ppg360
fummdich-fummdich-ratata
clipnotic schrieb:Na die, welche Du hier verlinkt hast! [...]
Ja, Soundcloud ist voll scheiße.
Stephen
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clipnotic schrieb:Na die, welche Du hier verlinkt hast! [...]
Moogulator schrieb:Mir ging es nicht um deinen Text (sorry) sondern nur abschließend zum einleitenden Text und der Verkopplung der Threads den Versuch zu schildern welche Art von Gedanken dahinter sind. Und natürlich darum, dass die Frage bewertend ist und eben sagt - das ist doch alles nichts mit diesen Demos. Und ich würde diese beiden Fragen trenne, was aus meiner Beobachtung auch passierte, aber man musste erst mal 2-4 Seiten Pudding fressen, um an den Kern heran zu kommen. Deshalb empfehle ich solche wichtigen Kernthemen eher neu zu stellen.
Ist also eher so eine Art Vorschlag innerhalb, die Diskussion sonst ist mir insgesamt etwas zu hart geführt, weshalb ich mich hier nicht groß äußern will, da meine Fragen nicht beantwortet werden bzw. die Geräuschfrage ganz gut beleuchtet wurde. Die Hörerindividualität ist mir schon klar bei sowas, da dies nicht der erste Thread dazu ist, weshalb ich dazu keine privaten Fragen mehr habe.
Kunst definieren kann ich nicht, haben wir mehrfach versucht. Klappte eher nicht. Das ist, was auch anspruchsvoller sein mag. Also Qualität von Dingen zu erkennen, was aber nicht dasselbe ist wie geräuschhafte Elemente "zu akzeptieren" oder nicht. Für mich ist das eher eine Etage drunter wie vor einigen Seiten (vorher eigener Thread) schon gut erläutert wurde. - also eine Frage von Herkunft, Prägung und Interesse. Das reicht mir vollkommen aus, denn es bedeutet dass der Zeitgeist und bestimmte Bedingungen sich so drehen könnten, dass geräuschhaftes bevorzugt würde im Vergleich zu Tonalem oder Melodischem, was hier ja mal die Eingangsfrage war. Für mein Verständig möchte ich dabei betonen. Ich habe nichts gegen deine Analyse, ist aber eine andere Baustelle. Ich finde, Subpunkte sollten vor einer höher liegenden Frage geklärt sein, damit man da irgendwie eine Basis hat.
Wir könnten natürlich drehen in wie weit zB meine persönliche Musik empfunden würde und wie weit DIES wiederum "am Zuhörer" läge.
Wir könnten erneut danach fragen, wie andere geräuschhafte Musik wie Industrial Hörer bekommt und dann nocheinmalwie Stockhausen oder "Neue Musik"-Hörer gewinnt, was für mich aber nicht in der Frage enthalten ist, sondern als Zusatzbedingung draufgesattelt wurde. Das ist ok, könnte sogar sein, dass du da richtig liegst.
Und - Menschen aller Welten und Stände / Herkünfte könnte man noch vor diese oder jene Musik setzen und fragen- ab wann hat etwas Qualität, denke das ist dein Thema und da kann man so ran gehen, dies wäre eine Erklärung die ich für plausibel halten würde. Ich müsste aber noch einmal genauer nachdenken, ob das "alles" ist oder ob das auch über andere Kanäle ginge. Sprich - Eltern die ihre Kinder auf viele Konzerte schleppen, sie an Musik teilhaben lassen - die sind im Vorteil. Kann man Bildung nennen. Alles ok, also nur damit du nicht meinst, dass ich das hier so als Gegenpol zu dir aufmachen muss.
Denke aber mein Standpunkt ist dennoch legitim vor dem Betreff und der Einleitung
Liest sich so, als wäre es nicht so. Und das fehlt mir hier etwas, etwas Luft. Ist doch nix bei den anderen atmen zu lassen und frei von Bewertung…
Meine Meinung.
Zotterl schrieb:…so zumindest wird bisweilen die Musik abschätzig bezeichnet, die hier z. B. unter Tracks oder auf Youtubekanälen gepostet wird.
Meistens sind das mit Eurorack-Modularsystemen produzierte Zufallsklänge (kann, muß aber nicht) oder beabsichtigte Klangmonster(chen).
Einige Werke der Neuen Musik erhalten ebenfalls ganz nette Bezeichnungen, da sie oft mit Geräuschen aller Art einhergeht
(übrigens ganz ohne Eurorack oder Modular).
