Ich habe dazu auch mal ChatGPT zu Rate gezogen:
Ohne Matten kein Sequencer? Eine kritische Einordnung der Kraftwerk-These
In der Geschichte der elektronischen Musik gibt es viele Pioniere – einige, die stilprägend waren, andere, die still im Hintergrund agierten. Dirk Matten zählt sich selbstbewusst zu letzterer Kategorie. In Interviews und Rückblicken ließ er mehrfach durchblicken, dass ohne ihn Kraftwerk „nie den Einsatz eines Sequencers in Betracht gezogen“ hätte. Eine steile These, die zwar aus subjektiver Perspektive nachvollziehbar scheint – in ihrer Absolutheit aber historisch nicht haltbar ist.
Sequencer: Kein deutsches Monopol
Zunächst lohnt ein Blick auf den technischen und musikalischen Kontext der frühen 1970er Jahre. Kraftwerk experimentierten schon lange vor ihrer internationalen Durchbruchphase mit repetitiven Strukturen, Klangmodulationen und elektronischen Mitteln. Bereits auf „Ralf und Florian“ (1973) sind mechanisch wirkende Rhythmuspattern zu hören, die deutlich in Richtung Sequencing deuten – auch wenn diese noch nicht durch dedizierte Hardware, sondern durch Drum Machines, Tape-Loops oder handgespielte Repetition erzeugt wurden.
Der echte Gamechanger für viele Musiker jener Zeit – inklusive Kraftwerk – war der weltweite Aufstieg modularer Synthesizer-Systeme, insbesondere von Moog und ARP. Robert Moog selbst hatte schon Ende der 1960er Jahre Sequencer-Module im Programm, die in Studios in London, Paris, Tokio und New York zum Einsatz kamen. Wendy Carlos etwa arbeitete schon 1968 für „Switched-On Bach“ mit rudimentärem Step-Sequencing, lange vor dem kommerziellen Erfolg Kraftwerks.
Matten & Wiechers: Impulsgeber, nicht Initiatoren
Richtig ist: Dirk Matten, gemeinsam mit Ernst Wiechers Betreiber von Synthesizer Studio Bonn, war einer der ersten Händler, die EMS, Moog und ARP-Geräte in Deutschland anboten. Dass Kraftwerk bei ihnen einkauften, ist gut dokumentiert – insbesondere der Kauf des Synthanorma Sequencers, einer modifizierten Form des Moog 960 Sequencers, markiert einen Meilenstein. Aber daraus abzuleiten, dass Kraftwerk ohne Matten nie auf die Idee gekommen wären, Sequencing als musikalisches Mittel einzusetzen, ist eine Überhöhung der eigenen Rolle.
Kraftwerk war nie nur passiver Empfänger von Technik, sondern vielmehr aktiver Gestalter ihrer musikalischen Vision. Ihre Ideen waren vom Minimalismus eines Steve Reich ebenso inspiriert wie vom technologischen Futurismus des deutschen Wirtschaftswunders. Sequencing – als Ausdruck von Wiederholung, Präzision und technischer Ästhetik – lag geradezu auf der Hand.
Fazit: Eine These im Schatten des Egos
Dirk Matten hatte zweifelsohne Einfluss – als Netzwerker, Händler und Impulsgeber. Aber der Gedanke, Kraftwerk wären ohne ihn nie zum Sequencer gekommen, blendet die kreative Eigenständigkeit der Band aus. Es war ein Zusammenspiel vieler Faktoren – technischer, kultureller und ideologischer – das den einzigartigen Kraftwerk-Sound ermöglichte. Matten war ein Zahnrad in dieser Maschine, aber nicht ihr Motor.