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Guest
König Alfons schrieb:Sollten Sie aber darauf hinaus sein - wie vielleicht noch mehrere Ihrer Mitstudenten und Lehrer -, daß Sie Leute wie mich durch irgendwelchen ideologischen Druck zwingen wollen, Musik von einer Art zu machen, die mit relativer Vorhersehbarkeit jedem gefällt, so primitiv auch sein Geschmack ist, so sind wir wieder da angekommen, wo die Nazis schon einmal waren. Die haben ja nicht umsonst die meisten Komponisten und Künstler >entarteter Kunst< aus dem Land hinausgejagt und ihre Arbeit verboten. Deren Musik war eben auch nicht genug >populär<. Ob Sie das Ganze unter dem fadenscheinigen Namen einer materialistischen Soziologie vertreten oder einer nationalsozialistischen: das Ergebnis kommt ziemlich auf das gleiche hinaus. Wie Marcuse schon sagte: In den achtziger Jahren wird das Wort Kunst ein Schimpfwort sein. Und Sie sind eine der kleinen Ameisen, die zum Zerfressen des allgemeinen Bewußtseins von Qualität mit beitragen, ohne es zu wissen.
Aus "Ein Briefwechsel im 'Geiste der Zeit'", Karlheinz Stockhause - Texte zur Musik
Ein schönes Beispiel für den Grundkurs deutsch, Rhetorik: Wie man praktisch aus dem nichts eine Strohmann-Argumentation bastelt.
Bloß: was hat das hier im Thread zu suchen?
Interessant übrigens der Tiervergleich für den Kritisierten, über den sich der Herr Stockhausen dann mit seinem selbsternannten Qualitätsbewusstsein erhebt. Durchaus ein Denkschema des Faschismus.
Im Kontext von heute ist die Instrumentalisierung der Gräueltaten der Nazis für ein solches (mit Verlaub: zwar schon zu Recht, aber irgendwie doch lächerlich kleingeistig) beleidigtes Leberwurst Antwortschreiben ziemlich unangenehm, das muss man sicher nicht zitieren, wenn man Herrn Stockhausen nicht blöd dastehen lassen will. Der war begnadeter Komponist, kein Politiker.
Also: nur schlechtes Marketing - oder arbeitest du für die Gegenseite?