Wird geräuschhafte Musik generell abgelehnt? (bzw. gar nicht als Musik wahrgenommen!)
An was liegts? Liegt es – gerade bei den Modularnoodles – daran, dass die Geräusche nicht in einem vernünftigen/erkennbaren Kontext
(„Komposition“) zueinander stehen? Also scheinbar sinnlos aneinandergekettete Klänge?
Oder würden wir diese trotz einer wie auch immer gearteten Komposition dennoch ablehnen?
(Wie war das mit der Gleichberechtigung...)
Zotterl schrieb:…so zumindest wird bisweilen die Musik abschätzig bezeichnet, die hier z. B. unter Tracks oder auf Youtubekanälen gepostet wird.
Meistens sind das mit Eurorack-Modularsystemen produzierte Zufallsklänge (kann, muß aber nicht) oder beabsichtigte Klangmonster(chen).
Mag sein. Damit sind wir aber wieder im Wertungsbereich der Musik, die die Leute hier überwiegend machen. Führt wiederumDie meiste Elektronische Musik ist …
Später mehr dazu.…so zumindest wird bisweilen die Musik abschätzig bezeichnet, die hier z. B. unter Tracks oder auf Youtubekanälen gepostet wird.
Meistens sind das mit Eurorack-Modularsystemen produzierte Zufallsklänge (kann, muß aber nicht) oder beabsichtigte Klangmonster(chen).
Einige Werke der Neuen Musik erhalten ebenfalls ganz nette Bezeichnungen, da sie oft mit Geräuschen aller Art einhergeht
(übrigens ganz ohne Eurorack oder Modular).
Wird geräuschhafte Musik generell abgelehnt? (bzw. gar nicht als Musik wahrgenommen!)
An was liegts? Liegt es – gerade bei den Modularnoodles – daran, dass die Geräusche nicht in einem vernünftigen/erkennbaren Kontext
(„Komposition“) zueinander stehen? Also scheinbar sinnlos aneinandergekettete Klänge?
Oder würden wir diese trotz einer wie auch immer gearteten Komposition dennoch ablehnen?
(Wie war das mit der Gleichberechtigung...)
Das vierte und letzte Kriterium ist das der Gleichberechtigung von Ton und Geräusch. Darüber haben Sie auch viel gehört. Also heute macht man >Geräuschmusik<, wie man so schön sagt. "Das ist aber keine Musik, denn Geräusche sind keine Musik. . .“ Solch ein Urteil ist wie das Tabu der Russisch-orthodoxen Kirche - zumindest bis vor kurzem -, daß keine Orgeln verwendet werden dürfen, sondern nur menschliche Stimmen, und das hat ganz bestimmte Gründe. Der Grund dafür, daß in unserer westlichen Musik keine Geräusche verwendet werden durften, liegt in der Entwicklung der Polyphonie. Denn Polyphonie kann man nur harmonisch kontrollieren bei exakt meßbaren Intervallen und Akkorden. Um Intervalle genau hören zu können, braucht man Töne mit periodischen Schwingungen; man kann also keine Geräusche gebrauchen.
ppg360 schrieb:clipnotic schrieb:Du scheinbar aber auch?
Wobei, das ist hier dermaßen gesunken alles, da kann man sogar nebenbei Musik machen!
Ich schaue gelegentlich mal vorbei und sehe nach, wie der Stand der Dinge bei den Missionaren ist.
Das ist so wie bei kleinen Kindern: Manchmal muß man nach dem Rechten schauen, sonst hauen sich die lieben Kleinen gegenseitig mit der Schippe auf den Kopf und nehmen sich die Förmchen weg.
Stephen
Es ist doch ein großer Unterschied, ob ein Musiker sein Werk gezielt komponiert und seine Komposition dann umsetzt oder ob rein zufällig durch sinnloses Herumschrauben irgendwelcher Käse entsteht. Das Ergebnis mag dabei am Ende sogar recht ähnlich klingen.Zotterl schrieb:Wird geräuschhafte Musik generell abgelehnt? (bzw. gar nicht als Musik wahrgenommen!)
An was liegts? Liegt es – gerade bei den Modularnoodles – daran, dass die Geräusche nicht in einem vernünftigen/erkennbaren Kontext
(„Komposition“) zueinander stehen? Also scheinbar sinnlos aneinandergekettete Klänge?
