Indirektes Jubiläum: 40 Jahre Klaus Schulze & Geburtstage / Sammelthread

Jarrator schrieb:
Letztendlich muss ich aber auch sagen, dass es nicht mein Ziel war, Klaus Schulze zu kopieren, sondern auszuprobieren, Musik die auf der Berliner Schule basiert, zu machen.

"Berliner Schule" als solche ist ein künstlerischer Ansatz, den ich sehr spannend finde: Aus der Improvisation eine Struktur erschaffen, die wie ein Leitfaden funktioniert. Dummerweise wird Improvisation, wenn sie nicht mit Disziplin einhergeht, sehr schnell zum Selbstzweck, um über mangelhafte musikalische Ideen oder einfach einen Mangel an Beherrschung seiner selbst -- oder der Instrumente -- hinwegzutäuschen. Das hat m. E. dem ganzen Genre irgendwann auch das Genick gebrochen, weil Froese, Schulze, Göttsching und Co. nur noch vor sich hingedudelt haben, dabei aber ihr Ziel aus den Augen verloren. Gerade diese Ziellosigkeit nehmen heute viele Epigonen der Berliner Schule als Blaupause und Entschuldigung, um selbst endlos lange vor sich hin dudeln zu dürfen. Es ist fantastisch, diese Formlosigkeit zur eigenen musikalischen Befreiung zu benutzen. Dann sollte man sich disziplinieren und auf den Punkt kommen.

"Unsere Konzerte haben eins gemeinsam: Sie haben einen Anfang und ein Ende." (Peter Baumann)

Ich persönlich fand diese scheinbare Formlosigkeit bis zu dem Punkt spannend, wo ich mich selbst angefangen habe, zu langweilen -- sowohl beim Anhören, als auch beim Machen dieser Musik. Da spielt es keine Rolle, ob die Musik von Klaus Schulze 1976 oder Parsick 1998 ist. Langeweile ist zeitlos.

Stephen
 
Jarrator schrieb:
Aber glaubt ihr, dass man, wenn man Musik wie Klaus Schulze macht, also Sequenzen laufen lässt und dann auch mal mit dem Minimoog ein paar fette Soli hinlegt, das beim Publikum gut ankommt?
*gääääääähn*
Ja, da gibt es auch heute noch einige Konzerte mit EM.
Dort sind aber meist mehr Leute die selber diese Art von Musik machen im Publikum, wie "normale" Zuhörer. Ist halt so eine kleine Szene für sich.
Viele lassen da neben der "klassischen EM" auch nichts anderes gelten. Jeder Stil in Richtung Techno ist Teufelszeug und ganz furchtbar böse.
:mrgreen:
 
ppg360 schrieb:
Ich persönlich fand diese scheinbare Formlosigkeit bis zu dem Punkt spannend, wo ich mich selbst angefangen habe, zu langweilen -- sowohl beim Anhören, als auch beim Machen dieser Musik.
Bei meinem letzten Konzertbesuch von Tangerine Dream bin ich voll eingepennt und da war ich wirklich nicht der Einzige. Billiger schlafen kann ich auch zu Hause vorm Fernseher...
 
ppg360 schrieb:
"Berliner Schule" als solche ist ein künstlerischer Ansatz, den ich sehr spannend finde: ..., dabei aber ihr Ziel aus den Augen verloren.
Ich persönlich fand diese scheinbare Formlosigkeit...
Die Ziel- und Formllosigkeit wurde sozusagen zum Stil erhoben.

Bleibt für mich immer noch die Frage offen (siehe meine Frage weiter oben), warum der eine
"altbewährte" Stil den Leuten mehr Spaß macht, als der Versuch (!) diesen Weg zu verlassen?

Oder ist das einfach ein Weg den man gehen muß: mit TD, KS & Co. aufwachsen, selber probieren,
dann loslösen...mit anderer Musik beschäftigen...?
 
Es gibt Leute, die gehen breitbeinig durch die Fußgängerzone wie Wyatt Earp und stecken sich eine Marlboro an. Dann sind sie auch was.

