Ich hoffe, es ist dem Hersteller gegenüber nicht unangebracht, das Folgende zu schreiben, oder Parallelen zu ziehen, denn ich weiß ja letztlich nicht, wo es hängt. Aber ich kenne solche Probleme (zumindest ein bischen und in kleineren Dimensionen) von mir selbst und bin froh, daß ich erstmal raus bin und die Bestellungen dann irgendwann doch endlich alle abgearbeitet waren.
Bei mir lags es daran, daß mir die Organisation und der Überblick (und manchmal leider auch: Die Disziplin...) fehlte. Weil das so war, wuchs mir die Sache über den Kopf und auch ich gab oft (allerdings niemals absichtlich) Lieferzeiten an, die dann (teilweise auch mehrfach) nicht zu halten waren. Das war eine extrem unangenehme Situation für mich - und natürlich ganz genauso für die Kunden. Im Gespräch mit meinen Kunden hat sich dann herausgestellt, daß "Boutique"-Käufer solcherlei Kummer zum Teil schon von mehreren anderen Kleinherstellern kannten. Wenn ich diesen Thread hier lese fühle ich mich einfach ein bischen an diese Zeit erinnert.
Das soll keine Rechtfertigung sein oder sowas, mir tut es (auch im Nachhinein noch) ehrlich leid, daß es mit meinen Lieferzeiten teilweise ähnliche Probleme gab, und von der Kundenseite ist es natürlich total inakzeptabel, wenn der Hersteller die Sache nicht (halbwegs fristgerecht) gebacken bekommt. Und mit "die Sache" ist eben alles geschäftlich Relevante gemeint, auch die Kommunikation.
Es ist nicht schön und auch nicht einfach, sowas zugeben zu müssen, aber ich war damals wirklich überfordert. Soviel zum Nähkästchen, vielleicht laufen die Nähmaschinen ja nicht überall gleich. Vielleicht ist es bei anderen Herstellern, bei denen ähnliche "Symptome" auftreten aber auch ähnlich. Wenn ich nochmal einsteigen würde, müsste ich mir wirklich lange vorher überlegen, wie man solche "Zustände" von vorneherein verhindern kann. Ich denke, daß man für die Herstellung in einer Art "Manufaktur" und dann auch noch als Selbständiger extrem viel Disziplin und Organisationsfähigkeit braucht, damit es wirklich reibungslos funktioniert. Viel mehr Disziplin und Organisation als irgendein normaler Bürojob und auch viel mehr, als es bei "nur Entwickeln und Verkaufen" der Fall wäre, wenn zwischendrin irgendein Lohnfertiger sitzt. Ich bewerte das jedenfalls heute so.
Wie gesagt, ich weiß nicht ob es übertragbar ist, ich will auch niemandem versehentlich und ungerechtfertigt ans Bein pinkeln. Ich möchte nur sagen: Alles nicht so leicht. Natürlich ist man als Hersteller in der Pflicht, solche Mißstände zu beseitigen und die Verärgerung auf der Kundenseite ist total verständlich. Aber auch fürs Beseitigen von Mißständen muß man eben Zeit und Energie haben und wenn einem bereits viele sehr akute Sachen (hier z.B.: bereits sehr lange wartende Kunden, die man schon dreimal vertröstet hat) im Nacken sitzen, kann die Beseitigung der eigentlichen Probleme eben auch mal länger dauern, auch wenn das für alle Beteiligten kontraproduktiv ist.