Es wurde so einiges halbiert wenn ich das richtig verstanden habe, die Scenes auf 4 und noch so einiges... finde ich aber nicht schlimm, solange an der FM-X engine nichts weiter halbiert wurde... Sobald da etwas vom großen fehlt, ist das Ding für mich schon durch, leider gehe ich mal davon aus, das es so sein wird denn Yamaha möchte ja den großen Verkaufen und nicht den kleinen "günstigen"...
FMX wird nicht kastriert. Das lohnt sich nicht. Wenn man sich mal anguckt, mit wie wenig Rechenpower Yamaha vor einem guten Vierteljahrhundert 32 6OP-AFM-Stimmen erzeugt hat, dann kann man sich vorstellen, daß 64 8OP-FMX-Stimmen nicht so wahnsinnig anstrengend sein können. Die Reduktion der Stimzahl war eigentlich nur eine modellpolitische Entscheidung und technisch wahrscheinlich nicht mal notwendig. (Mal davon abgesehen, daß man vermutlich selten mehr als 32 brauchen dürfte...)
Außerdem müßten sie für weitere Kastrationen (z. B. weniger Operatoren, oder die OPs können jeweils weniger) an die Engine ran. Das wär Mehraufwand in der Entwicklung und beim eventuellen Ausbügeln von Bugs. Kost alles Geld. Dann lieber dasselbe, aber weniger davon. Dann hat man den Modellpflegeaufwand nur einmal, weil's nur eine Codebasis gibt.
Ich sehe das Problem halt immer noch darin, dass in Yamahas Synth-Ablegern seit den MoX-en (ob's bei den MO's schon so war, keine Ahnung) immer miesere Wandler drin sind als in den Topmodellen. Die haben null Druck im Sound, identische Samples hin oder her...
Normale Yamaha-Strategie: Wir gießen einfach praktisch dieselbe Firmware (und dieselben Samples und dieselben Programme, weil Durchforsten und Aussortieren bei den Unmengen an Sounds Zeit und Geld kosten würde) in miesere Hardware und verschrubben das Ganze zum halben Preis. Früher haben sie sich wenigstens noch die Mühe machen müssen, bei allem, was nicht Motif hieß, den Sampler rauszuzüchten.
@Doctor Jones: unterzeichne mal wieder alles, inklusive der Befürchtung, Nord Lead 5 könnte gar nicht mehr erscheinen. Dafür würde sprechen, dass sie so kurz hintereinander Piano und Electro geupgradet haben, obwohl der Stage schon quasineu ist, eigentlich kaum was neues drin ist, aber man sagen kann "aber hier gibt's ja updates".
Den Electro droppen sie wohl schon deshalb alle Naselang, weil der wenig kostet und daher der Widerstand gering ist, wenn man sich einen neuen holen will. Der Gebrauchtmarkt freut sich derweil.
Vor allem: Da sich wirklich jeder und seine Mudder auf den Modularboom gestürzt hat, aber der G3 Dampfware ist, dürften sich Synths für die roten wirklich erledigt haben. Oder man brütet hinter verschlossenen Türen was komplett neues aus. Glaub ich aber nicht.
Wenn Clavia noch was an Leuten jenseits von AP/EP/B3/D6/Tron/Moog liegen würde, hätten sie z. B. schon längst den von mir mal herbeigesehnten Nord String gedroppt und Waldorf gezeigt, wie VA-Stringmachine richtig geht. Und dann hätten sie 'ne eingeschränkte Version davon (z. B. nur monotimbral, derweil der Nord String bitimbral ist) in den nächsten Nord Stage mit reingegossen. Haben sie aber nicht. So haben wir die Wahl zwischen Waldorf Streichfett, der irgendwie in Richtung Korg Lambda gehen soll, nach dem kein Hahn kräht, und Roland VP-03, der den Versuch, die VP-330-Strings zu imitieren, verkackt hat. (Noch ein Vangelis-Sound, den wir erwartet und nicht gekriegt haben. *hust* Deckard's Dream *hust*)
Außerdem, wie lange werden sie wohl brauchen, um einen G3 zu entwickeln? Oder sonst einen Kracher, der – für Clavia ungewohnt – irgendwas nachahmt, was es 1970 noch nicht gab? Da kommt nix mehr.