 
Da will jemand Musik machen, finde es recht schade das mit einer relativ belanglosen Bewertungsdiskussion zuzumüllen.
Ich find rot übrigens schön.

Geht es nicht im Erstthread darum, dass man Musik macht? Das einzige, was ich nicht groß untersuchen würde ist, ob man damit erfolgreich werden kann. Mach, was dir Spaß macht, egal was die Leute sagen. Ich sag in neutraler Umgebung auch gern noch, was ich darüber denke - falls gewünscht. Bisschen mutiger könnte der Club schon werden, melde dich bei denen doch mal, die machen viel von Jams bis Konzerten. Gewisse Grenzen darf man da nicht überschreiten, sonst ist man draußen. Wie in so vielen Genres oder Szenen.
 
Moogulator schrieb:
Da will jemand Musik machen, finde es recht schade das mit einer relativ belanglosen Bewertungsdiskussion zuzumüllen.
Ich find rot übrigens schön.

Hier wird nicht zugemüllt, hier wird diskutiert.

Und das auf eine bisher erfreulich kultivierte Art und Weise, die man in diesem Forum mittlerweile nicht mehr oft zu sehen bekommt.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Es ist fantastisch, diese Formlosigkeit zur eigenen musikalischen Befreiung zu benutzen. Dann sollte man sich disziplinieren und auf den Punkt kommen.

Sehe ich anders. Gerade die Improvisation und die ausufernden Formen machen den Reiz dieser Musik aus. Es muss halt nur inspirierte Improvisation sein.
Auf den Punkt zu kommen, bringt da nichts, weil musikalisch nicht viel dahintersteckt, auf das man kommen könnte.
Als TD in den 80ern immer kürzere Formen und kontrollierte Strukturen ausprobierte, um "auf den Punkt zu kommen", wurde es sehr schnell zu belanglosem New Age-Pop.
 
Jarrator schrieb:
Ohen die Musik von Klaus Schulze in Frage zu stellen..er macht nach wie vor gute Musik :phat: :adore:

Aber glaubt ihr, dass man, wenn man Musik wie Klaus Schulze macht, also Sequenzen laufen lässt und dann auch mal mit dem Minimoog ein paar fette Soli hinlegt, das beim Publikum gut ankommt?

Bin nämlich noch am Überlegen, auf welche Art von elektronischer Musik ich mich spezialisiere, und häng gerade so zwischen Jarre und Berliner Schule, obwohl man das fast nicht vergleichen kann..

Gruß
Jarrator


Hej baby ... da sitzen wir im gleichen Boot .... du meinst die Arpeggiatoren, Sequencte getriggerte Schulze Tangerine Dream Nummer....
gepaart mit schicken Delay´s.... und Phasern ... -

nach 10 Jahren Clubaktivität als Vinyl Dj hab ich mich nun in die Hardwarewelten eingefunden und habe eben diesen Geschmack auch
für mich entdeckt ... eigentlich eine Neuauflage, mit ordentlichen Drum´s wie sie unsere heutige Gegenwart hergibt ...
Grad Live denke ich, in Zeiten von Psytrance / MTV und co, das man den Strom der Zeit nicht aufhalten kann ...
... und das sich das ganze auch weiterhin in eben diese Richtung, wie ich meine zu unseren - Hardware-
verliebten Gunsten - entwickeln wird ...

Kurz gesagt --- Ja, mehr Schulze - Tangerin Dream Matrix - druckvolle Kick´s und tom´s ... mit der Technik von heute.

Schulze selbst ist evt - heutzutage - eher noch für eine große Sparte Freaks der damiligen Zeit - Trendsetter gewesen -
wenn man jetzt aber die reife des Wein´s betrachtet - wäre es ganz schick wenn mehr Menschen an seinen simpel
technoiden Stücken gefallen finden, und an eben diesem Kapitel - der Musikgeschichte anknüpfen würden -
bevor die Synthindustrie erkannt hat - das sich mit nicht analogen 80er Stuff - bis heute - mehr Geld verdienen lässt.
 
