Egal, wenn man das echte Sidechain-Signal anhören würde
ich denke wir sollten erst mal die grundsätzlichkeiten klären.
das sidechain signal ist das
musiksignal, was man reinschickt.
(einfach auf den Eingang eines Mischpult-Kanals legen), würde man das Originalsignal mehr oder weniger stark tiefpassgefiltert hören können (und vor allem feststellen, dass es nicht bei 100 oder 1000Hz einfach abrupt bandbegrenzt ist.
das
steuersignal, was im gerät seine wirkung tut, ist unipolar und mindestesn mal stark tiefpassgefiltert.
ein unipolares signal kann man sich überhaupt nicht anhören, und wenn man es täte, hätte es mit dem musiksignal, aus dem es erstellt wurde, so gut wie nichts mehr zu tun.
ich würde jetzt eignetlich gerne wikipedia bemühen, weil ich keine zeit zum photoshoppen habe und auch keine lust dich mit max/msp oder matlab screenshots zu belästigen.
aber leider krankt das (eine) wikipedia bild zum envelope follower an dem mangel, dass das "musiksignal" dort ein reiner ton, der für sowas als testsignal und/oder zum veranschaulich meist nur sehr schlecht geeignet ist.
dennoch, um den grundsätzlichen unterschied mal klar zu machen:
das blaue ist das sidechain signal, das rote ist das steuersignal, was wir idealerweise davon ableiten zu wollen.
und du meinst nun, dass sich das rote signal ähnlich anhören wird wie das blaue? musik machen mit hüllkurven?
oder hier noch mal "in echt" (auch wikipedia, leider wieder eher ein klang als ein geräusch):
hier kannst du schön sehen, wie einzelne spitzen (aka halbwellen) eben genau nicht die maximallinie der envelope vorgeben, sondern durch die wie auch mimer geartete interpolation eher so eine art druchschnitt.
und auch bei diesem beispiel wünsche ich viel spass beim "anhören" des steuersignals.
Keineswegs aber ich gebe zu das ich wohl der falsche Diskussionspartner bin und viel zu wenig Ahnung davon habe wie Geräte oder gar Computer funktionieren. Ich habe mir mit meiner Ersten Antwort hier den ganzen Nachmittag Kopfzerbrechen eingehandelt...
das konntest du nicht ahnen, aber danreed und ich sind auch gerade in so einer art experimentierphase über unsere kommunkationsprobleme (weniger untereinander sondern in bezug auf ganz andere dinge) in diesem schrecklichen sequencerforum.
natürlich hast du noch mehr unrecht als er
aber das ist kein grund, sich zu schämen oder die klappe zu halten.
ich versuche es noch mal grundsätzlich, wenn das auch scheitert bin ich ganz raus und mache wieder etwas sinnvolles mit dem rest des nachmittags.
meiner erachtens gilt es bei verzögerung zwischen
relativer verzögerung und
absoluter verzögerung zu unterscheiden, und da liegt die erste hälfte deines denkfehlers.
in einem computerprogramm sind alle parallelen audio signale immer 100% miteinander sychronisiert.
sie haben dann z.b. in einem programm einen buffer von immer 0.7 ms, der dazu benutz wird, berechnungen durchzuführen.
sobald ein prozess eingeführt, der eine latenz hat, wird diese latenz kompensiert indem alles andere auch verzögert wird. (jedenfalls in programmen ~2005 und neuer)
im ergebnis stellt das also kein problem dar. alles ist immer synchron und kann immer schnell genug "berechnet" werden.
latenz hat ein computerprogramm erst in relation zur außenwelt, also z.b. beim aufnehmen und beim wiedergeben über einen wandler, wenn man dann aber parallel dazu noch etwas anderes macht.
zweitens musst du unterscheiden zwischen der verzögerung des signals selbst (also bei einem digitalen signal z.b. könnte man die samples zählen, bei einem analogen die zeit stoppen, seit wann man die bandmaschine gestartet hatte (=differenz anfang/jetzt) und der verzögerung des
inhalts des signals (=welcher wert taucht wann in der echtzeit auf)
letzteres ist das, was beim envelope follower unweigerlich passiert, und zwar egal ob digital oder analog.
digital muss das berühmte lookahead also nicht gemacht werden, weil der böse prozessor so langsam rechnet, sondern digital ist es im gegensatz zu analog einfach nur
viel leichter machbar, lookahead zu benutzen, weil die dadurch entstehende verzögerung des musiksignals (also des
inhalts des signals), automatisch kompensiert wird, oder anders gesagt quasi gar nicht erst auftritt.
auch die bauteileträgheit des analogen pedants hat mit dem u.u bestehden wunsch nach lookahead eigentlich (fast) nix zu tun.
es geht einfach nur darum, dass man die rote kurve ohne ein bischen herumhängen in der wartehalle nicht so ideal hinbekommt, wie auf bild 1, weil niemand, egal ob bauteil oder microchip, wissen kann, was demnächst erst noch passieren wird.