florian_anwander schrieb:
Sagen wir so: Das Entscheidende bei komplett analoger Signalverarbeitung (und dazu gehören auch die Bandmaschinen) ist, dass sie keine technischen Begrenzungen im eigentlichen Sinne haben wie minimal darstellbarer Pegel oder höchste darstellbare Frequenz;
Das ist falsch. Die Informationsmenge, die man Aufzeichnen kann, hat ein praktisches Limit, das sich auch theoretisch herleiten lässt (aus dem Störabstand, ggfls. frequnezabhängig) . Wenn du es schaffst das zu verletzen gibt es einen Nobelpreis (o.ä.).
(Und das ist bei Digitaltechnik nicht anders - vor allem begrenzt die Bitbreite die Amplitudenauflösung nicht. Das Wunder des Dithers - muss man nicht verstehen, kann man ausrechnen ... )
Wenn man aus diesem Punkt - ebenso wie der Hypothese der "gefühlten Bandbreite" - einen relevanten technischen Vorteil begründen will, begibt man sich m.E. sehr weit in den Bereich der Audioesoterik, um es mal *sehr* diplomatisch auszudrücken.
intercorni schrieb:
Das Geld sollte man sich sparen um es lieber in einen akustisch optimierten Abhörraum
zu stecken was meiner Meinung nach mehr bringt.
Das ist ja generell ein Problem der Audiesoteriker: für die ist alles gleich wichtig. Deshalb kostet im HiFi-Laden ja auch alles etwa gleich viel, bzw. die Preise sind strikt nach dem gestaffelt, was die Leute als 'gefühlten Anteil' auszugeben bereit sind. Auffällig vor allem, das Verstärker und Lautsprecher gleich teuer sind, was im Hörtest absolut nicht nachvollziehbar ist.
Es ist ja auch bemerkenswert, das die Esoteriker hier jetzt schon wieder bei über 20kHz und jenseits der 144dB "Bitauflösung" angekommen sind, obwohl wir hier nicht von einem Millionprojekt mit dreifach Raum-in-Raum-Konstruktion und stickstoffgekühlter Analoghardware sind, obwohl das Dinge wären, die immerhin überhaupt noch in dem Bereich Auswirkungen haben, in dem eine Hörwirkung nicht völlig ausgeschlossen werden kann.
Ich hatte es oben ja schon angesprochen: im Homestudio ist das mit der Bandmaschine schon 'ne heftige Nummer. Realistisch sind rund 1k€ - wenn das mehr ist, als die Monitore gekostet haben, dann sollte man schon genau wissen, was man da treibt.
Wenn das ganze sowieso Hobby ist und man da jedes Jahr eben 1k€ versenken mag, dann gibt es natürlich nur wenig noch tollere Maschinen. Schon diese sorgfältige gebaute Feinmechanik und Technik zum angucken und begreifen ist doch einfach klasse.
intercorni schrieb:
Generell ist das Mastern auf Analog-Tape recht überbewertet
M.E. basiert ein guter Teil einfach auf dem Pegelgewinn. Die wenigsten machen sich die Mühe, mit ausgeglichenen RMS-Pegel zu vergleichen.
Und das Tape den Crestfaktor reduziert (und zwar recht transparent!) ist ja auch ein echter Vorteil im Lautheitskampf. (Dem man sich nicht entziehen kann, denn die rund -12dB RMS auf die man fast jedes Signal nahezu transparent Limitiert bekommt, sind heute viel zu wenig. )
Infiltrator schrieb:
..ist die Sache mit den Gleichlaufschwankungen
Bandgeräte haben eine weite Spanne - die Studiobandgeräte um die es hier geht, sind sehr gut. Eine B77 ist kaum schlechter.
Hörbare Mängel im Sinne der Studiotechnik sind solche Mängel, die man mit speziellen Testsignalen hören kann.
Die Vorstellung jeden Messwert und jedes technische Detail mit der Lieblings-CD-Sammlung raushören zu können, ist gequirlte Esoterikscheiße.
Gleichlaufschwankungen hört man z.B. gut, wenn man einen völlig(!) statischen Sägezahn aufzeichnet und den wiedergibt, und zwar über Lautsprecher. Dann wird die minimale FM am "Raumkammfilter/Hall" durch Interferenzen in eine AM verwandelt. Und die kann man dann hören. (Nach dem Versuch hast man erst mal ein Chorus auf allem, weil die ermüdeten/abgeregelten Hörzellen erst mal alles andere Kammfiltern. Fühlt sich sehr komisch an. )
Mit echter Musik hängt dann die Hörbarkeit extrem von der Musik ab. Wenn *alles* besser klingt (bezogen auf solch guten Apparate wie diese hier), dann ist das nicht die Technik, sondern eine veränderte Hörperspektive.
Ebenso der Störabstand - der ist fast immer gut genug. Wenn du deine Drums aber für Popmusik hinterher 40dB komprimierst und die in einem Trackteil solo stehen, dann hört man das Rauschen auch in einer modernen Pop-Produktion durch.
Insofern ist "Hörbarkeit" da durchaus zu differenzieren:
a) mit Testsignalen hörbar
b) mit Musik hörbar - stark Pegel- und Materialabhänig, im Homstudio mit 85dB maximal und 20dB Ruhegeräusch ist auch eine Studiobandmaschine Transparent
c) wer das nicht hört ist blind (Wandlerklangtest im Homestudio, Gerätetuning durch Chip&Kondensatortausch usw...)
Unter b) hört man überraschend wenig. So über den groben Daumen ist alles was 40dB unter dem Nutzsignal bleibt, nicht zu hören.