Ich würde mir im Gegenteil wünschen, dass man die dämlichen Techno-inspirierten Drumtracks nicht ausbaut, sondern eher abbaut oder ganz weglässt.
Sie lenken ja nur von der Musik ab bzw. decken musikalische Belanglosigkeit zu.
Tanzbarkeit raus, periodische Rhythmen raus - dann wird es erst interessant.
Bzw. dann merkt man, wer musikalisch etwas zu bieten hat.
 
in Club´s kommen Streicher und Große Flächen einfach nicht an ...
auf einer schönen Sommer Open Air evt ... da kann sich der Sound entfalten / in Raum und Zeit
aber nicht wenn die Leute tanzen wollen .... in einem stickigen Club ... ,
da reichen die techoiden, minimal Läufe durchaus aus ...

soll ja auch nicht gesampled, sondern mit der Technik reproduziert werden
wenn ich es richtig im Topiceingangstext - verstanden habe ....

Schulze und Tangerin dream fehlte einfach ne derbe Miami Kickdrum ...
ebenso bei vielen Depeche Mode Sachen ... die Liste ist endlos.
 
Die Musik war aber nie für den Club oder fürs Tanzen gedacht, sondern zum Zuhören.
Wie alle Musik, die mich interessiert.
Gebrauchsmusik brauche ich persönlich nicht.
 
Ich würde mir im Gegenteil wünschen, dass man die dämlichen Techno-inspirierten Drumtracks nicht ausbaut, sondern eher abbaut oder ganz weglässt.
Sie lenken ja nur von der Musik ab bzw. decken musikalische Belanglosigkeit zu.
Tanzbarkeit raus, periodische Rhythmen raus - dann wird es erst interessant.
Bzw. dann merkt man, wer musikalisch etwas zu bieten hat.

Absolute Zustimmung - und genau das ist es, was mir an heutiger elektronischer Musik fehlt: Spannungsbogen, Struktur, Substanz, etwas, das bleibt, wenn man die Drum- und Bassspuren stummschaltet.
Nein, diese Substanz hat Schulze auch nicht, und wenn Schulze der Ursprung von Techno war, wird's nicht besser, wenn die Drums lauter werden.
Schulzes "Are you sequenced?" war letztens eine der gaaaaanz wenigen CDs in meiner Historie, die ich weggeschmissen habe. Ich habe mich durch mehrfaches Hören bemüht, irgendetwas zu finden, das mich begeistert und festhält. Aber es ist halt wirklich kaum mehr als: Gedudel über Sequenzen in weiten Räumen.
Dafür ist mir die Zeit zu schade.

Viele Grüße,
Rallef
 
Rallef schrieb:
Absolute Zustimmung - und genau das ist es, was mir an heutiger elektronischer Musik fehlt: Spannungsbogen, Struktur, Substanz, etwas, das bleibt, wenn man die Drum- und Bassspuren stummschaltet.
Nein, diese Substanz hat Schulze auch nicht

Doch, hat er in seinen besten Momenten.
 
Ja der Mann hat halt große akustische Visionen, denk mal an Enrio M. zb,
Filmmusik ist nie abwegig für des Künstlers Muse, zudem besteht sein
Sound nicht nur aus Arpeggiatoren ...

allerdings hatte er auch schöne Scheiben
die einen gut nach vorn geschoben haben.

ich glaube du verkennst auch das es in dem Thread hier nicht um Schulze
direkt geht, sondern darum - ob solche Geschichten - heute - noch funktionieren würden.

Ich glaube doch, lässt man wahnsinnige Sängerinnen beiseite ... und kehrt zurück zu den Wurzeln ...



so wie jede Musik funktioniert, die mit Herz und Liebe zum Detail gemacht wird.
Gut rechnen und so ... sollte man natürlich auch können -
das schränkt den Radius der Käuferschicht ein klein wenig ein.

