salz schrieb:
Bei den elementarsten Grundsatzfragen dieser ganzen Geschichte wirste als Rezipient allein gelassen und sollst Entscheidungen treffen, deren Tragweite du als Laie gar nicht abschätzen kannst. Ungeheuerlich sowas! Was, wenn man sich an diesem Punkt falsch entscheidet? Wie findet man überhaupt raus, ob die Entscheidung richtig war?
Also wenn ich nun sage, "Nö. die Gleichberechtigung von Ton- und Geräuschanteil wird nicht wirklich deutlich!" - krieg ich dann ein paar geschallert und hab als Novize bis in die Steinzeit verschissen? Auf der anderen Seite freut man sich natürlich über etwas Interpretationsspielraum.
Erinnert mich spontan ein wenig an den Deutschunterricht: hatte man ein Gedicht/Lektüre anders interpretiert, als es
der Deutschlehrer wollte, gabs die rote Karte. Oder raffte die Mehrheit der Klasse nicht, wo (und ob) die Aussage zu finden
war, kam der Lehrer selten auf die Idee, dass vielleicht nicht die Schüler doof waren, sondern der Dichter/Autor nicht in
der Lage war sein Material richtig zu verpacken. Ja, was nun?
Zurück zur Musik.
Wer auf musikalische Entdeckungsreise geht, wird bisweilen froh sein, wenn er vom Komponist/Musiker einen Tipp bekommt,
um was es in seinem Werk geht. Das gilt nicht nur für Neue Musik! Es ist Gang und Gäbe, das bei Opern oder Konzerten der (alten)
klassischen Musik Programmhefte zu kaufen gibt, in denen man nachlesen kann, um was es in dem Werk überhaupt geht oder
was die Aussage des Musikers ist usw.
Wer alle Beethoven-Sinfonien durch hat, wird irgendwann keine Bedienungsanleitung mehr brauchen.
Und: (um zu Deiner Frage zurück zu kommen) scheue Dich nicht auch eine eigene Meinung zu haben, wenn es um eine
Werksinterpretation geht. Es geht um Auseinandersetzung, Beschäftigung; nicht um Rechthaberei oder das Lösen von
Sudoku-Rätseln