch als PR-Mensch, Imageberater oder Nachlaßverwalter für ihn tätig bzw. färben wie auch immer geartete freundschaftliche Bande eventuell Deine Brille in einer bestimmten Weise und somit Deine Wahrnehmung? Wenn ja: Warum gestehst Du Dirk das nicht auch zu, sondern verurteilst ihn für das, was in Deiner Wahrnehmung keinen Platz zu haben scheint?

Der Kalle ist ein großer Junge, der kann für sich alleine sprechen, und wenn er das nicht tut, dann wird er dafür seine Gründe haben. Ob er einen Fürsprecher in eigener Sache braucht...?

Keine Ahnung.

[...]

Letzte Frage: Liest Ralf Hütter das hier mit bzw. berichtest du ihm darüber? Würde mich interessieren.
Danke.

tr

Was sollte es die Eiche kümmern, wenn das Borstenvieh sich an ihr scheuert?

Stephen
 
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