(Video ab Minute 4 - brutale Miami Kickdrum drunter - fertig / bißchen minimaler halten
timebase step´s etc --mad / ich steh nach wie vor auf den Sound ... )
 
KalleWirsch schrieb:
ich glaube du verkennst auch das es in dem Thread hier nicht um Schulze
direkt geht, sondern darum - ob solche Geschichten - heute - noch funktionieren würden.

Wieso, funktioniert doch.
Ich war 2001 in Osnabrück, 2008 auf der Loreley und 2009 in Essen. Alle Konzerte waren ziemlich voll.
 
Ja, wenn man erst mal einen Namen hat wie KS.
Wenn natürlich irgendein Newcomer sich heute mit Synthesizern auf die Bühne setzt, ist es fraglich, ob er diese relative Popularität noch mal erreichen wird.
 
Die Frage steht aber nicht im Raum, ich denke mir, wenn ich mir so Konzerte alter 80er Act´s heutzutage ansehe,
fährt man besset alle 3 Monate einen Saal zu mieten - seine Nr durchzuziehen - mit css vorkerkauf ticket´s ...
und nach 4 Std - nach Hause gehen - bequemer und für mich als Künstler anspruchsvoller - als den "normalen" Weg.

Also ich glaube durchaus das Künstler mit ein wenig Wahnsinn, rechenspielen und dem ein oder anderen besonderen etwas
durchaus funktionieren kann ... - wir leben im Youtube Zeitalter - erwisch den richtigen Augenblick mit einer Kamera ...
und du bist ein gemachter Mann .... man muss nicht erst noch 40000 LP´s verkaufen ...

man kann echt mit Scheiße Geld verdienen ... Hgicht - zb ... gut etwas krasses Beispiel...
but denke auch - wer so eine Frage stellt - ob der Sound funktioniert - ist sich seiner sicher -
und will mal etwas anderes in Angriff nehmen ...

"Man muss nur lang genug am Uder stehen - um manch einen gestandenen Baum, an sich vorbei treiben zu sehen"
"Grenzen setzt nur der Eigene Verstand - Visionen - soll man verwirklichen"
 
Bin nämlich noch am Überlegen, auf welche Art von elektronischer Musik ich mich spezialisiere, und häng gerade so zwischen Jarre und Berliner Schule

also ganz ehrlich, ... die Musik die Du machst/machen willst muss aus DIR herauskommen. Überleg Dir einfach was DU machen möchtest, wie DU klingen möchtest und zieh Dein Ding durch. Oder geht es Dir nicht ums Musikmachen, sondern um Anerkennung von anderen ?
 
Oder geht es Dir nicht ums Musikmachen, sondern um Anerkennung von anderen ?

Anerkennung möchte ich dadurch nicht erzwingen. mir geht es rein ums Musik machen. Mir dient ja Schulze und TD nur als Inspiration.
 
Anerkennung möchte ich dadurch nicht erzwingen. mir geht es rein ums Musik machen. Mir dient ja Schulze und TD nur als Inspiration.

Inspiration als Ansatz und dann sein eigenes Ding davon machen ist doch ein guter Ansatz. Mach einfach was DIR gefällt und dich treibt.
 
BBC schrieb:
@Markus
da haste ein paar richtig gute Beispiele von Schulze gepostet.

Natürlich, war ja auch meine Absicht, weil oben behauptet wurde, KS habe keine musikalische Substanz.

Dass er so inspiriert nicht immer ist, ist mir natürlich auch klar.

Aber auch bei den neueren Sachen gibt es viel schöne und hörenswerte Musik.
Manche Schulze-"Fans" meinen ja, er war nur in den 70ern richtig gut.
Aber das stimmt gar nicht.
 
Ich finde es schade, dass KS nicht in Richtung "Dune" oder
"Sebastian im Traum" weitergemacht hat.
 
Wenn er Lust hat, macht er auch heute noch so ähnliche Sachen.
Z.B. in der Contemporary Works-Box.
Muss mal schauen, ob ich da was passendes online finde.
 


News

Zurück
Oben