Als Künstler in der Öffentlichkeit vs Anonym als Künstler? Befreiung von Erfolgsdruck ?

Wobei das nicht ganz so schlimm ist.

Als ich mit Sandra Gillette unterwegs war die damals gerade eine Nummer 1 in Deutschland hatte ( Short Dick Man, Twenty Fingers ) und auf MTV in Heavy Rotation wirklich fast stündlich zu sehen war, konnten wir locker an freien Tagen irgendwo ungestört unter Menschen. Wenn wir irgendwo angekündigt waren, ihre Schwester hat Sandra schon mit der Schminkflinte ins Gesicht geschossen und der ganze Tross war dabei, keine Chance. Trotzdem spricht dich ja nicht jeder an, nur weil er dich erkennt.

Oder Marty Schwartz fällt mir gerade ein.... det Typ der auf Youtube die Gitarren-Tutorials macht. Den sich wirklich jeder Gitarrist auf der ganzen Welt schon mindestens einmal reingezogen hat. Der hat immer einen kleinen Hut auf.... immer. Das ist sein Markenzeichen. Auf der Strasse, ohne Hut, erkennt den keiner, da hat er mal was erwähnt davon in einem Interview.

Das kann auch eine Möglichkeit sein, ungestört zu bleiben... du machst deine Bühnenpersona einfach komplett anders als du sonst auf der Strassse rumläufst ( die angesprochene "Maske" muss ja keine richtige Maske sein, ein gutes starkes Makeup reicht da schon ), und bleibst bei genau diesem Stil in allen Publikationen und live.
Sobald du dann "aus der Rolle" bist hast du eigentlich grösstenteils Ruhe.

Nimm Bernie, der so nett vom Avatar grinst.
Auf der Strasse würde ich ihn nicht erkennen, aber wenn er ein Moog T-Shirt anhätte würden die entsprechenden Neuronen getriggert und das Hirn würde sagen "aufgemerkt...".
 
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Das sehe ich genauso.
Es ist doch nervend wenn man sich kaum noch frei bewegen kann, ohne ständig von Fremden angesprochen zu werden.

Als ich noch meinen Studentenjob bei einem Möbelgeschäft in Bochum hatte, war ein recht namhafter deutscher Schauspieler mein Stammkunde.

Als er das erste Mal in den Laden kam, tuschelten alle Kollegen ist das nicht...?... doch, ja, das ist doch... sehr peinlich. Peinlicher wäre es nur noch geworden, wenn sie um ein Autogramm gebeten hätten.

Als er zu mir in meine Abteilung kam, behandelte ich ihn wie einen normalen Kunden, was ihn ganz offensichtlich freute.

Er wurde dann über lange Zeit zu meinem Stammkunden und wollte nur von mir bedient werden.

Stephen
 
Ich war früher schon auch sehr introvertiert. Geradezu bühnenängstlich. Vor allem als Pianist. Man macht sich vor Publikum nochmal extra verletzbar, obwohl man sich ja eigentlich schon sehr verletzlich fühlt.

Manchmal ist es mir gelungen beim Klavierspielen ganz bei mir selbst zu sein und auch vor Publikum in den Flow zu kommen. Dann war ich gar nicht "ich" beim Spielen, sondern einfach nur "mit" der Sache . Ich konnte die Stücke im Schlaf (Sicherheit), fühlte mich "technisch" frei und ich kam und blieb in der Konzentration. Das Entertainment geschieht dann nicht auf Rampensau-Niveau, sondern auf einer anderen Ebene. Für einen magischen Moment verzeiht das Publikum eigentlich alles. Darum kommen sie ja.

Ich hab aber erst viel zu spät rausgefunden, dass mir nicht meine Schüchternheit oder Verklemmtheit (Lampenfieber, Angst was weiß ich) im Weg stand, sondern meine Unsicherheit als Mensch im Leben generell. Als ich dann, kurzzeitig, als Keyboarder professionell auf Bühnen stand, hat es Spaß gemacht, weil: Einerseits war ich abgesichert durch verinnerlichte Musikstücke und Abläufe (Show). Andererseits durch Rituale, um in Konzentration zu kommen: Dafür hab ich genau das gemacht, was goorooj sagt:

du machst deine Bühnenpersona einfach komplett anders als du sonst auf der Strassse rumläufst

Dabei war das nicht mal komplett anders. Es hat schon gereicht, mich ein bisschen aus der normalen "Rolle" fallen zu lassen, die ich sonst einnehme. Vor dem Auftritt habe ich meine, nicht eine, MEINE Bühnen-Persönlichkeit eingenommen und versucht eine Bühnen-Präsenz auszustrahlen, samt Bühnen-Outfit. Das habe ich mir aber nicht "aufgesetzt" sondern so gemacht und ausgesucht und auch so praktiziert, dass ich es gerne mache. Meine kleines Selbstbewusstsein habe einfach immer als "guten Kumpel" an die Hand genommen, mit auf die Bühne gebracht und neben mir abgestellt, sinnbildlich, das durfte zugucken. Im Alltag war ich, bis auf ab und an ne bunte Hose, weiterhin unauffällig. Ich hatte quasi absichtlich einen neben mir laufen, den Introvertierten, aber nur auf der Bühne.
 
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