Karlheinz Stockhausen, „Texte zur Musik 1970 – 1977“, Band 4
Ausschnitt aus „Frage und Antworten zu den ‚Vier Kriterien ...’“
Seite 414 – Seite 421 oben
Frage: Es gibt eine Frage, die schon vorher einmal berührt wurde, zu der ich aber sehr gerne noch einmal zurückkommen würde, und das ist die Frage nach der Enthumanisierung in der Neuen Musik, über die die Leute so viel reden, besonders in Hinsicht auf die Elektronische Musik. Wie Sie wissen, wird ja als Kritik geäußert, daß erstens das Medium selbst ziemlich enthumanisiert ist, daß Dinge wie Sinusschwingungen sehr nackt und steril sind und daß sie all das menschlich Exzentrische nicht um sich herum haben, wie das sonst in den Konzertsälen der Fall ist; die zweite Kritik ist vielleicht tiefergehender, und die hat etwas mit dem tatsächlichen Inhalt zu tun. Obwohl Sie die Klänge nicht von der Form trennen, weil Sie sagen, sie sind die Formen, so gibt es doch eine Art von Inhalt, und der reflektiert wahrscheinlich ein gewisses soziales Phänomen. Die Frage ist tatsächlich, ob dieses Phänomen selbst so enthumanisiert ist, daß Kunst vielleicht ziemlich rasch sterben wird. Wenn die Kunst nicht die Fähigkeit hat, die grundsätzlichsten menschlichen Qualitäten wie Liebe und Haß und andere Dinge dieser Art zu berühren, kann sie dann überhaupt leben? Ist es dann überhaupt wertvolle Kunst?
Stockhausen: Es gibt zwei mögliche Antworten auf das, was Sie da sagen. Die erste ist, daß es gewiß ein Fehler wäre, alle Menschen als gleich zu betrachten.
Wie Albert Schweitzer einmal sagte, gibt es die ganze Skala zwischen dem Affen und dem Heiligen. Sie alle sehen mehr oder weniger wie Menschen aus. Es gibt einige, die sagen, daß jeder von seinem dreiundzwanzigsten Lebensjahr an für sein Gesicht verantwortlich ist. Damit ist gemeint, daß es nur ganz wenige unter uns gibt, die ständig am Grad der Erleuchtung und der Erweiterung ihres Bewußtseins arbeiten. Wir befinden uns in einem Zustand, in dem menschliche Wesen sich mit enormer Geschwindigkeit multiplizieren, und ich zweifle daran, daß die erleuchtetsten Wesen sich mit der höchsten Geschwindigkeit multiplizieren. Das bedeutet, daß das Unbewußte explodiert, und zwar auf eine sehr notwendige und gesunde Weise (und ich betone: das Un-Bewußte, nicht das Über- Bewußte) .
Die zweite Antwort auf Ihre Frage ist etwas esoterischer. Wenn Sie jemals den Namen Sri Aurobindo gehört haben, so wissen Sie vielleicht, daß er ein indischer Weiser war, der 1950 starb, und der mehrere tausend Jahre menschlicher Evolution - oder Involution, wie er es nannte - vorausgesehen hat. Im wesentlichen sagte er, daß wir uns heute in einer Situation befinden, die ganz vergleichbar ist mit der Situation, die wir zum Beispiel am Beginn des Filmes >2001< antreffen (das hat er natürlich nicht gesagt - ich füge das in Klammern hier hinzu), in der die ersten sogenannten Menschen aus dem Reich derjenigen Wesen aufstiegen, die die Wissenschaftler nicht als Menschen bezeichnen: Tiere, so würden wir sagen, obwohl heute wirklich viele Kontroversen darüber entbrannt sind, ob die Menschen nicht von einem bestimmten Zeitpunkt an als eine ganz besondere Spezies aufgetaucht sind. Wie dem auch sei, es gibt in dem Film >2001< den Augenblick, in dem ein Affe einen Knochen in die Hand nimmt und einen anderen damit tötet: Ein Blitzlicht der Intelligenz kommt in ihm auf, das ihn über die anderen erhebt, obwohl er physisch der Schwächere ist. Aurobindo sagt, daß wir uns am Anfang einer neuen terrestrischen Mutation befinden, in der wenige Wesen - zunächst sehr wenige sogar - sich in etwas anderes verwandeln, in eine Art über-menschlicher Wesen, und was Sie die Enthumanisierung nennen, ist tatsächlich die Furcht der Mehrheit, daß sie nicht mehr mitkäme.