Vielleicht sagen sie sich auch: Damals in den 90ern haben sie den Analog-Freaks den ersten brandneuen, volldigitalen Synth zum kompletten Mittendrin-Selberschrauben gegeben. Aber die heutigen Modular-Freaks wollen zum einen natürlich auch mittendrin umstöpseln. Ging bei den bisherigen Nord Modulars bekanntlich nicht. Gleichzeitig aber will man keinen starren Aufbau. Bei den Nord Modulars war ja das Geile, daß man sie mit immer neuen Modulen bestücken konnte. Und auch Eurorack-Systeme sind meistens im ständigen Wandel – um da mithalten zu können, müßte ein G3 den Import von Drittmodulen erlauben. Wenn der Synth aber mit echten Patchcords stöpselbar sein soll, braucht man einen festen Aufbau wie beim State Zero. Auch doof. Also läßt man's gleich ganz und überläßt den Kampf den "echten" Modularsynths.
Der VA-Boom ist halt um, und solange Kemper den Finger nicht ausm Amp befördert, weil Novation ihn nicht dazu zwingt, wird auch Nord nix machen. Und die Bandmucker hieven sich inzwischen Prophets auf die zweite Ebene, das ging so vor fünfzehn Jahren auch noch nicht. Mal sehen was der Kyra reisst, kann sein dass der den nächste VA-Boom lostritt. Wäre nach dem ganzen Analoghype mal wieder ne schöne Abwechslung.
Novation macht da wohl auch nichts mehr. Die "big things", deren "small beginnings" die Ultranova war, waren eine Luftnummer. Hat sich was mit Supernova III.
Außerdem haben sie auf das Wettrüsten schon lange keinen Bock mehr. Gegen den ersten Virus haben sie die Supernova aufgefahren. Den Virus b haben sie als Herausforderung angesehen und mit der Supernova II gekontert, die aber schon kaum mehr als gleichziehen konnte. Als die Kaiserliche Kempersche Marine den Virus C brachte, hat die Royal Novation Navy die weiße Flagge gehißt.
Inzwischen ist der TI2 seit Ewigkeiten da und seit Ewigkeiten unangefochten, der letzte Groß-VA. Fast die Hälfte der Zeit, die es den Virus an sich gibt, gibt es den TI2, weil der einfach keine Freßfeinde mehr hat. Was gibt's denn sonst noch? Nord Lead 4, der aber ein 2X-Nachfolger ist; der Über-Nord Lead 3 wurde ersatzlos eingestellt. Waldorf Blofeld, der eigentlich noch größeres Gewicht auf Wavetable legt als der TI2, und von dem einem jeder abrät wegen des verbuggten Multimode. Und dann gibt's noch die letzten Kompakten, Novation Ultra- und Mininova, Korg MicroKorg (den werden sie sich nicht trauen einzustellen, auch wenn er den Weltrekord schon hat), MicroKorg S (für "Strandfete ohne Aktivbox"), möglicherweise MicroKorg XL+ und den halbgaren Yamaha Reface CS. Waldorf Streichfett, der aber ein anderes Konzept hat. Und die ganze Plugout-Chose von Arnold. Hab ich was vergessen?
Jedenfalls hat man sonst überall auf analog oder zumindest hybrid umgesattelt. Der Kunde will's so haben. Je echter analog, desto besser. Ist doch so: Wenn wieder jemand einen Hybriden rausbringt, geht wieder das "Mimimi, wir wollen aber VCOs haben" los.
Kann aber trotzdem sein, daß da, wie du schon geschrieben hast, einer den VA wieder groß rausbringen kann: Dr. Caballero. Sein Ziel war ja nicht mehr und nicht weniger als "Virus in noch viel geiler". ValKyra könnte also der erste Synth sein, der sogar den TI2 noch schlagen kann – und bei der Gelegenheit diesen 90er-Jahre-Klangcharakter nicht mehr mit sich rumschleppt.
Und das Ding wird die Leute daran erinnern, was ein komplett virtuell-analoger Synth gegenüber einem echtanalogen oder hybriden an Vorteilen hat – nämlich dadurch, daß man für keinen Teil der Klangerzeugung dedizierte Hardware braucht.
Erstens: Ein VA kann mehr bei weniger Platzbedarf. Schon einen MicroKorg kann man in der Größe nicht analog bauen, auch in SMD nicht – nicht nur, weil man acht VCFs bräuchte, Vocoder nicht mit eingerechnet, sondern weil die DWGS-Wellenformen mit VCOs einfach nicht gehen. Ein Micron oder Miniak in analog hätte Schaltschrankmaße, allein schon wegen der vielen Sequencer, und dann kämen 24 VCOs dazu und ein Filterwust, der selbst Studio Electronics zuviel wär. Von einem Q, einer Supernova oder einem Virus in analog wollen wir gar nicht erst reden. Ein Baloran The River ist den meisten schon zu schwer, und was kann der?
