Aber das ist es doch was zählt, dass das was man macht einem selbst zusagt, …
Ja, das ist das hehre Ziel: Meine Musik muss mir zusagen – aber…
…oder machst du das für andere?
…es wäre gelogen, würde ich behaupten, bei den Vorbereitungen für einen Auftritt nicht doch ab und an – und sei es unwillkürlich! – darüber nachzudenken, wie diese oder jene musikalische Idee dann beim möglichen Publikum ankommen könnte. Und diese Überlegung (z.B. "ach, das war gut, das hätte vielleicht auch anderen gefallen") werde ich einfach nicht los, selbst wenn ich mir vornehme, einmal etwas vollkommen "nur für mich machen" zu wollen, sprich ohne Aussicht, es anderen zu Gehör zu bringen: Solche Gedanken der Art "wie wirkt das auf andere?") ploppen einfach immer wieder in meinem Hirn auf.
Wenn ich kurz die Hosen etwas herunterlassen darf:
Mittlerweile glaube ich zu wissen, warum das bei mir so ist: Für mich ist Musik nun einmal eine Form von Kommunikation über etwas, was ich anders nicht vermitteln kann, und ich möchte nun einmal keine Selbstgespräche führen, dazu liegt mir das, was ich "sage", zu sehr am Herzen.
So zu denken, bringt aber eine Angst ins Spiel, nämlich die vor sozialer Zurückweisung: Ich offenbare (ein großes Wort, aber für mich passt es hier) einen Teil von mir selbst und jemand anders sagt "würg" dazu. Wobei: Das ginge ja noch. Viel schlimmer wäre es, man würde gar nichts dazu sagen.
Dieses Bedürfnis nach Sichtbarwerdung des eigenen So-und-nicht-anders-sein gehört wohl zum Menschsein dazu, anders kann ich mir den Erfolg sozialer Netzwerke mit ihrer milliardenfachen Sichtbarmachung dieses Bedürfnisses nach Aufmerksamkeit nicht erklären.
Und man schaue sich nur einmal die Werbung großer Musikalienhändler an: Man sieht zum Großteil Menschen, die auf die verschiedensten Arten Musik machen, aber stets von irgendeinem Publikum Musik machen. Als ich Mitte der 80er anfing, in örtlichen Bands zu spielen, war das eine soziale Offenbarung: Ich war auf einmal Musiker, fühlte mich einer Gruppe zugehörig (natürlich gab es eine "Rockmusik-Initiative e.V."!) – und wurde beklatscht! In potentiell beziehungsanbahnenden Gesprächen mit dem anderen Geschlecht konnte bei der Frage nach dem Hobby die Trumpfkarte "spiele in 'ner Band" gezogen werden, statt mit "ich bin verrückt nach Synthesizern" Schiffbruch zu erleiden.
Kurz: Die Musikinstrumentenwerbung lockt letztlich mit sozialer Anerkennung.
Und wohl deshalb ist das "technisch beförderte Epigonentum" (also die Vielzahl günstiger Gerätschaften, die es jedem erlauben, Musik zu erzeugen, die so klingt wie derzeit erfolgreiche Tanzmusik) so erfolgreich: Sie versprechen soziale Anerkennung auf Tastendruck.
Dagegen ist ja erstmal nichts einzuwenden, denn:
Selbstwertgefühl erhöhen ist überhaupt nix böses. Machen wir alle ständig. Man darf und sollte nur zugeben, dass man es tut.
Aber wie
@Nick Name schon schrieb:
Alleinschon, das das viel weniger arbeit ist und das wichtigste: Es ist schon etabliert und somit angstfrei!!!
Bewältigung von "Schwellen-Angst" spielt bei "schöpfung" eine grosse rolle!
Boah, super - du klingst ja wie "XY" - Einziger kritikpunkt: Du klingst nicht wie du selbst...
Zusammengefasst läuft es für mich hierauf hinaus:
Offenbart man über die eigene Musik einen Teil von sich und will wissen, wie andere darauf reagieren –
oder will man einfach nur Anerkennung einheimsen –
oder macht man nur für sich Musik, die man daher auch nicht öffentlich macht?