Die Leute nennen so etwas Enthumanisierung; was sie wirklich meinen, ohne es in Worten formulieren zu können, ist nicht De-Humanisierung, sondern Super-Humanisierung - oder besser noch Supra-Humanisierung: ein enormer Sprung, wie vom Tier zum Menschen, so vom Menschen zu einem übermenschlichen Geist oder Wesen.
Was meine persönliche Erfahrung betrifft, so halte ich das ganz gewiß für wahr: es gibt Wesen unter den Menschen, die in jeder Hinsicht allen anderen weit überlegen sind, nicht nur in der Art, wie sie leben und sich verhalten, sondern in Hinsicht darauf, was sie tatsächlich tun können. Und gewiß reflektieren auch die Künste diesen ganzen Prozeß: natürlich ist es ein Moment extremer Krise, doch gleichzeitig ist es ein fruchtbarer Moment, wie er nur ganz selten in den Weltzeitaltern auftaucht, wenn alles auf eine neue Ebene umschaltet, oder besser, in der das Bewußtsein sich auf eine neue Stufe erhebt (wenn auch nicht in großer Zahl). Wir könnten Aurobindo fragen, warum nicht alle Tiere Menschen geworden sind. Und darauf gäbe es heute die Antwort, daß es fast so ist (die Hühnerfarmen verlangsamen zwar diesen Prozeß ein wenig, aber was man als Hühner zu essen bekommt, ist auch eher Pappe, als tierisches Fleisch). Ich meine damit, daß wir fast die gesamte Pflanzen- und Tierkruste aufgegessen und in menschliche Knochen und menschliches Fleisch verwandelt haben, und daß dieser Prozeß mit enormer Geschwindigkeit weitergeht bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts oder noch länger darüber hinaus, wenn wir vielleicht 15 Milliarden Menschen auf diesem Planeten haben und die Nahrung vom Grund des Meeres gekratzt wird oder man sie künstlich durch Chemikalien herstellt: was wir schließlich essen, ist weniger wichtig, solange es diese Körperlichkeit in Funktion hält für die neuen Aufgaben. Ich meine, daß schließlich alles in Menschen verwandelt wird, und daß dann die Tiere ganz verschwunden sein werden (vielleicht können wir dann noch einige Exemplare in den Zoos und auf Photographien anschauen).
Das Prinzip war, alles in Menschen zu verwandeln, und so wird natürlich die nächste Stufe sein: was wird aus diesen Menschen werden? Im Augenblick können wir noch sagen, daß es nur sehr wenige gibt, die daran überhaupt interessiert sind; die allgemeine Angst, die weltweite Krise, reflektiert einfach diesen Prozeß. Die meisten Menschen spüren in sich diese innere Uhr, die ihnen sagt, wohin die Evolution geht, und daß sie es in diesem Leben nicht schaffen werden.
Dieses Grundgefühl erzeugt Haß und Feindschaft und Gott weiß was sonst noch: Auslöschung, Unterdrückung, Gleichschaltung in faschistischen, sozialistischen, demokratischen Systemen, die alle gemeinsam haben, daß sie 'Einheits-Lösungen' für alle und alles verlangen. Sie sind die Zeichen für Tod und Wiedergeburt der Menschheit.
Frage: Schreiben Sie denn Musik für die über-menschliche Minorität?
Stockhausen: Nun, wenn Sie dazu gehören wollen, ja. Ich schreibe überhaupt nicht Musik für bestimmte Menschen, was bedeutet, daß ich Musik schreibe, weil sie geschrieben werden muß; sie kommt in mich hinein und ich muß sehr hart daran arbeiten, sie so genau wie möglich zu komponieren, und dann können Sie damit machen, was Sie wollen.
Frage: Wenn Sie so viel Zeit darauf verwenden, Ihre Musik herzustellen und zu kommunizieren, stört es Sie dann nicht, daß sie nicht mit einer großen Zahl der Menschheit kommuniziert?
Stockhausen: Oh nein. Wenn ich das gewollt hätte, so wäre ich der beste Konkurrent der Beatles gewesen, und was die für nur sieben Jahre geschafft haben, hätte ich wahrscheinlich ein bißchen länger geschafft, denn Sie können sicher sein, daß ich niemals in solch einem Quartett gearbeitet hätte. Nein, wann immer die große Menge sich nach der Mode richtet, dann richtet sie sich nach Mittelmäßigkeit und Banalität.