Zweitens: Ein VA kann mehr bei geringerem Preis. Wieviel Analogsynth kriegt man zum Preis eines Virus TI2? Jedenfalls kriegt man dafür auch einen Virus TI2. In den unteren Preisregionen ist das auch schon heftig: Man vergleiche mal einen DeepMind mit einem Blofeld.
Drittens: Upgrades mit neuen Features sind bei digitalen Klangerzeugern nicht nur einfacher, sondern eigentlich überhaupt durchführbar, weil die ganze Klangerzeugung Software ist. Der Virus b bekam per SysEx-Upgrade z. B. einen Hall eingebaut. Bei der Kurzweil K2000 tauscht man zwei EPROMs aus und hat auf einmal z. B. einen wesentlich besseren Sequencer drin. Heute ist das noch einfacher, weil man schon lange nicht mehr um jedes Byte im Firmware-ROM feilschen muß und Upgrades per USB kommen können.
Wer sich bei ValKyra darüber beschwert, daß sie nicht echtanalog ist, geschweige denn komplett spannungsgesteuert und diskret, der muß sich einfach mal überlegen, was nötig wäre, um auf dem technischen Stand von Mitte der 70er die Firepower von ValKyra zusammenzukriegen. ValKyra selbst in analog (minus Wavetables) hätte 128 Voicecards. Jede davon hätte sechs VCOs (zwei geben jeweils verbiegbar Sägezahn und Puls aus und können Sync, Ringmodulation und FM, die anderen vier können nur starren Sägezahn), einen Rauschgenerator, ein in der Flankensteilheit variables, irgendwie multimodefähiges Kaskadenfilter, drei ADSR-Hüllkurven und einen VCA. Das alles auch noch in diskret – und am besten auch noch mit klassischen Bausteinen, also nicht SMD? Erstmal wär das ziemlich raumgreifend (und die Leute mosern ja schon über die Gehäuseform des River), dann wär es schwer (wo doch heute alles über 10 kg als "schwer" gilt), und es würde derartig schnell heißlaufen, daß ein stimmstabiler Betrieb ohne laute Gehäuselüfter unmöglich wär. Von teuer will ich gar nicht erst reden.
Woran ValKyra noch scheitern könnte – woran wohl die ganze VA-Oberklasse gescheitert ist: Heutzutage holt kaum mehr jemand derartig viel gleichzeitig aus einem und demselben Synthesizer (Ausnahmen: Omnisphere, Massive, alles mit Samples). Es geht zwar, aber es klingt langweiliger, als wenn man mehrere verschiedene kleinere Geräte nimmt. Damals™ haben die alten Recken ja auch nicht mit massiven Overdubs alles aus einem Gerät geholt. Natürlich, wenn ValKyra sich in der Serienversion als klangliches Chamäleon erweisen sollte und es interessanter wäre, da acht Parts gleichzeitig rauszuholen, kann sich das noch ändern.
Killerfeature für ValKyra wären natürlich Original-PPG-Wavetables. Die hat auch der Blofeld, aber dann gäbe es sie in einem Hardwaresynth, der (hoffentlich) nicht vermackt ist.
Klar kann man Montage nur wegen FM kaufen.
Das wird letztlich einer der Hauptgründe sein, den MODX zu kaufen. Der Romplerteil ist mit 28 Stimmen derart reduziert, daß unter den Nichtnerds nur die Ahnungslosen und Schon-immer-Yamaha-Käufer zuschlagen werden – und die armen Schweine, deren freundliches Kreisstadtmusikhaus elektronische Instrumente eben nur von Yamaha führt (als wenn die Synthesizer hätten). Der FMX-Teil dagegen ist reduziert von einer Stimmzahl, die kein Schwein je ausreizen wird, auf eine andere Stimmzahl, die kein Schwein je ausreizen wird – einen TX816 kauft man ja auch für den achtfachen Multimode und nicht für 128 Stimmen. Dafür kriegt man für einsfünf einen flammneuen FM-Synth, der möglicherweise noch zugänglicher ist als ein DX1 (und mehr Stimmen und mehr Multimodeparts hat als ein DX1).
Die große Zeit des Montage als DX7/DX5/DX1/SY99-Surrogat und FS1R-Ersatzdroge ist jedenfalls vorbei.