@Dark Walter :
Die Kunstgeschichte ist doch voll mit Menschen, die absolut höchste künstlerische Level erreicht haben, obwohl sie das nicht als Vollzeitjob gemacht haben. Bach und Kafka habe ich schon genannt und sollten als Gegenbeispiele eigentlich ausreichen. Es geht schon auch amateurmäßig, es ist halt viel schwieriger als mit einem gutdotierten Plattenvertrag, einem Stipendium der Kulturstiftung oder oder einer Stelle als Artist in Residence.
Auch ein Handwerkmeister muss erst einmal Kunden finden, die ihn angemessen bezahlen. Er fällt im Misserfolgsfall vielleicht nicht ins Bodenlose, weil er notfalls noch in der Klitsche eines Kollegen anheuern kann. Das gilt für Musiker aber auch. Ich kann Komposition studieren und mir einen Job als angestellter Lohnschreiberling besorgen. Klar, davon gibt es zu wenig für zu viele Bewerber. Das kommt aber doch nicht überraschend und ich nicht die Schuld der Kunden, Konsumenten oder von Spotify. Wer unbedingt in einem Bereich arbeiten möchte, den viele andere auch attraktiv finden, und den viele andere gerne umsonst machen, kann sich doch darüber nicht wundern. Man kann doch auch Wirtschaftsanwalt, Investmentbanker oder Beamter werden.
Und eine tolle Bezahlung für Künstler ist historisch betrachtet eher die Ausnahme. Darum kommt es mir etwas jämmerlich vor, wenn man sich beschwert, dass Spotify oder die Konsumenten nicht genug zahlen. Zu fordern, dass Menschen mit unterbezahlten Knochenjobs wie Krankenschwestern und Altenpfleger gefälligst mehr für das lieblos hingerotzte Album von Johnny Flat & The Bimbos oder das hehre Kunstwerk von Konzeptkünstler XY bezahlen soll, erscheint mir etwas wunderlich. Ich sehe dafür keine wirkliche Legitimation. Es hat eben keiner ein Anrecht darauf, für sein Geklimper angemessen bezahlt zu werden. Die Leute zahlen das, was es Ihnen wert ist. Wenn es den Leuten nicht mehr wert ist, können wir das beklagen, ändern oder akzeptieren. Ersteres erscheint mir nicht besonders hilfreich.