Frage: Was schlagen Sie vor, wie wir zwischen Elektronischer Musik und musikalischem Abfall unterscheiden sollen?
Stockhausen: Die meiste Elektronische Musik ist Abfall: Das steht außer Frage. Die untalentiertesten Komponisten sind in Studios aufgetaucht, weil sie keine Chance hatten, irgendwo anders zu komponieren, und so sitzen sie also in den Studios herum und sagen sich: »Nun gut, schau Dich um, versuch Dein Glück« - und da sind sie also. Denn sie glauben mehr an die Mittel als an sich selbst: sie meinen, wenn sie moderne Mittel verwenden, so würde das Ergebnis interessant sein wegen der Mittel - was ein fürchterlicher Irrtum ist.
Frage: Meinen Sie, daß bei den Hörern Ihrer Musik ein angemessenes Niveau des Bewußtseins vorhanden sein müßte, so daß sie all die Klänge überhaupt wahrnehmen könnten?
Stockhausen: Es wäre wunderbar, wenn die Erleuchtung des Bewußtseins zunehmen würde, aber wie ich schon sagte, gibt es da sehr kritische Grenzen, und die kann man nicht einfach überschreiten. So habe ich keine Illusionen über die Zukunft. Wie ich schon vorher erwähnte, benutzt sowieso jeder meine Musik, wie er will : Wenn ich mir heute Abend bei einem Autounglück den Hals bräche, so wäre das eigentlich von sehr geringer Bedeutung für die anderen - die Leute würden sowieso in Zukunft meine Musik so verwenden, wie sie wollen. Sie sind absolut frei, und es sollte keine Regeln geben, die den Leuten vorschreiben, was sie über meine Musik zu denken haben und wie sie sie erfahren sollen, denn jeder ist verschieden. In diesem Sinne bin ich Subjektivist, und ich schlage vor, daß jeder sich seinen eigenen Reim machen sollte über sein Leben, über die Welt und über Stockhausens Musik.
Frage: Was Sie sagen, bringt mich darauf, daß es vielleicht eine Verbindung gibt zwischen jener Art von Erfahrungen, an denen Sie interessiert sind, und den Erfahrungen, die jedenfalls einige Leute mit 'psychedelic' (Drogen- ) Erfahrungen beschrieben haben. Sind Sie sich dieser Verbindung bewußt?
Stockhausen: Natürlich gehört in der gegenwärtigen Szene alles zusammen, aber da gibt es eine dringende Antwort: Diejenigen, die es nicht durch geistigen Yoga schaffen, versuchen es durch Chemikalien. Das Störende daran ist jedoch, daß sie einfach umfallen, wenn die Chemikalien nicht im Körper sind - sie fallen auf die Nase und brauchen die Drogen gleich wieder, um jenes Niveau einer passiven und total unegozentrischen Wahrnehmung wieder zu erreimen.
Was ich will ist eine geistige Disziplin, durch die jemand auf ein Niveau kommt, das er nicht wieder verliert, und das er auch anderen weitervermitteln kann; so kann man wirklich produktiv sein und der Gemeinschaft dienen, wenn man sich in einem Zustand befindet, in dem man ständig geben kann, sozusagen eine Überproduktion hat. Ich habe aber während meines Lebens sehr liebenswürdige Menschen kennengelernt, die fast völlig an der übrigen Welt uninteressiert wurden, wenn sie sich in diesem Zustand befanden.
Frage: Man findet in Räumen, in denen Musik von Stockhausen gespielt wird, Leute, die dazu neigen, auch Marihuana zu rauchen. Stört es Sie, daß es eine Verbindung zwischen den beiden gibt?
Stockhausen: Eigentlich nicht. Ich erinnere mich, daß mein persönlicher Assistent, ein Amerikaner, mir erzählte, er hätte die unwahrscheinlich verlangsamte Zeit in KONTAKTE zum ersten Mal unter dem Einfluß von LSD gehört. Er hörte Dinge, die er eindeutig vorher noch nie erlebt hatte zu der Zeit, in der er Student einer Kompositionsklasse war. Diese Mittel erweitern also ganz klar die Schärfe und Tiefe der Wahrnehmung. Sie beschleunigen unsere Wahrnehmungszeit, oder verlangsamen sie.
