Ich fand das mit diesem Vangelissound und so damals übrigens gar nicht so herausragend, es war einfach da, und die Sounds waren halt so analog - fand ich damals 0 beeindruckend. Das mit dem Kult kam wohl später und die Referenzen darauf ebenso - in Musik wie EBM wurde sehr gern von da zitiert, und eh sonst alles was technisch oder cyber ist oder/und dystopisch. Aber eben zu lieb alles …
Aaaber - ich mag BR in beiden Versionen. Ist aber nicht mein Lieblingspferd. Es ist eins von vielen, die auch schön sind. Bin ich damit allein? Ist vielleicht wie bei Wendy Carlos - das hab ich auch nie so verstanden, was daran so großartig sei, siehe Papst- und andere Diskussionen. Und ja, ich mag durchaus Bach-Interpretationen und das alles - aber es ist bei Scifi für mich immer unverständlich wieso da sehr oft sehr klassisch gearbeitet wird - bei BR2049 ist das nicht so - und das finde ich grundlegend erstmal löblich, aber es sind Soundfetzen, keine Musik oder Komposition. Das wäre möglich, so würde ich keinen Soundtrack haben wollen - aber mit KOmposition vielleicht schon.. bin aber kein großer Soundtrackhörer, weil mir die meisten zu bombastisch sind und als Musik oft nicht wirklich "taugen". Das aber nebenbei. Anderes Thema …
Kann ich nachvollziehen als auch nicht allzu großer Fan von Vangelis, Carlos, Jarre, etc. Ich kann deren Leistungen aus historischer Distanz würdigen und nachvollziehen, warum einzelne Arbeiten von technologischer und kultureller Bedeutung waren, aber besonders berührt haben mich die Ergebnisse nur selten bis gar nicht. Bin zuweilen sogar irritiert darüber, dass auch jenen seit einigen Jahren wieder eine Rehabilitation widerfährt, deren Arbeiten man vor noch 20 Jahren und im allgemeinen Einverständnis das Etikett "Kitsch" oder "Fahrstuhlmusik" verpasste (ich denke hier vor allem an Monsieur Jarre).
Grundsätzlich finde ich den Soundtrack vom ersten Blade Runner gut im Sinne von "er funktioniert", ist aber auch ein Kind seiner Zeit, also heute ganz klar retrofuturistisch. Eine kompositorische Meisterleistung habe ich nie darin gesehen, einige Passagen finde ich sogar ziemlich cheesy, wie beispielsweise das sleazy Fake-Saxofon-Solo - etwas, dass ich mir niemals außerhalb des Filmkontexts anhören könnte, wo es natürlich seinen Zweck erfüllt. Und natürlich gibt es wiederkehrende Leitmotive und in diesem Sinne eine konventionelle Kompositionspraxis bei Vangelis, aber grundsätzlich steht auch hier schon die Erzeugung einer Atmosphäre im Vordergrund, die dann gänzlich nur im Zusammenspiel mit den Bildern transportiert wird. Wenn ich mir aber anhöre, was Vangelis zuletzt so alles getrieben hat, bin ich sehr froh darüber, dass man ihn gar nicht erst für Blade Runner 2049 ins Spiel gebracht hat.
Musikalisch ist der neue Soundtrack meiner Meinung nach gar nicht so weit entfernt von dem alten. Man hat eigentlich das genommen, was den Original-Soundtrack ausgezeichntet hat und diese Elemente auf die Spitze getrieben. Es gibt das selbstreferentielle CS-80-Zitat, mehr eine Andeutung oder Skizze als eine klassische Melodie, und ansonsten den Fokus auf die Erzeugung von Stimmungen. An die Stelle von auskomponierten Leitmotiven treten Sounds, wozu auch einige martialische CS-80-Klänge gehören. Das finde ich konzeptionell erstmal ganz spannend. Kann man sich das solo aber genauso gut anhören, wie eine Vangelis-Platte? Keine Ahnung, muss aber bei einem Soundtrack streng genommen auch gar nicht der Fall sein, einige Komponisten würden sogar sagen, dies sollte nicht der Fall sein. Interessant fand ich allerdings, dass der neue Soundtrack genauso ins Ohr geht wie der alte, obschon die musikalische Information an sich weitaus abstrakter ist. Genervt haben mich eigentlich nur die für Zimmer typischen Tribal Drums bzw. das Surrogat für denselben Effekt, aber die tauchten glücklicherweise nicht so häufig auf.