Ein bekannter Musiker muß heutztage touren bis der Arzt kommt um einigermaßen was im Kühlschrank zu haben denke ich.
Bist du sich, dass du mit deiner mir wirklich sehr sympathischen Solidarität nicht die falschen unterstützt? Die bekannten Musiker haben genug Einnahmequellen, die bekommen ihren Kühlschrank schon voll. Kleine Bands, Newcomer, Menschen, die darüber nachdenken, professionell zu arbeiten, alle diese "Schwellenmusiker", da würde ich mir Gedanken machen, aber die bekannten Musiker sind nun wirklich safe.
In den 80er Jahren haben sich Leute ein Studio gemietet, eine Platte aufgenommen und die dann gewinnbringend auf den Markt gebracht. Das waren Leute die noch nicht mal
Live aufgetreten sind sondern einfach nur Leute die eine Platte machen wollten.
Und wie viele Musiker könnten sich so ein Studio überhaupt erst leisten? Nur die Elite. Andere haben für ein paar Studiostunden gespart, um mal eine schlecht produzierte Single aufzunehmen. Für die Pressung auf Vinyl müsste man dann wieder erst einmal sparen oder durch zwielichtige Etablissements tingeln. Oder sich irgendwie nach oben bumsen. Ich schreibe etwas pointiert und übertrieben, aber die glorreichen Zeiten waren für die allermeisten gar nicht so glorreich. Aber von denen hat man hat nie eine Biografie gelesen, weil nachvollziehbarerweise auch kein Verleger die traurige Allerweltsstory drucken wollte. Entweder verklärt der zeitliche Abstand vieles oder du vergisst einfach die vielen namenlosen gescheiterten Musiker, die sich dann "richtige" (Pun intended
) Jobs gesucht haben, im Gegensatz zu uns heute aber noch nicht einmal eine gute Aufnahme ihrer vielleicht großartigen Songs machen konnten. Wenn die das kritisieren, haben sie nicht so eine Lobby wie Metallica, wenn die sich über den Diebstahl ihrer Arbeit durch Napster beschweren.
So gab es Vielfalt....das gibt es heute kaum noch. Es gibt zwar noch ein paar Enthusiasten die ihre 100-300 Platten auf Onlineshops verkaufen, aber so das Angebot wie
damals wird es nie wieder geben.
So gibt es für Musikfans zum Glück noch die Möglichkeit auf den Reichtum der 70er bis 90er Jahre zurückzugreifen um etwas vernünftiges zu haben was sich auf dem Plattenteller dreht.
Das nehme ich vollständig anders wahr. So viel so gute Musik wie heute gab es mMn noch nie. Einfach deshalb, weil heute jeder für die kleine Mark etwas richtig gutes produzieren kann, wenn er ein wenig Know-how und Kreativität mitbringt.
Ich verstehe die Beschwerde über Spotify nicht. Die Künstler haben die Rechte an ihren Werken. Wenn sie die an Leute verhökern, die sie dann viel zu billig weiterverhökern, dann ist doch nicht Spotify oder der Konsument schuld. Spotify ist nicht Aldi, das die Preise fast beliebig drücken kann. Wir haben es alle in der Hand, da nicht mitzuspielen. Aber die Leute in den großen Labels waren viel zu beschäftigt, sich von dem süßen Backgroundsänger einen blasen zu lassen, um ihre Arbeit vernünftig zu machen und ein zukunftsfähiges digitales Musikdistributionssystem aufzubauen. Und die Musiker haben sich nicht ums Geschäft kümmern wollen, wenn sie stattdessen zugekoks mit Eva und Jacqueline shoppen gehen konnten - und sich anschließend auch noch von dem süßen Backgroundsänger UND Eva und Jacqueline einen blasen lassen konnten. Aus meiner Sicht wurde da kollektiv versagt.
Wir können alle auch bei Bandcamp veröffentlichen, bei Labels signen, die vernünftig mit unseren Rechten umgehen und sich nachhaltig um die Künstlerentwicklung kümmern und uns wirklich fürs Business interessieren. Aber solange wir beim kleinsten Erfolg das ehrlich arbeitende Indielabel fallenlassen und zum Major wechseln, sobald irgendwer mit ein paar Scheinchen wedelt, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir wie billige Stricher behandelt werden.
Mir ist klar, dass sich davon jetzt auch einige ehrlich und hart arbeitende Profis oder Halbprofis angesprochen fühlen werden. Ihr seid damit nicht gemeint. Ihr gebt dem süßen Backgroundsänger ein Bier aus, besprecht noch mal den Pre-Chorus mit ihm und lasst ihn ansonsten in Ruhe.
Ich beschreibe überzeichnet meine völlig pauschalisierte Wahrnehmung des Musikgeschäfts. Ich bin in Teilen bestimmt völlig ungerecht. Aber ich finde wirklich, dass Spotify höchstens ein Symptom, nicht aber der Auslöser von Problemen mit dem Wert einer Kunstform ist, die nicht gut und nachhaltig organisiert wird. Und die Frage, wie viel diese Kunstform überhaupt wert ist, haben wir ja weiter oben schon andiskutiert.
Mich erinnert das Ganze immer an den Fußball: Ein schillerndes Business, dass viele Flachpfeifen und Schmarotzer anzieht und in dem man als Aktiver eine verdammt klare Birne und gute Bodenhaftung benötigt, um nicht durchzudrehen oder unterzugehen. Beide völlig mafiös und eigentlich widerlich. Eigentlich sollte man sich am besten völlig raushalten, aber dafür macht es dann doch zu viel Spaß. Aber es ist fast unmöglich herauszufinden, wer gut und wer böse ist. Wir machen alle mit und hoffen, irgendwie zu den Profiteuren zu gehören. Wenn es dann aber nicht so ist, sollten wir uns nicht ausgebeutet fühlen. Ausbeutung ist etwas anderes.
Entschuldigt bitte die Länge, die teilweise Boshaftigkeit und die die extrem offene Ausdrucksweise meine Ausführungen.