Realistische Futurologen sagen schon, daß um das Jahr 2000 herum 9 von 10 Menschen ständig unter dem Einfluß irgendeiner von vielen verschiedenen Drogen stehen werden, und nicht nur einer der wenigen, die wir heute kennen.
Man wird Drogen dann auf eine ganz normale Weise kaufen können, denn es wird in der modernen Gesellschaft immer mehr dem Einzelnen überlassen werden, was er mit sich selbst tut. Man wird Drogen kaufen können, die die Geschwindigkeit einer Person auf das Niveau von einem Tier verlangsamen, das 400 Jahre lang lebt, so daß man zum Beispiel die Wahrnehmung einer Schildkröte hat; oder man wird die Wahrnehmung beschleunigen bis auf das Zeitniveau einer Eintagsfliege, was bedeutet, daß man in einem Tag so viel erlebt, wie eine andere Person in 70 Jahren. Das einzige Problem dabei ist, für wie lange Zeit man den menschlichen Körper auf diese Weise strapazieren kann, und daß man diese verschiedenen Stadien von Zeit und Raum nicht ohne Chemikalien erreicht. Es wird dann natürlich ein sehr komplizierter Zustand der Kommunikation eintreten, denn man weiß nie, auf welcher Wellenlänge der Partner ist. Man wird ihn fragen müssen: „Bist Du auf 200 oder 400? Kannst Du Dich auf mich einschalten, denn ich möchte gerne mit Dir reden?“ Für den Höhepunkt der Krise kann man eine totale Atomisierung der Gemeinschaft voraussehen; denn die Sorge, von der ich früher sprach, ob man nämlich diesen enormen geistigen Sprung schaffen wird, diese Sorge ruft natürlich Existenzangst hervor: Viele wollen das erfahren, was von berühmten Yogis oder Lamas beschrieben wird - man liest über sie und spürt auch, daß es sich dort um etwas ganz Grundsätzliches, etwas ganz Wichtiges handelt.
Ich meine, wir sollten versuchen, diese Fähigkeiten zu erlangen, aber wir sollten sie auf geistigem Wege finden. Man kann es chemisch versuchen, aber das hat sehr große Nachteile. Ein Körper kann nicht in beliebiger Weise strapaziert werden: er bricht.
Frage: Wie würden Sie eine Person, die nicht 'super' ist, beraten, das Bewußtsein zu erweitern, um das wahrzunehmen, wovon Sie sprechen? Was sollen wir ohne den Gebrauch von Drogen tun, um unseren Geist zu erweitern und diese neue Herausforderung zu erfüllen, die Sie an uns stellen?
Stockhausen: Nun, da gibt es viele Wege. Es sind zahlreiche Bücher vorhanden, die das sehr viel besser beschreiben, als ich es könnte. Lesen Sie zum Beispiel das Buch >Concentration< von Mouni Sadhu - Sie können es in irgendeinem Buchladen bestellen. Der zeigt Ihnen, was Sie als tägliche Übungen machen können. Dann gibt es noch ein anderes Buch mir dem Namen >Samadhi< vom gleichen Autor (er ist besonders gut, deshalb erwähne ich ihn); ein anderes hat den Titel, >The Tarot<. Es gibt wirklich heutzutage sehr viel, was uns helfen könnte, diese neuen Fähigkeiten zu erlangen, die über das hinausgehen, was wir in Schulen und Universitäten gelernt haben. Und das beginnt gerade erst.
Musik als Baustellenlärm zu verunglimpfen? Wie rührend altmodisch. Hat hier einer der Field-Rekorder-Anwender noch keine Baustelle aufgenommen?Zotterl schrieb:Auch wenn man nicht in allen Punkten geteilter Meinung sein muß, so fand ich Teile aus dem Brün-Text,
sowie den Stockhausen-Brief + "die Kriterien" informativ. Manchmal ist es eine Qual sich durchzulesen.
Der Text war von 1971.nordcore schrieb:Wie rührend altmodisch.
Beim Durchlesen des Threads kann man schon den Eindruck haben, das Geräuschmusik eben nicht als Musik Akzeptanz findet.Die Leute mögen mit den Harmonien und der Tonabfolge Probleme haben, mit dem fehlenden Rhythmus[1] - aber doch nicht mit der Geräuschhaftigkeit.
Bernie schrieb:Das Ergebnis mag dabei am Ende sogar recht ähnlich klingen.
