Hm! – Nochmal zurück zum Thema.
Ich will ein einfaches Modularsystem, aus Behringer Modulen, um damit die Grundzüge von Modular zu erkunden, um dann später, wenn ich die Basics verstanden habe weiter Module zu kaufen/auszutauschen und mit der Zeit ein individuelles modulares System aufzubauen. Ich weiß nicht, ob ein anderer Anfänger da konkretere Vorstellungen hat.
Ich lese hier ungefähr folgende Vorstellungen heraus:
1. Es gibt sowas wie 'Grundzüge von Modular' – also, welche Module man erstmal haben muss oder sollte und wie man die dann verschaltet.
2. Diese Standardmodule heißen 'VCO', 'VCF', 'VCA', 'ENV'.
3. Das ist dann nur eine 'Stimme', davon braucht man natürlich mehrere.
4. Und dann braucht es noch Schlagzeug, das man wegen der geilen klanglichen Möglichkeiten auch noch modular realisieren sollte.
5. Dazu kommen am Anfang noch ein Sequencer und am Ende ein Mischpult, die sollten schon auch modular sein.
6. So baue ich mir ein „Rack“ auf, bis es voll ist.
7. Wenn dieses Rack fertig ist, habe ich es sozusagen maßgeschneidert und mache anschließend meine eigene Musik.
Und ich sage dir: Alle diese Aussagen sind falsch. Alle!
Wenn du an die glaubst, baust du dir für sehr viel Geld ein System, das für die Musik, die du offenbar im Kopf hast, kaum ungeeigneter sein könnte, und dein Frust ist vorherzusehen. Ungefähr so hatte sich Herr Moog das in den Siebzigern vorgestellt; dann hat man gemerkt, dass man die einzelnen Module besser genau aufeinander abstimmt und intern verkabelt und nur sinnvolle Werte zulässt, und man hat so über ein halbes Jahrhundert schließlich sowas wie den Neutron entwickelt…
Du könntest aber halt auch anders vorgehen – aber dazu brauchst du wesentlich andere Interessen und sehr offene stilistische Vorstellungen. Wenn du dir eben nicht die absolut billigste Envelope gekauft hättest, könntest du vielleicht feststellen, dass das Modul eine Buchse hat, die am Ende der Kurve ein Triggersignal ausgibt. Du könntest auf die Idee kommen, damit dieselbe Envelope wieder neu zu starten. Nun hast du ein selbstlaufendes System gebaut, einen Oszillator! Vielleicht kriegst du ihn so eingestellt, dass ein hörbarer Ton entsteht, mit unvorhergesehener Klangfarbe. Jetzt denkst du, du machst was kaputt, und ich sage dir, keine Angst…
Du könntest Mut haben und auf die Idee kommen, zum Beispiel die Attack-Länge der Envelope ganz langsam auf und ab zu ändern. Hoffentlich hat deine Envelope Eingänge für die Spannungssteuerung der Attack-Zeit! Dann kannst du nämlich deinen Oszillator auf ganz, ganz tiefe Schwingungen, weit unterm Hörbereich, stellen und ihn das erledigen lassen. Wahrscheinlich ist der Einfluss dir zu stark, dann brauchst du einen Abschwächer – vermutlich lässt sich dein VCA dazu verwenden. Nun fällt dir ein, dass dein Filter bei starker Resonanz von alleine pfeift – versuch mal, auch die Filterfrequenz so tief zu stellen, dass sie weit unter den Hörbereich geht und das Filter immer noch schwingt. Deine Envelope läuft ja immer noch – kann man mit dem selbstschwingenden Filter vielleicht einen ihrer Parameter steuern? Oder den Ausgang mit dem des Oszillators kombinieren, damit sie gemeinsam die Attack-Zeit scheinbar unregelmäßig, unvorhersehbar ändern? Oder vielleicht hast du einen Sequencer, den du verwendest, um die Oszillatorfrequenz langsam und ganz unregelmäßig schwanken zu lassen. Dann könntest du das Filter so einstellen, dass es immer knapp vor der Resonanz steht und mal anspricht und mal nicht, und dein Sequencer könnte mit einer anderen Spur vielleicht auch die Filterfrequenz langsam ändern. Und dein Oszillator könnte nebenbei auch wieder Einfluss nehmen auf das Tempo des Sequenzers…
Das war jetzt nur ein kleines dahingeschriebenes Beispiel. Wenn du dir vorstellen kannst, dich für solche Sachen zu interessieren, könnte modular etwas für dich sein, und du kannst auch mit sehr wenigen Modulen anfangen – das wäre sogar am besten. Wenn du Popsongs machen willst, tu dir einen großen Gefallen, arbeite mit den Geräten, die dafür gebaut sind und spar dir das modulare Abenteuer.