Das Ergebnis mag dabei am Ende sogar recht ähnlich klingen - Aha! Also liegt der künstlerische Wert von Gezuppel in der Intention und den Skills der Künstlers.Bernie schrieb:Es ist doch ein großer Unterschied, ob ein Musiker sein Werk gezielt komponiert und seine Komposition dann umsetzt oder ob rein zufällig durch sinnloses Herumschrauben irgendwelcher Käse entsteht. Das Ergebnis mag dabei am Ende sogar recht ähnlich klingen.
Wie wahr. Nach meinen Beobachtungen, und ich bin seit Ende der 60er Jahre hart dran am Thema, war man damals weitaus aufgeschlossener als heute. Die Verblödung hat in einem unerträglichen Maße zugenommen. Wäre auch mal ein Aspekt, der es einer gesonderten Betrachtung wert wäre.Zotterl schrieb:Der Text war von 1971.nordcore schrieb:Wie rührend altmodisch.
Vielleicht liegts an der Reizüberflutung? Zeitgeist? Dekadenz?König Alfons schrieb:Wie wahr. Nach meinen Beobachtungen, und ich bin seit Ende der 60er Jahre hart dran am Thema, war man damals weitaus aufgeschlossener als heute.Zotterl schrieb:Der Text war von 1971.
Macht doch Pisa schonDie Verblödung hat in einem unerträglichen Maße zugenommen. Wäre auch mal ein Aspekt, der es einer gesonderten Betrachtung wert wäre.
Dafür kann das verblödete Kiddie deinen Schrottrechner flott machen. Das ist auch ein Aspekt: ist zeitgemäßes Wissen wertloser als auswendig gelernte Historie?König Alfons schrieb:Die Verblödung hat in einem unerträglichen Maße zugenommen. Wäre auch mal ein Aspekt, der es einer gesonderten Betrachtung wert wäre.
Du hast offensichtlich den Text nur oberflächlich überflogen, sonst kämst du nicht zu so einem Schluß. Hausaufgabe bis morgen: Text durcharbeiten.nordcore schrieb:Musik als Baustellenlärm zu verunglimpfen? Wie rührend altmodisch. Hat hier einer der Field-Rekorder-Anwender noch keine Baustelle aufgenommen?
König Alfons schrieb:Die Verblödung hat in einem unerträglichen Maße zugenommen. Wäre auch mal ein Aspekt, der es einer gesonderten Betrachtung wert wäre.
Wir könnten einen Faden eröffnen, dort unsere Ergüsse pfostieren und zur Diskussion... aber das wäre Hatecore...Altered States schrieb:Vielleicht geht das hier aber auch nur als Schrott durch, würde mich zumindest nicht wundern. Würde auch lieber mal von hier anwesenden etwas hören, aber vielleicht kommt das ja noch.
salz schrieb:Dafür kann das verblödete Kiddie deinen Schrottrechner flott machen. Das ist auch ein Aspekt: ist zeitgemäßes Wissen wertloser als auswendig gelernte Historie?König Alfons schrieb:Die Verblödung hat in einem unerträglichen Maße zugenommen. Wäre auch mal ein Aspekt, der es einer gesonderten Betrachtung wert wäre.
Das ist weniger eine Frage von Wissen als von Erkennen und bei Musik sowieso nur eingeschränkt möglichsalz schrieb:Wobei die Erleuchteten mit ihrem geballten Fachwissen erklären könnten, warum etwas gut/kacke ist.
König Alfons schrieb:Hier wird Können gegen Wissen ausgespielt. Gerne verweise ich auf die letzte Sendung "Hart aber fair".
http://www.ardmediathek.de/tv/Hart-aber ... tId=561146
Suchmaschine: Consoles + Overclockingmemristor schrieb:Welches Kiddie hat den seine XBox zerlegt oder overclocked, zum PC umgebaut, und das noch ohne auf undurchschaubare
vorgefertigte Tools zurückzugreifen?
Ja! Endlich! Man muss heute keine Kutte mehr tragen, um als Metal-Musiker wahrgenommen zu werden. Ich würde das nicht als Rückschritt betrachten. Und gerade diese Szene bringt seit Jahren mehr talentierte Musiker hervor als die letzten Dekaden zusammen.memristor schrieb:Ja. Die letzten beiden Generationen haben ja auch keine genuine eigenständige Jugendkultur entwickelt
und keinen Underground, keinen neuen Ausdruck, keine Moden, keine Strömungen
und anscheinend nur wenige tatsächlich individuelle Individuen.